Falsche "Herangehensweise" ?

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Stefan
Beiträge: 178
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von Stefan »


Hallo zusammen,

gestern hab ich mal wieder zuviel gekriegt in der Werkstatt !!
Irgendwas läuft immer schief bei meinen Projekten !!!

Jetzt frag ich mich ob ich da generell einen Fehler mache und mich würde mal interessieren, wie Ihr ein Projekt realisiert (z.B. eine Kommode).

Also bei mir gibt es nie einen kompletten Plan (so mit Schnittliste) von einem Möbelstück.
Ich habe immer ein Design vor Augen und die Aussenmasse des Objekts sind vorgegeben.

Ich arbeite mich dann von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt vor.
Z.B. werden Schubladen erst dann bekonnen, wenn der Korpus fertig ist (Messure twice,Cut once)

Sitzt Ihr wirklich alle tagelang über irgendwelchen Plänen (ob mit oder ohne Computer) und könnt dann alle Teile stur nach plan schneiden (zusammenstecken fertig!) ?

Über Antworten, wie Ihr ein Projekt angeht bzw. welche Schritte Ihr macht oder auch nicht würde ich mich sehr freuen !!!

Bis denne
Stefan

P.S. Bin dann mal beim Nacharbeiten einer Wickelkommode, die ja bekanntlich einen gewissen Fertigungsdruck (Termin) unterliegt ;-)



Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von Rafael »


Hallo Stefan,

ich habe zwar noch keine größeren Projekte verwirklicht, doch habe ich mir nach meinen bisherigen Erfahrungen fest vorgenommen, ab einer gewissen Größe und Komplexität auf jeden Fall einen möglichst genauen Plan anzufertigen.
Auf einer maßstabgerechten Zeichnung kann man doch wunderbar die Verhältnisse sehen und bei Bedarf (noch vor dem ersten Sägeschnitt) anpassen.
So kann man auch ganz gut einschätzen, welche Teile aus welchen Holzstücken herzustellen sind um möglichst wenig Verschitt zu haben.
Dazu ist vielleicht nicht auch noch eine genaue Teileliste notwendig.

Und ganze Tage wird man doch für einen Plan nicht brauchen?

Gruß, Rafael

ps. was ist "Messure twice,Cut once"?



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Stefan,

ich arbeite überwiegend mit Handwerkzeugen, aber das ist hinsichtlich des Vorgehens wohl nicht entscheidend.

Ich brauche eine (maßstäbliche und bemaßte) Zeichnung des kompletten Möbels. Die muss sein damit die Funktion stimmt und auch die Proportionen. Außerdem zeichne ich zusäzuliche Ansichten von Details je nach Schwierigkeitsgrad. Die Zeichnung mache ich ganz altertümlich am Zeichenbrett und sie wird dann mit Magneten an die blecherne Werkstatttür gepinnt.

Untergeordnete aber doch für den Bau wichtige Details wie z.B. die Abmessungen einer Zapfenverbindung oder einer Nut werden im Laufe der Arbeit skizziert und dazugepinnt. Notwendige Änderungen werden in der Zeichnung vermerkt.

Nach Ende des Projektes kommen die Zeichnungen und Skizzen in eine Klarsichthülle und werden abgeheftet. Man weiß ja nie ob man es noch mal braucht.

Ein Bauen ohne Planung würde bei mir mit Sicherheit schiefgehen, sogar ein Vogelhäuschen wird skizziert vor Anwerfen der Kreissäge.

Du schreibst:
"Ich habe immer ein Design vor Augen und die Aussenmasse des Objekts sind vorgegeben"
Das ist, glaube ich, der Punkt. Was technisch funktionieren soll (ein Möbel soll das auch) sollte von innen nach außen konstruiert werden. Und es ist vorab festzulegen, welche Funktionen zu erfüllen sind. Bei der anstehenden Wickelkommode z.B.:

- Breite und Tiefe der Tischfläche
- Umlaufender Kranz: Höhe? Abnehmbar?
- Ganzes Möbel zerlegbar?
- Höhe der Platte?
- Schubladen: Wie viele? Voll ausziehbar?
- Höhe der Füße?
- Holzart, Oberfläche
usw.

Und gut aussehen soll es ja auch noch!

Also, ich wär da ohne Zeichnung und Maße verloren.

Friedrich



Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: Measure twice, cut once

Beitrag von Martin Essrich »


Hallo Rafael.

Messe zweimal und schneide einmal !

