Wippdrechselbank *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Jan T.
Beiträge: 186
Registriert: Di 23. Okt 2018, 15:01

Re: Wippdrechselbank

Beitrag von Jan T. »

[In Antwort auf #146385]
Hallo Friedrich,

da hast Du ja ein schönes Objekt gebaut. Wie man es von dir kennt in sehr präziser und sauberer Ausführung.
Ich habe mir sehr günstig eine alte gusseiserne Drechselbank von Traub bei e..y ersteigert. (Gut, dass sie auf den Bildern viel gammliger aussah als sie eigentlich war) Diese wird ganz normal mit Drehstrom betrieben. Ich habe bisher schon viel Freude mit Ihr gehabt und einige schöne Dinge hergestellt.

Sehr interessiert bestaune ich immer die Drechsler auf den Mittelaltermärkten mit ihren überaus simplen, aber funktionalen Wipp Drechselbänken. Zum Teil entstehen dort sehr schöne Objekte.

Du hast ja eine Eigenkonstruktion entwickelt und nicht historische Bänke nachgebaut. Vielleicht wäre es auch denkbar mit einer schweren Schwungscheibe und dem Freilauf einer alten Fichtel und Sachs Fahrradnabe eine Drechselbank zu entwerfen die sich immer nur in eine Richtung dreht.

Ich wünsche Dir viel Spaß beim Drechseln und Tüfteln.

Viele Grüße

Jan

rene.
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Re: Wippdrechselbank

Beitrag von rene. »

[In Antwort auf #146385]
Hallo Friedrich,
ich finde es erfrischend, in puncto Wippdrehbank einen neuen Ansatz zu sehen (Flaschenzug und Schwinge mit Gewichten)!

Vor einer Weile habe ich auch mal drechseln dürfen - an unterschiedlichen Wippdrehbänken. Da war es Grünholzbearbeitung, also mit noch relativ frischem Holz, das sich entsprechend leichter (weniger Widerstand, weniger Ausrisse) bearbeiten lässt als trockenes Holz.
Jedenfalls hat es mir sehr gefallen. Für ein Grünholz-Lager habe ich nicht die Möglichkeiten; auch fehlt mir in meiner Werkecke der Platz für eine fest installierte Wippdrehbank - und für eine mit Ausleger (pole lathe) erst recht. Auch ich habe daher meine Hobelbank als Aufnahme genutzt (Bankhakenlöcher in Bankplatte und Hinterzange; Bungee-Variante mit Schraubhaken in der Decke). Ich habe bisher nur ein wenig damit rumgespielt, aber nicht wirklich was zustande gebracht.

Dennoch, aus meinen Erfahrungen mit den funktionierenden Wippdrehbänken vielleicht ein paar Impressionen für dich, vielleicht nützt es dir was:
- Die Werkzeuge sind leichter zu führen, wenn die Werkzeugauflage möglichst dicht am Werkstück anliegt. Je nach Durchmesser des Werkstücks kann es sinnvoll sein, dass sich die Werkzeugauflage entsprechend einstellen lässt (siehe auch Dirk Boehmers Kommentar). Bei deiner jetzigen Konstruktion ließe sich das sicher lösen, indem du die Aussparung für deine Werkzeugauflage tiefer einsägst/ausstemmst und bei Bedarf Distanzstücke einlegst. Auch eine Schrägstellung kann sinnvoll sein, wenn du ein langes Werkstück z. B. stark konisch zulaufend drechseln willst, dann steht die Auflage schräg, sprich parallel zur anvisierten Form. Aber das kannst du ja auch dann ändern, wenn du es brauchst.
- Wahrscheinlich weißt du es schon: Mit einem Tropfen Gleitmittel (z. B. Speiseöl) auf die Aufnahmespitzen/das Werkstück läuft das Holz leichter.
- Wie sehr schwingt deine obere Seilführung mit, wenn du sie ganz ausfährst? Ich hätte angenommen, dass sie merklich mitschwingt - und gleich einen weiteren Aufnahmebalken auf der rechten Seite angebracht. Das Führungsrohr oben würde dann durchgehen, die Rolle lose sein bzw. am Rohr feststellbar (und nicht das Rohr feststellbar).
- Das Fußpedal empfand ich auch als entscheidenden Wohlfühlfaktor: Oft habe ich mich am Bett bzw. an den seitlichen Aufnahmen gestoßen - mit dem arbeitenden Bein. Ich wünsche dir, dass du hier eine komfortable Lösung findest.
- Deine Aufnahmespitzen sind sehr weit nach hinten in den Reitstöcken gesetzt: Kannst du ungehindert an den Enden deines Werkstücks arbeiten? Ich denke an starke Schrägstellung der Werkzeuge, wenn du Wölbungen anarbeiten willst. Aber zur Not kannst du dann ja deine Gewindestangen noch weiter ausfahren, um den Abstand zu den Kanten der Reitstöcke zu vergrößern. Wird schon gehen.

