HSS Hobeleisen - was lange währt....

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Rolf Richard
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HSS Hobeleisen - was lange währt....

Beitrag von Rolf Richard »


Vor 10 Jahren liefen mir 6 wahrscheinlich um/über 30 Jahre alte Steiner Holzhobel zu. Darunter auch dieser Bestosshobel:





Der Hobel hat eine eisenplattierte Sohle, weil man damit resopalbeschichtete Plattenkanten bearbeitete. Gleichzeitig dieses rotlackierte Eisen, sehr wahrscheinlich ein HSS-Eisen. Er war für normale Arbeiten kaum zu gebrauchen, da es im Fasenwinkel von ca. 45° geschliffen war. Bettungswinkel 47°, also so gut wie kein Freirwinkel. Friedrich Kollenrott riet mir damals, das Eisen auf vielleicht 35° umzuschleifen, meinte gleichzeitig, dazu sei wegen des Stahls viel Geduld erforderlich.

Der Versuch es mit meinen Wassersteinen, der Gröbste ein 120er Shapton, in den Griff zu bekommen, scheiterte kläglich. Selbst mit dem groben Stein war kaum Abtrag festzustellen. Später, in einem Anfall von Wahnsinn habe ich das Eisen mit einem Doppelschleifer traktiert. Da ging zwar Stahl ab, aber eine vernünftige Phase würde das nie und nimmer! Also landete Hobel und Eisen wieder in der Ecke!

Jetzt ist die Sache doch noch von Erfolg gekrönt. Das Eisen hat jetzt eine 25°- Fase


Spieglein an der Fase

Wie? Mittels ca. 2 Std. Arbeit an der Nassschleifmaschine, die seit kurzem in der Werkstatt steht. Der Abtrag war auch nicht berauschend, aber immerhin im Gegensatz zum Wasserstein erkennbar. Mittendrin musste der Schleifstein einmal mit dem Diamantdresser abgedreht werden, weil das Eisen den Stein beim Schleifen zuschmiert.

Hat sich das Ganze gelohnt? Hobeltechnisch gesehen eher nicht. Der Hobel hobelt jetzt zwar wie ein anderer No 4 auch, aber davon habe ich schon Holz- und Eisenausführungen. Gelohnt hat es sich eher fürs eigene Ego. Am I the Champion oder habe ich nur unnötig Energie verbraucht? Egal - das Problem ist weg!

Gruss
Rolf

Horst Entenmann
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Re: HSS Hobeleisen - was lange währt....

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Rolf,

Auf jeden Fall bist du ein Gewinner.
Zumindest hast du an Erfahrung gewonnen.
Und wer weiß, vielleicht läßt sich der Hobel oder das Eisen irgendwann einmal vorteilhaft einsetzen...

Gruß Horst

Bernd Zimmermann
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Re: HSS Hobeleisen - was lange währt....

Beitrag von Bernd Zimmermann »


Hallo Rolf,

ich habe auch solch einen Hirnholzbestoßhobel mit Eisensohle, allerdings von ULMIA und mit "normalem" Eisen (45 mm breit). Ist mir vor einigen Jahren auch zugelaufen -bei einer Schreinereiauflösung- und ich wußte lange Zeit nicht für was der eigentlich gedacht war. Irgendwann habe ich dann zufällig im Netz entdeckt, was für ein Hobel das ist.
Ich nutze ihn teilweise auf der Stoßlade (hat nämlich ein ganz ordentliches Gewicht) oder Freihand mit gaaaaanz feiner Spaneinstellung für schwierige Hölzer. Und wenns ganz abartig wird mit dem Holzwildwuchs kriegt das Eisen zusätzlich noch eine Rückenfase (Empfehlung von Friedrich Kollenrott).

Gruß
Bernd

Rolf Richard
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Re: HSS - es geht auch viel schneller

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #143966]
Weil meine Frau einige HSS-Eisen zum Drechseln hat und die auch nicht sonderlich gut zu schleifen sind, haben wir am Montag in Berlin einen so genannten "Blackstone Silicon" bestellt, der gestern hier ankam.

