Paul Sellers erklärt - von Aldi bis scharf (video)

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
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Re: Paul Sellers zu Halloween

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Gerard,

danke für den Link. Gruselig, passend zu Halloween.

Was bei Paul Sellers wehtut, ist dieses selbstverständliche Pfuschen. Der bemüht sich gar nicht, korrekt oder, wie man früher sagte, akkurat zu arbeiten. Mir würde das keine Freude machen.

Natürlich bekommt man ein Stecheisen auch auf diese Weise ordentlich (nicht gut) scharf. Seine Vorführung porofitiert von dem Glücksfall, dass die Spiegelseite hohl ist , das kommt eigentlich selten vor. Und dann hat er mit der Original- Aldi- Fase ja auch immerhin eine brauchbare Basis für seine krude Art, die Fase zu schleifen. Die Balligkeit der Fase ist dabei gar nicht das Problem.

Ich frage mich dabei: Wie sieht das Eisen wohl aus nach dem zehnten oder zwanzigsten Schärfen? Und schärft der seine Hobeleisen womöglich auch so? Was macht er, wenn die Spiegelseite ballig ist oder abgesunkene Kanten hat (dann braucht er sehr, sehr viel Schleifpapier).

"Scary sharp" (das Schärfen mit Schleifpapier) habe ich auch mal versucht, ich fands schrecklich. Aber so schlimm wie bei Paus Sellers sah es bei mir nicht aus.

Schüttel!

Friedrich



Rafael
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Re: Paul Sellers zu Halloween

Beitrag von Rafael »


Hallo,

für die abgesunkenen Kanten an der Spiegelseite sorgt er doch selbst. Soweit ich das gesehen habe, benutzt er das Klebeband zur befestigung des Papiers nur an den äußeren Kanten. Beim Schleifen geht er aber bis an diesen Bereich ran und dort gibt es eine kleine Erhöhung durch das Klebeband. Das hat den selben Effekt, als ob man auf einem konkaven Stein schleifen würde.
Nun ja, ich glaube es war wieder mal Zeit für ein Filmchen für das Netzt. Es wirkt so, als ob er mit aller Gewalt hat zeigen wollen, wie schnell man einen Beitel so scharf bekommt, dass er auch ein Blatt Papier durchtrennen kann.

Mein Fall ist es nicht, schade nur, dass solche (und ähnliche ) Videos immer wieder sogar als Referenz angegeben werden. Der gute Mann ist auch nicht der einzige, von dem sowas zu sehen ist.

Rafael

reinhold
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Re: Paul Sellers zu Halloween

Beitrag von reinhold »


hallo ,

was mich interessieren würde, ist eher, was er für diesen Werbefilm von der Firma erhalten hat.
Mit keinem Wort ist er auf die Stahlqualität und die Schnitthaltigkeit eingegangen. Dabei könnte man darüber sicher auch einiges sagen.

Ich habe mal vor ein paar Jahren von meinem Schwiegervater (netter Kerl, aber keinerlei Bezug zu Handwerk und Werkzeug) ein derartiges Set geschenkt bekommen. Es ist heute noch im Einsatz:
- die beiden schmalen Meissel dienen als Mauerhaken zur Befestigung eines Apfelspaliers
- der mittlere Meissel ist ein gutes Werkzeug zum Öffnen von Farbdosen
- der breite Meissel dient als Hebeleisen, ist allerdings so krumm geworden, dass er demnächst wahrscheinlich dafür auch nicht mehr taugt....

viele Grüsse und Happy Halloween
reinhold



Konrad Holzkopp
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Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Paul Sellers zu Halloween

Beitrag von Konrad Holzkopp »


guude,

meine schärftechnik wüde bei Vielen hier auch zu heftigen
diskussionen führen, aber was der herr da zeigt macht
mich krank!

gut holz! J.

Wolfgang_P
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Re: Paul Sellers zu Halloween

Beitrag von Wolfgang_P »

[In Antwort auf #136074]
Hallo Holzwerkerforum

Beim Anblick des Videos muss ich gestehen, dass mich das an meine eigene Arbeit der letzten Tage erinnert. Ich hatte zwei Spiegelseiten abzurichten von breiten alten englischen Eisen.

Da mein Shapton-Schruppstein nicht wirklich gut (eigentlich sogar: miserabel) arbeitet , habe ich dies auf einer Granitplatte mit Schleifpapier erledigt. Nur habe ich Sprühkleber statt Klebeband verwendet. Das 1 Zoll Eisen hatte tiefe Pitting-Spuren, so dass ich diese zunächst mit dem Bandschleifer beseitigt habe, natürlich mit Wasserbad neben dran zum regelmäßigen kühl halten der Schneide. Der Sheffield Stahl war so hart, dass nur absolut neues Schleifpapier wirklich griff.

Das Finish habe ich dann wieder auf dem 1000er Shapton und dem Naniwa Stein erledigt.

Wenn man keine Diamant -Folien oder -Platte hat: wie soll man es denn sonst machen (Frage ist ernst gemeint). Auch mit Hilfe der "Pfuscherei" war es eine langwierige Beschäftigung. Das Zolleisen zeigte zusätzlich noch abgesunkene Ecken. Hier habe ich dann das Eisen entnervt um die 3 mm kürzer geschliffen.