Was mich noch interessiert:
- Du hast auch runde Bankhakenlöcher. Ich hatte bei meiner Konstruktion das Problem, dass sich meine Werkstückaufnahmen gedreht haben. Bei deinem Aufbau dürfte das nicht relevant sein. Demnach: Hast du die Bettaufnahme an der Hobelbank mit einer durchgehenden Gewindestange gesichert?

Genau wie du, war auch ich überrascht, wie fein einfache Drechseleien von der Hand gehen; Werkzeuggriffe und Co. sollten kein Problem sein für dich.

Viel Spaß!
grüßend,
René



David
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Registriert: Di 22. Jun 2021, 11:31
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Re: Wippdrechselbank

Beitrag von David »

[In Antwort auf #146398]

Bis welcher Größe kannst du denn bislang Werkstücke bearbeiten?
Sind da Schalen machbar? Die Aufnahme ist da sicherlich noch ein Problem.


Bei Schalen verwendet man wohl ein Drehholz mit Metalldornen (engl.: mandrel): https://www.bodgers.org.uk/BB/viewtopic.php?f=14&t=1049 . Das Seil wird dann darum gewickelt.

David
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Re: Wippdrechselbank *MIT BILD*

Beitrag von David »

[In Antwort auf #146385]
Sehr schön, danke für deinen Bericht!

Vergangene Samstag habe ich mich selbst an einer Auf-Bank-Wipp-Drechselbank versucht, anhand der Anleitung von Richard Maguire (http://www.theenglishwoodworker.com/bench-top-lathe-the-plan/ sowie http://www.theenglishwoodworker.com/bench-top-lathe/). Das war überraschend einfach. Habe noch nicht viel mehr damit machen können als ein Stück Erle rundzudrechseln, aber es macht schon Spaß. Und bei 10-15€ Materialkosten kann man auch nicht viel falsch machen. Es fehlt noch die Werkzeugauflage und ggf. ein Keil für den Reitstock.

Ich hatte auch über alternative Seilführungen nachgedacht, mir gefällt die Einfachheit eines Gummiseils. Ich bin aber auch kein Maschinenbauingenieur. :-) Deine Lösung zur Fixierung des Reitstocks ist gelungen, vielleicht bekomme ich etwas in die Richtung hin.

Viel Erfolg beim Drechseln.

David

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Ich bedanke mich

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #146385]
für die freundlichen Kommentare und hilfreichen Hinweise. Im Einzelnen:

@ Reinhold: Du hast sicher inzwischen gesehen, dass Deine Hinweise (aus dem Schärfprojekt) angekommen sind. Sehr hilfreich, so klar hab ich das sonst nirgends gefunden!

@ Rolf: Danke für die guten Wünsche, ich bin optimistisch!

@ Klaus: Eine fußbetriebene Bank mit kontinuierlicher Drehung braucht ein großes Schwungrad und eine gelagerte Spindel. Vor allem letzteres ist nicht zu basteln, das kriege ich nicht in ordentlichere Qualität hin ohne fremde Unterstützung zu bemühen.