Damit bin ich nochmals an das Hobeleisen und siehe da, in ca. 10 Minuten hatte ich die Fase von 25° auf 30° geändert. Der Standardstein ist für HSS keine optimale Lösung, aber immer noch besser als Handarbeit.

Gruss
Rolf

Konrad Holzkopp
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Re: HSS Hobeleisen - was lange währt....

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guuden,

die Hobel mit Stahlsohle wurden zur Bearbeitung der Kanten von mit
HPL belegtem Material entwickelt.
Um dem Handwerker die Möglichkeit des Nachschärfens zu geben,
wurden diese Hobel mit HSS Eisen ausgestattet, an Stelle des eigentlich richtigen
Werkstoffes HM/HW.
Wegen der straubigen nachschärfbarkeit von HSS, auf den üblichen Einrichtungen, hat
sich HSS nicht sonderlich durchsetzen können.

Gut Holz! J.

Rolf Richard
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Re: HSS Hobeleisen - was lange währt....

Beitrag von Rolf Richard »


die Hobel mit Stahlsohle wurden zur Bearbeitung der Kanten von mit
HPL belegtem Material entwickelt.


Justus,

danke für die Bestätigung der Anwendung des Hobels.

Gruss
Rolf

Bernd Zimmermann
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Re: HSS Hobeleisen - was lange währt.... *LINK*

Beitrag von Bernd Zimmermann »


Hallo Justus,

ich habe augrund Deiner Ausführungen jetzt doch noch mal auf der ULMIA-Seite vorbeigeschaut und festgestellt, dass es zwei Hobel mit Metallsohle gibt. Die, die wie meiner ein "normales" Eisen (25-Grad-Fase) haben sind für das Bestoßen von Hirnholz gedacht, die die ein HSS-Eisen (45-Grad-Fase) haben, sind, wie Du geschrieben hast, für die Bearbeitung von Kunststoffkanten gedacht.
Schon wieder was gelernt.

Gruß
Bernd

Michael Meyer
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Registriert: Sa 12. Nov 2016, 20:26

Re: HSS Hobeleisen - was lange währt....

Beitrag von Michael Meyer »

[In Antwort auf #143966]
Hallo Rolf,

ich habe auch einige Mal mit meiner Tormek HSS geschärft, es hat ewig gedauert. Wäre es vielleicht doch sinnvoll, HSS-Eisen trocken, mit einem normalem Doppelschleifer, zu schärfen? HSS soll doch viel mehr Hitze vertragen, und ein Doppelschleifer nimmt natürlich ordentlich viel auch schnell weg. Hat jemand damit Erfahrungen gemacht?

LG
Michael

Rolf Richard
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Re: HSS Hobeleisen - was lange währt....

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Michael,

der normale Stein der Tormek kann zwar HSS schärfen, aber es dauert lange.

Deswegen bzw. wegen der HSS-Drechseleisen meiner Frau haben wir uns den SB-Stein zugelegt, der speziell für HSS gedacht ist. Die erste Erfahrung zeigt, dass der Stein HSS wesentlich schneller schleift - geschätzt um den Faktor 10.

Wäre es vielleicht doch sinnvoll, HSS-Eisen trocken, mit einem normalem Doppelschleifer, zu schärfen?


Ein normaler Doppelschleifer kommt mit Siliziumkarbid-Steinen. Die sind fast immer ungeeignet, müssten durch Aluminiumoxid ersetzt werden. Trotzdem bleibt die Gefahr, die sehr dünne Spitze der Schneide zu überhitzen und weich zu machen. bei den meisten Doppelschleifern gibt es auch keine gescheite Führung der Werkzeugs. Meine Erfahrung damit ist alles andere als positiv. Als ich im Winter das erste Mal versucht habe, HSS-Röhren darauf zu schleifen, habe ich innerhalb ein, zwei Sekunden eine Schneide ausgeglüht. Das passiert mir nicht nochmal.

Gruss
Rolf



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