Paul Sellers erklärt - von Aldi bis scharf (video)

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Sellers Bastelkurs

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #136416]
Hallo Andi,

ich hab mir das verlinkte Video mal angesehen (um nicht zu lügen: knapp 20 Minuten davon). Ich mag den nicht. Ich mag nicht, wie er mit dem Hobel auf denm Stirnholz herumwurstelt, wie er pfuscht beim Schärfen- und das Ganze unter der Überschrift Masterclass oder so ähnlich. Da ist überhaupt nichts, wo ich denke: das probierst Du auch mal so aus. Das ist ein Bastelkurs, nicht mehr.

Wenn man aber das akzeptiert, ist es sicher für viele Betrachter hilfreich. Man bekommt viel erklärt (wobei ich persönlich als hochgradig Schwerhöriger mir nicht die Mühe mache, ihn akustisch verstehen zu wollen). Es ist schon OK, dass ers sein Holz aus dem Baumarkt holt (den Baumarkt mit dem Holz hätt ich auch manchmal gern), für Bastelarbeiten ist das doch nicht falsch, ich hab das früher auch so gemacht. Wie viele derer, die mit Holz werkeln, sind denn dafür eingerichtet und in der Lage, aufzusägen und abzurichten? Nur, man muss Ihnen erklären, was Ihnen da an Qualität und Gestaltungsmöglichkeit entgeht, ich glaube das tut P.S. nicht.

Das er mit einer relativ einfachen Ausrüstung (also nicht immer das Neueste und Beste) arbeitet, finde ich gut. Niemand fängt mit einer kompletten Bestückung von LN an, und das muss man auch nicht. Wenn ich mir beispielsweise meine Sägen ansehe, da ist auch gar nichts Teures dabei, und dich bin sehr zufrieden mit ihnen.

Was ich noch loswerden will: Mir dauert das Videoschauen einfach zu lange, da fehlt mir die Geduld.

Erst heute wurde ein Video veröffentlicht, wo Peter Sellers :-) zeigt, wie man einen Handgriff an einen Toolchest macht, der im Bezahlkurs gebaut wurde, in 45 Minuten. Und das für Umsonst.


Für umsonst! Na, dann ist es ja in Ordnung. Aber, im Ernst, 45 Minuten für einen Handgriff... Ich wundere mich sowieso, wie viele Stunden offenbar einige Foristen offenbar im Netz verbringen und die weltweiten Trends verfolgen.... Aber ich will da keine unerbetenen Ratschläge geben.

Grüße

Friedrich



Wolfgang Kueter
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Re: Peter & Paul

Beitrag von Wolfgang Kueter »

[In Antwort auf #136285]
Hallo,

Meine Schreinerlehre war vor 30 Jahren: der belgische Brocken zum Nassabziehen nach dem Schleifen des Werkzeugs stammte noch von meinem Patenonkel der den Betrieb 30 Jahre vorher gegründet hat. Körnung eines belgischen Brockens nach meiner Information zwischen 6000 - 8000.


Das ist der Punkt, es scheint vielen (hier) nicht bewusst zu sein, dass vor den künstlichen (japanischen) Wassersteinen Natursteine verwendet wurden, die heute wegen Erschöpfung der Lagerstätten kaum noch verfügbar sind. Ich habe hier auch noch einen Naturstein zum Abziehen, den ich vor vielen Jahren mal im Regal zwischen altem Werkzeug gefunden habe. Ich habe keine Ahnung, was das für ein Stein ist und welche Körnung er hat, ich kann nur sagen, dass er wirklich sehr fein. Der Stein ist super, ich verwende nur diesen Stein zum Abziehen.

Grüße
Wolfgang

Andi
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Re: Sellers Bastelkurs

Beitrag von Andi »


Hallo Friedrich,

Danke für Deinen Beitrag. Die Bastelstunde richtet sich meines Erachtens nicht an Profis, oder an Holzwerker, die in 20 Jahren und länger schon lange Ihren eigenen Weg gefunden haben. (Ich stelle jetzt mal die Vermutung an, das Du so Einer bist :-) )
Sprich, ein Pioneer, ohne YouTube und Foren und Holzwerken DVD´s. Da blieb einem nichts anderes übrig, als seine Erfahrungen Schritt für Schritt zu machen. Dieser Weg ist sicher wertvoller, aber auch langwieriger und mühsamer.

