Restauration Hobelbank *Viele Bilder*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Uwe Salzmann
Beiträge: 180
Registriert: Sa 11. Mai 2019, 05:57

Restauration Hobelbank *Viele Bilder*

Beitrag von Uwe Salzmann »


Hallo an alle Forumsteilnehmer,

am vergangenem Mittwoch bin ich mit der Restauration meiner Hobelbank nach fast 8-wöchiger Bauzeit fertig geworden und möchte Euch davon berichten.
Ausgangspunkt war die von ca. 1910 stammende Hobelbank, an der mein Großvater und mein Vater gearbeitet haben und in die ich als Kind bestimmt auch so manchen Nagel reingeschlagen habe.

Meine Kommentare habe ich zu den einzelnen Bildern geschrieben und möchte am Anfang nur ein paar Überlegungen und Daten stellen.
Da ich im Forum schon einige Beiträge über das Restaurieren von Hobelbänken gelesen habe und diese hinterher wie neu aussahen, wollte ich das auch. Von diesem Ziel musste ich im Laufe der Zeit abrücken, da es nicht zu realisieren war und finde die Bank jetzt so auch viel schöner als ich es mir vorher vorgestellt hatte.
Ich habe auch nicht geahnt auf was für eine Schufterei ich mich da einlasse, habe es aber nie bereut und an Aufgeben habe ich sowieso nie gedacht.
In den vergangenen 8 Wochen hat mich dieses Projekt völlig gefangen genommen und ich habe mich so reingesteigert, das ich täglich, außer Sonntag, 4-5 Stunden daran gearbeitet habe, alles bis auf eine Ausnahme mit Handwerkzeug.
Arbeitszeit also um die 200 Stunden. Aber jetzt zu den Einzelheiten.

Nun viel Spass beim lesen und anschauen, Fragen beantworte ich gerne.

Gruß Uwe

Das Endprodukt


Hobelbank vorher, steinharte Leimreste, Scharten, Farbe, Schrauben und Nägel auch abgebrochene noch in der Tiefe. Dazu hatte die Bankplatte in der Länge eine Wölbung und war leicht verdreht. Den Berg und die Drehung habe ich weggehobelt, mit dem Zahnhobel die Leimreste dann mit dem Doppelhobel und mit der Rauhbank gezwercht.Dabei immer wieder Kontrolle mit dem Richtscheid und Nägel entfernen.




Bevor es ans hobeln ging habe ich die Bank in alle Einzelteile zerlegt auch das Untergestell, das hier nicht zu sehen ist. Vom vielen hobeln habe ich am Anfang ganz schönen Muskelkater gehabt. Manchmal musste ich es auch unterbrechen, weil der von der Stirn tropfende Schweiß fast schon Pfützen auf dem Holz bildete.



Auch gegen den starken Holzwurmbefall musste etwas unternommen werden. Ich habe alle Teile satt mit Holzwurmex eingestrichen in Haushaltfolie eingewickelt und erst nach 48 Stunden wieder ausgepackt. Bei diesem Fuß vom Untergestell war nichts mehr zu retten, also neu bauen.


Teile von der Bankplatte vorm behandeln mit Holzwurmex.


Einige Anbauten nach dem ersten Hobeln.


Erster Zusammenbau, dadurch bekam ich erstmal einen Überblick wo noch was und wieviel gemacht werden muß. Am Untergestell seht Ihr, dass der eine Fuß komplett neu und der Andere zum Teil ersetzt wurde. Man sieht auch, dass der Berg der Bankplatte so gut wie weggehobelt ist aber ein Problem ist geblieben.Die Führung der Hinterzange beschreibt ja immer noch einen Bogen nach unten und das bereitete mir noch einige Kopfzerbrechen. Im Hintergrund mein Schärfplatz in Anlehnung an Friedrich Kollenrodt`s Anleitung.



Das erste Stück neue Buche wird aufgeleimt.



Hier wird auf die gesamte Fläche der Bankplatte neue Buche aufgeleimt. Bestehend aus Buchenholzbrettchen die gefügt wurden und die an den Hirnflächen Nuten und falsche Federn erhalten haben.Sieht hinterher aus wie Parkett.Die Nuten sind übrigens dieser einzige Fall wo ich kein Handwerkszeug benutzt habe.


Nach dem Ausspannen


Nach ca. 1 Stunde hobeln. Der Bereich der Bankkakenlöcher besteht aus zwei durchgehenden Brettern, die Einzigen, die ich nicht selber hergestellt habe.


Inzwischen ist auf die Anbauten auch aufgeleimt worden und diese sind wieder montiert. Ein neuer Bankkasten ist ebenfalls hergestellt. Die Hinterzange wartet noch auf die Fertigstellung.




Die Hinterzange ist dran.



