Zahnung aktueller westlichen Sägen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Michael Meyer
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Zahnung aktueller westlichen Sägen

Beitrag von Michael Meyer »


Ich habe mich in letzter Zeit wieder mit westlichen Handsägen beschäftigt, als wiedergefundene Alternative zu japanischen Sägen. Ich habe auch einige davon gekauft, obwohl ich eigentlich schon mehr als genug Sägen habe. Und letztens im Baumarkt (ich gehe nur noch selten hin, weil man nicht viele wirklich guten Sachen dort findet) habe ich die Handsägen angeschaut. Es gab zwei Qualitäten: zum einen die ganz billigen (unter 10 Euro), vielleicht sind die Blätter nur gestanzt und entgratet, ich bin mir aber nicht ganz sicher wie sie hergestellt werden. Jedenfalls sahen die Zähne nicht gut geschärft aus.
Und dann gab es die etwas besseren (ca. 20-35 Euro), und da fand ich folgendes überraschend: alle besseren westlichen Handsägeblätter, die ich sah - Bahco, Stanley, Hültafors, Heckenrose (made in Germany!), ... - haben eine Japansäge-ähnliche Zahngeometrie!!
Was ich damit meine ist:
- schmalere, längere Zähne mit mehr als zwei geschliffenen Schneidkanten und einer komplizierteren Geometrie als traditionelle
- die auch beim zeihen etwas schneiden
- weniger offensichtlicher Unterschied in der Zahnung für Längs- und Querschnitte, außer der Zahnweite
- die Schränkung ist (vor allem im Vergleich zu früheren westlichen Sägen) nur noch sehr gering

Die meisten sind gehärtet, also nicht zum Nachschärfen. Das hat sich weitestgehend durchgesetzt.

Ich habe den Eindruck, dass die Hersteller von einigermaßen guten westlichen Handsägen komplett auf solche Zähne umgestellt haben, was ich interessant finde. Es wäre ja eine Bestätigung, dass die Japaner in der Hinsicht die Nase vorn hatten.

Was auch schön ist - mit diesen relativ preiswerten Handsägen - in etwa so teuer wie eine normal gute Japansäge - kann man auch sehr gut sägen. Ich habe welche von Bahco, Hültafors und Heckenrose gekauft, und sie sind wirklich sehr gut zu gebrauchen. Bei feinen Schnitten mag ich immer noch lieber die Japansägen, aber für größere Schnitte bin ich dabei, mich wieder an westliche Sägen zu gewöhnen.

LG
Michael


Pedder
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Re: Zahnung aktueller westlichen Sägen

Beitrag von Pedder »


Hallo Michael,

die Trapezbezahnungfür crosscut hat gegenüber der Bezahnung, die mit einem einfach Strich einer Dreikantfeile hergestellt werden kann,
den Vorteil, mehr Spanraum pro Schneide zu bieten.

Den Wechsel erkläre ich mir allerdings nicht damit, sondern dass diese "westlichen" Sägen inziwischen in den
Ländern produziert werden, in denn die Maschinen stehen, die sowieso die Trapezbezahnung herstelen.
Da werden die paar Fuchsschwänze eben noch mit gemacht. Zudem profitieren sie so von dem Ruhm der Japansäge.

Das Problem, das ich sehe: es gibt eigentlich keine vernünftigen auf längschnitt bezahnten Sägen mehr zu kaufen.
Gerade bei den großen Rückensägen wirklich Unfug.

Liebe Grüße
Pedder


Michael Meyer
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Re: Zahnung aktueller westlichen Sägen

Beitrag von Michael Meyer »


Hallo Pedder,

danke für Deine Hinweise. Die Bahco Sägen werden in Schweden hergestellt, die Heckenrose in Deutschland; die Hültafors vermute ich (vom Namen) in Schweden?? Es würde mich wundern, wenn diese Firmen die Sägeblätter aus Japan beziehen und nur den Griff darauf schrauben, aber ich weiss es nicht.

