Hilfe! Veritas MK2 Schräge Mikrofase

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
MarkusB
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Einschneiden- wenn ich noch mal antworten darf

Beitrag von MarkusB »


Hallo zusammen,

ich habe es mir komplett abgewöhnt, "mal eben ganz schnell" freihändig die Mikrofase zu ziehen.
Es geht immer in die Hose.
Besonders bei schmalen Eisen gräbt sich nicht nur die Schneide gerne ein, sondern ich werde auch schnell schief, so dass mit der Ecke häßliche Furchen entstehen, die ganz schön tief gehen können.

Viele Grüße

Markus

Horst Entenmann
Beiträge: 1156
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Einschneiden- wenn ich noch mal antworten darf

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Markus,

Ich möchte die Mikrofase keineswegs schlecht machen, das ist ein gutes System. Wenn man jedoch ein Eisen abziehen möchte das nur einfach durch den Gebrauch stumpf geworden ist, dann muß man meiner Meinung nach nicht so viel runterschleifen.
Wenn man bei dem vorhandenen Keilwinkel bleiben möchte, dann reicht es meiner Erfahrung nach aus, wenn man die vorhandene Mikrofase einfach überschleift. Und zwar gehe ich dann von meiner eher groben Diamantplatte aus und schleife erst einmal wieder eine saubere Fase an (sieht man ganz gut weil das dann viel matter ist) und anschließend auf Körnung 1000, 3000 und 8000 ohne die Einstellung der Schleifvorrichtung zu verändern. Das geht normalerweise sehr schnell. Zum Abschluß gehe ich mit dem "Rulertrick" her und ziehe auf der Spiegelseite noch eine minimale Gegenfase an. Das natürlich nur auf dem 1000, 3000 und 8000er Stein, nicht auf der Diamantplatte.
Davon wird die Mikrofase natürlich immer größer, das hat aber beim Arbeiten für mich noch nie merkliche Nachteile gebracht. Und wenn mir die Mikrofase dann zu groß wird, dann setze ich mit dem flacheren Winkel den Grundschliff nach, aber ohne die Mikrofase ganz wegzuschleifen.

Den Winkel so genau einzuhalten geht natürlich nur mit einer Schleifvorrichtung und sauber abgerichteten Steinen. Von Hand würde das wahrscheinlich nicht funktionieren wie beschrieben (ich würde es mir auf jeden Fall nicht zutrauen).

Gruß Horst

MarkusB
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Einschneiden- wenn ich noch mal antworten darf

Beitrag von MarkusB »


Hallo Horst,

warum glaubst du, dass ich viel herunter schleife?

Wenn ein Stecheisen stumpf ist, dann poliere ich gerne nur mal eben die Mikrofase nach und dann die Spiegelseite.
Dies mache ich aber nur 1-2 mal, dann wird die gesamte Fase geschliffen.
Ich spanne aber immer das Eisen in meine Schleifhilfe ein!
Auch wenn das freihändig Polieren so verlockend ist, gerade bei schmalen Eisen gräbt sich das Metall eigentlich immer ein.

Eine Mikrofase an der Spiegelseite mache ich gar nicht mehr.
Mir wurde mal gesagt (ich meine hier im Forum), dass man dies bei Stecheisen auch nicht macht.
Beim Abstechen oder Zinkengrund säubern sollte die Schneidfläche auf der Höhe der Spiegelseite sein.
Das habe ich eingesehen, auch wenn die 2. Mikrofase das Rasieren garaniert.

Viele Grüße

Markus

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Einschneiden- wenn ich noch mal antworten darf

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Markus,

ich teile Deine Meinung, dass eine Fase an der Spiegelseite bei Stecheisen gar nicht geht. Überhaupt ist dieser "ruler-trick" eine Behelfslösung bei nicht korrekt abgerichteter Spiegelseite. Wenn die einmal hergestellt ist, kann man diese Fase komplett vergessen.

