Oberfläche Eiche

[steffen grosskopf]

Hallo an alle

Habe da ein kleines Problem.
Im Moment bin ich dabei mein Projekt mit dem Bett weiter zu verfolgen, das Eichenholz ist bereits grob abgeläng und auf Dicke und Breite fertig gearbeitet.
Inkl. eines kleinen Schleifmaßes.
Nun zu meinen Problem, ich möchte die Oberfläche gerne versiegeln bzw. Lackieren.
Und genau da weiß ich nicht was ich nehmen soll. Habe beim Hausherrn mal geschaut und der bietet Schellack an. Zum selber anrühren bzw. fertig.
Bin mir aber nicht sicher ob ich das hinbekomme.
Wie will ich es den eigendlich haben?: leicht glänzend kann auch richtig hochglanz sein,die Maßerung des Holzes sollte hervorgehoben werden, Pflegeleicht.
Da ich auf diesem Gebiet absolut Neu bin brauche ich da eure Hilfe, um mein erstes richtig großes Projekt nicht noch auf den letzten Metern in den Sand zu setzen.
Für eure Tipps und Ratschläge währe ich sehr Dankbar.

Schönen Abend noch
Steffen

[Jürgen zur Horst]

Hallo Steffen,

traditionell wird Schellack benutzt um eine vollkommen spiegelglatte, polierte Oberfläche zu erzeugen. Dazu gehört einige Erfahrung. Ich verwende Schellack oft und gerne. Einfach mehrfach streichen, anschließend poliere ich nach dem Austrocknen des Lacks die Oberfläche mit feiner Stahlwolle. Das ergibt eine seidenmatte Oberfläche. Bislang habe ich immer fertige Schellackmischungen verwendet. Nun das aber: Eiche ist sehr grobporig, Schellack ist da nur bedingt geeignet. Bei der klassischen Vorgehensweise, würde man erstmal die Poren mit Bimsmehl füllen und dann den Schellck aufbringen. Ich hatte bei Eiche auch Bedenken mit Stahlwolle zu polieren. Zum einen können sich Stahlfussel von der Wolle in den Poren festsetzen, zum anderen reagiert die Gerbsäure im Eichenholz mit Stahl. Versuch macht Klug.

Mir gefällt am Schellack, dass man ihn schnell verarbeiten kann. Der Alkohol verdunstet sofort. Man kann sofort hintereinander mehrere Schichten auftragen. Alle Zutaten sind natürlich. Schellack wird sogar in der Lebensmittelindustrie eingesetzt. Alkohol auch, der ist zwar nur in Maßen gesund, verdunstet aber komplett. Mehr ist nicht drin.

Tschüß Jürgen

[steffen grosskopf]

Hollo Jürgen
Wenn ich das so lese würdest du mir vom Schellack abraten, was würdest du den sonst nehmen um die Oberfläche zu versiegeln?
Vieleicht ein Öl was die Maßerung anfeuert aber trotzdem leicht glänzt.
Danke erstmal!

Steffen

[Andreas]

Beim Schellack gibt es zwei Methoden: Für grobporige Hölzer wie Eiche verwende ich drei bis vier Schichten Schellack, mit Baumwolle aufgetragen, und dazwischen mit feinster Stahlwolle geschliffen. Das geht schnell und gibt eine schöne Oberfläche.
Was Jürgen meinte war sicher die traditionelle Ballenmethode, bei der man bei feinporigen Hölzern zunächst mit Bimsmehl und Alkohol die Poren schliesst, und dann mit einer Alkohol/Schellack-Mischung in vielen dünnen Schichten einen spiegelglatten Glanz aufbringt. Das geht mit sehr viel Arbeit auch bei Eiche, macht aber keinen Spass, klappt nicht beim ersten Mal und wird dem Holz letztlich auch nicht gerecht. Ich verwende diese Methode nur bei Kirsche und Nuss, nach sehr sehr gründlichem Schleifen. Ich habe mal eine Schellackanwendung mit der Ballenmethode bei Kevazingo gemacht, das war aber sehr anstrengend, und das Möbelstück war auch relativ klein.
Bei Zweihorn gibt es eine ziemlich umfangreiche Datenbank mit vielen Anleitungen, die die Unterschiede gut erläutert und Arbeitsanweisungen gibt. Ich empfehle Dir, Dich da mal einzulesen. Die besten Anleitungen zur traditionellen Ballenmethode gibt es in Frankreich (da wurde das erfunden: "vernis au tampon") und Österreich; in Deutschland war diese Methode nie richtig populär. Für Dein Problem ist sie ohnehin nicht die richtige Oberflächenbehandlung.
In Frankreich wird vor der Schellackanwendung eine Zellulosegrundierung aufgetragen, ebenfalls mit Stahlwolle poliert. Damit ist die Anwendung sehr einfach, und die Ergebnisse sind schnell und reproduzierbar auch für Anfänger erreichbar. In Deutschland habe ich diese Grundierung noch nicht gefunden, aber meine Erfahrung zeigt mir, dass es auch ohne geht.