Gruß
Martin



Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von Martin Essrich »

[In Antwort auf #58721]
Hallo Stefan.

Bei mir ist das auch so mit den Plänen im Kopf.
Selten, daß ich mal eine Zeichnung habe.
Aber zumindest eine Schnittliste habe ich i.d.R. immer !
Würde ich zuerst einen Plan erstellen, dann würde sicherlich manches besser gelingen. Da habe ich auch noch an mir selbst zu arbeiten ;-)

Gruß aus Offenbach
Martin



justus

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von justus »


guude,

klassisch wird nach dem entwurf zuerst ein "Brettriß" aufgerissen, an dem dann die echten maße abgemessen werden. das funzt nach wie vor super, man erkennt gleich problemstellen, hat den aufriss immer zur hand und muß keinen komputer booten lassen.
wichtig ist auch eine klare systematik beim erstellen der stückliste.

ich werde das bei meinem nächsten maschinenkurs mal erweitert erörtern, ich denke dass in der planung viele vermeidbare fehler ihren ursprung haben.
fast keine chance auf eine sichere planung bietet der versuch, die maße "runterzurechenen", da ist schnell mal ein zwischenmaß vergessen oder addiert statt subtrahiert.........

eine stückliste sollte m.e. .....nee, kan man eigentlich nicht erklären, genau so wie ein Brettriß ausschaut, muß man man zeigen.

ps.: wer Brettriß kann hat es auch mit cad wesentlich leichter!

wer will kann ach gerne mal so in meiner werkstatt reinschauen. für ein kleines schwätzchen und ein paar problösungen habe ich meistens zeit. auch ein paar maschinendurchläufe sind fast immer drin.

gut holz! justus.


Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Measure twice, cut once

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #58724]
Danke,

also so etwas wie "zmierz dwa razy i przycinaj tylko raz".

Gruß, Rafael.


Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Measure twice, cut once

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #58724]
Danke,

also so etwas wie "zmierz dwa razy i przycinaj tylko raz".

Gruß,


Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #58721]
Hallo Stefan,

das ist wohl individuell sehr unterschiedlich.

Bei mir entsteht das Design erst mal im Kopf. Eventuell werden Details skizziert, um Unklarheiten zu beseitigen. Gelegentlich muss ich rechnen, um mir über Dinge klar zu werden. Das Ganze ist kein Prozess, der in kurzer Zeit beendet ist.

Zwar bin ich technisch vorbelastet (Ingenieur), aber technisches Zeichnen ist bei mir eher schwach ausgeprägt. Andererseits brauche ich es auch nicht unbedingt, aber dafür ziemlich oft meinen Kopf oder den Taschenrechner.

Gruss

Rolf


Carsten Dohle
Beiträge: 34
Registriert: Mi 10. Mai 2017, 13:59

Re: Falsche "Herangehensweise" ?

Beitrag von Carsten Dohle »

[In Antwort auf #58721]
Hallo Stefan,

ich mache von den meisten Projekten erst einige grobe Handskizzen. Die Skizzen benutze ich um die notwendigen Teile zur ermitteln und so eine Art "Stückliste" zu erstellen. Mit der Stückliste kann ich dann ausrechnen, wieviel Holz ich kaufen muss. Natürlich mit einem gewissen Aufschlag für Verschitt und Fehlschnitt.

Den eigentlichen Bau des Möbelstücks mache ich dann nach den Skizze, wobei ich leider des öfteren feststelle das planbar nicht gleich realisierbar ist. Ich wende daher mehr oder weniger ein Prinzip der dynamischen Planung mit individueller Verbesserung während der Umsetzung an. Ich meine damit das ich nicht stumpf nach meiner Skizze bau und säge. Machmal verbringe ich einig Zeit damit die nächsten Schritte zu überdenken und ggf. das Möbelstücks etwas zu anzupassen.

Das mit dem "2 x messen 1 x schneiden" mache ich auch und bevor ich irgendwo reinbohre/schraube prüfe ich mehrfach, ob ich wirklich an der richtigen Stelle ansetzen. Löcher lassen sich so schlecht kaschieren.

Bei einigen Arbeiten mache ich auch erst einen Prototypen aus günstigem Holz, um zu sehen, ob Design, Funktion und Proportionen überhaupt zum Rest passt. z.B. ein eliptischer Tisch erst mal aus OSB Platte. Meine Familie und ich können dann entscheiden ob der Tisch mit schönem Holz gebaut werden soll.

Gruß
Carsten



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