Bau eines Innenfensters Teil 1 *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Thomas Kaes
Beiträge: 715
Registriert: So 4. Apr 2021, 14:10

Re: Teil 4/3 Bau eines Innenfensters

Beitrag von Thomas Kaes »


Erstmal vielen Dank für deinen Bericht, ich sah mich virtuell in die Schreinerei vor 34 Jahren zurückversetzt,
bei der Restaurierung historischer Fenster eines Schlosses hier aus der Gegend.

Fazit Teil 4:
-Ein mittelgroße Rückensäge für Längsschnitte, das wär's!


Da sollte dir doch Pedder entsprechende Empfehlungen geben können.

-Statt der Stoßaxt hätte ich gerne ein großes Stecheisen mit langem Heft, bei dem die Seitenfasen bis zur Spiegelseite hinunter gehen.


MHG bietet da einiges inzwischen an, die fertige Lösung ist recht teuer, lässt sich mit einem längeren, selbstgedrechseltem Heft
aber wohl auch aus Standardware fertigen; dann hast du freie Wahl bei der Breite des Eisens.
https://www.feinewerkzeuge.de/stichaxt.html
https://www.feinewerkzeuge.de/mhg.html

-Wenn ich öfter Holzdübel herstellen sollte, wäre ein spezielles Locheisen, durch das man die Rohlinge schlägt, sicherlich hilfreich.

Entweder findest du noch ein gebrauchtes bei den üblichen Quellen,
oder baust dir selbst eins nach den Anleitungen hier im Forum.
z.B. hier:
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/11694/sbj/herstellung-eigener-duebel/


Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: Teil 4/3 Bau eines Innenfensters

Beitrag von Christoph Meyer »


Hallo Daniel,

ganz große Klasse, gar nicht so einfach das alles ausschließlich mit Handwerkszeug so sauber umzusetzen.
Danke für die vielen Bilder.

Grüße
Christoph

willi jung
Beiträge: 14
Registriert: Sa 11. Okt 2014, 15:44

Re: Teil 4/3 Bau eines Innenfensters

Beitrag von willi jung »

[In Antwort auf #147251]
Hallo Daniel bei mir hängt ein Dübeleisen Seit Jahren ungenutzt ,Allso Mail mir Deine Adresse.mfg Willi.

Johann Daniel
Beiträge: 88
Registriert: Di 19. Feb 2013, 19:58

Re: Teil 4/3 Bau eines Innenfensters

Beitrag von Johann Daniel »


Hallo allerseits,
es freut mich immer, wenn meine Berichte gelesen werden und offenbar auch zu gefallen wissen.

@Thomas Kaes: Die MHG-Sticheisen mit dem langen Heft hatte ich noch gar nicht entdeckt. Vielen Dank für den Link.
Eine Rückensäge möchte ich gern selbst bauen. Das Dübeleisen eigentlich auch, doch das ist wahrscheinlich gar nicht mehr nötig.

@Willi Jung: Du hast eine email von mir.

So long
J.Daniel

Johann Daniel
Beiträge: 88
Registriert: Di 19. Feb 2013, 19:58

Teil 5/1 Bau eines Innenfensters *MIT BILD*

Beitrag von Johann Daniel »

[In Antwort auf #147044]
Teil 5/1 Beschläge

Liebe Gelehrte, liebes Publikum!

Als Beschläge beabsichtige ich, Winkelbänder und Kloben vom Eisenwarenhändler sowie als Riegel eine gebraucht erworbene Bascule zu verwenden.

Ach! Bis genau jetzt unterhielt ich die Ansicht, es mit einem edlen Handhandwerker zu tun zu haben.

Du wirst mich unweigerlich wissen lassen, was Dich so empört, nehme ich an?

Fabrikware! Ist das nicht der Untergang traditioneller Handwerkskultur?

Die, mein Lieber, war, wie Dir entfallen zu sein scheint, mit der Industrialisierung leck geschlagen und ist bereits vor Jahrzehnten im tosenden Meer des Maschinenlärms versunken.

Fast bin ich geneigt, Dir Recht zu geben. Doch retteten wir uns nicht gleich Schiffbrüchigen an die Küsten und Strände jener stillen Inseln, auf welchselben wir heute unsere Hobelbänke aufgestellt haben und mit wachen Sinnen die Relikte oben genannter Kultur hegen?

Ferieninseln! Kaum ein einziger verdient dort sein Brot. Allenfalls den Kuchen.

Dennoch wäre es Dir möglich, wenn auch kein Leichtes, die Beschläge zu schmieden.

Nur weil ich Eier esse, halte ich mir doch keine Hühner.

Das wundert mich eigentlich. Du willst nicht schmieden?

Bin ich Schmied?

