"Bürstenfeuer"

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Udo N.
Beiträge: 192
Registriert: Do 29. Aug 2013, 15:15

"Bürstenfeuer"

Beitrag von Udo N. »


Hallo liebe Mitleser, in der Hoffnung jetzt im richtigem Forum zu sein, hier mein Anliegen:
Ich habe mir einen neuen (gebrauchten) Zimmermannshobel gekauft (Makita 1806B). Ganz anständig das Teil, aber beim ersten Probelauf fielen mir doch sehr deutlich sichtbare Funken im Motorbereich auf. Einen Leistungsabfall konnte ich nicht bemerken.
Ich habe jetzt die Kohlebürsten erneuert, aber deutlich besser ist es nicht geworden.
Meint ihr ich kann damit weiter arbeiten, ohne die Maschine ernsthaft zu beschädigen, bzw. hat jemand eine Idee wie man dieses Problem lösen könnte?
LG Udo


Torsten Mertinkat
Beiträge: 90
Registriert: Do 5. Nov 2015, 22:27

Re: "Bürstenfeuer"

Beitrag von Torsten Mertinkat »


Hallo Udo,

stärkeres Bürstenfeuer deutet darauf hin, dass die Kohlebürsten nicht den richtigen Kontakt zu den Kupferkontakten des Rotors haben.
Weil es sich um kleine Lichtbögen handelt, ist das auch nicht ganz unproblematisch. Darunter leiden die Kupferkontakte am Rotor. Es kommt zu Abbrand am Kupfer; dann folgt ein höherer Widerstand; damit eine höhere Wärmeentwicklung......
Zum Schluss ist der Rotor dann im Eimer. Im schlimmsten Fall brennt er ab.

Hast Du die Führungen der Bürsten und den Rotor gereinigt, bevor Du die neuen eingesetzt hast? Manchmal klemmt es dann ein bischen und die Bürsten sind nicht leichtgängig genug.

Sind die Federn in Ordnung, die die Bürsten an den Rotor drücken?
Außerdem brauchen die neuen Bürsten eine Weile, bis sie sich an den "alten" Rotor angepasst haben. War ein Unterschied im Bürstenfeuer nach dem Wechsel zu erkennen?

Eine weitere mögliche Ursache kann sein, dass die Zwischenräume der Kupferkontakte mit dem alten Kohlenstaub zugesetzt sind und damit den einwandfreien Kontakt behindern.

Weiterhin ist möglich, dass die Kontakte selbst verschmutzt oder unterschiedlich abgenutzt sind.

Den meisten Problemen kann man mit ganz feinem, dünnen Schleifpapier auf den Leib rücken.
- Schleifseite zum Rotor: die Kontakte werden abgezogen, das Kupfer wieder blank, nur nicht das Reinigen hinterher vergessen. Kupferspäne gehören da absolut nicht dazwischen!
Ich nehme dazu Druckluft und für hartnäckige Fälle eine alte Zahnbrüste.
Vor harten Dingen kann ich nur warnen, es könnte die Isolierung der Wicklung oder des Rotors beschädigt werden.
- Schleifseite nach außen, das Papier zwischen Bürsten und Rotor, die Bürsten werden an den Rotor angepasst. Das aber sehr vorsichtig tun, sonst passt hinterher gar nichts mehr.

Das Schleifpapier muss in beiden Fällen ganz stramm am Rotor anliegen.

Sollte die Höhe der einzelnen Kupferkontakte abweichen ist das ein Fall für die Werkstatt. Entweder werden die Kontakte abgedreht oder der Rotor muss getauscht werden.

Auch möglich: die Lager des Rotors sind verschlissen und er läuft unrund. Auch hier gilt, ab in die Werkstatt.

Mein Rat an Dich: Frage lieber einen Fachmann bei Dir vor Ort der sich das Gerät ansehen kann, um den Umfang des Problems genau abzuschätzen.
Bei elektrischen Problemen geht die Sicherheit absolut vor!

Hoffentlich habe ich Dir ein wenig helfen können.

Viele Grüß, Torsten



Udo N.
Beiträge: 192
Registriert: Do 29. Aug 2013, 15:15

Re: "Bürstenfeuer"

Beitrag von Udo N. »


Hallo Torsten und vielen Dank für deine rasche und ernüchternde Antwort!!!

Ich sehe schon, dass es sich hier um ein ernsthafteres Problem handelt.