Was meinst Du zu dieser Säge? Ich denke, dass sie vielleicht für Längsschnitte geeignet wäre. Ich habe sie allerdings nicht und konnte sie deshalb nicht ausprobieren, ich habe sie erst vor kurzem im Internet entdeckt.
"Bahco Prof Cut Timber" 600mm Blattlänge
-Bauholzsäge für grobe Materialien
-"Fleam" Verzahnung mit nicht gehärteten Zahnspitzen
-Nachschärfbar beispielsweise mit Feile 272
-Sägt auf Stoß und Zug
Technische Daten:
Artikelnummer: PC-24-TIM
Größe: 600 mm
Gewicht: 540 g
Zahnung: 3.5/4.5 pro Zoll

Diese Beschreibung habe ich aus dem Internet kopiert, dort gibt es auch Bilder. Deine Meinung von dieser Säge würde mich interessieren, vor allem auch ob sie für Längsschnitte gut geeignet wäre.

LG
Michael



Pedder
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Re: Zahnung aktueller westlichen Sägen

Beitrag von Pedder »


Hallo Michael,

Was meinst Du zu dieser Säge?


Das kann ich Dir wirklich nur sagen, wenn ich sie gesägt habe.
Mit der Beschreibung kann ich wirklich nicht viel anfangen.
Was soll Fleam-Bezahnung sein?

Liebe Grüße
PEdder

Friedrich Kollenrott
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Re: Zahnung aktueller westlichen Sägen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Michael,

ich würde mich auch nicht abschliessend zu dieser Säge äußern wollen, ohne mit ihr gesägt zu haben. Aber ich hab mal gegoogelt. Diese Säge wird zum Ablängen von Balken und Pfosten angepriesen, das ist Querschnitt. Und der verschwurbelte Ausdruch "fleam- Bezahnung" lässt vermuten, dass sie einen fleam (Schrägung) hat, also eine für Querschnitte ausgelegte Bezahnung, das macht sie für Längsschnitte dann weitestgehend ungeeignet, das wäre Quälerei.

Ob es inzwischen auch in Schweden Schleifautomaten für Sägeblätter gibt, weiss ich nicht. Aber es ist sicher kein Problem (und kostengünstig) fertig bezahnte Sägeblätter aus Japan zu beziehen; wollte ich hierzulande kostengünstige Sägen produzieren würde ich es so machen.

Ich würde mir so eine Säge nicht kaufen, weil mir Plastikgriffe ein Gräuel sind. Aber das ist eine sehr persönliche Meinung.

Grüße

Friedrich

Horst Entenmann
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Bahco Säge

Beitrag von Horst Entenmann »

[In Antwort auf #144260]
Hallo Michael,

Es würde mich auch nicht wundern wenn ein Schleifautomat für Sägeblätter seinen Weg von Japan bis nach Schweden gefunden hätte.
Solch eine Maschine muß ja nicht zwingend in Japan stehen. Und bei einem hohen Automatisierungsgrad spielt das Lohnniveau auch keine große Rolle mehr.

Was die Säge angeht, so würde ich die Beschreibung und die gefundenen Bilder so interpretieren daß es sich um symmetrische Zähne handelt die wechselseitig schräg angefeilt wurden.
Das entspricht in etwa den Schrotsägen die der Hausherr anbietet und ist eigentlich nur für Querschnitt geeignet da die Zähne abwechselnd links und rechts die Fasern abschneiden, die sich dann relativ leicht ausräumen lassen.
Aber wirklich festlegen würde ich mich da auch nicht ohne das auszuprobieren.

Michael Meyer
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Re: Zahnung aktueller westlichen Sägen

Beitrag von Michael Meyer »


Hallo Friedrich und Horst,

vielen Dank für Eure Hinweise. Es würde mich wirklich interessieren, wo die westlichen Sägeblätter herkommen. Als ich im Mai in den USA war, habe ich dort Handsägen angeschaut (es gibt nur noch sehr wenige im Angebot, man kann sagen, dass sie fast ausgestorben sind). In mehreren Baumärkten gab es nur die Marke "Irwin", dabei stand darauf, dass das Sägeblatt "Made in Denmark" ist (nur das Sägeblatt, nicht der Griff oder die Montage). Es hatte auch eine Japan-ähnliche Zahnung und 1,0mm Blattstärke (im Vergleich zur früher üblichen 0,8mm). Auch die Schränkung ist auffallend wenig, das hat sich anscheinend auch durchgesetzt.

