Schruppstein

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Matthias E
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Registriert: So 23. Jun 2019, 19:39

Schruppstein

Beitrag von Matthias E »


Hallo zusammen,

ich beschäftige mich erst seit einigen Monaten mit Handwerkzeugen für die Holzbearbeitung und habe Eurer Forum bisher nur passiv verfolgt. Da sich bei mir aber einige Frustration in Bezug auf die Arbeit mit meinem Schruppstein aufgebaut hat, würde ich mich über Eure Tipps zu diesem Thema freuen.

Ich nutze einen NANIWA Sharpening Stone in Körnung 220. Da ich gerne alte Hobel kaufe und diese wieder einsatzbereit mache, kommt der Schruppstein recht oft zum Einsatz. Der NANIWA ist hart gebunden und sollte daher relativ lange plan bleiben. Trotzdem muss ich ihn jedes mal nach der Korrektur der Schneidengeometrie eines gebrauchten Eisens aufwändig abrichten. Das wäre zu verschmerzen, wenn das Abrichten des Steines nicht so eine Plackerei wäre. Zum Abrichten verwende ich wasserfestes Schleifpapier auf einer Granitfliese und der Vorgang ist zeitaufwändig und mühsam. Subjektiv ist der Stein beim Abrichten extrem hart und bei der Nutzung zum Schruppen weich. ;-) Da ich keine Rechte Lust mehr auf diese Arbeit habe, suche ich Alternativen und wäre an Eurer Meinung zu folgenden Optionen bzw. an Ideen darüber hinaus interessiert:

1. Diamant-Schruppstein: Diese Option habe ich bisher vor allem wegen des hohen Preises gescheut. Das Abrichten des Schruppsteines nervt mich inzwischen aber stark genug, dass der hohe Preis akzeptabel erscheint. Es bleiben daher vor allem Bedenken bzgl. der Haltbarkeit der Diamantsteine. Wie lange bleiben die groben Diamantsteine nach Eurer Erfahrung griffig und wie lange bleiben sie plan? Ich habe bisher nur Erfahrungen mit den kleinen Diamantschleifern von EZE-Lap gemacht und ich hatte den Eindruck, dass die Schärfe schnell nachlässt.

2. SUN TIGER/KING Schruppstein in Körnung 240: Über diesen Schruppstein liest man ja viel Positives. Mir ist bewusst, dass ich ihn auf Grund der weichen Bindung noch öfter abrichten müsste als den NANIWA. Ich hätte aber die Hoffnung, dass das Abrichten dafür deutlich zeit- und kraftsparender vonstatten geht. Auch liest man, dass der Materialabtrag sehr gut sein soll.

Viele Grüße,
Matthias

Horst Entenmann
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Re: Schruppstein

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Matthias,

Zum Schruppen verwende ich nur Diamantplatten. Die lassen am Anfang zwar etwas nach, ds kann man spüren, sie bleiben dann aber sehr lange auf dieser Stufe stehen und tragen auch gut ab, kaputt ist bisher noch keine der Platten. Die Planheit ändert sich natürlich überhaupt nicht, wie denn auch, dann wäre ja zuerst die Diamantschicht weg und das Teil völlig stumpf.
Nicht sinnvoll ist meines Erachtens der Kauf der feinen Diamantplatten, das können dann die Wassersteine besser.

Zum Abrichten der Wassersteine verwende ich Abrichtblöcke und habe damit auch gute Erfahrungen gemacht. Allerdings muß ich nur ganz wenig abrichten, da ich die feineren Schleifsteine ja nur dazu benötige um die Riefen vom Schruppen heraus zu schleifen und das geht schnell.Außerdem achte ich darauf die Steine gleichmäßig über die gesamte Fläche zu benutzen, soweit das möglich ist. Die Planheit überprüfe ich, indem ich die Wassersteine aufeinanderlege und aneinander reibe. Wenn sie plan sind saugen sie sich aneinander fest und bekommen eine gleichmäßige, glatte Oberfläche. Vertiefungen sind dunkler und damit gut zu erkennen.

Gruß Horst

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Schruppstein

Beitrag von Rafael »


Hallo Matthias.

Da ich kaum an einem Hobel auf dem Flohmarkt vorbei gehen kann, richte ich auch immer wieder vermurkste Eisen. Für die Grobarbeit habe ich mir eine preiswerte (oder sogar billige) Schleifmaschine, mit einer schnell rotierenden Schleifscheibe und einer großen Scheibe, welche im Wasserbad langsam dreht gekauft. Auf dieser Maschine, unter Zuhilfenahme einer selbstgebauten Vorrichtung, werden die Fasen der Eisen in Form gebracht.
Der Stein nimmt angenehm schnell viel Material ab und hinterlässt eine Hohlfase, welche bei weiterer Bearbeitung auf den Banksteinen sehr hilfreich ist, da man damit sehr einfach per Hand den Winkel einhalten kann.

