KOSHIMITSU Stecheisen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
simonstucki
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KOSHIMITSU Stecheisen

Beitrag von simonstucki »


Hallo liebe Holzhandwerker,

ich lese schon seit einer Weile immer wieder etwas mit, bis jetzt allerdings nur passiv, darum möchte ich mich kurz vorstellen, ich habe dieses Jahr eine die Ausbildung zum Tischler angefangen (ich bin allerdings schon etwas älter (31) und habe vorher schon einiges ausprobiert, eine lange Geschichte) und interessiere mich seit einigen Jahren für Holzbearbeitung und auch zunehmend immer mehr für die traditionelle Holzbearbeitung mit Handwerkzeugen ohne Strom (und Trotzdem mach der eine Tischlerausbildung ? ja ich weiss, auch eine lange Geschichte, vielleicht mehr dazu später mal). Holz hat mich schon immer als Baumaterial fasziniert, für die Bearbeitung habe ich mich dann eigentlich erst so richtig angefangen zu interessieren, als ich mit verschiedenen youtube Kanälen bekannt gemacht wurde (Steve Ramsey (nun ja, eigentlich nicht so mein ding, aber durch den wurde ich auf den nächsten in der Liste aufmerksam), Marc Spagnuolo und damit hat es mich gepackt. Da ich allerdings lange keinen Zugang zu einer Werkstatt hatte blieb meine Beschäftigung mit dem Thema ziemlich lange leider nur theoretischer Natur. Durch den Kanal von Paul Sellers wurde mir bewusst, dass man nicht für alles einen kompletten Maschinenpark benötigt und die rein theoretische Beschäftigung mit dem Thema wurde langsam immer praktischer (sprich ich habe einen Löffel geschnitzt :). Durch irgend ein youtube video bin ich auf "The Anarchist's Tool Chest" aufmerksam geworden und bin nun bei Chris Schwarz und Lost Art Press im allgemeinen gelandet. Auch ganz angetan bin ich von Roy Underhill.
Soweit zu mir wenn ihr noch was genauer wissen wollt dann einfach nachfragen :)

Nun zum Thema, ich habe mir ein Paar von diesen Stecheisen (beim Hausherren gekauft, Schneidestahl ist Weisser Papier Stahl) geleistet und bin eigentlich auch zufrieden damit, ich krieg die schön scharf (nicht zuletzt dank der Anleitung von Friedrich Kollenrot (vielen dank!)) nur halten sie die schärfe nicht besonders lange bzw, die schneide ist sehr empfindlich und kleine ausbrüche sind sehr schnell drin. Die Fase ist auch etwas über 25° dazu eine Mikrofase mit 30° (geschliffen auf einem 800, abgezogen auf einem 5000 naniwa sharpening stone).
Nun was heisst nicht sehr lange bzw. sehr schnell? Ich kann damit keine Zinken ausstemmen (in Kiefer) ohne dass die Schneide mehr oder weniger sofort merklich leidet (nach dem schärfen kann ich damit problemlos meinen Unterarm rasieren) ein Zinken ausgestemmt und mit dem rasieren ist es vorbei, zwei weitere Zinken und man sieht es der Schneide ohne Lupe an, dass da was nicht mehr so ganz optimal ist. Ich gehe beim ausstemmen vorsichtig vor und vermeide es so weit wie möglich zu hebeln. Noch schlimmer ist es beim ausstemmen von Zapfenlöchern.
Nun meine Frage, erwarte ich zu viel, mache ich was falsch (ok das ist etwas schwer aus der ferne zu diagnostizieren (bis auf den Fasenwinkel), das ist mir schon klar) oder habe ich womöglich sogar Stecheisen erwischt die nicht richtig gehärtet bzw. angelassen wurden (davon gehe ich allerdings eigentlich nicht aus)?

Wie sind eure Erfahrungen/Standzeiten mit solchen (und auch mit anderen) Stecheisen so?
ich freue mich auf eure antworten.

gruss
simon

PS: falls es noch weitere Holz Anarchisten in Berlin gibt, meldet euch wenn ihr Lust habt.



