Maschinenvorstellung Logosol H410 mit Bildern

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Michael K.
Beiträge: 393
Registriert: So 3. Mär 2013, 22:19

Maschinenvorstellung Logosol H410 mit Bildern

Beitrag von Michael K. »


Hallo,

Es handelt sich also um eine ADH, Modell Logosol H 410, die hier in Deutschland von Logosol vertrieben wird, Hersteller ist MoreTens aus Schweden.
Wie bereits in einem anderen Thread geschrieben stelle ich die Maschine jetzt ausführlicher vor, da es ja immer wieder Anfragen zu Empfehlungen für ADHs gibt. Etwas Wiederholung von bereits gesagtem ist deshalb nicht ganz zu vermeiden.



Die Maschine gibt es auch mit einer zusätzlichen Vertikalwelle (durch separaten Motor angetrieben), ansonsten ist die H410 weitgehend baugleich.
Es handelt sich um eine kombinierte 31cm breite Abrichthobelmaschine und 41cm breite Dickenhobelmaschine. Der Maschinenkörper ist aus lackiertem Stahlblech, die Tische sind aus Guss. Maschinengewicht ca 250 kg. Der Abrichttisch hat bei 31cm Breite die Standardlänge von 140 cm.
Die Hobeltische sind fest verschraubt und werden zum Dickenhobeln nicht hochgeklappt. Konstruktionsbedingt ergibt sich dadurch der kleine Nachteil, dass der Dickentisch nicht ganz so leicht zugänglich ist. Die Späneabsaugung muss beim Wechsel vom Abrichten zum Dickenhobeln nicht umgesteckt werden. Ebenso bleiben alle Einstellungen zum Abrichten während des Dickenhobels erhalten (und umgekehrt).
Die Maschine ist mit einer 2 Messerwelle oder bei moderaten Aufpreis von 150€ mit 4-Messer Welle erhältlich (Als ich meine Maschine kaufte, wurde hier die Version mit 2-Messerwelle gar nicht vertrieben, prompt erhielt ich zunächst das falsche Modell). Qualitätswunder bei der gehobelten Oberfläche bei schwierigem Holz bewirken 4 Messer auch nicht (auch nicht bei Maschinen anderer Hersteller), was mir dann ermöglicht die zusätzliche Investition für ein paar schöne Handhobel zu rechtfertigen ;) ...oder halt zu schleifen wenn‘s unbedingt sein muss.

Ein variabler Vorschub (2-12 Meter pro Minute) für den Dickenhobel ist als Option erhältlich und besitzt einen eigenen Motor. Die Messuhr zeigt allerdings nicht die Geschwindigkeit in Metern pro Minute an, sondern dient als Skala.



Eher unüblich bei Maschinen dieser Preisklasse ist eine Feineinstellung für den Abnahmetisch (Hebel an der linken Seite vom Abnahmetisch).. Sollte man beim Fügen feststellen, dass die Werkstücke konvex oder konkav werden, oder möchte man eine ganz leicht konkave Seite erzeugen, so ist das mit der Feineinstellung zu korrigieren/einzustellen. Hier könnte noch ein Aufkleber nützlich sein, dass man im Normalfall an der Verstellung nicht herumdreht.



Optional gibt es einen Satz feststellbarer sehr stabiler Rollen. Damit lässt sich die Maschine relativ leicht und ohne andere Hilfsmittel wie eine Fahreinrichtung bewegen. Sind die Rollen festgestellt, steht die Maschine sehr sicher. Bei kleineren Werkstücken mache ich mir gar nicht die Mühe die Rollen festzustellen. Mit montierten Rollen hat der Abrichttisch hat dann eine Höhe von 95 cm.
Die Höhenverstellung des Dickentisches erfolgt über ein abnehmbares Handrad, mit an Werk festaufgeklebter Skala. Am Maschinenkörper befindet sich eine feste Skala für die Grobeinstellung. Die feste Skala am Handrad ist aber ein Nachteil (andere ADHs von Logosol bei denen das Handrad nicht abgenommen werden muss, haben wohl eine verstellbare Skala). Ich habe diesen Punkt auf der Ligna moniert und Logosol hat mir ein paar neue Skalen zugeschickt. Eine habe ich auf eine Scheibe geklebt und zunächst einen Magneten zu Fixierung verwendet. Ein zweiter verbesserte die Stabilität, leider musste ich dazu durch die Skala bohren, optisch sieht das jetzt bescheiden aus, ich habe aber noch eine Skala zum Drüberkleben. Jetzt kann man für eine bestimmte Dicke einen festen Nullpunkt einstellen und nach Verstellen des Dickentisches die ursprüngliche Dicke wieder präzise einstellen. Wie immer bei Trapezspindeln, zunächst den Dickentisch etwas herunterkurbeln dann hochkurbeln um das Spiel der Trapezspindeln auszugleichen. Für diesen Verbesserungsvorschlag hatte Logosol ein offenes Ohr, ich nehme an, dass es in der Zukunft ein anderes Handrad geben wird. Die Handkurbel hat eine angenehme Übersetzung, der Dickentisch lässt sich leicht schnell verstellen und fein einstellen (elektr. Digitalanzeige braucht man nicht). Eine ähnliche verstellbare Skala sollte sich mit kleinem Aufwand auch an anderen Maschinen z.B. an der Kurbel der Metabo ADH 1626 anbringen lassen.



