Tischlerwerkstatt herrichten

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re:Nachtrag

Beitrag von Walter Heil »


Auf dem fünften Bild links neben der geriffelten Einzugswalze müssten noch die Rückschlagsicherungen sein; es sieht nicht unbedingt danach aus, als ob die vorhanden wären. Sind die nicht da, dann würde ich das Teil doch lieber verschrotten.

Gruß, Walter


Michl
Beiträge: 482
Registriert: Di 4. Sep 2012, 18:20

Re: Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von Michl »

[In Antwort auf #44293]
Hallo Uwe,

eine sehr schöne Werkstatt hast Du da. Da ich Fan von alten schwarzen Gußmaschinen bin und auch allgemein auf alte Werkstätten steh, geb ich auch mal kurz meinen Senf dazu:

Zu der Hobelbank:
Mein erster Gedanke, um die Platte wieder glatt zu kriegen wäre gewesen, sie mit einer Breitbandschleifmaschine abschleifen zu lassen. Dazu müssen natürlich vorher alle eventuell eingeschlagenen Metallteile entfernt werden und die Platte muß an der Unterseite vorübergehend eine ebene, rutschbare Ebene kriegen. Allerdings weiß ich nicht, wieviel soeine Breitbandschleife Pro Durchgang abnehmen kann. Vorteil gegenüber der Methode mit der Oberfräse wäre, daß es schneller ginge und man nach und nach kontrollieren könnte, ob weitere Abnahmen nötig sind, während man bei der Oberfräsmethode warschenlich gleich die gewünschte Tiefe einstellen muß. Aber das geht sicher auch recht gut.
Wenn Du Dich noch nicht mit Handwerkzeugen auskennst und noch nie eine Platte abgehobelt hast, empfehl ich Dir auf jeden Fall, die Platte maschinell zu glätten. So leicht ist das mit der Hand nämlich nicht. Man sollte erstmal an kleinen Werkstücken üben - das Dauert ne Zeit bis man´s kann.
Danach solltest Du die Platte auf jeden Fall einölen. Hierzu bitte nur Öl verwenden, welches auch für Holz gedacht ist. z.B. die Leinöle von Livos oder ähnliches. Andere Öle härten nämlich nicht aus und es kann passieren, daß die Bank immer ölig bleibt etc. (Nicht vergessen: Leinöllappen sind selbstentzündlich!!! nicht daß die schöne Werkstatt abbrennt)

Zu den Maschinen:
Wunderschöne Teile!
Allgemein sollte man sich vor Benutzung von Holzbearbeitungsmaschinen erstmal bei der Holz-Berufsgenossenschaft informieren. Die geben auch an Privatpersonen auskünfte. Dort erfährt man wie man mit den Holzbearbeitungsmaschinen umgehen muß, daß die Finger dran bleiben und nur das Holz bearbeitet wird. Außerdem wissen Sie bescheid, welche Maschinen - vorallem bei dem Alter - gefährlich sind und welche nicht. Die BG bietet auch sehr sinnvolle Maschinenkurse an. Zu empfehlen für alle, die ihre Finger behalten wollen (z.B. Musiker). Das Wichtigste aus den Kursen ist hier zu lesen: http://www.holz-bg.de/download/HolzBG_TSM_M_12_06.pdf
Dieses Heft sollte eigentlich jeder daheim haben, der mit Maschinen arbeitet - finde ich.

Was die Hobelmaschine angeht: mit der alten Welle wär ich auch vorsichtig. Is nicht umsonst nichtmehr zugelassen. Andererseits denk ich mir: wenn man sie oben stabil abdecken würde und nur als Dickte verwendet, könnte ja eigentlich nix passieren. Allerdings sehe ich nirgends eine Rückschlagsicherung. Am besten auch mal die BG fragen...

