Baumscheibe, Vermeidung von Rissen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Thomas Matuschak
Beiträge: 251
Registriert: Di 4. Jun 2013, 22:44

Baumscheibe, Vermeidung von Rissen

Beitrag von Thomas Matuschak »


Hallo,
ich habe eine Frage: Ein Bekannter von mir würde gerne von einem Eiche-Stamm mit 50cm Durchmesser eine 2cm Scheibe schneiden und diese später lackieren...
Die ersten Versuche haben alle mit entsprechenden Rissen geendet.

Gibt es eine Möglichkeit, dies zu vermeiden? Ich hätte gedacht, die Formel heißt: Langsam trocknen und gleichmäßig von beiden Seiten. Hieße also: Scheibe in Stoffsack packen
und dann senkrecht hinstellen?

Oder gibt es andere/bessere Tips? Vielleicht die Scheibe im frischen Zustand sofort lackieren?

Danke und Gruss,
Thomas

Roland Neubauer
Beiträge: 25
Registriert: Mo 4. Mär 2019, 18:12

Re: Baumscheibe, Vermeidung von Rissen

Beitrag von Roland Neubauer »


Hallo,
ich hab mal kleine Scheiben in Sägespänen getrocknet. Hat geklappt.
Vielleicht geht´s auch mit so großen Dingern.
Gruß an alle aus dem Schwabenland,
Roland Neubauer

Paul Reichert
Beiträge: 49
Registriert: Do 19. Jan 2017, 22:48

Re: Baumscheibe, Vermeidung von Rissen

Beitrag von Paul Reichert »


Hallo Thomas,

ich habe mit Prpylenglykol sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Holzscheiben waren aber sehr viel kleiner. Man legt die ungetrocknete Scheibe in eine Lösung mit Propylenglykol. Das Wasser wird dann durch die Propylenglykollösung ersetzt und dadurch die Schrumpfung und somit auch die Rißbildung verhindert. Das Holz wird aber etwas dunkler. Wir haben dann die Scheiben mit "Danish Oil" eingelassen. Alle Scheiben blieben rissfrei. Ich hatte für das Rezept eine Broschüre eines amerikanischen Ministeriums aus dem Internet und "Understanding Wood" von R. Bruce Hoadley verwendet. Google-Books-Link zur entsprechenden Seite:

https://books.google.de/books?id=5HBH2ibu-ZwC&pg=PA136&dq=R.+Bruce+Hoadley+Glycol+books+google&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj1zO_04rrRAhUF1iwKHQVCDsMQ6AEIKDAA#v=onepage&q=R.%20Bruce%20Hoadley%20Glycol%20books%20google&f=false

Vielleicht wäre das eine geeignete Lösung. Gerade bei Hirnholz dringt die Lösung sehr gut ein. Propylenglykol ist ungiftig. Ich hatte meins von der Firma Kremer-Pigmente.
Viele Grüße

Paul

UweM
Beiträge: 272
Registriert: Mi 16. Mär 2016, 01:44

Re: Baumscheibe, Vermeidung von Rissen

Beitrag von UweM »


Moin Paul,

meinst du wirklich Propylenglykol?
Ich finde nur Propylenglykol-n-butylether bei kremer-pigmente, das scheint mir nicht gerade ungiftig zu sein, zumindest was die Verarbeitung betrifft.
Vorstellen (ich bin kein Chemiker), kann ich mir zumindest, das es Wasser verdrängt.

Viele Grüße
Uwe



Rainer Zinserling
Beiträge: 189
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Baumscheibe, Vermeidung von Rissen

Beitrag von Rainer Zinserling »


Ich weiß jetzt nicht, ob Eiche trotzdem reisst. Mein Tipp für langsames, gleichmäßiges Trocknen: in einen Plastiksack packen und einmal täglich wenden, also das jeweils Innere nach außen stülpen.

Herzliche Grüße
Rainer Zinserling

Paul Reichert
Beiträge: 49
Registriert: Do 19. Jan 2017, 22:48

Re: Baumscheibe, Vermeidung von Rissen

Beitrag von Paul Reichert »


Hallo Uwe,

das ist jetzt wirklich peinlich. Natürlich meine ich nicht Propylenglykol sondern Polyethylenglykol, wird bei pharmazeutischer Verwendung meist Macrogol genannt. Bei Kremer nennen sie es Polyglykol. Ich habe keine Ahnung warum ich Propylenglykol geschrieben habe. Als Entschuldigung kann ich vielleicht das "antifreeze" bei Hoadley anführen, das war wohl irgendwie im Hinterkopf :-).