@ Christof M.: Der Rhytmus scheint nicht so schwierig, ich hab mich schon gut eingewöhnt. Schwieriger ist, dass eine Kontur immer aus einzelnen Stückchen zusammengesetzt werden muss. Aber ich denke, auch das ist Übungssache.

@Uwe M.: Jau! Guck sie Dir gern an. Spielen darfst Du auch damit.

@ Dirk: Ja, wir jungen Holzwerker sind immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen ;-) Die Werkzeugauflage war als Provisorium gedacht, eine zusätztliche einstellbare habe ich im Kopf. Aber inzwischen scheint mir, dass ich mit der vorhandenen vielleicht weiter komme als verher gedacht, wenn ich drechsle wie Reinhold es beschreibt, also mit Auflage des Werkzeuges auf dem Werkstück. Der Marokkaner hat ja auch eine ziemlich weit vom Werkstück entfernte Auflage. Wir werden sehen. Drechseleisen habe ich bisher nur wenige, erstmal einen ganz einfachen Satz aus DDR- Zeiten. Ich habe mir jetzt eine Formröhre und ein Abstecheisen bestellt. Mühsam nährt sich... Ja, Du warst leider lange nicht hier. Wäre schön wenn Du Dich mal meldest.

@ Pedder: Ja, am Pedal optimiere ich (heute neue bessere Version ausprobiert). Und mit dem Antrieb bin ich auch sehr zufrieden. Nein, die Säulenbohrmaschine bleibt. Genau bohren zu können hilft sehr, gerade wenn man sowas baut wie diese Drechselbank.

@ Markus: Schalen kann man mit solchen Maschinen schon drehen (man setzt den Schalenrohling auf einen Zapfen, den die Schnur antreibt), aber ich habe eine Spitzenhöhe von nur etwa 70mm, das wären also recht kleine Schalen. Eine separate, gelagerte Aufnahme für das Seil wäre genau die Spindel, die ich eingespart habe, und mit entsprechendem Aufwand verbunden. Eigentlich nicht sinnvoll.
Ohne Gestell nur auf der Hobelbank ist denkbar, es wird nur schwierig, das Pedal ergonomisch befriedigend anzuordnen.

@Jan: Ein Kombination von Freilauf und Schwungscheibe ist denkbar. Nachteil: Man braucht wieder eine gelagerte Spindel, damit ist die bezaubernde Einfachheit der Funktion dahin. Ich drechsle und tüftle weiter!

@René: Zur Werkzeugauflage: Problem ist erkannt, s. meine Antwort an Dirk. Öl auf die Spitzen: Mach ich. Die obere Seilführung schwingt überhaupt nicht merklich, sie ist aber auch sehr steif. Das Pedal ist schon verbessert, jedenfalls gegenüber der gestern noch gezeigten Version. Und da bleibe ich dran, das muss optimal sein wenn ich die Bank wirklich benutzen will, Platz genug ist jedenfalls da.
Ich habe die Spitzen "hinter" dem Bett angeordnet, damit die Treibschnur Platz hat auch wenn sie halbwegs senkrecht nach unten läuft.. Sollte ich bei der Bearbeitung mit den Reitstöcken kollidieren, muss ich was ändern, möglich ist alles.... Das rechte Ende des Bettes ist mit einem Multiplex- Winkel (mit Schwalbenschwanzverbindung) auf die Bankplatte geschraubt, mit einer durchgehenden Gewindestange M12, ordentlich festgezogen bewegt sich da nichts.

@ David: So eine ganz einfache Konstruktion habe ich auch schon mal versucht. Größtes Problem: Wo bleibt das Pedal? (um meine Hobelbank ist wenig Platz). Du musst auf jeden Fall die Spitzen kegelig anschleifen, das geht freihändig auf der Auflage eines Doppelschleifers schon ganz gut. Ich wünsche Erfolg!