"Hast Du die Führungen der Bürsten und den Rotor gereinigt, bevor Du die neuen eingesetzt hast? Manchmal klemmt es dann ein bischen und die Bürsten sind nicht leichtgängig genug."

Die Führungen der Bürsten habe ich nur bedingt gereinigt, d. h. ich habe mit Druckluft den Staub in den Führungen entfernt.

"Sind die Federn in Ordnung, die die Bürsten an den Rotor drücken?"

Ich schätze mal schon, dass die Federn der Bürsten OK sind, da es sich um neue Bürsten handelt.

"Außerdem brauchen die neuen Bürsten eine Weile, bis sie sich an den "alten" Rotor angepasst haben. War ein Unterschied im Bürstenfeuer nach dem Wechsel zu erkennen?"

Also um genau zu sein, habe ich keinen echten Unterschied zwischen den neuen und den alten Bürsten feststellen können.

"Eine weitere mögliche Ursache kann sein, dass die Zwischenräume der Kupferkontakte mit dem alten Kohlenstaub zugesetzt sind und damit den einwandfreien Kontakt behindern."

Ich bin zwar ein Tüftler, aber ob ich mir zutraue so eine Maschine komplett zu zerlegen, weiß ich erst, wenn ich die Abdeckungen der Maschine entfernt habe und sehe was auf mich zukommt.

Andernfalls muß ich den Hobel doch zu Makita schicken.

Vielen Dank für deine Ausführungen!!!

LG Udo



Torsten Mertinkat
Beiträge: 90
Registriert: Do 5. Nov 2015, 22:27

Re: "Bürstenfeuer"

Beitrag von Torsten Mertinkat »


Hallo Udo,

ich habe mir gerade die Explosionszeichnung Deines Hobels angesehen.
Mein Tip: Lass den Fachmann ran!
Auf der Makita-Homepage ist oben eine Suchfunktion mit der Du den nächstliegenden Händler finden kannst.
Der Werkzeughandel, mit dem die Firma arbeitet in der ich beschäftigt bin, ist immer sehr bemüht, in solchen Fällen zu helfen. Das tun die auch für Privatleute.
Ein zufriedener Kunde kommt wieder.
Ich kann mir vorstellen, dass das in Deiner Nähe nicht anders ist.

Viele Grüße, Torsten



Martin Höche
Beiträge: 371
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: "Bürstenfeuer"

Beitrag von Martin Höche »

[In Antwort auf #61306]
Hallo Udo

Bürstenfeuer habe ich bei meinen großen Handmaschinen (Balkenhobel,Zimmereioberfräse) auch ,wenn ich sie fordere.Allerdings habe ich starkes Bürstenfeuer schon ab und an bei einigen Handmaschinen gehabt.Neue Kohlen(obwohl die alten noch relativ gut aussahen) und Reinigung der Kontakte hat bei mir nie etwas gebracht.Es war fast immer ein Windungsschluß im Anker.
Solange es nicht raucht und stinkt und genug Leistung da ist, würde ich damit arbeiten.
Gruß
Martin Höche



Udo N.
Beiträge: 192
Registriert: Do 29. Aug 2013, 15:15

Re: "Bürstenfeuer"

Beitrag von Udo N. »


Hallo Martin,

schön mal eine 2. Meinung zu hören, die meine argsten Befürchtungen nun wieder in einem anderen Licht erscheinen lassen. Heißt das, es gibt noch Hoffnungen?
Oder was bedeutet..... "Es war fast immer ein Windungsschluß im Anker"?
Windungsschluß = Kurzschluß = Anker im Ar... = Maschina kaputt = Geld futsch?

Lohnt sich eine Reparatur?

MfG Udo


sepp schick
Beiträge: 429
Registriert: So 9. Sep 2012, 16:09

Re: "Bürstenfeuer"

Beitrag von sepp schick »

[In Antwort auf #61311]
Hallo wen es der Anker ist dann erkennt man den def auch daran ,dass bei der def Stelle die Nut zwischen den einzelnen Lamellen breiter ist/wird was durch das Kohlefeuer bewirkt wird. Man muss dazu den Anker drehen und schon ein Auge für so etwas haben .Wen die Farbe des Kohllektors ungleich ist , ist dieser meist def.Es ist aber auch so dass nicht alle Geräte das gleiche Bürstenfeuer erzeugen.Meine Perles Oberfräse feuert schon lange ziemlich stark auch die angebrannte Stelle am Kollektor ist gut zu sehen trotzdem funktioniert diese zu meinem erstaunen noch immer.Was vielleicht darauf zurückzuführen ist dass diese immer nur sehr kurzzeitig im Betrieb ist
mfg sepp