Klaus

Horst Entenmann
Beiträge: 1156
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Einschneiden- wenn ich noch mal antworten darf *MIT BILD*

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Markus,

Die Bemerkung richtete sich nicht gegen dich. Wie du schleifst ist erstmal deine Sache, das Forum ist nicht dazu da anderen Vorschriften zu machen wie sie zu arbeiten haben, sondern um Erfahrungen oder Überlegungen auszutauschen.

Es wurde in der Vergangenheit des öfteren so dargestellt daß man jedes Mal den Grundschliff erneuern müsste und zwar bis die Mikrofase ganz weg ist, zumindest habe ich das immer so verstanden.
Das wäre meiner Ansicht nach übertrieben. Ich denke es genügt durchaus wenn man die Mikrofase nachschleift, bis die irgendwann dann zu groß wird und ihren Sinn verliert.
Warum ich den Rulertrick anwende möchte ich anhand einer Skizze erklären.



Oben ist nur die Mikrofase dargestellt. Wenn ich von einem ideal scharfen Eisen ausgehe, dann sieht das aus wie ganz links. Nach einer Weile ist das Eisen stumpf und die Schneidkante verrundet (zweite Abb. von links).
Natürlich verrundet eine Schneide nicht nur von der Fasenseite her, sondern auch von der Spiegelseite.
Man kann jetzt sehr viel wegschleifen bis man wieder im geraden Bereich der Spiegelseite ist (Variante A).
Oder man schleift etwas weniger weg, dafür aber die ganze Spiegelseite bis die wieder eben ist (Variante B).
Beides ist natürlich mit entsprechendem Arbeitsaufwand verbunden.
Variante C wäre man schleift die Mikrofase nach und zieht noch ein ganz klein wenig von der Spiegelseite her mit dem Rulertrick ab. Meines Erachtens ist das die Möglichkeit wie man mit dem geringsten Materialabtrag zu einer scharfen Schneide kommt.
So sind zumindest meine Überlegungen und in der Praxis hat sich das bisher für mich bewährt.

Natürlich würde ich keine große Gegenfase anlegen, egal ob das ein Hobeleisen ist (außer bei einem Flachwinkler vielleicht) oder ein Stemmeisen. Aber so einen großen Unterschied macht das meines Erachtens nicht ob man mit dem Rulertrick das Stemmeisen 2, 3 oder 4 mal über den feinen Stein zieht, was eine Gegenfase von 1° ergibt (falls man die sehen kann), oder die Schneide lieber mit dem Streichriemen abzieht, was die Schneide auch wieder verrundet. Und eine schlecht abgerichtete Spiegelseite kann man damit auch nicht reparieren, dafür ist es schlichtweg viel viel zu wenig.
Übrigens sind solche idealisierten Darstellungen mit Vorsicht zu geniessen, denn manche Schleifsteine sind merklich elastisch wie ich schon feststellen musste, daher ist es gar nicht so einfach perfekt gerade und ebene Flächen zu erzeugen. Die Realität sieht nochmals anders aus.

Gruß Horst



Christian_Köhler
Beiträge: 7
Registriert: Fr 16. Feb 2018, 20:18

Re: Hilfe! Veritas MK2 Schräge Mikrofase

Beitrag von Christian_Köhler »

[In Antwort auf #144080]
Hallo an alle,

fürs erste einmal ein großes Danke für die Zahlreichen Antworten! Mit soviel Feedback hatte ich nicht gerechnet.

Nach einem Anruf bei meinem Händler werde ich die Schleifführung einschicken da ich ja noch innerhalb der Gewährleitung bin.

Über das endgültige Ergebnis kann ich zum Schluss noch einmal berichten.

Grüße

Christian

Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Einschneiden- wenn ich noch mal antworten darf

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Horst,

theoretisch hast Du dann recht, wenn Deine Skizzen den tatsächlichen Verlauf des Stumpfwerdens von Eisen widerspiegeln würden. Das ist aber m. E. nicht der Fall. Die Spiegelseite des Eisens wird nicht konvex, wie in den Skizzen dargestellt, sie bleibt plan. Die Verrundung tritt nur am äussersten Ende des Eisens (Schneide) ein. Wenn es so stumpf geworden ist, dass man damit nicht mehr vernünftig arbeiten kann, genügen wenige Striche der Fase auf dem Stein, um die Verrundung zu beseitigen. Die einmal perfekt hergerichtete Spiegelseite lässt man besser unangetastet. Sonst war die ganze Arbeit umsonst. Ich hatte noch bei keinem Eisen den Fall, dass die Spiegelseite durch Gebrauch konvex geworden wäre. Auch ein Fall, wo nicht das ausschließliche Nachschärfen der Fase gereicht hätte, kam mir noch nicht unter.