Grüße an alle
Friedrich



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Wippdrechselbank: 6 Wochen später *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #146385]
Hallo,

ich will nur kurz berichten, wie es mit meiner Drechselbank weitergegangen ist.

Sie hat als wichtigste Änderung eine kleine verstellbare Werkzeugauflage bekommen - einfach ein Flachstahl, an einem Holzklotz befestigt der auf dem Bett steht und mit einer Schraubzwinge auf dieses gezogen wird. Höhe der Auflage = Spitzenhöhe. Eine vollkommen ausreichende Ausführung. Die alte durchgehende Auflage die an den Reitstöcken befestigt wird benutze ich weiterhin zum Rundschruppen der Rohlinge.

Außerdem habe ich die ersten sinnvollen Dinge angefertigt, von denen ich hier zwei zeige: Zuerst einen Satz Knöpfe (oder wie man das nennen soll) aus Erle, die in einem Schlüsselbrett verbaut werden sollen, und dann ein Feilenheft (das ist ja ein beliebtes Drechselobjekt) aus Esche.

Die Erfahrungen in zwei Sätzen zusammengefasst: Man kann auf der Maschine erstaunlich präzise arbeiten, und es geht inzwischen auch schon deutlich schneller. Und Spass macht es.

Grüße
Friedrich





Bernd Zimmermann
Beiträge: 246
Registriert: Mi 15. Apr 2015, 20:15

Re: Wippdrechselbank: 6 Wochen später

Beitrag von Bernd Zimmermann »


Hallo Friedrich,

sehr schön. Da bekommt man ja direkt Lust selbst auch so schnell wie möglich drechseln zu lernen. Zwar träumt es mir davon schon längere Zeit (wobei mir eine Drechselbank mit Tretnähmaschinenantrieb vorschwebt), aber vorerst ist die Freizeit leider noch viel zu knapp bemessen. Vielleicht klappt es wenn ich Rentner bin.
Vorerst vielen Dank fürs Zeigen.

Viele Grüße
Bernd

UweM
Beiträge: 272
Registriert: Mi 16. Mär 2016, 01:44

Re: Wippdrechselbank: 6 Wochen später

Beitrag von UweM »


Moin Friedrich,

was ist denn der Vorteil gegenüber der durchgehenden Werkzeugauflage?

Viele Grüße
Uwe

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Verstellbare Werkzeugauflage

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Moin Uwe,

der Vorteil ist, dass sie (s. Bild) sehr dicht an das Werkstück herangestellt werden kann, unabhängig davon, ob es dick ist oder dünn, zylindrisch oder kegelig. Man hat damit eine viel genauere und starrere Führung des Werkzeuges. Die kleinen Knöpfe könnte ich mit der durchgehenden Auflage nicht drechseln.

Grüße, Friedrich

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Uwe.Adler
Beiträge: 1267
Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Wippdrechselbank: 6 Wochen später

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #146687]
Hallo Friedrich,

dann hat sich nach dem Resümee die Bank ja schon gelohnt. Drechseln ist eine sehr schöne und angenehme Erweiterung der Holzbearbeitung. Dein Weg ist dazu noch sehr speziell und interessant. Die Resultate sind schauenswert und sehen sehr gut aus. Bei der Drechselei ist für mich die Handauflage eine sehr wichtige Komponente, da ich sie immer sehr nah am Drechselgut positioniere. Damit habe ich den Schnitt besser in der Kontrolle. Außerdem läßt sich das Eisen besser führen. Auch ist die Höheneinstellung für mich sehr wichtig, da man damit das Werkzeug besser zur Rotationsachse führen kann. Der Anstellwinkelder Schneiden wird damit auch bequem und dauerhaft eingehalten. Die Einstellungen gehen in drei Ebenen.

Deine Ausführung und auch Deine Lernkurve ist immer wieder spannend zu verfolgen, auch weil die Entwicklung sehr anschaulich dargestellt werden. Vielen Dank dafür.

Herzliche Grüße

Uwe

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