Fügeanschlag. Solide, einfach konstruierter, genauer, leicht nachjustierbarer Anschlag auf der Abrichte. Kritik: etwas billig gemachte, als Gummilasche ausgeführte Verbindung zwischen Fügeanschlag und hinterer Hobelwellenabdeckung. Diese Abdeckung muss man beim Verstellen des Anschlags lösen und wieder festellen. Ist etwas umständlich, wenn man das versäumt, kann man den Anschlag nicht verstellen bzw oben fliegen die Hobelspäne 'raus wenn die Gummilasche nicht ganz anliegt. Habe ich beim Konstrukteur moniert, da könnte Abhilfe etwas aufwändiger sein.



Messerwechsel: Nach meinen Erfahrungen mit der Metabo ADH 1626D wollte ich definitiv eine Maschine mit weniger fummliger Messereinstellung, eventuell mit selbsteinstellender Welle. Letztere hat die H410 nicht. Es werden Streifenmesser mit einer Nut für die Schrauben der Höhenverstellung mit 40 Grad Keilwinkel verwendet, die man für kleines Geld schleifen lassen kann (was mir gefällt weil mein bevorzugter Schärfdienst die Messer ohne Aufpreise abholt und bringt). Auf den Messerwechsel will ich im Detail nicht eingehen, er ist aber mit etwas Erfahrung nicht kompliziert. Sehr hilfreich ist eine Balkenlehre, z.B. von Brück die auch Logosol vertreibt. Die Bedienungsanleitung der Maschine ist leider für diese wichtige Arbeit ausserordentlich nutzlos. Rat gibt es in Deutschland bei Logosol, dennoch hat mich der erste Messerwechsel recht viel Zeit gekostet. Ich habe daraufhin eine detailliertere maschinenspezifische Anleitung geschrieben. Bei Interesse, Email schicken, lohnt sich aber nur für diejenigen, die die Maschine besitzen (werden). Wenn man weiss, wie es geht, schätze ich etwa 20 Minuten Arbeitszeit für 4 Messer, ohne Anspruch schnell zu arbeiten (besonderer Reinigungsaufwand bei Verharzung geht extra wie bei anderen Maschinen). Wer nichts mehr einstellen will, kann auch andere Druckbalken kaufen, die Schrauben für die Höhenverstellung in die Welle schrauben, fixieren und Einmalmesser einsetzen, dann sollte der Messerwechsel noch schneller gehen.

Antriebsriemen, Lager, laut Logosol alles Normteile und langfristig nachkaufbar.

Bedienungsanleitung: Das Handbuch verdient das Prädikat "stark verbesserungswürdig". Logosol weiß das, ist aber von MoreTens abhängig (Handbuch soll kommen, wann ist ungewiß).
Logosol hat in Deutschland keinen technischen Kundendienst vor Ort (aber Telefonsupport, den ich bisher immer leicht erreichen konnte). Für den Fall, dass man mit dem Support selbst nicht weiterkommt, muss mal halt die Maschine einschicken, das könnte ins Geld gehen.
Das gilt allerdings für viele andere Hersteller auch. Bei Logosol wird zunächst im Werk bei MoreTens nachgefragt, das scheint gut zu funktionieren. Bei für den Kunden zu schwierigen Reparaturen müsste die Maschine nach Schweden zurück (dauert per LKW eine Woche, ist aber besser als zurück nach Taiwan!) Logosol sagt allerdings, dass bisher mit den Hobelmaschinen keine grösseren Probleme gab, die nicht am Telefon gelöst werden konnten (Stand letztes Jahr). Beim Kauf kommt die Maschine per Spedition auf Europalette, Endmontage und Reinigung muss durch den Kunden erfolgen. Zeitaufwand waren etwa 2-3 Stunden, inklusive viel Zeit, mir die Maschine im Detail anzuschauen

