Drechseln: Ausdrehstahl

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Martin Krenzer
Beiträge: 116
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Drechseln: Ausdrehstahl

Beitrag von Martin Krenzer »


Hallo!
Nachdem ich mich schon seit einiger Zeit mit Querholzdrechseln versuche, beabsichtige ich, einen Ausdrehstahl mit runder Schneide zu erwerben. Das Ausdrehen mit der Röhre erfordert bisweilen "Klimmzüge". Nun habe ich in einem Drechselbuch gelesen, dass dieses Werkzeug "völlig ungeeignet" und "meist von Nichtfachleuten" empfohlen werde, da es nur schabe und nicht schäle.
Andererseits konnten mich meine bisherigen Ergebnisse beim Querholzdrechseln mit Röhre und Meißel nicht befriedigen, da die Holzfaser, wenn diese gegenläufig war (also alle 90°), wie aufgerissen schien und viel Schleifarbeit erforderte
Wie sind die Erfahrungen? Ist das Werkzeug wirklich so schlecht? Kann man die runde Schneide überhaupt ordentlich schärfen?
Danke für Eure Unterstützung.

Es grüßt

Martin

Josef Hillebrand

Re: Drechseln: Ausdrehstahl

Beitrag von Josef Hillebrand »


Hallo Martin

ich habe auch mal so einen Ausdrehstahl mit runder Schneide gekauft.
Er war ungeeignet denn die Fasern waren aufgerissen. Ich habe den Ausdrehstahl bei Ebay versteigert und hab es nicht bereut. Mit der Schalenröhre komme ich besser zurecht.

Mfg Josef Hillebrand

Martin Krenzer
Beiträge: 116
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Drechseln: Ausdrehstahl

Beitrag von Martin Krenzer »


Hallo Josef,
danke für den Tipp.
Mal 'ne vielleicht dumme Frage (ich bin leider immer noch Anfänger): Der Begriff "Schalenröhre" ist mir nicht geläufig. Unterscheidet sich diese von einer "normalen" Röhre, z. B. durch den Fasenwinkel? Wie bereits gesagt: mit meinen normalen Röhren habe ich das gleiche Problem, dass die Fasern jeweils beim gegenläufigen Drehen aufgerissen oder zumindest stark aufgeraut sind (vielleicht ist mein Holz auch noch nicht trocken genug), was sehr viel Schleifaufwand nach sich zieht. Trotz des Schleifens werden diese Stellen nie so glatt wie die Stellen, an denen ich mit der Faser drehe. Insoweit hatte ich gehofft, mit einem anderen, vermeintlich dafür ausgelegten Stahl, bessere Ergebnisse zu erzielen.

Gruß
Martin

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Drechseln: Ausdrehstahl

Beitrag von reinhold »


hallo,
beim Querholzdrechseln gibt es bei jeder Umdrehung des Holzes zwei Stellen, bei denen das geschnittene Holz NICHT durch dahinterliegende Fasern gestützt wird. Das Holz MUSS an diesen Stellen aufreissen, wenn falsch gedrechselt wird.
Ich will nicht darauf eingehen, was falsch gemacht werden kann - es ist so ziemlich alles.
Richtig ist :
- sehr scharf geschliffene und abgezogene Schalenröhren verwenden (siehe meinen Beitrag im Schärfforum). Vor den letzten Schnitten unbedingt nachschärfen!
- die Schneide der Röhre im richtigen Winkel dem Holz präsentieren, sodass der Schnitt schneidend erfolgt und nicht schabend oder scherend.
- eher eine kleine Röhre verwenden und einen sehr feinen Span abnehmen.
- den allerletzten Schnitt mit einem frisch geschliffenen Schabestahl mit "Bart" (durch das Schleifen aufgestellte Schneidekante) vornehmen und dabei nur einen Hauch von Holz abnehmen.

Zu den Ring-Werkzeugen und Haken:
Diese Werkzeuge sind die idealen Werkzeuge für bestimmte Querholzarbeiten. Es ist schwer, die richtige Anwendung zu lernen. Fast so schwer, wie beim Schrägmeissel. Sie müssen affenscharf abgezogen sein. Die Drehgeschwindigkeit (eher langsam) muss stimmen. Auch bei diesen Werkzeugen gilt, dass es "Schneidewerkzeuge" sind - die meisten Anfänger versuchen mit ihnen zu schaben und das geht schief.
Ideal wäre es, Sie könnten Ihre Drechselbank ganz, ganz langsam laufen lassen - 100 Umdr je Minute oder weniger. Dann versuchen Sie mal ein flaches Querholzstück, z.B. einen Teller, mit dem Haken oder Ringtool SCHNEIDEND zu glätten, mit langen, fadenförmigen Spänen. So bekommen Sie ein Gefühl für dieses Werkzeug.
Haken und Ringtools sind keine Werkzeuge für Anfänger, sondern für Fortgeschrittene und helfen dem Könner, bestimmte Arbeiten schneller und genauer, mit besserer Oberfläche, durchzuführen, als es mit den üblicherweise eingesetzten Schabestählen möglich ist.
viele Grüsse
reinhold