Was wird denn heute einem Anfänger wie mir überall gezeigt und gepredigt. Besorg Dir eine Ausstattung von LN oder Veritas, dann wird das schon. Ich gehe einen anderen Weg. Ich habe mir erst gestern eine gebrauchte Hobelbank gekauft, und aus Ermangelung des Geldes, eine Ulmia 600 mm Rauhbank, einen Ulmia 240 mm Doppelhobel und einen Holz Simshobel fürs "Bastel" und lernen. Die MK II habe ich mir allerdings dann doch nicht verkniffen und ein paar günstige Steine dazu.

Was Sellers Bastelstunde und er bewirken möchte ? Klar einen gewissen Profit wird er daraus ziehen und auch eine Art Sicherung des Lebensabends und auch eine Bekanntheit, an der er sicherlich Freude hat. Er möchte Dinge vermitteln, die eigentlich in die heutige Zeit, die von IKEA Möbeln und Baumärkten regiert wird, in Vergessenheit geraten. Basteltipps eben. Eine verzinkte kleine Box gibt es im Baumarkt für 4,99 €. Wenn man die Zeit und das Holz nimmt wenn man diese Box selber fertigt, würde diese 80,- - 100,- € kosten. Und hat dann sicherlich noch die eine oder andere Macke oder Makel.

Aber neutral betrachtet, weckt er bei so Manchem (auch bei mir) die Lust sich in die Materie Handwerkzeuge zu begeben und evtl. die ein oder andere Schwalbenverzinkung von Hand zu fertigen. (Vor einem halben Jahr war ich noch überzeugt, das so etwas nur mit der Festool OF1400 samt Schablone akkurat funktioniert. Wenn man dann mal die Maschine samt Schablone eingestellt hat. Sicher, ist diese Art dann schnell und wirtschaftlich. Aber Spaß und Zufriedenheit stellt sich mit Handwerkzeugen eher ein.
Und es ist nicht so laut und dreckig :-)

Darum ist diese Bastelstunde samt seinem Entertainment ganz nett. Aber nicht "Bahnbrechend" oder "Masterclasses" würdig. Aber in der heutigen Zeit wird in allen Bereichen stark übertrieben, was die Wortwahl angeht. Jedes zweite Buch heißt "Vom Anfänger zum Meister" etc.

So,

ich wünsche Dir und allen Anderen einen schönen Sonntag,

Gruß Andi

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1721
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Re: belgischer Brocken

Beitrag von Konrad Holzkopp »


guude,

sollte es sich um einen belgischen Brocken handeln, sollte er
im Wasser aufbewahrt werden.

gut holz! J.

Wolfgang Kueter
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Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: belgischer Brocken *MIT BILD*

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,

Ich habe mir den Stein gerade nochmal angesehen, ihn fotografiert und mir zum Vergleich auch im Netz Bilder des klassischen gelben belgischen Brockens angesehen. Mein Stein ist ca. 15 * 5.5 cm groß, noch etwa 2 cm dick und sieht den Steinen auf dem Bildern im Netz sehr ähnlich. Die Chance, dass ein echter, alter belgischer Brocken ist, ist also groß, zumal der Stein definitiv alt ist. Ich brauch demzufolge vorläufig keine japanischen Kunststeine´ zum Abziehen, ich habe ja dieses alte Schätzchen.
Um Nachfragen direkt vorzubeugen: Der Stein ist unverkäuflich. :-)

Grüße
Wolfgang

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Sellers Bastelkurs

Beitrag von Wolfgang Kueter »

[In Antwort auf #136426]
Hallo,

[...] Ich gehe einen anderen Weg. Ich habe mir erst gestern eine gebrauchte Hobelbank gekauft, und aus Ermangelung des Geldes, eine Ulmia 600 mm Rauhbank, einen Ulmia 240 mm Doppelhobel und einen Holz Simshobel fürs "Bastel" und lernen. Die MK II habe ich mir allerdings dann doch nicht verkniffen und ein paar günstige Steine dazu.


Tischler haben hierzulande über Jahrhunderte mit Holzhobeln gearbeitet, eine 60 cm Ulmia Rauhbank ist und bleibt sehr ordentliches Werkzeug ebenso wie zahlreiche andere Holzhobel dieses Herstellers (und natürlich auch noch einige anderer Hersteller). Rauhbänke sind und bleiben natürlich auf Grund der Abmessungen und ihres Gewichts sowieso recht unhandliche Werkzeuge, ganz unabhängig davon, ob sie nun aus Holz oder Eisen sind. OK, die Eisenverstellung bei Holzhobeln mittels Hammerschlägen ist etwas unbequem, aber auch das ist kein Hexenwerk, das kriegt man hin und es gibt ja auch Holzhobel mit Eisenfeineinstellung. Insofern ist Dein Weg vollkommen in Ordnung. Wenn die Hobelsohle plan (Abrichten einer Hobelsohle ist kein Hexenwerk!) und das Eisen scharf ist (Schärfen ist auch kein Hexenbwerk!), kommt man auch mit Holzhobeln eigentlich immer ans Ziel.

