Schwalbenschwanzverbindungen für dummies

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Fabian Fritsch

Schwalbenschwanzverbindungen für dummies

Beitrag von Fabian Fritsch »


Ersteinmal vielen Dank an Christian Aufreiter der mich im forum von "selbst ist der Mann" auf dieses klasse Forum aufmerksam gemacht hat.

In eben genanntem Forum hatte ich schon mein ehrgeiziges Projekt vorgestellt, einen Hänge(Küchen-)Schrank anzufertigen, bei dem Boden "Dach" und Seitenwände jeweils mit halverdeckten Schwalbenschwanzverbindungen verbunden werden sollen. Da, so wurde mir daraufhin gesagt, es sich hierbei schon um "die hohe Schule" handele, begann ich mit Reststücken die Anfertigung solcher Verbindungen zu üben. Hierbei stellte ich fest, das es sich zumindest um eine so hohe Schule handelt, als das es sich mir als bislang noch sehr ungeübtem Bastler, unheimlich schwer fällt. Letztendlich sind die Spaltmaße jedesmal unzufriedenstellend ausgefallen. Alles ist irgenwie schief und paßt nicht richtig ineineander.

Auch wenn das jetzt wenig konkret rüberkommt: Gibt es vielleicht so etwas wie 10 goldene Regeln die man beachten sollte?

Oder vielleicht auch nur 9.
Denn eine kann ich mir selber aufstellen: Üben üben üben.
Es ist vielleicht auch anmaßend von mir etwas machen zu wollen wofür man eine jahrelange Ausbildung benötigt. Aber nun habe ich mir den Vorsatz schon gefaßt und will auf keinen Fall zu Holzdübeln oder Ähnlichem übergehen. Schließlich will man ja auch ein bischen Stolz auf sich sein können wenn man etwas tolles gebaut hat. Auch wenn´s (für den Begriff meiner Freundin)ruhig etwas schneller gehen könnte mit dem Schrank.

Für Tipps wäre ich jedenfalls unheimlich dankbar.

Fabian Fritsch


Florian Pesth

Re: Schwalbenschwanzverbindungen fr dummies

Beitrag von Florian Pesth »


Hallo!
Ich bin auch noch absoluter Anfänger, vielleicht bin ich keine große Hilfe ;-). Ich nutze das aber mal für meine erste Post in diesem Forum.

Ich habe vor kurzem meine ersten vier Schwalbenschwanzverbindungen gemacht. Die ersten beiden sind nicht so gut geworden aber mit den anderen dreien bin ich für den Anfang zufrieden.

Es ist wichtig die Zinken ganz exakt anzuzeichnen. Dabei habe ich nach meiner kleinen Bastelarbeit gelesen, dass man sehr darauf achten muss, dass die Kanten vom Holz gerade sind - weil man sonst beim Übertragen Fehler macht, die sich gewaltig auswirken.

Mit der Feinsäge neben dem Stiftstrich sägen. Durch die Dicke vom Bleistiftstrich (natürlich einen ganz spitzen verwenden) sind die Zinken ein kleines bißchen breiter. Weiches Holz ist wesentlich einfacher zu verwenden, weil es etwas nachgibt, man kann die Flächen dann mit ein wenig Kraft vorsichtig einpassen.

Dann habe ich auch noch eine Frage: Für meine kleine offene Kiste hatte ich an den beiden Seitenteilen ebenfalls mit der Feinsäge eine Kante ausgehoben, die den Boden aufnimmt. Wenn man an Vorder- und Hinterkante den Boden auch einpassen wollte, müsste man ja die Kante nicht durchgehend ausheben, sondern an den Seiten jeweils etwas stehen lassen, damit außen kein Loch entsteht. Geht so etwas ohne speziellen Hobel? Gibt es dafür spezielle Sägen oder wie macht man das?

Florian Pesth

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Schwalbenschwanzverbindungen für dummies

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Fabian,
es ist sicher nicht zu schaffen, hier im Forum eine komplette Anleitung für Schwalbenschwanzverbindungen rüberzubringen. Ich würde Dir ein Buch empfehlen: Jackson / Day : Holzverbindungen (Ravensburger). Da ist alles gut dargestellt, und so funktioniert es auch. Mein Verbesserungsvorschlag dazu: Nicht mit einem Bleistift, sondern mit einem Anreißmesser anreißen. Und die Risse deutlicher sichtbar machen, indem Kreide in die Risse gerieben (und dann rundherum wieder weggewischt) wird.
Trotzdem: Gleich für den Anfang ein Schrank mit halbverdeckten Schwalbenschwänzen- Da hast Du Dir viel vorgenommen. Vielleicht wäre für den Anfang eine einfache (sichtbare) Verbindung doch besser.

Viel Erfolg!

