Säge schärfen nach und mit F. Kollenrott

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
MarkusB
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Säge schärfen nach und mit F. Kollenrott

Beitrag von MarkusB »


Hallo zusammen,

ich war dieses WE mit Friedrich Kollenrott zum Säge schärfen verabredet und vielleicht interessiert es ja jemanden, was mir besonders geholfen hat, meine Fertigkeit eindeutig zu verbessern.

Ich war zum Lernen von Säge schärfen schon mal bei Friedrich und meine Fortschritte waren auch nicht schlecht, aber es gab doch noch einige Defizite.
Größtes Problem war bei mir die Gleichmäßigkeit der Zähne. Aber auch das Starten meiner geschärften Sägen war nicht einfach, was aber natürlich auch mit der mittelmäßigen Gleichmäßigkeit zusammenhing.
Ein weiteres Problem waren die Arbeitsabläufe bzw. deren Reihenfolge. Man kann sich viel Theorie aneignen, diese auch in der Praxis dann umzusetzen ist noch mal ein ganz eigenes Problem.
Nichts hilft da so sehr, wie wenn der Meister sofort beratend zur Stelle steht.
Damit wir, also ich, auch genug Futter hatten, habe ich alle meine Sägen (sind nicht so viele) mitgebracht und noch ein paar neue Gestellsägeblätter, da wir auch eine kleine Gestellsäge bauen wollten.

Als ich das erste Mal bei Friedrich war, schärfte Friedrich noch nach der Wechselmethode.
Das bedeutet, er schärfte nur jeden zweiten Zahn von der einen Seite, drehte dann die Säge in der Kluppe und schärfte dann die restlichen Zähne von der anderen Seite.
Als Folge der Suche nach Vereinfachung änderte Friedrich seine Vorgehensweise und schärft nun seine Sägen durchgehend nur noch von einer Seite.
Dieser Wechsel war für mich der Schlüssel des Erfolges.
Warum?

Bei der Wechselmethode feilt man eigentlich blind.
Beim ersten Durchgang sieht man noch gar nicht, ob das, was man da an Zahnlücken so rausfeilt, auch wirklich passt.
Erst beim zweiten Durchgang, wenn die Säge gedreht ist, erkennt man, ob die Lücke aus dem ersten Durchgang passt oder vielleicht doch 2-3 Feilstriche mehr gebraucht hätte oder etwas weiter nach rechts/links liegen sollte.
Beim einseitigen Feilen kann man direkt Korrekturen an den vorherigen Zähnen/Zahnlücken machen, was für die Gleichmäßigkeit der Zähne sehr hilfreich ist.
Gleichmäßige Zähne bedeutet auch eine gleichmäßigere Zahnlinie, was wiederum bedeutet, dass das Starten viel leichter geht.
Kann man sich gut vorstellen: Wenn hin und wieder ein Zahn etwas mehr heraus schaut, ist das Sägen gerade am Anfang wesentlich schwieriger.

Ich habe es mir dann noch angewöhnt, immer, bevor ich die nächste Zahnlücke angehen, in der vorherigen Zahnlücke einen leichten (!) und dann in der aktuellen Zahnlücke ebenfalls einen leichten Feilenstrich zu machen.
Man kann schon mit bloßem Augen erkennen, dass die deutlich sichtbaren Feilenspuren auf dem Zahnrücken dann geringer sind.
Außerdem ist der Grat dann auch fühlbar geringer, was aber wohl keinen Einfluss hat, da dieser ja eh noch mit dem Abziehstein entfernt wird oder beim Sägen hinter dem vorherigen Zahn versteckt liegt.
Manchmal habe ich aber auch 2-3 leichte Feilstriche gemacht, alles sehr nach Gefühl, wenn ich meinte, dass die Zahnlücke noch etwas nach rechts oder links wandern müsste.
Wichtig ist, dass der letzte Feilenstrich immer der rechten Zahnlücke gehört (Hinweis: Ich feile von links nach rechts, der Sägegriff ist rechts, es wird nur nach vorne gefeilt und nicht beim Zurückziehen der Feile), damit der Grat zur Sägenspitze zeigt und nicht zum Griff.