Klaus

MarkusB
Beiträge: 1200
Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Einschneiden- wenn ich noch mal antworten darf

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #144129]
Hallo Horst,

alles gut. Ich habe mich nicht angegriffen gefühlt. Und ich weiß auch, dass du mich auch gar nicht irgendwie angehen wolltest.
Sorry, wenn das so rüber kam. Leider fehlen im Forum Mimik und Tonlage, ein altbekanntes Problem.
Ich weiß aber wirklich nicht, warum du glaubst, dass ich viel herunter schleife. Immer noch nicht.

Zu deiner Antwort:
"Dein Ruler-Trick" ist was anderes als die u. a. von F. Kollenrott bekannt gewordene 2. Mikrofase. So hatte ich den Ruler-Trick nämlich verstanden.
Das hat deine Antwort jetzt gut beschrieben. Ich finde deinen Weg aber unpraktisch.
Zum einem stimme ich Klaus Ausführungen zu, zum anderen poliere ich die Mikrofase so, dass ich einen Grat auf der Spiegelseite fühle.
Ich brauche dafür nicht lange und ich mache es wie gesagt mit meinem Polierstein. Der Grat ist für mich das Zeichen, dass die Verrundung komplett weggeschliffen ist.
Vielleicht schleifst du mit deiner Art weniger Material weg, theoretisch ist es jedenfalls durchdacht. Aber hat es eine Praxisrelevanz?
Ich würde die Gefahr, meine Spiegelseite zu versauen, weil ich den Ruler-Winkel nicht korrekt treffe (bitte nicht persönlich nehmen!) nicht eingehen, um möglicherweise minimal Material einzusparen.
Deine Art, so scheint es mir, ist auch aufwendiger/komplizierter.

Viele Grüße

Markus



Horst Entenmann
Beiträge: 1156
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Einschneiden- wenn ich noch mal antworten darf

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Markus,

Ich hatte deinen Text fälschlicherweise so verstanden, daß du, wie ich es hier schon öfter gelesen (oder vielleicht auch mißverstanden) habe, die Fase komplett neu anschleifst und jedes Mal eine neue Mikrofase anziehst.
Wie du ja bereits geschrieben hast, ist das nicht der Fall. Ich hatte da wohl zu viel hinein interpretiert.
Von Hand eine Mikrofase nachzuschleifen und dabei den Winkel genau zu treffen halte ich für sehr schwer, ich könnte das nicht. Das ist so der typische Fall wo die Schneide im Stein einhakt.
Friedrich hat mir mal auf der Messe in Nürnberg seine Methode gezeigt, bei der er durch lange Eisenhalter so etwas vermeidet und auch die Genauigkeit erhöht.

Ein Trick mag da vielleicht noch helfen: Ich hatte mal gelernt gegen die Schneide zu schleifen, das vermeidet die Gratbildung. Das habe ich mir aber abgewöhnt, weil es selbst mit Schleifvorrichtung noch passierte daß die Schneide im Wasserstein eingehakt hat. Wenn man in Richtung Schneide schärft muß man zwar den lästigen Grat hinterher noch loswerden aber es hakt nichts ein.

Der Rulertrick ist sehr sicher in der Anwendung, da kann eigentlich nichts schief gehen. Bei 1mm Höhe auf 50mm Abstand kommt man rechnerisch auf 1° Gegenfase. Ich sehe nicht was das schaden soll.

Man muß sich natürlich bei der Diskussion vergegenwärtigen daß es um Radien im µm-Bereich geht. Da kann man nichts sehen und nichts spüren. Deswegen werden ja Tricks angewendet wie die Fingernagelprobe usw.

Antworten