Friedrich Kollenrott


Florian Pesth

Re: Schwalbenschwanzverbindungen fr dummies

Beitrag von Florian Pesth »


Ah dann habe ich anscheinend schon das richtige Buch bestellt :-). Das sollte in den nächsten Tagen bei mir eintreffen. Ich bin ganz begeistert und fasziniert, wenn ich hier die ganzen Kunstwerke sehe, die ja doch mit relativ wenig Handwerkzeug gemacht wurden. Und ich habe viel mehr Ideen als Zeit sie umzusetzen ;-).

Viele Grüße,
Florian Pesth

Hannes

Re: Schwalbenschwanzverbindungen für dummies

Beitrag von Hannes »

[In Antwort auf #96349]
Hallo Fabian,

halbverdeckte Schalbenschwanzzinken sind schon eine Herausforderung. Da das Wissen darüber mehr in meinen Händen gespeichert ist, als in meinem Kopf, werden meine Hinweise vielleicht unvollständig sein, aber vielleich helfen sie. Für mich hat sich folgendes bewährt:
Zuerst die Zinken ausarbeiten, dann den Boden auf die Seite stellen und so von den zinken die Schwalbenschwänze abzeichnen. Dazu nehme ich einen sehr spitzen harten Bleistift (viel spitzer angeschrägt als normal), den ich in einem Winkel ansetze, dass der Riss genau mit der Kante zusammenfällt. Der Riss verläuft nicht daneben und die Strichdicke trägt nicht auf. So kannst du im folgenden Arbeitsgang nach den Regeln der Kunst auf "Mitte Riss" sägen, das heisst, der halbe Strich bleibt stehen und es kann nichts schief gehen.
Ich zinke nur mit der Spannsäge. Je grösser das Zeug ist, umso auffälliger ist jede Abweichung von der gewünschten Richtung. Durch ihr Gewicht läuft die Spannsäge auch ruhiger, als ein kleineres Gerät.
Beim Ausstemmen anfangs immer nur wenig wegnehmen, sonst zieht es das Eisen vom Riss weg.
Die Böden haben 1 mm Übermass, das heisst die Zinkenreihen je 0.5 mm. Dieser Überstand wird mit dem Putzhobel bestossen.
[IRONIEMODUS ON alt="wenn ihr browser ironie nicht darstellen kann, dann ignorieren"]
Wer von der reinen Lehre aubzuweichen wagt, der nimmt dazu einen Bandschleifer und gewinnt wertvolle Zeit für die und mit der Freundin ;-). Die Rettung des Hausfriedens rechtfertigt mitunter radikale und unorthodoxe Schritte. ;-)
[IRONIEMODUS OFF]
Wenn du allfällige Probleme und dein bisheriges Vorgehen genauer beschreibst, können wir auch genauere Hinweise geben.

Geduld und Erfolg wünscht Hannes

Oliver Montué

Re: Schwalbenschwanzverbindungen für dummies

Beitrag von Oliver Montué »

[In Antwort auf #96349]
man kann auch ein bisschen schummeln: Zuerst macht man eine durchgehende Schwalbenschwanzverbindung und leimt dann ein Brett auf. Dabei darf man dann natürlich nur kleinere Brettstärken verwenden, die dann in Summe wieder auf die eigentliche Brettstärke kommen. Wenn die Türen aufschlagen, sieht man da nichts von.

Gruß,
Oliver

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1348
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: Schwalbenschwanzverbindungen für dummies

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #96349]
Hallo Fabian,

ich würde auch meinen, daß du dich mit einer halbverdeckten Schwalbenschwanzverbindungen etwas übernommen hast. Man benutzt diese Verbindung z. B. bei Schubkästen, wenn die Zinkung an der Vorderseite nicht sichtbar sein soll. Bei deinem Schrank macht das wenig Sinn, weil ja die Seiten die Schwalben haben werden und man da den Unterschied zwischen offen und halbverdeckt kaum bemerkt.

Ansonsten will ich dir aber Mut machen. Mit ein bißchen Übung wirst du das auch ohne jahrelange Ausbildung hinkriegen. Eine sehr gute Seite mit Anleitungen für Holzverbindungen findest du hier:
http://www.schreiner-seiten.de/verb/index.htm

Gruß, Wolfgang

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1348
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Bodennut (war: Schwalbenschwanzverbindungen)

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #96351]
Hallo Florian,

wenn ich es recht verstehe, hast du Vorder- und Rückseite stumpf aufgeleimt und die Seiten unten mit einem Falz versehen? Wenn du statt der stumpfen Verbindungen an den Ecken einen Falz oder Gehrung verwendest, kannst du damit die Fälze (oder auch Nuten) an den Unterseiten verdecken. Ansonsten bleibt dir nichts anderes übrig, als einen abgesetzten Falz (oder Nut) zu machen. Da gibt es nur die mühsame Tour, nämlich mit einem scharfen Messer vorschneiden und mit dem Stechbeitel ausräumen. Alternativ kann man auch eine Reihe Bohrungen machen und mit dem Beitel versäubern. Oder man macht den Falz doch durchgehend und leimt passende Klötzchen in die Löcher.