Klaus Kretschmar
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Re: KOSHIMITSU Stecheisen

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Simon,

willkommen im Forum. Die handwerkzeugorientierte Holzbearbeitung hat ihre ganz eigene Faszination, auch mich hat es nach einigen Jahren maschinenlastigen Holzwerkens erwischt. Auf Dauer wirst Du dennoch nicht ganz ohne Maschinen auskommen. Vor allem bei der Holzdimensionierung.

Zu den Beiteln. Die von Dir gekauften kenne ich zwar nicht, hatte aber trotzdem ein deja-vu als ich Deinen Beitrag las. Meine Iyorois verhielten sich exakt gleich, nachdem ich sie gekauft hatte. Es war ziemlich frustrierend. Eine gewisse Besserung trat ein, als die Primärfase von 25° auf 30° geändert wurde. Optimal war die Schneidhaltigkeit dennoch nicht, es gab weiterhin bei sehr harter Beanspruchung Ausbrüche. Ich habe daraufhin die betroffenen Beitel (es waren mehr als die Hälfte von meinen 10, wenn ich mich richtig erinnere) um ca. 2 mm gekürzt. Diese Maßnahme brachte vollen Erfolg. Die Beitel arbeiten seither wunderbar und haben eine sehr gute Standzeit. Natürlich kann ich nicht beurteilen, ob das bei Deinen Beiteln auch funktioniert. Da sie neu sind, würde ich zuerst den Verkäufer ansprechen.

Nach mehrjähriger Nutzung der Iyorois kam ich vor ca. 3 Jahren an einen Satz Veritas Beitel mit PM-V11 Eisen. Sind zwar nicht billig, bieten aber überragende Standzeit und sind dank ihrer vergleichsweise flachen Bauart und der bis zur Spiegelseite heruntergezogenen Seitenfase sehr vielseitig einsetzbar. Bequemer zu handhaben sind sie außerdem. Seit ich diese habe, werden die Japaner nur noch selten genutzt. Nicht verschweigen möchte ich allerdings, dass auch einer der Veritas am Anfang Ausbrüche hatte. Auch der wurde ca. 2 mm gekürzt und ist jetzt so gut wie die anderen.

Klaus

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Volker Hennemann
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Re: KOSHIMITSU Stecheisen

Beitrag von Volker Hennemann »


Hallo Klaus,

wie hast du denn die 2mm gekürzt? Auf der Tormek - oder hast du da andere Geschütze aufgefahren?

Viele Grüße
Volker

Klaus Kretschmar
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Re: KOSHIMITSU Stecheisen

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Volker,

das habe ich ausschließlich auf der Tormek erledigt, da ich keine unkontrollierten Temperaturen erzeugen wollte. Die Tormek ist ja nunmal kein Rennpferd aber mit etwas Geduld kommt man auf sicherem Weg ans Ziel. Sooo langsam ist sie ja auch wieder nicht :-)

Klaus

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Volker Hennemann
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Re: KOSHIMITSU Stecheisen

Beitrag von Volker Hennemann »


Hallo Klaus,

oh je, ich habe es befürchtet. 2mm auf Tormek - ich schätze 2 bis 3 Stunden x 3 Veritas Eisen (bei denen ich das gleiche Problem habe) = 6 bis 9 Stunden!
Wie gehst du mit meiner Freizeit um???
Nicht nett ;-)

Gruß
Volker

Klaus Kretschmar
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Re: KOSHIMITSU Stecheisen

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Volker,

2 - 3 Std. pro Eisen??? Das kann ich nicht bestätigen. Nach meiner Erinnerung allerhöchstens 1/2 Std. pro Eisen, eher weniger. Sowohl der Japanstahl als auch der PM-V11 Stahl sind aus meiner Sicht leicht zu schärfen, sprich mit ordentlich schnellem Abtrag auf der Tormek.

