Was tun mit diesem Hobel?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Georg aus'm Westen
Beiträge: 154
Registriert: Di 5. Jan 2016, 20:07
Wohnort: NRW

Was tun mit diesem Hobel?

Beitrag von Georg aus'm Westen »


Ich habe heute einen Hobel bekommen, über die Bucht-Kleinanzeigen gefunden..
Es ist ein Reformhobel, vermutlich ziemlich alt, als Prägung auf dem Hobelkasten findet sich die Firma "Gebrüder Genuit Cassel" sowohl oben als auch hinten, auf der Klappe steht "Ott's Ulmer Hobel".
Also denkel eine Art "umgelabeter" Ulmia ;) (Auf den Seiten von Wolfgang Jordan habe ich die Firma Genuit als Händler gefunden, danke)
Die Klingenbreite beträgt 44 mm. Auffällig ist die eiserne, verstellbare Stütze für den hinteren Bereich des Eisens statt eines Handschoners. Die Maulweitenverstellung erfolgt nur durch eine Schraube von oben.
Kann mir jemand etwas über das ungefähre Baujahr verraten?

Die Klinge sieht leider ein wenig mißhandelt aus, am Hobelkasten gibt es etwas Wurmfraß.
Sollte man so ein Teil gegen Holzwürmer behandeln und dann einfach wegstellen? Eigentlich würde ich den gerne optisch wieder ein wenig aufarbeiten, schärfen und benutzen, oder ist das Frevel?




Schonmal danke für eure Antworten,
Georg

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Was tun mit diesem Hobel?

Beitrag von Rafael »


Hallo Georg

Da hast Du ein schönes Teil ergattert. Schade, dass Du nicht das Eisen zeigts, aber es sieht so aus, als ob es noch recht lang ist. Es steht also wohl Nichts im Wege es wieder her zu richten. Wie sieht die Spiegelseite aus? Frei von Rost, leichter Flugrost, richtiger Lochfraß?
Die Sohle sieht nach Pockholz aus, also auch was gutes.
Für mich gibt es bei einem solchen Hobel nur eines: Sohle planen, Eisen schleifen und abziehen und dann benutzen.
Wenn das Holz trocken ist, würde ich den Hobel möglichst dicht in einen Kunststoffbeutel einpacken und für mehrere Tage in die Tiefkühltruhe legen. Danach dürften alle Tierchen, sofern noch welche da sind, kein Problem mehr darstellen. Du kannst auch die Mikrowellengerät- Methode anwenden.

Über das Alter kann ich dir nichts sagen, aber ist das wichtig, wenn Du mit dem Hobel arbeiten möchtest? Es sei denn, er soll in ein Museum, dann wäre das Alter interessant.

Viel Spaß mit dem guten Teil,
Rafael

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Was tun mit diesem Hobel?

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Georg,

Gratulation zum schönen Stück!

Ich hab eine wahrscheinlich wesentlich ältere Rauhbank, da hat der Wurm stärker zugeschlagen. Auch hier ist die Fragestellung: Was tun? Da würde ich nach einer Methode suchen, die Wurmlöcher auszufüllen, um die Stabilität wieder zu erhöhen. Bin also an Erfahrungen interessiert.

Jetzt habe ich etwas von Paraloid gehört (Röhm & Haas), hat jemand Erfahrungen damit?

Gruss
Rolf

Ernst Spangenberger
Beiträge: 276
Registriert: Mi 29. Mär 2017, 14:44
Kontaktdaten:

Re: Was tun mit diesem Hobel?

Beitrag von Ernst Spangenberger »


Ich würde den Hobel aufarbeiten und benutzen.
Bezüglich Holzwurmbehandlung in der Tiefkühltruhe bin ich skeptisch. Zumindest die Eier dürften das überleben. Im Freiland friert das Holz ja auch durch.
Mein Vorschlag: Hobel in eine Tüte, etwas Ethylacetat rein, Tüte 14 Tage verschlossen halten. Mit Ethylacetat habe ich früher immer Insekten in die ewigen Jagdgründe befördert. Gibt's günstig im großen Kaufhaus. Der Vorteil dieser Methode: Das Zeug verdunstet, da bleibt nichts Giftiges am Hobel zurück. Einigen meiner Hobel, die ich letze Woche in der Bucht gekauft habe, steht die Prozedur auch noch bevor.