Gruß, Wolfgang

Fabian Fritsch

Dank an euch alle für die nützlichen Tipps.

Beitrag von Fabian Fritsch »

[In Antwort auf #96349]
Vielen Dank für die hilfreichen Antworten.

Erst jetzt ist mir bewusst geworden, dass es natürlich notwendig ist, nicht auf, sondern neben den gezeichneten Strichen zu sägen (bzw. mit dem Beitel anzusetzen) Ist ja völlig logisch. Oh Mann. Dies wird ein (wenn nicht sogar DER) Grund für die Ungenauigkeiten sein.
Hier verstehe ich aber den Tipp von Friedrich Kollenrott nicht ganz, statt eines Stiftes ein Anreißmesser zu verwenden. Denn dann ist man ja gezwungen wieder auf dem Anriss und somit neben der anzufertigenden Aussparung zu sägen bzw. auszuräumen. Oder meinst du neben dem Strich mit einem Messer anzureißen?
Das vorgeschlagene Buch werde ich mir vielleicht mal in die Buchhandlung bestellen um es mir anzuschauen. Ich würde es auf Deine Empfehlung hin auch ohne Weiteres (Abgesehen von den Euros. Urks) kaufen. Jedoch finde ich die von Wolfgang Jordan angegebene Homepage (Vielen Dank hierfür) http://www.schreiner-seiten.de/verb/index.htm schon sehr anschaulich und ausführlich. Vielleicht können Du (Friedrich) und Florian Pesth (Wenn er das Buch erhalten hat) ja mal berichten ob die Anleitungen in dem Buch noch weitergehend sind.
Dafür wäre ich ausgesprochen dankbar.

Verstehe ich eigentlich den Beitrag von Hannes richtig, dass Du mehr oder weniger, nicht neben den aufgestellten Zinken die Schwalben anzeichnest sondern vielmehr darunter? Also den Stift so zu sagen dazwischen quetscht? Ich finde es übrigens schon schwierig, die beiden Teile zum anreißen in die richtige Position zu bringen. Ich habe sie beim letzten Mal dann mit einer Schraubzwinge fixiert. War trotzdem nicht einfach. Ich bin allerdings auch nach Augenmaß vorgegangen. Das nächste mal reiße ich die 2/3 Stärke des Zinkenteils auf dem Schwalbenteil an und richte hiernach aus.
Ich benutze übrigens eine Puksäge. Die Feinsäge ist mir viel zu grob. Ist eine Spannsäge eigentlich das gleiche wie eine Gestellsäge? Ich würde mir ja gern so eine Japansäge kaufen. Diese Dozuki Duo tät mir gefallen. Ist mir zurzeit aber zu viel Geld.

Die Schummelidee ist sicher nicht schlecht. Aber ich will ja keinen falschen Anschein erwecken, sondern das auch wirklich so anfertigen.

Hoffentlich missfällt es euch nicht, dass ich nun hier in so einem „Sammelbeitrag“ antworte. Aber auf jeden Beitrag einzeln einzugehen wäre so kompliziert gewesen.

Fall es euch interessiert werde ich über meine Fortschritte (falls welche zu verzeichnen sein werden) berichten. Natürlich freue ich mich auch weiterhin über Tipps und Anregungen.

Fabian Fritsch

Hannes

Re: Dank an euch alle für die nützlichen Tipps.

Beitrag von Hannes »


Hallo Fabian,

mit dem drunterzeichnen hast du schon recht. der Stift ist so hart und schlank angespitzt und wird in einem Winkel geführt, dass die Hälfte des Risses (des Strichs) unter den Zinken liegt. Wenn man das einmal im Gefühl hat, ist das leicht und selbstveständlich. Beim Ausarbeiten bleibt dann die Hälfte des Risses stehen.
Die Puksäge halte ich für viel zu klein, um genau arbeiten zu können, die Gründe habe ich schon beschrieben. Du hast recht, ich meine eine Gestellsäge, die heisst bei uns Spannsäge. Mit der habe ich auf vielen, vielen Laufmetern Zinkenverbindungen die besten Erfahrungen gemacht. Da ich im Stehen arbeite, säge ich lieber auf Stoss.
Ja und durch deine genaue Beschreibung habe ich gesehen, dass ich etwas in meinen Hinweisen vergessen habe (wie ungeschickt von mir):
Mit dem Streichmass reisse ich die Schwalbenlänge auf dem Zinkenteil und auf dem Schwalbenteil an. Nach diesem Riss kann man sich richten, wenn man das Zinkenteil auf das Schwalbenteil stellt, um die Schwalben nach den Zinken anzureissen.
Zu deiner Frage: Eine Sammelantwort halte ich für übersichtlicher, weil ich mich nicht durch viele Beiträge durchklixen muss.

Weiterhin alles Gute, Hannes

Antworten