Gruss
Andreas

[Marc Hohnsbehn]

[In Antwort auf #51975]
Hi,
"... , inkl. eine kleinen Schleifmaßes " ?? meinst du geringen Schleifabtrag .
also richtig Hochglanz mit ner Schellackpolitur lohnt nur, wenn du ein künstlerischen Wert(sprich Intarsien bzw einlegearbeiten ,etvl. besondere Oberflächeneigenarten des eichenholzes ) hervorheben willst .
leicht glänzend würd ich mit mehrfachen ÖL-auftrag erreichen wollen .
das schnellste würde wohl ein zweikomponenten -Lack bringen-obs es allerdings den gewünschten Zweck bringt-kann nur ne Materiallackprobe ergeben-was bei Schellackpolitur sowieso zwingend ratsam wär.
Gruß

[Rainer Hellmich]

[In Antwort auf #51975]
Hallo Steffen,
schau mal nach "Esstisch aus Eiche" vom Mittwoch, 6. 2. 08.
Bin bis heute sehr zufrieden mit der Versiegelung. Sieht immer noch perfekt aus nach der langen Zeit und der Beanspruchung.
Gruss Rainer

[Klaus Kretschmar]

[In Antwort auf #51975]
Hallo Steffen,

prinzipiell würde ich Massivholz eher mit Öl u. ggf. Wachs behandeln. Die Qualität der Oberfläche wird sehr schön bis glänzend - je nach verwendetem Öl und Anzahl der Aufträge.

Bei Möbeln, die mit häufiger Feuchtigkeit in Berührung kommen, mag das anders sein. Das Lackieren von Massivholz ist problematisch, da schon geringes Arbeiten des Holzes Rissbildungen im Lack hervorrufen kann. Ich habs bei einem Möbelstück gemacht, würde es aber nicht mehr tun.

Viele Grüsse
Klaus

[Jörg Katzer]

[In Antwort auf #51975]
Hallo Steffen

Ich habe im Winter meine neue Küchenarbeitsplatte aus Eiche mit Osmo topoil behandelt. Das Ergebnis ist auch nach einem halben Jahr sehr ansehnlich. Die Oberfläche ist seidenglänzend und betont die Maserung sehr schön. Der Auftrag war einfach. Man darf nur nicht zuviel aufeinmal nehmen. Ich habe 4 dünne Schichten mit einem Tuch aufgetragen und mit feiner Stahlwolle zwischengeschliffen.

Egal vofür Du Dich entscheidest, viel Erfolg!

[Andreas Ranogajec]

Hallo Steffen,
ich würde mich dem Klaus anschließen und eher vom Schellack abraten, weil ich der Meinung bin, das nur hochwertige (antike) Möbel auf diese Art versiegelt werden, da die Verarbeitung sehr aufwendig sein kann und praktische Vorkenntnisse abverlangt.
Ich habe sehr viel mit Eiche massiv gearbeitet und bin davon überzeugt, daß Ölen und Wachsen für diese Holzart die angemessenen Behandlungen sind.
Das "Porenproblem", sprich die Grobporigkeit kann man mit handelsüblichen Füllern angehen, oder komplett "ignorieren", indem man entsprechend dem Holzton
(farblos, fichte, nußbaumschwarz)das jeweilige Wachs aufträgt und es nach kurzer Wartezeit mit einer Bürste aufpoliert. Durch wiederholtes Auftragen wird ein Eierschalenglanz erzeugt, der die Schönheit der Maserung und Zeichnung
akzentuiert.
Da ich sehr viel Eiche gebeizt habe, habe ich natürlich nußbaumfarbene Wachse
verwendet, oder Dänisches Öl.
Matte oder hochglänzende Polyurethanlacke ergeben eine harte und widerstands-fähige Oberfläche, sind wohl die zeitgemäße Behandlung beim professionellen Schreiner, wogegen die althereingebrachte Verarbeitung sogar mehrere Aufträge von z.B. Leinöl (natürlich belassen oder mit Farbpigmenten zum Nachdunkeln) vor dem Wachsen vorsah. Lacke sind im "Alterszustand" auf manchen Harthölzern
eine Beleidigung fürs Auge und nur durch komplette Überarbeitung zu korrigieren, wogegen gewachste Oberflächen (bei Wasserrändern z.B.) sehr leicht
überarbeitet werden können. Außerdem kann das Holz atmen (arbeiten) ohne
sichtbare Oberflächenschäden.
Damit bin ich schon bei meiner bevorzugten Endbehandlung von Eiche und das ist das Bootsöl "Le Tonkinois"!!!
Fast alle meine Tischplatten(massives Vollholz) sind wegen der Wasserbeständig-keit und der Widerstandsfähigkeit mit diesem Firnis(!) überzogen.
Nach dem erstmaligen Auftrag stellt sich ein Glanz ein, der sich sonst nurdurch
extremes Wachspolieren einstellen würde.

Greetings Andreas R.

[steffen grosskopf]

Vielen Dank ersteinmal an alle
Ich Denke ihr habt mich auf den richtigen Weg gebracht, werde vom Schellack abstand nehmen und ein Öl verwenden.
Nächste Woche werde ich mir Le Tonkinois im Internet bestellen und somit Andreas seinen Tipp folgen.
Ein paar Probestücke werde ich auch noch finden um das ganze mal auszuprobieren.
Und da kommen auch schon noch ein paar Fragen an Andreas:
Wieviel Schichten bringst du auf? Machst du Zwischenschliffe? Sind Vorbehandlungen nötig? Hast du das nachfolgeöl Marine Nr.1 schon mal probiert?

Danke auch noch mal für eure Beteiligung, nicht zuletzt hab ich allen die in diesem Forum schreiben, es zu verdanken das ich mich diesem Hoby zugewand habe.
Interesante Berichte , schöne Projekte, gute Fotos und ein Durchweg freundliches Umgehen miteinander machen dieses Forum zu etwas besonderen.
So das man auch als Neulinge den Mut hat, Fragen zu stellen, die für die meisten selbstverständlich sind.

Schönen Abend noch
Steffen