Klaus

Friedrich Kollenrott
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Re: KOSHIMITSU Stecheisen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #145370]
Hallo Simon, Hallo Klaus,

manche Themen wiederholen sich zuverlässig.

Erstmal muss man wissen, dass das Stemmen von Kiefernholz jedes Eisen sehr beansprucht, weil die Jahresringe sehr hart sind. Die Bezeichnung "Weichholz" ist sehr trügerisch. Ich habe gerade Zapfenlöcher in Kiefer gestemmt und bei meinen Kirschen- Stemmeisen zur geschliffenen 25°- Fase eine 35°- Mikrofase gemacht, dann geht es. Und ich erinnere mich aus der Zeit, als ich auch noch japanische Eisen benutzte, dass die nicht deutlich widerstandsfähiger waren als die Kirschen, das nahm sich nicht viel. Also, Simon, das würde ich als erstes probieren. Eine Mikrofase in größerem Winkel.

Wenn es tatsächlich so ist, dass man fabrikneue Eisen durch Kürzen an der Schneide um 2mm deutlich verbessern kann, dann ist das eine Sauerei. Denn das bedeutet: In der Fertigung wurden die Eisen durch nicht fachgerechtes Schleifen thermisch geschädigt. Bei alten Eisen aus dem Internet hahbe ich sowas auch schon erlebt, dann weiss man da hat einer gepfuscht. Aber bei neuen? Unfassbar.

Wie kürzt man Eisen, ohne sich einen Wolf zu schleifen? Ich habe das ja öfter gemacht, auch wenn Eisen sehr krumm waren oder von beiden Seiten angeschärft oder Ähnliches. Ich habe sowas immer auf dem Schleifbock gemacht. Mit der groben Seite. Den Stein frisch abgerichtet (das ist wichtig) und das Eisen einmal von links nach rechts am Stein vorbeigezogen und sofort, in der gleichen Bewegung, in einen danebenstehenden Wasserbehälter getaucht. Das Ganze wiederholt so oft erforderlich. Das dauert auch seine Zeit, aber viel schneller als eine Tormek ist es sicher. Und das Eisen nimmt keinen Schaden.

Grüße
Friedrich

Rolf Richard
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Re: KOSHIMITSU Stecheisen

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #145374]
h je, ich habe es befürchtet. 2mm auf Tormek - ich schätze 2 bis 3 Stunden x 3 Veritas Eisen (bei denen ich das gleiche Problem habe) = 6 bis 9 Stunden!


Hallo Volker,

das würde ich nicht unterschreiben!

Zwar hatte ich anfangs ein ähnliches Problem mit einem roten Steiner-Eisen (HSS), das hat sich aber ganz schnell gegeben, als ich den richtigen Stein auf der Tormek hatte. Für solche Stähle taugt der normale SG-Stein nicht, da muss der schwarze SB ran.

Gruss
Rolf

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Volker Hennemann
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Re: KOSHIMITSU Stecheisen

Beitrag von Volker Hennemann »

[In Antwort auf #145375]
Hallo Klaus,

Ok hab nur den Vergleich zu Hobelmessern. Da musste ich eines von LN mal komplett Umschleifen.
Das hat auf jeden Fall gefühlte 2 bis 3 Stunden gedauert. Bei einem Beitel hab ich noch nie so viel weggenommen, sondern immer nur die Schneide bei groben Ausbrüchen wieder neu aufgebaut
Ich geb dir natürlich Recht, ein Beitel ist natürlich wesentlich schmäler das geht schon schneller. Aber 2mm ist schon was.
Wie heißt es so schön... Versuch macht schlau!

Gruß
Volker

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Volker Hennemann
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Re: KOSHIMITSU Stecheisen

Beitrag von Volker Hennemann »


Hallo Rolf,

ich hab nur den SG Stein - daher auch keinen Vergleich bisher.
Danke für den Tipp.

Gruß
Volker

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