Die Langloch sieht mir recht gut tauglich aus. Vielleicht sollte man aber moderne Langlochbohrer verwenden. Ich weiß nicht, wie sicher die alten sind. Mit dem Riemen wäre ich vorsichtig. hätte vielleicht ne Abdeckung nötig, nicht daß da mal jemand reinkommt. Ansonsten - wenn sie gereinigt und gut geschmiert ist, sehe ich keinen Großen Unterschied zu meiner Langloch von 1980.

Die Kreissäge könnte evtl. mit Spaltkeil und modernem Blatt ausgerüstet werden. Aber ohne modernen Schiebeschlitten und ohne Parallelanschlag wirst Du nicht viel damit anfangen können.

Die Fräse ansich is ne Sache für sich. Ohne Maschinenkurs oder zumindest ausführlicher Einweisung von jemandem, der sich wirklich auskennt, würde ich davon sowieso die Finger lassen. Ob Deine Fräse noch verwendbar ist, kann ich aus den Bildern nicht sehen. Die meisten Sicherheitsvorschriften kannst Du aus der oben gelinkten Schrift der BG entnehmen. Die Fräser die da im Hintergrund hängen, sind zwar kaum zu erkennen, aber wenn sie so alt sind, wie die Maschinen, sind sie vermutlich Lebensgefährlich.

Ich denke, die Bandsäge könntest Du wirklich wieder hinkriegen. Meine is auch 100 Jahre alt und noch fast ganz aus Holz. Sie läuft zwar noch nicht, aber ich glaub, ich krieg sie auch wieder hin (hoffe es zumindest).

Was an allen Maschinen fehlt, is die Absaugung. Ohne die wirste nicht glücklich werden. Aber sowas läßt sich nachrüsten.

Ich würde jedenfalls an keiner der Maschinen Änderungen vornehmen, die die Originalität zerstören. Vieles kann man ja nachrüsten, ohne dabei an der Maschine etwas zu verändern. Ansonsten würde ich sie stehenlassen, ihres historischen Wertes wegen. Sehr schön ist, daß alle noch die alten Riemenantriebe haben. Sowas gibts fast nirgends mehr. Werden die Maschinen eigentlich über eine große Transmissionswelle angetrieben oder hat jede schon nen eigenen Motor?
Wenn Du Zeit hast, kannste ja mal Bilder von dem zweiten Raum mit der uralten Hobelbank, der Tischlerpresse und dem Leimofen machen. Vorallem die Presse und der Ofen würden mich interessieren. Ist Deine Werkstatt eigentlich in Süd- oder in Norddeutschland?

Grüße aus Franken.

Michl



Uwe Salzmann
Beiträge: 180
Registriert: Sa 11. Mai 2019, 05:57

Re: Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von Uwe Salzmann »


Hallo zusammen,

erst nochmal vielen Dank für die ausführlichen Kommentare und Tips von Euch.

Ich werde in den nächsten Tagen weitere Bilder von einigen Details, von den Handwerkzeugen die vorhanden sind und von dem zweiten Raum machen und Euch zeigen. Der andere Raum befindet sich über der Werkstatt und war über eine Außentreppe erreichbar, die nicht mehr da ist. Da muß ich jetzt immer eine Leiter anlegen. Die neue Treppe dafür wird gebaut. Ich fotografiere das mal mit. Dieser Raum wurde Jahrzehnte nicht mehr genutzt und ist in einem übelsten Zustand. Lohnt sich aber auch ihn wieder zu renovieren, da das darüber liegende Flachdach vor Jahren neu gemacht wurde und dicht ist. Der darin befindliche Leimofen ist an manchen Stellen schon durchgerostet, aber dazu am Wochenende mehr.

Ich werde mich nun zu erst um die Hobelbank und die Handwerkzeuge kümmern und um das renovieren der Werkstatt.
Meine Werkstatt befindet sich in Waltershausen in der Nähe von Gotha in Thüringen, also in der Mitte von Deutschland.

