Lochbeitel schärfen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Rolf Richard
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Lochbeitel schärfen

Beitrag von Rolf Richard »


(Könnte man genauso im allgemeinen Bereich einstellen - es geht aber um ein Handwerkzeug.)

Schärfen von Lochbeitels ähnelt zwar dem von normalen Beiteln, ist aber doch etwas anders aufgrund der relativ grossen Eisendicke.

Die Eisen passen oft nicht in die verfügbaren Schleifführungen, so dass freihand geschliffen werden muss. (Gibt es Führungen, die z.B. 1/2 Zoll dicke - nicht breite! - Eisen aufnehmen können?) Händisch kommt einem zugute, dass die recht lange Fase gut auf einem Bankstein geführt werden kann.

Weil ich mich gerade intensiv mit der Eisenbearbeitung auf einer Nassschleifmaschine auseinandersetze fragt man sich, ob die Eisen auch auf der Maschine bearbeitet werden könnten? Der Maschinenhersteller gibt dazu keine Hinweise, erwähnt den Werkzeugtyp nicht einmal in seinen technischen Unterlagen.

Ein paar Versuche waren notwendig um die benötigten Einstellungen hinzubekommet. Das erste Lochbeitel - 10mm breit - hatte einen Fasenwinkel von 28° und das sollte auch inerster Näherung so bleiben.

Einspannen in die Schleifvorrichtung für Hobeleisen und Beitel war aufgrund der Eisendicke nicht möglich, also musste es anders gehen. Die Lösung war eine Vorrichtung, die an sich für Drehröhren und Schnitzwerkzeug bestimmt ist (SVM-186). Damit können bis zu ca. 20mm starke Eisen eingespannt werden (max. Breite ist 36mm - hier uninteressant).






Lochbeitel in der SVM-186

Natürlich muss man nicht die gesamte, sehr lange Fase schleifen. Einige Millimeter hinter der Schneide reichen aus. Ich habe nach ca. 8mm aufgehört.


Neue Schneide
(Der obere Teil der Fase entstammt noch von meinen wenig gekonnten händischen Bemühungen auf einem Bankstein.)

Die neue Fase ist leicht gerundet, aber nicht hohlgeschliffen. Der Winkel steigt weg von der Schneide minimal an.

Richtig ist, die Halterung könnte sich während der Arbeit verdrehen. Das ist aber bei einem sauber rechtwinklingen Stein kaum der Fall. Mit etwas Gefühl kann man das Eisen rechtwinkling führen. Die Methode ähnelt dabei dem Freihändigschärfen auf einem Bankstein.

Wer das unbedingt möchte kann auch eine völlig ebene Fase über die gesamte Länge erstellen. Dazu nimmt man daie Schleifvorrichtung SVS-50 (mit geschlossenem Werkzeugsitz), auch mehr für Drechseleisen gedacht. Justierung auf den gewünschten Fasenwinkel; Schleifen auf der Seite des Steins, so wie es der Maschinenhersteller auch für Spiegelseiten empfiehlt.


Gerade Fase erzeugen

Das letztgenannte Verfahren produziert zwar eine exakt gerade Fase über die volle Länge, geht aber nervtötend langsam vonstatten. Nicht unbedingt zu empfehlen, das es auch nicht notwendig ist, die gesamte Fase zu schleifen.

Gruss
Rolf

Klaus Kretschmar
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Re: Lochbeitel schärfen

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Rolf,

grundsätzlich sieht das gut aus. Mehr muss bei dem Beitel nicht geschliffen werden. Problematisch erscheint mir der Schnittwinkel von 28° zumal Du den Hohlschliff nicht durch anschließendes Abziehen auf dem Stein an der Schneide eliminierst. Die Schneide dürfte dann effektiv etwa bei 25° liegen. Das ist für einen Lochbeitel deutlich zu wenig. 35° sollten es schon sein, manche geben dieser Art von Beiteln noch eine Mikrofase von 2 oder 3° mehr. Die Schneide wird durch hartes Stemmen und Aushebeln des Abfalls überdurchschnittlich hart beansprucht weswegen es mit 25 oder auch 28° nicht lange gut gehen wird.

Klaus

Horst Entenmann
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Re: Lochbeitel schärfen

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Rolf,

Zu der Veritas Schleifvorrichtung gibte es eine neue Einspannvorrichtung bei der das Werkzeug von den Seiten her gespannt wird.
Ich habe mir die gekauft und muß sagen daß die einen ordentlichen Eindruck macht. Allerdings habe ich da bisher nur probeweise verschiedene Werkzeuge eingespannt, so richtig zu schleifen hatte ich seither nur Hobeleisen...



Rolf Richard
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Re: Lochbeitel schärfen

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Klaus,

grundsätzlich sieht das gut aus. Mehr muss bei dem Beitel nicht geschliffen werden. Problematisch erscheint mir der Schnittwinkel von 28° zumal Du den Hohlschliff nicht durch anschließendes Abziehen auf dem Stein an der Schneide eliminierst. Die Schneide dürfte dann effektiv etwa bei 25° liegen. Das ist für einen Lochbeitel deutlich zu wenig.