Die groben Steine nutze ich nur ungerne, da sie mir zu schnell abnutzen und ich zu viel Schleifpampe habe.

Ich habe einige billige Diamantplatten und musste feststellen, dass die groben nicht so gut arbeiten und viel schneller stumpfer werden als die feinen. Ich vermute, dass die großen Diamantkörner viel leichter vom Eisen abgebrochen oder ausgerissen werden. Vielleicht sind die teuren Platten in dieser Hinsicht besser.

Gruß,
Rafael

Matthias E
Beiträge: 45
Registriert: So 23. Jun 2019, 19:39

Re: Schruppstein

Beitrag von Matthias E »

[In Antwort auf #147559]
Hallo Horst,

vielen Dank für Deine Tipps! Eine Diamantplatte kommt nun in meine engere Auswahl als Ersatz für den NANIWA Schruppstein. Kannst Du ein Modell empfehlen? Nach kurzer Recherche würde ich zu DMT DiaSharp (Korn 120) oder Atoma (Korn 140) tendieren. Wenn die Schärfe, wie Du gesagt hast, anfangs etwas nachlässt, sollten diese Korngrößen doch recht gut zum Schruppen geeignet sein.

Das Abrichten meiner feineren Wassersteine (Cerax 1000 und KING 6000) funktioniert mit Schleifpapier auf Granitfliese zügig. Nur mit dem groben Schruppstein habe ich Probleme. Trotzdem werde ich auf Dauer voraussichtlich (zwecks besserer Nachhaltigkeit) auf eine andere Methode umsteigen. Der Verbrauch an Schleifpapier ist doch recht hoch. Ich ziehe zum einen die 3-Klinker-Methode von Friedrich Kollenrott und zum anderen Abrichtblöcke in Betracht. An dieser Stelle herzlichen Dank an Friedrich für seine geniale Schärfanleitung! Bei den Abrichtblöcken habe ich starke Zweifel in Bezug auf die langfristige Planheit. Welche Abrichtblöcke nutzt Du und was sind Deine Erfahrungen bzgl. der längerfristigen Planheit?

Viele Grüße,
Matthias

Matthias E
Beiträge: 45
Registriert: So 23. Jun 2019, 19:39

Re: Schruppstein

Beitrag von Matthias E »

[In Antwort auf #147560]
Hallo Raphael,

vielen Dank für Deine Tipps! Eine Schleifmaschine würde ich eventuell in Betracht ziehen, habe aber bisher die Kosten für ein gutes Modell (TORMEK) und den Platzbedarf gescheut. Wenn man die Maschine jedoch nur zum Schruppen verwendet, ist ein günstiges Modell mit Wasserbad aber vielleicht ausreichend. Welches Modell kannst Du empfehlen? Ein leichter Hohlschliff schreckt mich eigentlich nicht ab, da ich davon ausgehe, dass dieser zwei schöne Auflagepunkte für die weitere Arbeit auf den feinen Wassersteinen ergibt.

Deine Erfahrung bzgl. der Schleifpampe auf groben Wassersteinen kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Arbeit mit dem NANIWA Schruppstein ergibt bei mir auch eine ordentliche Schweinerei. Das ist definitiv ein weiterer Aspekt auf den ich gerne verzichten würde.

Viele Grüße,
Matthias


Alexander Frey
Beiträge: 82
Registriert: Di 29. Sep 2015, 21:33
Wohnort: Bahlingen

Re: Schruppstein

Beitrag von Alexander Frey »

[In Antwort auf #147558]
Hallo Matthias,

willkommen im Forum!

Ich kenne das Problem und habe mittlerweile um die 10 Hobel restauriert. Wenn mal damit anfängt…
Vorneweg, mittlerweile bin ich der Meinung dass für viel Materialabtrag eine Maschine die bessere Wahl ist. Dazu gehört das Herrichten von vermurksten Schneiden und das Ändern des Phasenwinkels.
Trockenschleifmaschinen laufen schneller und nehmen auch schneller Material aber, man muss aber vorsichtig mit der Temperatur sein und ständig kühlen.
Ich benutze seit knapp einem Jahr einen kleinen Bandschleifer für ~80€. Nach ein paar Modifikationen lässt sich damit sehr gut arbeiten.
Aus meiner Erfahrung gibt es keinen Stein der einem diese Aufgabe von Hand merklich erleichtert.

Aber jetzt zu deinen Fragen:

1. Ich habe die 140er Atoma Diamantplatte und nutze diese zum Abrichten meiner groben Schleifsteine. Grobschliff von Eisen habe ich damit versucht, bin aber nicht glücklich geworden.
2. Der King 240 trägt sehr gut ab, aber erzeugt viel Schlamm und wird schnell hohl. Bei härteren Stählen wie D2 und PMV11 finde ich Ihn nicht so gut.
Ich habe noch den Schapton 220. Das ist mein bisheriger Favorit bei den Schruppsteinen. Trägt noch gut ab und bleibt lange plan.
Der 120er von Shapton gibt mir keine gute Rückmeldung beim Schleifen und nutzt sich schnell ab.