Ein Problem das mich lange beschäftigte. Die waagerechte und paralele Führung der Hinterzange. Ich habe diese bestimmt so an die 20 mal auseinander und wieder zusammengebaut um an der einen Fläche etwas Material aufzuleimen und an der gegenüberliegenden etwas wegzunehmen.


Vorder- und Hinterzange wieder abgebaut und das erste mal mit Leinölfirnis geölt.


Ich habe fertig.



Auch das Firmenschild strahlt in neuem Glanz.


Mit diesem Bild will ich Euch zeigen, dass ich nur mit Handwerkzeug gearbeitet habe. Die kleinen Gestellsägen habe ich in der Zeit auch gebaut plus eine Schweifsäge.
Jetzt kann es endlich zu neuen Projekten gehen.




Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Restauration Hobelbank *Viele Bilder*

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Uwe,

das ist eine tolle Bank (geworden)! Kaum zu glauben, wenn man den vorher-jetzt-Vergleich anstellt. Ohne Übertreibung: du hast dieser altehrwürdigen Hobelbank ein zweites Leben geschenkt. Respekt und Gratulation!

Viele Grüsse
Klaus



Pedder
Beiträge: 5672
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Beeindruckend

Beitrag von Pedder »


Hallo Uwe,

vielen Dank für den tollen Bericht. Die Bank sieht Klasse aus und vor allem funktioniert sie wieder! Viel Spaß bei den neuen Projekten.

Liebe Grüße
Pedder



alexb
Beiträge: 88
Registriert: So 20. Mär 2016, 11:41

Re: Restauration Hobelbank *Viele Bilder*

Beitrag von alexb »

[In Antwort auf #126793]
Hallo Uwe,

wow - größten Respekt und Anerkennung. Das ist ja ein super Ergebnis geworden!
Solche Schätze müssen erhalten werden - gerade wenn persönliche Erinnerungen daran hängen.
Wieviele von den 200 Arbeitsstunden hast Du denn am Schärfplatz verbracht?

Gruß,
Alex



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Beeindruckend

Beitrag von Dietrich »


Hallo Uwe,

ein schöner Bericht und eine Bank die nun noch mal 100 Jahre schaffen kann.

Gruß Dietrich



Uwe Salzmann
Beiträge: 180
Registriert: Sa 11. Mai 2019, 05:57

Re: Restauration Hobelbank *Viele Bilder*

Beitrag von Uwe Salzmann »


Hallo,

danke für die Anerkennung.
Alex, wieviel Stunden ich am Schärfplatz zugebracht habe weiss ich natürlich nicht, aber es waren einige. Am Anfang hatte ich trotz größter Vorsicht wegen der Nägel ständig Scharten in den Eisen und später habe ich auch durch das viele Hobeln bis zu drei mal am Tag alle Eisen geschärft.
Ich muss auch sagen, dass ich eine ganze Menge dazu gelernt habe, was den Umgang mit dem Werkzeug und dem Holz betrifft. Meine Schärftechnik hat sich auch verbessert. Übung macht ja bekanntlich den Meister.
Ich gehe jetzt mit einer viel größeren Sicherheit an mein erstes Möbelstück, ein Bücherregal.

Gruß Uwe



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Restauration Hobelbank *Viele Bilder*

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #126793]
Hallo Uwe,

tolle Arbeit, tolle Story. Man kann gut nachvollziehen, was das
für eine Arbeit ist. Klasse!

Ich denke, ich habe mich (für mich) richtig entschieden, wenn ich
keine Hobelbank aufarbeiten möchte, sondern mir eine neue leiste.
Diese vielen Stunden der Arbeit möchte ich lieber in Möbelprojekte
stecken. Freie Zeit wird mir scheinbar immer wertvoller.

--
Dirk


t.ost
Beiträge: 482
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Restauration Hobelbank *Viele Bilder*

Beitrag von t.ost »


Hallo Uwe

Das Ergebnis ist Spitze,
Dank für die Doku.

Frohes Schaffen mit der
alten/neuen Bank.

Gruß Thomas


Ralf
Beiträge: 302
Registriert: Sa 24. Okt 2020, 20:23

Re: Restauration Hobelbank *Viele Bilder*

Beitrag von Ralf »

[In Antwort auf #126793]
Hallo Uwe,

Hut ab vor Deiner Arbeit! Mir gefällt vor Allem, daß Du es geschafft hast, den Charakter dieser schönen alten Hobelbank zu erhalten. Schön daß man ihr ihr Alter noch ansieht, und nicht alle Spuren der Zeit beseitigt wurden.
Ganz toll gemacht!

Gruß, Ralf


Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Restauration Hobelbank *Viele Bilder*

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #126793]
Was für eine Arbeit!

Respekt!

Natürlich darf man so ein Projekt nicht alleine an der Zeit messen, denn in dieser Bank steckt ja auch aufgrund der Geschichte eine Menge Emotionen.

Gruss

Rolf


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