Martin Höche
Beiträge: 371
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: "Bürstenfeuer"

Beitrag von Martin Höche »


Hallo Udo

Ich will damit nur sagen,daß Du solange die Leistung da ist,keine übermäßige Erhitzung bzw. kein Ampergeruch da ist,würde ich damit arbeiten.Wenn Du das Teil jetzt zum Service bringst ,kostet das auch Geld.Wenn es etwas Ernstes ist,wirst Du es früh genug merken. Ein Anker dieses Typ kostet ca.130 Euronen.Mit etwas Geschick wechselt man den selber.

Gruß
Martin Höche



Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: "Bürstenfeuer"

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #61309]
Hallo LG Udo,

leider geht es aus Deinem Profil nicht hervor, in welcher Region Du wohnst. Ich habe mir vor kurzem eine Bohrmaschine von Makita gekauft (Internethändler) und musste feststellen, dass das Bohrfutter beim Bohren mit Schlag die Bohrer immer nach Hinten durchrutschen lies. Ich habe bei Makita in Duisburg angerufen, wo mir ohne viel drum herum zu reden angeboten wurde das Futter zu wechseln. Da ich nicht weit weg wohne bin ich auf dem Weg zur Arbeit dort vorbei gefahren um die Maschine abzugeben. Nachmittags durfte ich meine Maschine abholen. Sehr freundliche Menschen dort, ich bich höchst zufrieden. Deswegen mein Vorschlag: auf jeden Fall bei Makita nachfragen und den Sachverhalt genau schildern.

Zum Abschleifen des Kommutators möchte ich anmerken, dass in einem anderen Forum immer wieder davor gewarnt wird und zwar von Leuten, die Täglich Maschinen mit ähnlichen Motoren reparieren. Ein neuer Kommutator ist metallisch blank und es wird an mehreren Stellen berichtet, dass sich darauf eine Patina bildet welche verhindert, dass die Kohlen übermässig abnutzen.
Nach dem Schleifen mit Schleifpapier ist die Kupferoberfläche sehr rauh und die Kohlen werden daran abgeschmirgelt noch lange bevor sich die Fläche "einlaufen" kann.
Ich habe da leider keine persönliche Erfahrung, kann aber wärmstens das folgende Dokument empfehlen, dort wird auch das Aussehen der Laufflächen sowohl bei den Kohlen als auch dem Kommutator beschrieben samt der wahrscheinlichen Fehler.

http://www.pantrac.de/Produkte/Bestellung/pdf/PANTRAC_Kohlebuersten030304.pdf

Gruß, Rafael



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: "Bürstenfeuer"

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Sehr interessiert habe ich diese Beiträge gelesen, erinnert mich doch da vieles an die 16 Jahre, die ich an der Drehbank verbrachte.
Zu den damals üblichen "Sackarbeiten" gehörte auch das Rotor-Wiedererrichten.
Von meinem Lehrgesellen hatte ich gelernt, einen Rotor nur mit speziell geschliffenen Naturstählen abzudrehen, jeder Grat sollte vermieden werden, den Einsatz von Schmirgelpapier so gering wie möglich, Schmirgelreste verstecken sich oft im Kupfer und der Kohleverschleiß wird dadurch größer.
An diese Grundsätze erinnerte ich mich wieder als meine Gardenpumpe irgend wann anfing ein richtig nagelten Geräusche abzugeben, als ich dann das "Bürstenfeuer" sah wusste ich zwar was zu machen ist, hatte aber keine Drehbank, also entfernte ich die Bürstenhalterung um Zugang zum (ansonsten eingebauten Rotor) zu bekommen und versuchte mit minimalem Einsatz von Schmirgel das Problem zu lösen, dabei den Rotor von Hand zu drehen, ich benutze dabei immer ein flaches Holzstück, mit leichter Krümmung dem Rotor angepasst als Anpressstück, diese Prozedur wiederholte ich bestimmt 5 bis 7 mal, bis die Pumpe aus anderen Gründen den Geist aufgab.

Gruß Franz



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