Weiss jemand, wie es früher in Deutschland war, als mehr Handsägen hergestellt wurden? Diese wurden wohl auch geschliffen, denke ich (oder gefeilt??). Und was ist mit den ganzen Gestellsägeblättern - die kommen wahrscheinlich nicht alle aus Japan, und sind doch geschliffen, denke ich. Dann gibt es noch die Gartensägen (meistens mit japanischer Zahnung), Säbelsägeblätter, Stichsägeblätter, usw. Ist es denkbar, dass alte Produktionsmaschinen auf das Schleifen der neuen Zahnform umgebaut wurden, oder dass neue Maschinen in Deutschland, Dänemark und Schweden (und vielleicht andere Länder) gebaut wurden? Es wäre interessant, wenn jemand einen Draht zu einem der Hersteller hätte.

Ich finde einen Holzgriff auch schöner als einen aus Kunststoff, obwohl es mittlerweile auch schöne Griffe mit griffigen Einlagen gibt, und auch die Alu-Griffe von Bahco sind nicht schlecht. Ich denke dass ich einige Holzgriffe selber machen werde, das ist auch ein nettes Projekt.

LG
Michael


David
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Zahnung aktueller westlichen Sägen / FORTIS

Beitrag von David »

[In Antwort auf #144260]
Da die Säge nachschärfbar ist, sollte es kein allzugroßes Hinderniss darstellen sie mit einer Dreikantfeile für Längsschnitt umzustellen.

Ich habe zwei FORTIS Handsägen günstig erworben, sind auch nachschärfbar, sind von Haus aus allerdings auch auf Querschnitt ausgelegt. Die haben einen - für meine Begriffe - akzeptablen Buchenholzgriff und sind mit um die 10€ auch günstig.

Rafael
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Re: Zahnung aktueller westlichen Sägen / FORTIS

Beitrag von Rafael »


Hallo David und natürlich alle anderen,

Du schreibst
Da die Säge nachschärfbar ist, sollte es kein allzugroßes Hinderniss darstellen sie mit einer Dreikantfeile für Längsschnitt umzustellen.

Ich habe versucht einige Bilder der Verzahnung zu finden, hier http://www.forestryforum.com/board/index.php?topic=75532.0 haben sich auch schon einige Leute über diese Sägen unterhalten.
An dem dort eingefügten Foto sieht man, was Horst schon erwähnt hat, dass es symmetrische Zähne sind. Der Spanwinkel beträgt also -30°, die Neigung entsprechend +30° (Winkelbezeichnungen übernommen von Friedrichs Anleitung). Wenn man nun die schräg gefeilten Zähne einfach nur gerade feilt, bekommt man eine Säge deren Zähne nur über das Holz schaben. Ich glaube, dass so ein Zahn kaum einen richtigen Span abnehmen kann.
Möchte man der Säge zu etwas mehr Biß verhelfen und die Zahnbrust steiler stellen, muss einiges an Metall weggefeilt werden.
Aber auch wenn die Winkel nicht geändert werden sollen, muß wohl einiges an Metall weg, da die Zahnlücke einen großen Radius aufweist, viel größer als der einer normalen Sägenschärffeile.
Das Material der Säge müßte also schon sehr gut sein um sich so viel Arbeit beim Umfeilen anzutun.
Rein das Bild aus dem Link betrachtend, sehe ich den eigentlichen Nutzen einer solchen Säge als ziemlich gering an. Aber vielleicht ist sie in der Praxis doch viel besser, als man das alleine vom Bild der Bezahnung her vermuten kann?

Gruß,
Rafael

Pedder
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Re: Zahnung aktueller westlichen Sägen / FORTIS

Beitrag von Pedder »


Hallo Rafael, sehen Ytongsägn nicht so aus?

Liebe Grüße
Pedder

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