Sven Jurisch

Re: Drechseln: Ausdrehstahl

Beitrag von Sven Jurisch »


Hallo,

vielleicht liegt es einfach daran das Du eine falsche Technik anwendest .
Man kann"wenn man es beherrscht" mit der Formröhre,Schalenröhre,Schaber oder Haken immer die gewünschte Oberfläche in der gewünschten Qualität erzielen.
Die Anspruche mögen da verschieden sein.
Die meisten Fehler die gemacht werden ,sind das die exakte Werkzeugführung ver-
nachlässigt wird und der Fehler immer beim Holz oder beim Werkzeug gesucht wird.
Das Hauptproblem ist das der Mensch also Drechsler die Werkzeughaltefunktion übernimmt und das Werkstück hier Das Holz eingespannt ist.(zBsp.nicht wie bei der Tischfräse der Fräskopf ist fest arretiert und das Werkstück wird geführt).
Natürlich spielt auch der Fasenschliff bzw. die Schärfe eine wichtige Rolle, man sollte wie vom Vorgänger erwähnt den letzten Schnitt mit einer Scharfen Röhre durchführen.
Ergänzend dazu in einem Zug, daß ist die eigentliche "Kunst"(Leider leichter gesagt als getan)
Vielleicht hilf ja auch mal einen Profi zu Rate zu ziehen und sich über einen
Drechselkurs zu informieren.
Im Forum kann Dir sicher jemand dazu Auskunft geben.
Manchmal sind es nur kleine Dinge die einem weiterhelfen.
Ich hoffe ich konnte ein bißchen hilfreich sein
Mfg.
Sven Jurisch
Drechslermeister

Martin Krenzer
Beiträge: 116
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Drechseln: Ausdrehstahl

Beitrag von Martin Krenzer »


Hallo Sven,
ich hatte es ja befürchtet, dass es kein "Universalwerkzeug" gibt, das die allein glückseligmachende Lösung bietet. Es hat sicherlich einen Grund, dass das Drechseln ein Ausbildungsberuf ist. Doch wir glauben oft als Heimwerker (sicherlich auch bestärkt durch die Medien), dass wir nur ein Buch oder eine Zeitschrift lesen müssten, und schon "beherrschen" wir das Handwerk.
Trotz diverser Bücher und auch toller Tipps, die das Internet inzwischen bietet, werde ich nicht umhin kommen, wie von dir und auch anderen Forumsteilnehmern empfohlen, bei einem Profi vor Ort Anregungen zu erhalten.
Leider ist das Drechseln von Hand in unserem Raum nicht mehr sehr weit verbreitet, Insofern ist es gar nicht so leicht, hier jemanden zu finden, der einem vor Ort Tipps und Tricks beibringen kann. Hinzu kommt, dass die wenigen nicht immer gut auf Heimwerker zu sprechen sind (was ich auch teilweise nachvollziehen kann).

Ich werde mich auch mal in meiner alten mittelhessischen Heimat umhören.

Viele Grüße

Martin Krenzer

Andreas Dach

Re: Drechseln: Ausdrehstahl

Beitrag von Andreas Dach »


hallo martin,
leider ist vor 3 jahren ein sehr guter Drechselmeister in Deiner näheren Umgebung gestorben: Otto G. Pickhan. Er hätte Dir Schalenausdrehen mit der Hakentechnik beigebracht, so das Du nach eineiger Übung zum Ausdrehen bzw. fertigdrehen kein anderes Eisen mehr verwenden würdest.
Jetzt kann ich Dir eigentlich nur die Drechselstube Neckarsteinach empfehlen, wo auch Otto Pickhan Kurse gegeben hat.
Kann ich Dir nur empfehlen.

Barbara Pickhan

Re: Drechseln: Ausdrehstahl

Beitrag von Barbara Pickhan »


Danke für die Wertschätzung meines Vaters.
Gruß
Barbara Pickhan

Tibor Varga

Re: Drechseln: Ausdrehstahl

Beitrag von Tibor Varga »

[In Antwort auf #97242]
Hallo Sven,

> man sollte wie vom Vorgänger erwähnt den letzten Schnitt mit einer Scharfen Röhre durchführen...

Da hätte ich gern mal eine Nachfrage zu. Ich drehe zur Zeit Schalen auch mit der Röhre aus. Ich drehe alles nur mit Röhre und Meißel. Ich finde allerdings, daß man in der Tiefe nicht mehr schneidend ansetzen kann. Da kriegt man den flachen Winkel ja gar nicht. Was sagst Du zu den Haken - nicht gut?

Gruß Tibor

Eckhard Meltzer
Beiträge: 1
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Drechseln: Ausdrehstahl

Beitrag von Eckhard Meltzer »


Also- ich bin auch eher Hobbydrechsler und bilde mir nicht ein,eine qualifizierte Meinung zugeben zu können. Aber ich kann trotzdem sagen, daß es mit schabenden Werkzeugen beim Ausdrehen in der Endphase keinerlei Probleme gibt und mit Geduld und Spucke exzellente Ergebnisse ezielbar sind. Und den ultimativen Rest ergibt schmirgeln,schmirgeln. schmirgeln! Nix für ungut!



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