Genausowenig wie Du ein Tischler bist. Dennoch kann selbst die Handwerkskammer Dich nicht hindern, Dir nach allen verstaubten Regeln der Kunst ein Fenster zu bauen.

Das elektrische Gebläse meines Schmiedefeuers...

Ich unterbreche Dich hier gerne und habe als nächstes das Schlossern vorzuschlagen. Nur mit Feile und Säge, Handbohrer und Hammer. Du bist schliesslich Schlosser. Ich zeige Deinen Gesellenbrief, dass jeder ihn nicht übersehen kann.

Der Breif galt mir seit Jahren als verschollen.

Du schlosserst also? Oder beabsichtigst Du auch, Deine Möbel zukünftig bei IKEA zu kaufen?

Einspruch! Das ist in hohem Maße unsachlich, eine Hand breit unter der Gürtellinie und bestimmt eine halbe unter Deinem Niveau!

Touché! Und stattgegeben. Holzbänder und -riegel vielleicht?

Bestimmt nicht! Mein Weib wünscht das Projekt alsbald fertiggestellt zu wissen und Hühner will sie nicht.

Ja, dann...

-

Fertig Gekauftes ist bei Licht betrachtet oft ein Kompromiss. Im Falle von Beschlägen passt man sein Werstück, möglicherweise unbewusst, den durch den Beschlag gegebenen Bedingungen an. Womit man sich leicht von der optimalen optischen wie auch zweckmäßigen Gestaltung und dem eigenen Geschmack verabschiedet. Oder man hat nur ein besseres Halbzeug erworben, das man weiter bearbeiten kann.
Im Falle meines Fensters passen nur die unteren Winkelbänder (fast) ohne Änderung. Mittelbänder hatte mein Eisenwarenhändler nicht vorrätig. Die Bascule passt natürlich auch nicht, ist aber immerhin alt...

Bei den oberen Winkelbändern habe ich es nicht übers Herz gebracht, sie einfach so in die Ecken zu würgen. Das sieht bei Stichbogenfenstern einfach entsetzlich aus.

Und so komme ich also doch zum Schlossern.
Um aus Winkelbändern Mittelbänder zu machen, säge ich einfach den einen Schenkel ab und feile an das Ende einen Radius.
Bei den oberen Winkelbändern säge ich die Ecken im 45°-Winkel ab. Dann feile ich beide Teile so, dass sich ein grösserer als rechter Winkel ergibt, der mit dem Stichbogen harmoniert und schweisse die Schenkel wieder zusammen. Anschliessend bohre ich in die Ecken der Beschläge jeweils ein neues Loch und senke dann alle Bohrungen aller Bänder, weil ich Senkschrauben verwenden möchte.
Leicht angerostete Schlitz-Senkschrauben zweierlei Größe entnehme ich dem Fundus des verblichenen Einzelhandels meiner Ahnen, der sich knapp 140 Jahre lang genau dort befand, wo jetzt meine Hobelbank steht.

Damit es nicht zu einfach wird, lasse ich die Bänder lieber ein. Mit dem Anreissmesser schneide ich die Kontur recht tief vor. Dann arbeite ich mit verschiedenen Stecheisen und dem kleinen Grundhobel alles weg, was dem Band im Weg ist.



fortgesetzt in 5/2

Johann Daniel
Beiträge: 88
Registriert: Di 19. Feb 2013, 19:58

Teil5/2 Bau eines Innenfensters *MIT BILD*

Beitrag von Johann Daniel »

[In Antwort auf #147044]
Fortsetzung von 5/1

Teil 5/2 Beschläge

Bevor die Kloben in den Rahmen geschlagen werden, mache ich einige Bohr- und Einschlagversuche in einem Reststück Kiefernholz. Bohre ich mit vier oder fünf Millimetern vor, reisst das Holz beim Einschlagen des Klobens. Bei sechs reisst es nicht, ich muss das Stück mit einem Stecheisen spalten, um den Kloben wieder heraus zu bekommen.

Obwohl der Kloben sehr fest im Versuchsholz saß, meissele ich noch Widerhaken an die Kanten. Dafür verwende ich mein Abbruchstecheisen.

Als alle Kloben eingeschlagen und die Bänder verschraubt sind, hänge ich die Flügel ein und freue mich, dass sie sich öffnen und schliessen lassen. Die Bänder baue ich später noch wieder ab. Zum einen möchte ich das Holz unter den Beschlägen ölen, zum anderen werde ich den Zink herunter brennen, damit die Farbe hält. Bei den Kloben habe ich das vor dem Einbau erledigt, weil ich sie nicht wieder zerstörungsfrei heraus bekomme. Das Entzinken mit dem Autogenbrenner erfolgt aus zwei Gründen draussen vor der Tür. Erstens weil drinnen die Wahrscheinlichkeit für den Fortbestand meiner Holzwerkstatt mit ihren ganzen schönen Spänen bei offenem Feuer sehr gering ist. Und zweitens weil ich auf Zinkfieber gern verzichte.