Also, an die Schärf - Experten: wie geht so etwas ohne Pfusch? Es warten nämlich noch 3 Kandidaten aus Sheffield auf mich.

Viele Grüße

Wolfgang

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Spiegelseite planschleifen ohne Pfusch

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Wolfgang,

das Planschleifen schlechter Spiegelseiten ist eine der großen Prüfungen, die das Leben für uns bereithält ;-)

Aber im Ernst: Gerade heute bekam ich ein 1 Zoll- Stecheisen aus England, total versaut: Die Schneide liegt genau 1mm unterhalb der Spiegelseitenebene, mit einem 3 cm langen, bogenförmigen Übergang. Wird wohl im Schrott landen, und ich hab mir mal wieder geschworen, nur noch neue Eisen zu kaufen.

Wie man es machen soll?

Ich mache es mit dem Schruppstein. Aber nicht mit dem 120er Shapton, der ist wirklich auf breiten Flächen fast unbrauchbar weil er einfach zu hart ist. Ich bin für solche Zwecke reumütig zurückgekehrt zum weichen 240er Sun Tiger, der schleift auch sehr breite Flächen. Aber man muss die Planheit des Steines bzw. der Spiegelseite permanent überwachen.

Ich bin derzeit dabei, meine Schärfanleitung zu überarbeiten, der Schruppstein ist da ein wichtiger Punkt.

Halt durch!

Friedrich

Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Paul Sellers zu Halloween

Beitrag von Rafael »


Den Gebrauch von Schleifpapier würde ich nicht einfach als Pfusch bezeichnen. Es ist durchaus eine gute Methode. Aber bitte, ohne irgendwelche Stufen unter dem Papier, selbst die kleinen Aufkleber, die manche Händler auf die Rückseite kleben, sind zu dick.
Ich gebrauche immer ganze Bögen, welche einfach auf einer Granitplatte liegen. Wenn man die Rückseite auch nass macht und dem Papier etwas Zeit lässt, dann haftet es genügend, ohne jegliche Zugabe von Kleber.
Die Fase so rund zu schleifen widerspricht meiner Herangehensweise, aber vielleicht wollte der Mann damit schnitzen? Bei den Schnitzern scheint es die gängige Methode zu sein die Fase auf einer Schwabbelscheibe rund zu polieren.

Was den Hersteller/Vertreiber angeht - meint Ihr wirklich, da wollte jemand etwas Werbung betreiben? Als ich diese Beitel bei dem Disconter gesehen habe dachte ich, wenigstens sind die maschinell geschliffen und man sieht nicht, dass da jemand jeden Beitel von hand and einen Bandschleifer gehalten hat. Ich war schon nahe dran sie zu kaufen, um die Stahlqualität mal zu prüfen, da waren sie aber schon alle weg.

Rafael

Rolf Richard
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Re: Paul Sellers zu Halloween

Beitrag von Rolf Richard »


Den Gebrauch von Schleifpapier würde ich nicht einfach als Pfusch bezeichnen. Es ist durchaus eine gute Methode. Aber bitte, ohne irgendwelche Stufen unter dem Papier, selbst die kleinen Aufkleber, die manche Händler auf die Rückseite kleben, sind zu dick.
Ich gebrauche immer ganze Bögen, welche einfach auf einer Granitplatte liegen. Wenn man die Rückseite auch nass macht und dem Papier etwas Zeit lässt, dann haftet es genügend, ohne jegliche Zugabe von Kleber.


Hallo Rafael, so mache ich das auch zum Planen meiner Steine und hatte es auch schon mal gelegentlich für ein Eisen probiert. Letzteres war aber nichts von Dauer.

Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Schleifmaterial mit Geweberückseite nah einmaligem Nasswerden nicht mehr zu gebrauchen ist, weil es sich regelrecht zu einer Rolle aufrollt. Da es von Haus aus sehr steif ist kriegt man es nicht wieder auf die Steinplatte. Anderes Papier mag da besser sein.

Richtig ist auch, dass jeder Aufkleber hinten stark stört.

Gruss

Rolf

Rafael
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Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Nur Schleifbögen auf Papierbasis

Beitrag von Rafael »


Hallo,

ich verwende ausschließlich wasserfestes Schleifpapier, mir ist auch kein wasserfestes Schleifleinen bekannt. Mag sein, dass es sowas gibt, ich würde es trotzdem nicht probieren wollen. Und wie es meistens im Leben ist: richtig gut sind die Produkte bekannter Hersteller. Da vermag ein 600er Papier mehr abzutragen, als ein billiges 200er Papier.
Die papierene Rückseite haftet wunderbar durch Adhäsion auf der glatten Oberfrläche.
Zuletzt hatte ich die Methode weniger für Eisen verwendet als zum Planen der Wassersteine und eventuell um die Sohle der metallenen Hobel herzurichten.

Wenn ein Stechbeitel oder ein Hobeleisen sehr krumm ist, dann gehe ich zu meinem langsam drehenden Schleifbock mit Wasserbad. Mit einiger Übung kann man damit erstaunlich gut auch Spiegelseiten vorbereiten. Zwischendurch wird auf einer Diamantplatte oder abgerichtetem Stein kurz geschliffen um festzustellen, wo noch Berge abzutragen sind. Zum Schluß geht es dann auf Wassersteine über.

Rafael

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