Nochmal Hobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Ralf Schermeier

Nochmal Hobel

Beitrag von Ralf Schermeier »


Kann mir bitte kurz jemand die Vor- und Nachteile von Holz- und Metallhobel aufzeigen? Würde mich intersssieren..

Boris Ritscher

Re: Nochmal Hobel

Beitrag von Boris Ritscher »


Hallo Ralf,
ein Eisenhobel verzieht sich nicht, die Sohle nutzt sich kaum ab, sind viel schwerer und es lassen sich Modelle produzieren, (Flachwinkel, Multihobel) welche in Holzausführung kaum möglich wären. Bei den Bankhobeln ist es eine Sache des persönlichen Geschmacks, die gibt es ja beide auch mit Feineinstellung fürs Messer. Bei großen Hobelaktionen benutze ich die metallenen und so für zwischendurch die aus Holz, da man die auch mal mit einer Hand halten kann.
Gruß Boris

Christoph Roßdeutscher
Beiträge: 136
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Nochmal Hobel

Beitrag von Christoph Roßdeutscher »


Ich habe nur alte Holzhobel mit Keil und "moderne" gute Eisenhobel (Clifton). Jedes mal, wenn ich den Holzhobel nehme, muß ich wesentlich mehr einstellen als beim Metallhobel, weil in meiner Werkstatt unter dem Dach Temperaturunterschiede von bis zu 30C keine Seltenheit sind und sich das Holz deshalb anscheinend laufend verzieht. Der befürchtete Rost, der mir von einem Zimmermann angedroht wurde ist noch nicht aufgtaucht (allerdings besteht die Werkstatt auch erst ein Jahr).
Ich würde immer wieder Metall nehmen. Einzig die noch anzuschaffende Rauhbank wird eine ECE werden (Holz), weil schlicht die guten aus Metall soviel kosten, daß da lieber anderes Werkzeug angeschafft werden wird.
Gruß Christoph

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Und sie verziehn sich alle ...

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #98352]
So, und jetzt mal anders rum, damit der Ralf auch mal was anderes hört. Ich habe auschließlich Holzhobel und bin so zufrieden damit, daß ich noch nie daran gedacht habe etwas anderes anzuschaffen.
Holzhobel sind leichter und gleiten leichter. Bei gleicher Qualitätsklasse sind sie auch erheblich billiger. Ich habe außerdem die Vermutung, dass zumindestens die ECE ergonomischer sind.
Wenn es sich um eine Keilbesfestigung handelt, was ja nicht bei allen Holzhobeln der Fall ist, so braucht sie sicher mehr Übung. Aber das dauert nicht lange und das stellt man die genau so sicher ein, als wäre da eine Schraube dran. Keine Großsprecherei, es ist so.
Zum Verziehen: Alle verziehen sie sich, jawohl auch die Metallhobel, letztere nur langsamer, denn auch Metallhobel reagieren auf Feuchtigkeit und Temperaturunterschiede. Die endlosen Schleifereien von Leuten, die alte Metallhobel kaufen sprechen da Bände. Früher hat Stanley die Hobel wohl regelrecht abgelagert, bevor sie ausgeliefert wurden.Ich weiß wohl, dass Lie-Nielsen und Clifton plane Hobeln ausliefern, aber es hat bereits Berichte von Holzwerkern mit Foto gegeben, dass ältere Modelle auch in Bewegung geraten.

Meine Holzhobel richte ich kurz nach Beginn der Heizperiode und kurz nach dem mit einer Ziehklinge ab. Das geht schnell, ist gar nicht mühsam und genügt.

Christoph muß wohl wirklich ein Extremklima haben, denn ich weiß daß ECE Hobel auch in Florida und Kalifornien problemlos arbeiten.

Viele Grüße, Christof.


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Nein. Nicht alle !

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


also,

schön dass dieses ewige Thema wieder da ist.

Ich bin bekennender Metallhobelbenutzer. Meine ECE's (Primus, mit Feineinstellung habe ich aussortiert, obwohl es schöne Hobel sind, ich mochte sie nicht so gern. Trotzdem denke ich, dass ich auch die Vorteile der Holzhobel kenne.