Was man auch immer machen sollte ist das Abrichten der Zähne, ganz gleich, ob man noch schränken will oder nicht.
Bei abgerichteten Zähnen sieht man die spiegelnde Zahnkopffläche.
Diese hilft ungemein bei der Entscheidung, ob die Zahnlücke etwas mehr nach links oder rechts muss.
Man erkennt also von oben, wie gleichmäßig die Zähne verteilt sind und muss nicht sich die Säge von der Seite anschauen.
Gleichmäßige Zahnabstände bedeuteten gleichmäßige Zahngeometrien, deren Vorteile klar sind.
Bei abgerichteten Zähnen sieht man außerdem ganz genau, wo man stehen geblieben ist, wenn man mal unterbrochen wurde.
Abgerichtete Zähne bedeuten auch keinen Mehraufwand für das Feilen, da die Zahnspitze auch beim „nur Feilen“ nach unten wandert.

FAZIT:
Sägen schärfen ist nicht schwer, jedenfalls wesentlich leichter als Hobeleisen scharf zu kriegen.
Besonders erleichternd ist es, wenn man es gezeigt bekommt und man darüber beim Schärfen reden kann.
Ein geeigneter Schärfplatz ist ein Muss.
Bewegliche Beleuchtung und ausreichende Höhe, damit die Säge nah genug am Auge ist, sind genauso wichtig wie die offensichtlichen Dinge wie Feilen, Schränkzange und Kluppe.
Ich bin 190 cm groß und die Zähne waren auf 124 cm Höhe, das passte gut. Ein bisschen höher wäre vielleicht sogar noch besser gewesen.

Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt und dass mein Bericht jemanden hilft.

Viele Grüße

Markus

Klaus Kretschmar
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Re: Säge schärfen nach und mit F. Kollenrott

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Markus,

danke für den Bericht. Friedrich ist einer der Saurier hier, wie auch Gerd. Es ist so wichtig, dass ihr breites Wissen weiter gegeben wird. Die Forianer sollten jede Chance nutzen, im kleinen Kreis mit Friedrich oder Gerd ein paar Stunden Werkstattzeit zu verbringen. Wie es in Deinem Bericht gut rüber kommt, ist es die Vielzahl an "Nebenbei"-Informationen, die den Horizont erweitert. Das hast Du gut gemacht - und Friedrich erst recht :-)

Klaus

Pedder
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Re: Säge schärfen nach und mit F. Kollenrott

Beitrag von Pedder »


Hallo Markus,

ich musste bei vielen Details aus Deinem Bericht nicken. Mir ist es nie gelungen, eine Säge im Wechselverfahren vernünftig und zügig zu schärfen.

Aber gerade Einfachklingen (Stecheisen, Hobel) zu schärfen, ist mit großer Sicherheit leichter. (Wenn man sich denn traut, ine Schleifführung zu benutzen.)
Kannst ja mal nach Kiel kommen (nach Hannover schleppe ich den Kram nicht.)

Liebe Grüße
Pedder



Rolf Richard
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Re: Säge schärfen nach und mit F. Kollenrott

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #145868]
Sägen schärfen ist nicht schwer, jedenfalls wesentlich leichter als Hobeleisen scharf zu kriegen.


Sorry, das darf man mit Fug und Recht bezweifeln!

Hobeleisen sind nicht besonders schwer zu schärfen, nur, wenn man sie "rattenscharf" haben möchte - und das auf längere Zeit - dann sollte man vom Schärfen mit Banksteinen Abstand nehmen - aber immer noch besser Banksteine als manches andere. Sagen wir so: Ich war kein grosser Held damit, habe jetzt mit der Nassschleifmaschine mein Optimujm gefunden. Trotzdem: Hobeleisen sind eher eine leichte Übung.

Gruss
Rolf

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
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Re: Säge schärfen nach und mit F. Kollenrott

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Rolf,

das schreit nach Widerspruch :-) Wie Du weißt, bin ich auch ein Tormek Nutzer - und überzeugt von ihrer Qualität und ihrem Nutzen. Aber eine bessere Schärfe als mit Banksteinen? Nie und nimmer! Wenn man auf Wassersteinen schärfen kann, ist die Schärfe nicht zu toppen, da kann die Tormek auch mit Japan-Stein nicht mithalten. Um richtig scharfe Eisen zu bekommen, gehe ich nach der Tormek auf flache Schleifmedien (bei mir keine Wassersteine sondern Diamantfilm auf Granit). Erst danach stellt sich das ein, was ich als wirklich scharf bezeichnen würde.

