Falsche "Herangehensweise" ?

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
C. Grefe
Beiträge: 385
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von C. Grefe »

[In Antwort auf #58721]
Hallo Stefan,

bei mir dauert die Planung eines Projektes im Kopf und am Computer manchmal sogar deutlich länger als die spätere Ausführung. Allerdings muss ich gestehen, dass mir das auch Spaß macht. Der nette Nebeneffekt ist, dass ich wirklich selten mal unangenehme Überraschungen erlebe. Eigentlich merke ich Schwierigkeiten dadurch immer schon bei der Planung. Vor Flüchtigkeitsfehlern ("die 3 Schnitte mache ich schnell noch vor dem Essen") schützt das aber natürlich auch nicht... :-)

Ich zeichne alles maßstabsgerecht zunächst in 2D. Wenn ich mir über die Proportionen nicht ganz sicher bin, oder das Objekt mal aus verschiedenen Perspektiven sehen möchte, erstelle ich zusätzlich noch ein Sketchup-Modell. Einen 1:1 Aufriss oder ein maßstäbliches Modell habe ich hingegen bislang noch nie gefertigt. Hab ich auch nicht vermisst.

Grüße, Christopher


Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von Urs »

[In Antwort auf #58721]
Hallo Stefan

Deine Frage wundert mich etwas. Du schreibst nämlich überhaupt nicht, was bei Deinen Projekten schief läuft. Es gibt Probleme, die klar auf mangelnde Planung zurückzuführen sind. Ich vermute mal, dass Du solche Fehler meinst - und damit ist Deine Frage eigentlich schon klar beantwortet: Du hast für Deine Verhältnisse zu wenig gezeichnet, berechnet, geplant. (Ich kenne das von einem, der in meiner Werkstatt tätig ist.)

Andererseits kenne ich einen Schreiner, der für eine Konstruktion nur einige Handskizzen macht, einige Masse notiert ... und los geht's. Aber der hat jahrelange Konstruktion- und Fertigungspraxis. Für ein richtiges Möbel (z.B. eine Kommode) würde ich sicher einen vollständigen Plan benötigen. Habe ich bisher (erst 3 Projekte) auch so gemacht. Meine Bequemlichkeit verführte mich aber dazu, nachträgliche Änderungen nicht vollständig nachzutragen oder gewisse Details nicht bis ins Letzte darzustellen, was dann nach Murphy zu Fehlern führt. Für mich heisst das, dass ich - bei meinem jetzigen Stand - eher etwas mehr planen sollte.

Die andern Fehler (die auch durch perfekte Planung nicht verhindert werden) kommen ja noch dazu. Beim letzten kleinen Projekt habe ich gelernt, dass auch bei einer professionellen Formatkreissäge das Sägeblatt nicht unbedingt bei 45o steht, wenn die Skala dies behauptet. Diese Entdeckung beim Verleimen von 4 Gehrungen hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Aber ich muss zugeben, dass ich gerne mach einigen Skizzen einfach drauflos werkle. Projekte, die das zulassen (z.B.ein Spielzeugstall) mach grossen Spass.

Gruss

Urs



Heid K.

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von Heid K. »

[In Antwort auf #58721]
Hallo Stefan
Alles was ich plane fängt mit einer Skizze an. Das Ende ist ein fertiger Plan mit Einzel-Zeichnungen und Stücklisten.
Das brauche ich für die Kalkulation und die Zuschnittpläne.Das Material muss schließlich bestellt(gekauft) werden.
Manche Projekte habe ich nach Bildern umgesetzt.
Gruß Kurt


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von reinhold »


hallo,
ich entwerfe zuerst skizzenhaft auf Papier alle Ansichten mit den Abmessungen und dann die wichtigen Verbindungen, Anschlüsse etc. Das ist die eigentliche Entwurfsarbeit. In diesem Stadium sind Varianten und Planänderungen auch noch leicht möglich.
Die Werkzeichung entsteht dann am PC entweder mit Autocad/Map oder mit Sketchup, je nach Aufgabe. Daraus wird dann die Zuschnittliste erstellt.

Die Arbeitszeit, die ich in den Entwurf und die Zeichnungen investiere, hole ich beim Schreinern leicht wieder herein, weil ich schnurstracks der Zeichnung nach arbeiten kann.

schöne Grüsse
reinhold



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von Franz Kessler »