Im Schiffahrtsmuseum Bremerhaven wurde die Hansekogge mit einer Lösung aus Polyethylenglykol behandelt um sie zu konservieren. Das hat mich eigentlich damals überzeugt es zu probieren. Ich habe auch Tests gemacht und Scheiben bis zur Mitte hin eingesägt und dann verglichen ob sich der Spalt bei den mit Polyethylenglykol behandelten Scheiben vergrößert. Bei den unbehandelten Scheiben hatte der Spalt nach der Trocknung die Form eines "Kuchenstücks" zwischen 15 und 20°, bei den behandelten hat sich der Sägeschnitt nicht vergrößert. Wir haben alles mögliche eingelegt. Scheiben von kleineren Bäumen, in Scheiben gesägte Äste, etc. Das war meist Holz von Obstbäumen. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendeine Scheibe gerissen ist. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass das Holz so frisch wie möglich ist wenn es eingelegt wird und lange genug in der Lösung bleibt.

Viele Grüße

Paul

UweM
Beiträge: 272
Registriert: Mi 16. Mär 2016, 01:44

Re: Baumscheibe, Vermeidung von Rissen

Beitrag von UweM »


Moin Paul,

macht nichts, vertippen tut sich jeder mal.
Polyethylenglykol ist seit den 50er Jahren als Konservierungsmittel bekannt. Es ist sicher richtig, das das Holz möglichst feucht sein sollte.
Die Archäologen/Konservatoren arbeiten mittlerweile auch mit unterschiedlichen Molekuargrößen bzgl. Polyethylenglykol, scheinbar ist das beste Verfahren noch nicht gefunden.
Im Netz gibt es dazu reichlich Informationen, für den Hausgebrauch kann man sich sicher das eine oder andere Abgucken.

Hier im Forum gibt es auch gestandene Restauratoren, vielleicht meldet sich ja einer zu Wort und kann mehr Informationen beisteuern.

Viele Grüße
Uwe



Gerd Fritsche
Beiträge: 592
Registriert: Do 30. Aug 2018, 08:37
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Re: Baumscheibe, Vermeidung von Rissen *MIT BILD*

Beitrag von Gerd Fritsche »

[In Antwort auf #146407]
Hallo Thomas,
ich habe einen abgelegten Kochtopf, in dem schmelze ich alte Wachskerzen und tauche die Stirnseiten von den Hölzern,
bei denen ich Risse vermeiden will, mehrmals in das flüssige Wachs bis sich eine ca. 1 mm Wachsschicht gebildet hat.
Das Bild zeigt zwei Holzstücke von einer Blutpflaume mit ca 15 cm Durchmesser und ca 15 cm Länge.
Das Holz war nass und beide Holzstücke wurden am gleichen Tag in der Werkstatt aufgesägt.
Ich weiss nicht ob das auch für grössere Durchmasser machbar ist, aber bei kleinen Stücken funktioniert das prima.
Viele Grüsse
Gerd.

Haluk
Beiträge: 84
Registriert: Do 8. Apr 2021, 09:00

Re: Baumscheibe, Vermeidung von Rissen

Beitrag von Haluk »


Ich habe mal irgendwo gelesen das Ganze mit einem Loch in der Mitte zu entspannen.
So lange in der Mitte ein Loch ist, auch wenn es klein ist, kann das Holz ohne Spannung schrumpfen. Also immer wieder prüfen und nachbohren.
Auch wenn ich´s nicht versucht habe kam es mir sehr plausibel vor. Wenn dann auch noch wie vorher beschrieben langsam getrocknet wird könnte es doch ohne zusatzstoffe gehen.
Ohne eine Entlastungsbohrung müssten doch im Holz enorme Spannungen entstehen, egal wie langsam und gleichmäßig man trocknet.
Der Durchmesser wird kleiner und das radial ungleichmäßig.
Aber halt nur gelesen...

Gruß
Haluk

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