1. Zum Verziehen:
Holz arbeitet. Jeder Holzhobel also auch. Holt arbeitet reversibel (Holz, das sich bei zunehmender Feuchte verzogen hat, bewegt sich mit abnehmender Feuchte zurück). Metall verhält sich anders. Stahl z.B. hat natürlich eine Wärmedehnung wie jedes andere Material, aber verzieht sich nicht von sich aus. Gusseisen dagegen (der übliche Werkstoff für eiserne Hobel) kann sich mit der Zeit verändern (wenn er nicht künstlich „gealtert“ wurde). Es finden im Werkstoff Diffusionsprozesse statt, die Formänderungen hervorrufen. Das hat aber nichts mit der Umgebungswärme und –feuchtigkeit zu tun. Bei gut gealtertem Guss soll es nicht passieren, das ist eine Frage des Aufwandes (und damit des Preises). Und irgendwann hört es natürlich auch auf. Wenn man einen älteren Eisenhobel planschleift, bleibt er auch plan. Gar nicht passieren kann es eigentlich bei Hobeln aus Sphäroguss (Lie- Nielsen oder Veritas). Sphäroguss ist nach dem Giessen geglüht und auf Dauer formstabil.
Es ist wahr, dass das Planen der Hobelsohle dort, wo eiserne Hobel vorherrschen (also in Amerika) ein ewiges Thema ist. Da geht es den wirklichen Freaks aber um Abweichungen (über die gesamte Sohlenlänge) von wenigen tausendstel Zoll. Kann jeder mal selbst in mm umrechnen. Die höhere Formstabilität der eisernen Hobel verführt eben zu solchen Ritualen.

2. Lebensdauer
Eiserne Hobel haben den Vorteil des geringen Verschleisses und der Freiheit von Wurmfrass. Ein 50 oder 100 Jahre alter eiserner Hobel ist, wenn nicht ständig misshandelt, immer noch gut zu gebrauchen. Er hat auch noch ein ebenso enges Maul wie im Neuzustand. Deswegen ist es durchaus sinnvoll, sich so ein altes Schätzchen zum Zwecke des Gebrauches zu besorgen. Ein viel gebrauchter Holzhobel entsprechende Alters ist normalerweise verschlissen.

3.Eiseneinstellung
Es ist ohne Zweifel so, dass ein traditioneller Holzhobel mit Keil so genau eingestellt werden kann, wie man es praktisch braucht, und dass das auch erstaunlich schnell geht, wenn genug geübt. Der eigentliche Gebrauchsvorteil der eisernen Bankhobel ist für mich, dass die Einstellung „auf dem Holz“ vorgenommen werden kann. Man kann die Einstellung während eines Hobelstriches verbessern und korrigieren, und so macht man es auch.

4. Ergonomie
Das ist natürlich weitgehend Geschmachssache. Ich habe das leichte Gleiten eines Hobels mit Pockholzsohle schon als sehr angenehm empfunden. Da haben die Eisernen“ eindeutig Nachteile. Andererseits finde ich das hohe Gewicht der Eisenhobel vorteilhaft. Was ich nie mochte, ist der Griff um den Hobelkasten (mit der rechten Hand bei Rechtshändern) bei den kurzen Holzhobeln. Der tiefliegende und günstig gestaltete Griff eiserner Hobel ist angenehmer. Dafür ist das Horn eines ECE sicher ergonomischer als der Stanley- Knopf.

5. Bauformen
Der Vergleich ist natürlich nur sinnvoll bei Hobelformen, die sich sowohl in Holz als auch im Metall realisieren lassen, also vor allem die üblichen Bankhobel mit steil eingebautem Eisen. Es gibt Hobel, die kann man in Holz nicht bauen (z. B. Flachwinkelhobel). Und auch Hobeltypen wie Nuthobel oder Grundhobel sind in Eisen m. E. einfach besser realisierbar. Ein hölzerner Grundhobel ist dagegen schon ein putzig Ding.

6. Preis
Zweifellos sind gute neue eiserne Hobel sauteuer, erheblich teurer als gute hölzerne. Wenn man das Geld so locker nicht hat aber trotzdem mit eisernen Hobeln arbeiten möchte, dann ist das Herrichten älterer Hobel der beste Weg (Kaufen z. B. über ebay). Die preisgünstigeren Ausführungen neuer eiserner Hobel sind qualitativ sehr unbefriedigend und eigentlich nicht zu empfehlen (außer Einhandhobeln, da geht das. Aber bei einem Putzhobel oder einer Raubank sollte man m. E. die Finger davon lassen. In einen solchen Hobel steckt man, bis er einigermaßen funktioniert, mehr Geld und genausoviel Arbeit wie in einen guten alten, mit schlechterem Ergebnis).