Nun nochmal zu einigen Aspekten, die Ihr angesprochen habt.
Die Maschinen bleiben erst mal so wie sie sind ihres historischen Wertes wegen und sollen auch einen besonderen Flair vermitteln, der Platz reicht auch so zum arbeiten.
Jede Maschine hat in den 60iger Jahren einen eigenen Motor bekommen und die Transmissionen über die Decke wurden damals entfernt, ansonsten Antrieb über Transmission.
Die Höhenverstellung des Dickentisches erfolgt über das deutlich zu sehende Rad. Eine Rückschlagsicherung und der Druckbalken an der Einzugseite sind wohl nicht vorhanden.



Thomas Schuermann
Beiträge: 528
Registriert: Mo 3. Jun 2019, 15:49
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Re: Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von Thomas Schuermann »


Hallo Uwe,
ich habe höchsten Respekt vor Deiner Herangehensweise. Du behälts den emotionalen Wert und die Sicherheit und Benutzbarkeit gleichermassen im Auge.

Bis jetzt war Dein Bericht schon sehr spannend und ich freue mich schon auf mehr!

Mit den besten Grüßen aus Cronenberg

Thomas Schürmann


Uwe Salzmann
Beiträge: 180
Registriert: Sa 11. Mai 2019, 05:57

Re: Tischlerwerkstatt herrichten mit neuen Bildern

Beitrag von Uwe Salzmann »


Einen schönen Sonntag an Alle !

Wie ich bereits angekündigt habe, möchte ich Euch noch einige Bilder und Details zeigen. Bevor es dann endgültig an die Arbeit geht habe ich die Bestandsaufnahme erst noch etwas ausgedehnt.

Hier seht Ihr den original Antrieb der Bandsäge mit Transmission unter dem Tisch. Wenn ich die Bandsäge irgendwann wieder zum laufen bringen will, muss ich sicher einen Motor als Antrieb direkt dort hinbringen.



Als nächstes habe ich mal den Tisch der Kreissäge aus der Nähe mit Fräserdorn und selbstgebautem Spaltkeil und Haube abgebildet. Habe ich schon vor einigen Jahren mal gebaut.



Auf den folgenden 3 Bildern kommen meine Schätzchen, nämlich die vorgefundenen Handwerkzeuge mit denen ich in Zukunft arbeiten will. Vorhanden sind noch die Feinsägen und eine Gestellsäge die ich nicht fotografiert habe.
Meine erste Anschaffung 1. Bild hinten links, Schruppstein "Sun Tiger 240" der gerade geliefert wurde.
Zu einigen speziellen Werkzeugen daraus werde ich im Nachbarforum einen Thread eröffnen, weil es da meiner Meinung nach besser hingehört.







Hier nun noch einige Bilder vom zweiten Werkstattraum, der über der Werkstatt mit den Maschinen liegt. Erreichbar über eine Außentreppe, die schon viele Jahre nicht mehr existiert und ich deshalb immer eine Leiter anlegen muß. Eine neue Treppe ist schon in Arbeit.

1. Außenansicht Werkstatt.



2. Alte Hobelbank



3. Tischlerpresse



4. alter Leimofen, an allen möglichen Stellen schon durchgerostet. Den Knochen- oder Lederleim, ich bin mir nicht sicher welcher es ist, habe ich beim aufräumen auch noch gefunden.



Viele Grüße aus Thüringen
Uwe Salzmann

PS: Bei der ganzen Aufräumerei habe ich auch noch stapel- oder bündelweise Furnier der verschiedensten Art gefunden, aber das ist bestimmt mal ein eigenes Thema.



Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Tischlerwerkstatt herrichten mit neuen Bildern

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Uwe,

auch von mir ein herzliches willkommen.

Beim Anblick der Bilder kommen mir die Tränen zweimal: einmal wegen der schönen alten Maschinen und zum zweiten weil das Arbeiten damit im jetzigen Zustand schlicht zu gefährlich ist. Obwohl - zwei Generationen haben ja daran gearbeitet. Gehen tut es also schon mit entsprechender Vorsicht, aber Sinn macht es nicht, sich beim Hobby die Finger und sonst was abzurasieren.