Grüße
Wolfgang

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Sellers Bastelkurs

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #136426]
Ich habe mir erst gestern eine gebrauchte Hobelbank gekauft, und aus Ermangelung des Geldes, eine Ulmia 600 mm Rauhbank, einen Ulmia 240 mm Doppelhobel und einen Holz Simshobel fürs "Bastel" und lernen.


Hallo Andi,

das ist ein sehr guter Anfang!
Ich würde Dir noch einen hölzernen Schropphobel empfehlen, um grobes Material zu entfernen. Und einen eisernen Flachwinkel-Blockhobel (Einhandhobel) für Hirnholz und kleine Anpassungsarbeiten. Gibts von Record, Stanley, Juuma für wenig Geld. Mit den grün-roten habe ich keine so guten Erfahrungen.

viele Grüsse und gutes Arbeiten
reinhold

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1721
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: belgischer Brocken

Beitrag von Konrad Holzkopp »

[In Antwort auf #136428]
guude,

ja, könnte ein Belgier sein.
Ich kenne kein besseres Material zum Abziehen.

gut Holz! J.

Joachim Schmidt
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: belgischer Brocken

Beitrag von Joachim Schmidt »

[In Antwort auf #136428]
Hallo Wolfgang,

ja, das sieht nach einem Belgischem Brocken aus. Ist er auf der Unterseite auf schwarzen Schiefer aufgeleimt? Wenn nicht, ist er sicher sehr alt. Solche großen Banksteine sind heute selten geworden und kosten so etwa EUR 200,--.

Zu Deiner Information: Der Belgische Brocken besteht aus vulkanischem Niederschlag, der eine Menge kleiner Granate enthält. Diese machen die Schleifwirkung aus. Abrichten kannst Du den Stein wie japanische Wassersteine, auf Schleifpapier auf einer ebenen Unterlage. Das geht sehr schnell. Der Schliff ist sehr schnell, obwohl der Stein ein feine Körnung (ca. 6000) hat und fühlt sich angenehm an. Da brauchst Du wirklich keinen japanischen Abziehstein mehr.

In Belgien heißt der Stein Coticule oder Pierre à rasoir (Rasierstein). Es gibt ein hübsches kleines Museum in einer alten Mühle, das den Abbau und die Herrichtung der Steine zeigt. Früher scheint es mehrere Qualitätsabstufungen dieses Steins gegeben zu haben, heute nur noch gelbe und blaue Steine. Das Museum ist in Vielchateaux (Ortsteil von Vielsalm) in Belgien nahe der Grenze zu Deutschland und Luxemburg. Wenn man in der Gegend ist, ist es einen Abstecher wert (Ist nur im Sommer geöffnet). Dort kann man übrigends auch Steine kaufen, billiger als beim Hausherrn ist es aber nicht. Allerdings kann man sich die Steine aussuchen.

Soviel zu Deinem Schätzchen.

Viele Grüße

Jochen

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: belgischer Brocken

Beitrag von Wolfgang Kueter »



ja, das sieht nach einem Belgischem Brocken aus. Ist er auf der Unterseite auf schwarzen Schiefer aufgeleimt?


Nein, die Unterseite ist allerdings hohl, die Unterseite des Steins wurde wohl niemals abgerichtet und wahrscheinlich hauptsächlich zum Schleifen von Messern (oder Rasiermessern) verwendet, ich habe ihn einfach umgedreht, Eventuell richte die die andere Seite mal ab aber die Kuhle ist wohl 2 mm tief.


Wenn nicht, ist er sicher sehr alt. Solche großen Banksteine sind heute selten geworden und kosten so etwa EUR 200,--.


Ich kenne die Preise ...


Zu Deiner Information: [...] Da brauchst Du wirklich keinen japanischen Abziehstein mehr.

Ich weiss schon eine ganze Weile, was ich an dem Stein habe. :-)

[...] Soviel zu Deinem Schätzchen.


Der Stein lag früher, als ich noch ein kleiner Junge war, immer in einer Schublade zwischen diversem Werkzeuggerümpel und wurde nie benutzt. Dann lag er lange im Regal. Als ich anfing, Werkzeuge und Messer auf Steinen zu schärfen, habe ich mich gefragt, was das wohl für ein Stein sein mag und ihn ausprobiert. Seitdem nehme ich zum Abziehen nichts anderes mehr, er ist super, mal sehen, wie lange ich davon noch gut habe. ;-)

Grüße
Wolfgang

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