Erstes Fazit, nach allerdings nur 9 Monaten mit langer Winterpause, bei ganz kleinen Schwächen eine robuste verlässliche Maschine, die ich mit voller Überzeugung empfehle. Mit der H410 hobele ich deutlich schneller und verlässlicher als mit meiner früheren Maschine, aber das war auch eine andere Geräteklasse, deshalb verbietet sich ein Vergleich. Sicher tragen dazu eine Reihe von Faktoren wie eine für mich günstigere Arbeitshöhe, längerer Abrichttisch und die bessere Einstellung zum Dickenhobeln erheblich bei. Wer sich für die Maschine interessiert und nach Südbaden kommen möchte, kann nach Absprache gern einmal probehobeln.
Nach meiner Erfahrung hebt sich das Logosolteam in Deutschland wohltuend von vielen Maschinenverkäufern anderer Hersteller ab. Ich verhehle nicht, dass mir die Leute sympathisch sind, das wäre aber für mich kein Grund die Maschine zu loben. Weder bin ich mit Logosol noch mit MoreTens geschäftlich verbunden. Auf der Ligna habe ich neben dem Logosol Geschäftsführer in Deutschland auch den MoreTens Chef(konstrukteur) kennengelernt, die sich beide sehr geduldig meine Verbesserungsvorschläge zur Maschine angehört haben. Mal sehen was davon realisiert wird. Infos zu technischen Daten, Preisen, Bilder, ein Maschinenvideo etc. gibt es auf der Deutschen Homepage von Logosol (Rubrik Schreinereimaschinen).
Hoffe der Beitrag war interessant für Euch!

Viele Grüsse,

Michael



Jockel
Beiträge: 482
Registriert: So 7. Aug 2016, 10:50

Toller Bericht! Danke ! *NM - Ohne Text*

Beitrag von Jockel »




Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Maschinenvorstellung Logosol H410 mit Bildern

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Michael,

Glückwunsch zu diesem Bericht. Da bleiben kaum noch Fragen offen; den Preis kann man ja bei Logosol einsehen.

Gruß

Heinz


Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Maschinenvorstellung Logosol H410 mit Bildern

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #52178]
Hallo Michael,

vielen Dank für den interessanten Bericht zu Logosol H410!

Zur Klarstellung noch eine Frage, das ist nicht die Maschine mit der man beim dickenhobeln auch fügen kann?

Gruß Dietrich



Michael K.
Beiträge: 393
Registriert: So 3. Mär 2013, 22:19

Re: Maschinenvorstellung Logosol H410 mit Bildern

Beitrag von Michael K. »


Hallo Dietrich,

die Maschine mit zusätzlicher Frässpindel heisst Multihobel MH410. Die Frässpindel der Maschine wird durch einen separaten Motor angetrieben (Motoren sind separat schaltbar). Davon abgesehen sind H410 und MH410 weitgehend baugleich. Die MH410 ist sicher auch eine interessante Maschine, z.B. wenn viel man viele Nut- und Federverbindungen fertigt.

Gruss,

Michael



Helle

Re: Maschinenvorstellung Logosol H410 mit Bildern

Beitrag von Helle »

[In Antwort auf #52178]
Hallo Michael,

vielen, vielen Dank für deinen ausführlichen und sehr interessanten Bericht - in der heutigen Zeit des Konsumierens ist das leider ein nicht mehr so oft anzutreffendes Phänomen.

Er konnte sehr viele meiner Fragen bezüglich der Maschine beantworten. Ein paar Bilder von der Messerwelle, vor allem auch seitliche Einsichten wären sehr hilfreich.

Leider muß ich für mich immer mehr feststellen, das ich wohl in eine alte Gussmaschine investieren werde, sobald ich mal wieder mehr Platz in meiner Werkstatt/Garage habe und auch die Zeit bzw. Mittel zur Ausnutzung einer größeren Hobelmaschine habe.

Viele Grüße aus der Kurpfalz, Helle



Michael K.
Beiträge: 393
Registriert: So 3. Mär 2013, 22:19

Re: Maschinenvorstellung Logosol H410 mit Bildern

Beitrag von Michael K. »


Hallo Helle,

ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung was Du seitlich von der Messerwelle sehen willst, (Antrieb, Messernuten, Druckbalken)? Schreib mir vielleicht eine email, ich mach gerne mehr Fotos und schicke Sie Dir , das Einstellen über Heinz Roeschs Seite würde ich aber gern vermeiden, da ich Dein Anliegen vielleicht speziell ist (und das Einstellen der Bilder doch etws Zeit braucht).

In meiner Werkstatt ist Platz ein Hauptproblem, ein immobiles Gußtrumm kommt deshalb nicht in Frage, obwohl ich ein Faible für einfache robuste Mechanik habe. Abgesehen davon sind die alten Maschinen manchmal enorm laut und ich möchte auf die Nachbarn etwas Rücksicht nehmen. An der H410 schätzte ich auch, dass sie eher unkompliziert konstruiert ist.

Gruss,

Michael



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