Aber Du gehst die Sache m.E. richtig an: Platz ist ja offensichtlich genug da und da wär es eine Schande, die Maschinen in den Schrott zu geben. Und ich sehe auch Arbeitspotential ohne besonders große Gefahren:

Die Langlochbohreinrichtung muß ja nicht mit diesem Monsterbohrer bestückt sein. Da würde meine Bäuerle auch eine furchterregenden Eindruck machen. Freilaufende Keilriemen stellen für sich ja keine Gefahr dar und da wäre leicht eine Käfig für zu bauen. Egal, was für Lager da drin sind: wenn sie nicht ausgeschlagen sind reichen sie für's Hobby allemal!

Die früher offenbar häufigere Kombination TKS - Fräse - Bandsäge würde ich auch weiter benutzen wollen. Für die Bandsäge sind Blattabdeckungen aus Holz relativ einfach herzustellen und dann sehe ich da kein Risiko mehr. Ob die Bandführungen unbedingt APA-Standard sein müssen kommt sicher auf die Arbeiten an, die Du damit durchführen willst. Auf der letzten agritechnica hab ich eine Brennholzbandsäge gesehen, bei der die Bandführungen aus selbstgesägten Holzklötzen bestand! Wichtiger ist m.E., ob die Bandagen noch in Ordnung sind. Aber da gibt es ja Ersatzmöglichkeiten.

Die Kreissäge würde ich - trotz vorhandenem Spaltkeil - sofort stillegen. Ein unter der Platte nicht abgedecktes Sägeblatt ist für allerlei Verletzungen gut! Da kein Schiebeschlitten vorhanden ist kann die Bandsäge die Arbeiten genausogut und fast gefahrlos erledigen!

Die Fräse würde ich ebenfalls nicht benutzen wollen: wenn es ein 20er Dorn ist wird es schwierig, passende Werkzeuge für Handvorschub zu bekommen. Von den alten Fräsköpfen hat joh.t. aus dem Forum mir mal eine Kiste mitgegeben (wohlgemerkt nicht zur Benutzung!!). Nein, das kann man sich bei klarem Verstand nicht antun.

Zum Hobel will ich mich nicht äußern, da ich da selbst noch im Anfängerstadium bin.

Wenn Du lediglich Langlochbohrer und Bandsäge nutzt, sehe ich keine Notwendigkeit, eine Absaugung zu installieren. Fräse und Hobel sind die Dreck- und Staubschleudern! Schleifer kann man mit dem Staubsauger in Schach halten (natürlich mit vorgeschaltetem Zyklonabscheider/Klötzchenfalle).

Ich wünsche Dir viel Freude mit den Maschinen und natürlich ebenso mit den leisen Geräten. Da ja mit allen Geräten gearbeitet wurde sollte sich der Aufwand für das Ingangsetzen der Handhobel usw. in Grenzen halten und sich auf das notwendige Nachschleifen beschränken. Wenn's in den Schauschrank soll kann man da allerdings eine Lebensaufgabe draus machen, aber dann wäre man m.E. Museumswärter und nicht Hobby-Holzwerker mit Stammbaum!

Gruß aus dem Rheinland

Heinz



Marc Hohnsbehn
Beiträge: 581
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Tischlerwerkstatt herrichten mit neuen Bildern

Beitrag von Marc Hohnsbehn »


Hi,Uwe
haste ja gar zwei Hobelbänke!? die obere ist wohl dringend renovierbedürftig
die zweite kannste ja gut benutzen !
die Hobelmaschine würd ich benutzen(zumindest als Dickenhobel, abrichten nur ab 50x50mm Querschnitt) wollen nach bestandaufnahme und verbesserungen.
die Bandsäge und Langloch ebenfalls ;fräse u. kreissäge sofort stilllegen-da kannste ja evtl. ne gebr.Felder od. Hammer od. a.Fabr. kreissäge/fräse zulegen
leimofen(stilllegen!) oben ne Holzplatte drauf,drunter ne gr.Schublade einbauen
kommst du nur über die Leiter in die werkstatt?
frohes Renovieren
Gruß Marc


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