Klaus

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Uwe.Adler
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Re: Säge schärfen nach und mit F. Kollenrott

Beitrag von Uwe.Adler »


Hallo Rolf,

Die Bearbeitung mit der Tormek kann meiner Erfahrung nach nur eine Vorbereitung für eine Endbehandlung sein. Eine Weiterbehandlung auf einem Bankstein bis 8000er oder 10000er und dann zum Schluß den Grat auf einer Diamantfolie oder einem Lederrstreifen mit Cromoxidgrün bzw. MDFplatte mit Diamantpaste 0,3my abziehen, dann hast Du eine Schneide die schneidet ohne viel Kraftaufwand. Die habe ich mit der Tormek und der vollen Ausstattung noch nie erreicht.

Aber in diesem ausgehenden Beitrag geht es um das Sägeschärfen. Im Vergleich beider Arbeiten hält sich die Arbeit bei einer vergleichbaren Ausgangsgüte der Schärfeinheiten, soweit man es vergleichen kann, die Waage. Da geht es "nur" um die Wiederherstellung der Schneidfähigkeit des Werkzeugs.

Herzliche Grüße

Uwe

MarkusB
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Re: Säge schärfen nach und mit F. Kollenrott

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #145873]
Hallo Rolf,

meine Aussage muss natürlich nicht für jeden gelten. Jeder hat andere Talente. Du findest, dass Hobeleisen leichter zu schärfen sind.
Vertreten tue ich sie aber dennoch.
Das liegt daran, dass ich ungefähr 4 Jahre gebraucht habe, bis ich soweit war, alle meine Eisen scharf zu bekommen, während ich für das Säge schärfen 2 WE gebraucht habe.
Ich könnte jetzt noch mehr dazu schreiben, aber ich will das eigentlich gar nicht diskutieren, ist eben sehr subjektiv und deshalb nicht sehr fruchtbar.

Ich habe diese Aussage eigentlich nur gemacht, weil ich den Eindruck habe, dass hier viele sind, die Hobeleisen schärfen, Sägen hingegen nicht.
Diesen Holzwerkern wollte ich einfach nur die Scheu nehmen, Sägen selber zu schärfen, denn ein weiterer Eindruck von mir ist, dass das Säge schärfen hier als schwieriger dargestellt wird als es ist.

Viele Grüße

Markus


MarkusB
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Re: Säge schärfen nach und mit F. Kollenrott

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #145871]
Hallo Pedder,

das mit dem Nicken freut mich.

Aber gerade Einfachklingen (Stecheisen, Hobel) zu schärfen, ist mit großer Sicherheit leichter. (Wenn man sich denn traut, ine Schleifführung zu benutzen.)

Das sehe ich anders, muss aber nicht diskutiert werden. Siehe dazu bitte meine Antwort an Rolf.

Die Einladung ist sehr nett, aber Kiel ist schon weit weg von mir...

Viele Grüße

Markus



Pedder
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Re: Säge schärfen nach und mit F. Kollenrott

Beitrag von Pedder »


Hallo Markus,

könnte es sein, dass Du Sägenschärfen gezeigt bekommen hast, während Du Eisen schärfen im Selbststudium machst?

Liebe Grüße
Pedder

MarkusB
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Re: Säge schärfen nach und mit F. Kollenrott

Beitrag von MarkusB »


Hallo Pedder,

nein, zum Hobelschärfen war ich auch bei Friedrich.
Aber Freihandschärfen kann ich einfach nicht, haben wir letztes WE mal wieder festgestellt. Ich schaukel zu stark.
Dabei habe ich es intensiv geübt. Vielleicht zu lange :-)

Ich finde aber auch die einzelnen Arbeitsschritte und was man alles beachten und auch haben muss beim Hobelschärfen viel umfangreicher als beim Sägeschärfen.
Außerdem verzeiht einem ein Hobeleisen auch keine Fehler, eine Säge schon eher.
Beim Sägefeilen wird doch viel mit "ungefähr" gearbeitet (Rake, Fleam, Zahnteilung), wenn da leichte Unterschiede in der Säge sind, merkt man die nicht.
Beim Hobeleisen schärfen wird aber sogar mit einer Führung gearbeitet, die den Winkel absolut exakt einhält.
Und mach die Spiegelseite des Hobeleisen mal nur ungefähr plan...

Jetzt diskutiere ich ja doch schon...

Viele Grüße

Markus



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