Friedrich


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Respekt, Friedrich

Beitrag von Christof Hartge »


Respekt Friedrich,
du hast alles aufgezählt was es zusagen gibt und man kann sich seine Meinung bilden.

Außer vielleicht dies eine: Bei den Formhobeln kann ich dir nicht zustimmen. Einen Grathobel gibt es nicht in Metall. Falz- und Grundhobel funktionieren ebensogut in Holz oder besser. Der gesamte Bereich der Profilhobel ist durch die Multihobel nie ersetzt worden, da mußte erst die Oberfräse ran. Das war aber jetzt wirklich ein Kinkerlitzchen.

Und Ralf: Du siehst es ist ein bißchen Gefühlssache. Ganz ausdiskutiert wird die Sache wohl nie werden.

Viele Grüße, Christof.

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

ja, die Profilhobel!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


da hast wiederum Du recht, Christof (spielen wir uns nicht wundervoll die Bälle zu?)
Aber im Ernst: Das ist richtig. Im Bereich Profilhobel sind und bleiben die hölzernen nach Ansicht wohl aller, die damit arbeiten, unübertroffen. Die eisernen Profilhobel mit ihren vielen auswechselbaren Formeisen haben naturgemäß keine angepasste Sohle, darum auch kein Maul, was ein richtiger Hobel braucht. Das wird wohl eine Domäne der hölzernen bleiben.

Friedrich

Ralf Schermeier

Re: Nein. Nicht alle !

Beitrag von Ralf Schermeier »

[In Antwort auf #98375]
Hallo Friedrich, den Tip alt/neu werde ich auf jeden Fall beherzigen, die Anschaffung einer Raubank steht ja noch an.
Ich muss sagen, dass das hohe Gewicht der Eisenhobel mir doch sehr sympathisch ist. Gestern musste ich die Neuanschaffung einfach testen, scharf war das Messer noch nicht, aber hobeln macht richtig Laune, so langsam verstehe ich euch 'Hand'werker.

Ulrich Bergmann

Re: Nochmal Hobel

Beitrag von Ulrich Bergmann »

[In Antwort auf #98352]
Hallo Ralf, zu dem Thema wollt' ich auch immer schon mal... Also, schon die alten Römer hatten Metallhobel, vermutlich weil's besser ist (siehe die anderen Beiträge). Als das Handwerk im Mittelalter wiederbelebt wurde, gab es wohl zum Holzhobel aus Kostengrunden keine Alternative. Die Schreiner wollten vermutlich ihr kostbares Bargeld nicht zum Schmied tragen (wo sie ja ohnehin bei den Preisen fur Hobeleisen böse uber den Tisch gezogen wurden) und so haben sie sich ihre Werkzeuge moglichst selbst gemacht, aus Holz naturlich, nicht zuletzt deshalb, da Ihnen die Verarbeitung von Metall im strikten Zunftgeregel vermutlich bei peinlicher Strafe verboten war. Mit der Industrialisierung wurden Metallhobel dann wieder erschwinglich, waren aber nur im englisch-amerikanischen Raum verbreitet; bei den deutschen Tischlern, offenbar mehr traditionsbewusst (jedenfalls hab' ich gelesen, dass im Barockzeitalter (oder was es eins fruher) in einigen Städten immer noch gotische Meisterstucke verlangt wurden), blieb alles so wie es immer schon war.
Die meisten Argumente fur den Holzhobel (ausser Preis) sehen fur mich mehr wie etwas linkische Verusche aus, derartige Vorliebe fur altmodische Zustände mit "harten Argumenten" zu rechtfertigen.

Gruss Uli

p.s. ich hobel am liebsten mit meinen (hölzernen) Ulmia-Hobeln

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Nochmal Hobel

Beitrag von Christof Hartge »


Mein lieber Ulli,
des finde ich nun wieder etwas harsch, in Anbetracht der Tatsache, dass die schönsten Möbel mit Holzhobeln gefertigt wurden. Mit guten Hobeln beiderlei Bauart läßt sich alles machen, wenn man's kann. Metallhobel waren durchaus seit der Renaissance in Deuschland bekannt und wurden aber nur für Spezialzwecke verwendet. Die Vormachtstellung von Metallhobeln im angloamerikanischen Bereich hat wohl eher etwas mit der Industrialisierung und Massenfertigung zu tun. Finde ich auch nicht schlimm, war aber so. Bedenke: Der Bailey Hobel kam auf den Markt, als die Technisierung der Tischlereien längst im vollen Gange war.

Viele Grüße, Christof.

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