Die Bascule hat am Getriebe einen Vorreiber, den ich nicht brauche und die Schiebestangen (Schubstangen?) sind zu kurz. Ausserdem mag ich es nicht leiden, wenn die Olive im geschlossenen Zustand quer steht. Also säge ich den Vorreiber ab und verschliesse den Schlitz im Getriebegehäuse mit einem eingeschweissten Blech. Die Olive drehe ich um 90°.
Mangels eines passenden Gesenks für Flach-Halbrundprofile, welches mich doch noch zum Schmied hätte werden lassen, schweisse ich jeweils ein Stück Flacheisen an die Schiebeschubstangen, um diese zu verlängern und bringe sie anschliessend mit der Flex grob in Form. Die Feinarbeit erledigt die Feile. Dann schraube ich alles an.

Auf noch genauere Ausführungen und weitere Bilder der Metallarbeiten (Ihhh!) verzichte ich an dieser Stelle, zumal auch Maschinen (Pfui!) eingesetzte werden. Nicht, dass der geneigte Leser über den Tellerrand kippt und verloren geht.

Zum Schluss stelle ich den Rahmen auf, zwinge das fünfte Rahmenteil an seinen Platz und probiere das Fenster aus. An zwei Stellen hobele ich den Rahmenfalz der Flügel etwas nach, damit es später mit Farbe auf dem Holz nicht zu eng wird.
Üblicherweise lassen sich bei allen zweiflügeligen Fenstern in unserem Haus die rechten Flügel zuerst öffnen. In dem betreffenden Raum, für den das Fenster bestimmt ist, wäre das aber unpraktisch. Also befinden sich die Bascule und die innere Schlagleiste am linken Flügel. Das Aussenfenster passe ich entsprechend an.
Die Schlagleisten (am rechten Flügel befindet sich eine an der nach aussen gewandten Seite) hatte ich bisher irgendwie vergessen. Ich mache sie, weil keine genügend langen Kiefernreste mehr da waren, aus Lärche. Selbstverständlich in reiner Handarbeit.

Fazit Teil 5:
-Die Bascule ist mir ein klein wenig zu klobig
-Man sollte den Aufwand, die Kaufteile anzupassen, nicht unterschätzen
-Ich habe das Spiel zwischen Rahmen und Flügel recht gering gewählt, weshalb ich noch nachhobeln musste

So long,
J.Daniel

In Teil 6 geht es um Farbe, Glas und den ganzen Rest.

Darf ich erwarten, dass Du feinstes, mundgeblasenes Glas verwendest?

Ach, halte er die Klappe!

Pedder
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Gran-di-os

Beitrag von Pedder »


Lieber J.Daniel,

vielen Dank für diese kurzweilige und lehrreiche Unterhaltung!

Liebe Grüße
Pedder

HannesH
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Registriert: Di 16. Feb 2021, 14:01

Re: Teil5/2 Bau eines Innenfensters

Beitrag von HannesH »


Hallo!

Herzlichen Dank auch von mir für die tolle Schilderung deiner Arbeit! Du machst es dir ja wirklich nicht leicht!
Bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung...

LG Hannes

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Volker Hennemann
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Registriert: Fr 25. Sep 2015, 23:02
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Re: Teil5/2 Bau eines Innenfensters

Beitrag von Volker Hennemann »

[In Antwort auf #147464]
Hallo Daniel,
macht Spaß zu lesen. Toller Bericht!
Dein gezeigtes Handwerk beeindruckt!
Grüße
Volker

Werner
Beiträge: 86
Registriert: Fr 8. Jan 2016, 00:51

Re: Teil5/2 Bau eines Innenfensters

Beitrag von Werner »

[In Antwort auf #147464]
Moin Johann,

klasse Arbeit und vielen Dank fürs Vorstellen!

Zum Theme beschichten von verzinkten Bauteilen, ich würde die Verzinkung nicht entfernen, weil es geeignete Beschichtungsstoffe gibt, die einen dauerhaften Beschichtungsaufbau gewährleisten.

Wichtig sind zwei Punkte:

Die Verzinkung muss ordentlich vorbereitet werden durch entfernen aller Verunreinigungen und evtl. Anrauen. Ich würde in diesem Fall zur amonikalischen Netzmittelwäsche greifen (Google hilft Dir bei der detaillierten Beschreibung).

Wenn Du nun noch einen Anstrichstoff, der direkt auf Zink geeignet ist auswählst, wird dieser Beschichtungsaufbau sehr lange halten.

Grüße

Werner

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