Gruß
Alexander


Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Schruppstein

Beitrag von Rafael »


Hallo Matthias

Ein leichter Hohlschliff schreckt mich eigentlich nicht ab, da ich davon ausgehe, dass dieser zwei schöne Auflagepunkte für die weitere Arbeit auf den feinen Wassersteinen ergibt.

Genau so sehe ich das auch.
Ich habe eine der billigsten Maschinen, welche ich besorgen konnte - vom Lebensmittelhändler. Es gibt dabei zwar Nachteile, aber im Grunde genommen habe ich keine andere gesehen, die etwas teurer war und dafür tatsächlich bessere Qualität erwarten ließ. Es gibt Maschinen dieser Art, welche etwas besser aussehen, aber dann schon über 100 Euro kosten. Die Welle des großen Steins läuft dort aber wohl auch nur in Kunststoffbuchsen.
Was bei meiner billigen Maschine zu beachten ist/war:
1. Höhenschlag der großen Scheibe - kann mit einem Winkelschleifer und Diamantscheibe beseitigt werden, damit wird auch der Stein geplant.
2. Keinerlei Auflage für das zu schleifende Eisen - da muss man sich selber was bauen.
3. Die schnellaufende Scheibe hatte Schlag, lief unrund und verursachte Vibrationen - zuerst habe ich sie abgenommen, da nicht gebraucht, später wurde sie auch mit dem Winkelschleifer abgerichtet
4. Die Einschaltdauer ist begrenzt - entweder man achtet darauf die Maschine rechtzeitig abzuschalten und abkühlen zu lassen, oder man sorgt für zusätzliche, aktive Motorkühlung.

Irgendwas empfehlen kann ich nicht. Müßte ich gerade eine kaufen, würde ich mich wahrscheinlich für die zur Zeit angebotene Kity für knapp 50 Euro mit 250W entscheiden. Etwas besser ist da vielleicht die Metabo, aber bei dem Preissprung sehe ich keine nennenswerten Vorteile für mich.

Gruß,
Rafael


Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Schruppstein

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #147562]
Hallo Matthias,

Ich habe Diamantplatten von DMT von "extra grob" bis "extra fein" und würde davon vor allem die grobe Type empfehlen.
"Extragrob" hat eine sehr raue Oberfläche. Darauf zu schleifen ist nicht angenehme (zumindest für mich). Zum Abrichten von Wassersteinen mag das gehen.

Mit der Abrichtplatte hatte ich noch nie die geringsten Probleme was Ebenheit angeht. Ich spüre das ja wenn ich die Steine zum Schluß aneinander reibe. Schleifpulver verwende ich nicht, da wird mir die Oberfläche zu grob.

Gruß Horst

Hartmut H
Beiträge: 35
Registriert: Mo 19. Jun 2017, 12:45

Re: Schruppstein

Beitrag von Hartmut H »

[In Antwort auf #147563]
Hallo,
Nach meiner Erfahrung ist die Tormek mit dem Serienstein nur bedingt zum groben Schruppen geeignet. Ich habe damit mal ein paar Äxte aufgearbeitet, neue Schneiden in anderem Winkel angelegt, da musste Einiges weg. Dauerte lange, war kein Spaß und hat mich einige Zentimeter Steinradius gekostet. Jetzt nehme ich für sowas eine Flex (vorsichtig mit viel Kühlen) und einen sehr groben jap. Schruppstein auf der Tormek. Das geht sehr viel besser.
Die Tormek ist von der Konzeption her wirklich eine Schärfmaschine und nicht mit Schleifböcken vergleichbar.
Viele Grüße
Hartmut

Ernst Spangenberger
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Registriert: Mi 29. Mär 2017, 14:44
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Re: Schruppstein

Beitrag von Ernst Spangenberger »

[In Antwort auf #147558]
Ich habe die Holzmann-Maschine und bin mittlerweile zufrieden damit.
Bei Ankunft saß die Trägerplatte leicht schief. Ich musste die Löcher etwas aufbohren, um die Trägerplatte gerade zu setzen.
Die Einstellung der Höhenverstellung ist etwas frickelig, meist ist es einfacher, das Hobeleisen etwas schrag einzuspannen, und anfangs die Rechtwinkligkeit zu kontrollieren.
Der Stein ist recht hart und haltbar.
Die Hohlphase empfinde ich als Vorteil, weil man beim anschließenden Feinschleifen auf dem Stein schneller eine saubere Phase hat.
Ich schleife nach der Holzmann von Hand auf einem 1000er Stein und zum Schluss auf einem Arkansas.
Die Lederscheibe der Holzmann benutze ich nicht mehr, weil die eher verrundet als schärft.
Habe jetzt alle normalen Hobel, Simshobel und Raubänke (ca. 10) wieder auf Vordermann gebracht. Was noch aussteht sind die Profil-, Nut- und Falzhobel.

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