Natürlich sind die 28° nicht gut und ich werde es auch noch anpassen. Es ging erst mal nur um die Demonstration wie man das Eisen bearbeiten kann.

Dass der Schnittwinkel mit der Maschine generell verringert wird ist ein Irrtum, dem ich auch unterlegen war. Das Gegenteil ist der Fall - er steigt an. Das kann man gut auf dem folgenden Photo erkennen. Stellt man die Vorrichtung auf den gewünschten Winkel ein - ich hatte einfach den vorhandenen genommen - dann liegt das Eisen nur mit der Schneide an. Die Fase weiter hinter der Schneide träfe, wenn man denn komplett durchschleift - auf einen steileren Teil des Steins. Ganz am oberen Ende der Fase betrüge der Winkel dann ca. 6° mehr also 34°.


Winkel von 28° an der Schneide - dahinter ein kontinuierlicher Anstieg auf ca. 34°

Eine Verringerung des Schneidenwinkels kann man auch provozieren, indem man das Eisen falsch ansetzt, so dass der Stein die Fase erst mal weiter hinten berührt, z.B. in der Mitte:


Die Fase berührt den Stein mittig

Es ist gut zu sehen, dass die Schneide sowie das Ende der Fase hohl liegen. Der Stein wird sich in der Mitte am tiefsten einarbeiten und dadurch den Hohlschliff verursachen. Der Winkelmesser zeigt den tatsächlichen Schneidenwinkel von ca. 22° an, was mit der Theorie gut übereinstimmt.


Schneidenwinkel beim oben gezeigten Hohlschliff

Man kann die Sache auf die Spitze treiben und das Eisen so ansetzen, dass die Fase den Stein ganz oben berührt.


Fase berührt den Stein ganz am Ende


zugehöriger Schneidenwinkel 15° - ebenfalls ziemlich theoriekonform

Man kann sagen, dass Hohlschliff ein durch den Benutzer verursachter Fehler ist und kein Problem der Maschine wie es in Büchern und dem Internet verbreitet wird. Ich war auch auf diese Argumentation hereingefallen.

Inzwischen habe ich auch das Eisen auf 35° umgeschliffen.


neuer Schneidenwinkel 35°/b]


von der Seite gesehen/b]

Das Umschleifen ging schnell, keine 5 Minuten Zeitaufwand!

Gruss
Rolf

Rolf Richard
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Re: Lochbeitel schärfen

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Horst,

danke für die Anmerkung!

Ich glaube, Christian Köhler hatte das neue Zubehör zur Veritas hier schon mal im Zusammenhang mit seinen Schleifproblemen erwähnt. (11.5.2016) Wenn ich das richtig interpretiere, kann man die Lochbeitel damit nicht einspannen, da sie zu dick sind (12,7 mm)

Schönes Wochenende!
Rolf

Horst Entenmann
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Re: Lochbeitel schärfen

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Rolf,

Mein MHG-Lochbeitel ist 10mm breit und vorne 11,5mm hoch, das nimmt zu bis 15mm an der dicksten Stelle.
Einspannen kann ich den bis etwas über der Mitte, gemessen habe ich dort 14mm Höhe, dann stößt er an.

Gruß Horst
und auch dir ein schönes Wochenende.

Rolf Richard
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Re: Lochbeitel schärfen

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Horst,

ich hab das Teil nicht, konnte also nur die veröffentlichen Daten interpretieren. Die sagen für gerade Beitel max. 8,7 mm. Schön, wenn doch mehr geht!

Trotzdem glaube ich nicht, dass ich damit anfange. Das Schleifen auf der Maschine ist einfach so sehr viel schneller und in Bezug auf mein Können auch wesentlich präziser. Von Hand hatte ich die Lochbeitel letztendlich nur krumm geschliffen.

Gruss
Rolf

Christoph Meyer
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Re: Lochbeitel schärfen

Beitrag von Christoph Meyer »

[In Antwort auf #144204]
Hallo Rolf,

danke für den Tip. Ich konnte erst gar nicht glauben, das man mit der beweglichen Vorrichtungen für Drechseleisen auch Lochbeitel schärfen kann. Das klappt aber sehr gut, hab's gerade ausprobiert, das 10mm Eisen stabilisiert sich selbst.

Grüße
Christoph

Rolf Richard
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Re: Lochbeitel schärfen

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Christoph,

das einzige worauf man ggf. achten sollte ist, dass die Schneide rechtwinklig zu den Seiten wird. Nachmessen und eventuell durch leichtes Drücken beim Schleifen korrigieren.

Richtig ist auch, dass die SVM-186 nicht ganz opitmal für die Lochbeitel ist. Beim Andrehen der Spannschraube kann sich das Eisen etwas schräg stellen, wenn die Oberseite nicht ganz eben ist. So stellt isch das z.B. bei einem meiner Eisen dar. Sichtkontrolle und Korrektur hilft aber.

Das Ganze war aus der Not geboren. Meine Lochbeitel waren von der Misshandlung auf Banksteinen ziemlich verhunzt. Das sieht man noch gut auf dem Photo, das die neue Fase zeigt. Oben ist alt und mehr als schlecht!

Gruss
Rolf

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