HAllo

Ich melde mich auch mal wieder zu Wort, dieses Thema hat es in sich, meine Vorgehensweise weicht leicht von den oben beschriebenen ab, hat sicherlich auch mit meinem Beruf zu tun.
Beginnen tut bei mir die Sache lange vor Beginn im Kopf, schwanger gehen nenne ich dies Phase, das kann lange dauern, manchmal Jahre so bei meinem Wohnzimmertisch, sehe ich dann im Alltag ähnliche Dinge, so werden diese mit meinen visuellen Plänen verglichen.
Zeichnen tue ich nicht alle Details, beim Tisch z.B. die Beine oder das umlaufende Profil, geht es dann ans fertigen, lasse ich das Ergebniss immer offen, beim manchmal monatelangen fertigen ist man doch so intensiv bei dieser Sache wie noch nie vorher und da wäre es doch schade, aufkommende weitergehende Ideen nicht zu beachten.
In meinem Beruf musten immer wieder Handmuster gefertigt werden, oft sehr aufwendig und langwierig, im Musterbau waren in der Regel gute junge Werkzeugmacher oder ähnliche Berufe tätig, ich hab immer den jungen Leuten genau erklährt welche Aufgabe das Muster erfüllen soll und hab meine Erwartung zum Ausdruck gebracht, sie sollten sich die Aufgabe zu eigen machen und weitergehende Ideen, sollten sie aufkommen mit mir diskutieren.
Im Laufe der Jahre sind so einige gute Ideen zu Stande gekommen und der Musterbau war für unsere Firma ein Fundus aus dem einige gute junge Leute hervorkamen.

Gruß Franz



Stefan
Beiträge: 178
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von Stefan »

[In Antwort auf #58737]
Hallo Urs,

es läuft nicht immer das selbe schief. Meistens sind es Flüchtigkeitsfehler.
Mal kurz nicht aufgepasst und ein Stück falsch abgesägt, was schon profiliert war oder sowas.

MfG

Stefan


Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Denkgeschwindigkeiten

Beitrag von Philipp »

[In Antwort auf #58723]
[Friedrich K.: ich arbeite überwiegend mit Handwerkzeugen, aber das ist hinsichtlich des Vorgehens wohl nicht entscheidend.


Bist Du Dir da so sicher? Ich stelle bei mir fest, daß das langsame Arbeiten mit Handwerkzeugen auch das Denken entschleunigt. Jeder Handgriff dauert so lange, daß man dabei immer wieder Zeit zum Nach- und Vor-Denken hat. Wenn ich (selten) mal an Maschinen stehe (z.B. Kreissäge), dann bin ich mit der möglichen Arbeitsgeschwindigkeit schnell überfordert und muß auf die Bremse drücken, um nicht übereilt Verschnitte zu liefern.

Ansonsten arbeite ich auch ohne Plan, nur mit groben Gesamt- und Detailskizzen und Teilelisten. Vorarbeit am Compi mache ich, weil ich es nicht will und nicht kann. Aber natürlich passieren mir auch immer wieder dumme Fehler, die mich im Fortschritt zurückwerfen.

Frohes Planen und Durchführen

Philipp



Stefan
Beiträge: 178
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Denkgeschwindigkeiten

Beitrag von Stefan »


Hallo Phillip,

so wie Du es beschrieben hast, läuft es auch bei mir !!!

Die meisten dummen Fehler passieren mir, wenn ich Teile mit Maschine bearbeite.

Bis dann

Stefan


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Denkgeschwindigkeit? na, na!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


also Philipp, langsam denken tu ich eigentlich nicht, glaube ich jedenfalls. Sicher meinst Du, dass der Prozess bei Handarbeit bedächtiger abläuft mit mehr Zeit zum Bedenken, und das stimmt auch. Entschleunigung ist ja ein schönes Wort und eine (zumindestens im Freizeitbereich) wohltuende Sache. Diese Diskussion wollte ich aber hier auf der lauten Seite gar nicht führen.

Ich wollte nur erzählen, dass ich auf dem Brett eine richtige technische Zeichnung mache (habs halt als Maschinenbauingenieur so gelernt). Und ich kann noch ergänzen: Die hängt bei mir durchaus einige Wochen auf dem Brett, ab und zu geh ich mal ran und mache weiter oder ändere. Das ist natürlich auch ein sehr entschleunigtes Verfahren, ich denke aber dem Ergebnis tut es gut, und mir auch.

Friedrich



joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Re: Denkgeschwindigkeit? na, na!

Beitrag von joh. t. »


hallo,

das projekt wird mit dem kunden entwickelt, pläne gemacht , brettriß oder skizze mit maßen, ausführung.

ich schließe mich justus an: wenn man einen brettriß macht und das kann , ist die umsetzung meistens kein problem mehr.

was aber auch weiterhelfen kann ist aus dem brettriß entwickelt eine holzliste und dann eine liste der vorgehensweise, denn wenn man nur 2 x die woche dran arbeitet ist es gut sowas zu haben, sonst vergißt man zwischendurch einen arbeitsschritt oder übergeht einen.
nacharbeiten dauert länger und ist ärgerlicher als 2 x nachzudenken bevor man einen schnitt macht.
die dransäge gibt es leider noch nicht.

vg johannes


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