UweM
Beiträge: 272
Registriert: Mi 16. Mär 2016, 01:44

Re: Was tun mit diesem Hobel?

Beitrag von UweM »

[In Antwort auf #146022]
Moin,

wirklich schöner Hobel den du da hast. Ich würde ihn benutzen.

Wegen der Wurmlöcher: 3 Stunden bei 50 Grad in den Ofen hilft auch.

Freundliche Grüße
Uwe

Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Was tun mit diesem Hobel?

Beitrag von Johannes M »

[In Antwort auf #146022]
Hallo Georg,

schöner Hobel mit gutem Potenzial. Aber bitte den Holzwurmbefall nicht mit Wärme oder Mikrowelle vertreiben. Da ist das Risiko der Hobelzerstörung zu groß.
Bei dem Alter ist die Wärmebeständigkeit der Verleimungen fraglich und das Entfernen aller Metallteile für die Mikrowelle ist nicht unbedingt zerstörungsfrei zu bewerkstelligen.
Also in diesem Fall lieber auf Chemie zurückgreifen.
Ansonsten sind die Chancen für die Wiederbelebung dieses Werkzeugs recht gut.

Es grüßt Johannes

Pedder
Beiträge: 5672
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
Kontaktdaten:

Re: Was tun mit diesem Hobel?

Beitrag von Pedder »


Hallo Johannes,

ein Werkzeug, dass man ständig in den Händen hält mit Holzwurmtod behandeln? Ist das wirklich so unproblematisch?

Wenn es meiner wäre, würde ich ihn trocknen lassen. Erwärmen wäre mir zu riskant bei der Leimfuge Pockholz/Birne Buche.
Würmer brauchen nasses Holz.

Liebe Grüße
Pedder

Johannes M
Beiträge: 1587
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Was tun mit diesem Hobel?

Beitrag von Johannes M »


Hallo Pedder,,

auch wenn ich keine persönlichen Erfahrung damit habe,
scheint mir die Idee von Ernst, durchaus erwägenswert.

Es grüßt Johannes

Ernst Spangenberger
Beiträge: 276
Registriert: Mi 29. Mär 2017, 14:44
Kontaktdaten:

Re: Was tun mit diesem Hobel?

Beitrag von Ernst Spangenberger »


Hallo Pedder, Ethylacatat wirkt als Dampf, und verfliegt danach zu 100%. Da bleibt nichts am Holz zurück. Die Wirkung ist vergleichbar mit der von Ether oder Chloroform.

keno
Beiträge: 33
Registriert: Sa 8. Dez 2018, 14:58

Holzwurm

Beitrag von keno »

[In Antwort auf #146022]
Hallo Georg,
das ist wirklich ein schöner Hobel den Du da bekommen hast! Mir wäre er viel zu schade, um ihn hinter Glas zu verstecken, Hobel sind für mich zum benutzen da. Deswegen versuche ich (da liegt jetzt die Betonung auf dem Versuch....) immer nur solche anzuschaffen die ich auch benutze.

Wegen dem Holzwurmbefall habe ich sehr gute Erfahrungen mit dem Tipp gemacht den ich von Lothar Greef in einem seiner YouTube Videos habe:
Spiritus.
Am besten geruchsarmen, gibt es zum Beispiel von AHK. Die verschlossenen Löcher vorsichtig öffnen, gründlich absaugen und reichlich mit dem Pinsel den Spiritus auftragen, so das jedes Loch gut nass wird, auf zwei klötzchen in Folie wickeln und ca. 24 Stehen lassen. Die geliebten Tierchen gehen an Alkoholvergiftung ein.

Ich habe das so erfolgreich bei meiner Hobelbank sowie diversen Holzhobeln angewendet. Was wichtig zu wissen ist, dass der Spiritus Knochenleim löst, an dem Übergang zur Sohle und der Verleimung des Horns ist also unter Umständen Vorsicht geboten. Wobei sich das Horn in der Regel gut wieder - und am besten mit Knochenleim - einkleben lässt. Bei der Sohle bin ich mir da nicht so sicher.
Viel Erfolg und einen schönen 3. Advent,
Keno

Antworten