Selbst furnieren

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Andreas K.------WebKitFormBoundarysOo7ucehWti15+QN

Re: Selbst furnieren

Beitrag von Andreas K.------WebKitFormBoundarysOo7ucehWti15+QN »

[In Antwort auf #119516]
Hallo Helmut,
mein Benutzerprofil hab ich angelegt, erscheint aber nur im anderen Forum. Keine Ahnung warum.
Die Bilder hab ich Urs geschickt, der sich angeboten hat sie euch für mich zu liefern. Na schau mer mal.
Jetzt bin ich noch gespannt, ob dieser Beitrag wieder vom Admin bestätigt werden muss. Aber ich bin ja erst seit kurzem aktiv in diesem Forum, da hab ich sicher noch nicht alles geschnallt.
Andreas


Helmut Hirsch

Re: Selbst furnieren

Beitrag von Helmut Hirsch »

[In Antwort auf #119530]
Hallo Andreas,

hast du auf der Maschinenseite mal deine "Einstellungen" überprüft (also die vom "Header" --- nicht deine Persönlichen ;^> ).

Bin schon mal gespannt auf deine Bilder, oft sieht man Detaillösungen, auf die man selbst nie gekommen ist.

Grüße aus der sonnigen Kurpfalz, Helle

... über Baden lacht die Sonne ... ;^>



Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

Re: Selbst furnieren

Beitrag von Urs »

[In Antwort auf #119530]
Hallo an alle

Hier die Bilder von Andreas. Ich weiss nicht wie es Euch geht - aber ohne Bilder hätte ich nicht annähernd so etwas gedacht. Weil er das Projekt ins Handwerkszeugforum eingestellt hat, gehe ich davon aus, dass er alle Exzenter und Dübelstangen mit Schabhobel und Ziehklinge hergestellt hat. Spass beiseite - Ich bewundere uneingeschränkt die Geduld und Fertigkeit unseres Wiener Kollegen! So nun seine Erläuterungen:

************* Andreas aus Wien:

Presse von vorne, die Pressbügel sind zur Aufbewahrung im Gestell untergebracht.


Die Presse von der Seite, im Vordergrund ist die Rolle mit dem Backpapier gut zu sehen. Die Druckplatte hat rote Schnüre, mit denen sie heruntergehoben werden. Während der Beladung wird sie auf die Auflager abgelegt, die an der Seite der vorderen Gestellbeine (auf diesem Foto derzeit eingeklappt) angebracht sind.


Ein Pressbügel. Gut zu erkennen die Nase, mit der unter der Arbeitsplatte eingehakt wird.


Beginn der Beladung


Auflegen der Pressplatte


Aufgelegte Pressstege und ein eingehängter Pressbügel. Anmerkung: Die Pressstege sind in meiner ersten Version notwendig gewesen, mit ihnen wird der Höhenausgleich zwischen Bügelaufnahmeöffnung und Pressplatte hergestellt. In der neuen Fassung entfallen diese Stege, weil der Höhenausgleich durch eine höhenverstellbare Rückwand sowie eine austauschbare Leiste an der Unterseite der Arbeitsplatte erfolgt.
Das Pressprinzip ist das selbe.


Vollständige Bestückung mit Pressbügel in entspanntem Zustand


Die Pressbügel sind gespannt...


Hier ein einzelner Exzenter


und hier einige in der Presse furnierte Platten. Diese und weitere befinden sich mittlerweile als Möbel in einem Badezimmer.


*******************

Sehe gerade, dass ich - trotz Auftrag von Andreas - das Drehen einzelner Bilder vergessen habe. Zur Korrektur fehlt mir aber im Moment die Zeit und es ist wichtiger, dass Ihr endlich die Bilder zu sehen kriegt.

Gruss

Urs



Bernhard Loos

Re: Selbst furnieren

Beitrag von Bernhard Loos »

[In Antwort auf #119493]
Hallo Andreas,

die Frage, die ich mir beim Betrachten des ersten Fotos gestellt habe: "Wie lange braucht der Delinquent, um zu gestehen?"
Aber im Ernst: Eine Wahnsinnsarbeit hast Du Dir da gemacht - so richtige Serienproduktion. Respekt!

Gruß, Bernhard



Andreas Meisel
Beiträge: 442
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

WOW!! Was für Bilder ... *NM - Ohne Text*

Beitrag von Andreas Meisel »




Thomas Schuermann
Beiträge: 528
Registriert: Mo 3. Jun 2019, 15:49
Kontaktdaten:

Re: Selbst furnieren: Hut ab!

Beitrag von Thomas Schuermann »

[In Antwort auf #119539]
Hallo Andreas,

der Rest ist staunendes Schweigen. Eine sehr konsequente und in Ihrer seriellen Anmutung erstaunlich ästhetische Anmutung hast Du da erreicht.

Da macht das Furnieren gleich mehr Spaß! Das Pressproblem ist durch die Exzenter genial gelöst - das wird wohl sehr schnell gehen.

- Wenn die Frage gestattet ist: Wie lange hat der Bau gedauert?
- Gab es für Dich beim Bau Vorbilder?
- Was wiegt das Ganze?

Beste Grüße
Thomas

Vielen Dank fürs Einstellen Urs!


Jürgen zur Horst

Re: Selbst furnieren

Beitrag von Jürgen zur Horst »

[In Antwort auf #119539]
Hallo Urs,

eine geniale Konstruktion. Die Bilder sagen alles. Ich habe sofort überlegt wie ich Deine Konstruktion für andere Dinge verwenden könnte. Furnieren wird für mich nicht in Frage kommen. Aber ich überlege, ob man die Exenterspanner bei der Leimholzherstellung benutzen könnte. Kannst Du noch ein bißchen dazu erzählen? Was meinst Du wieviel Druck man mit einem Spanner erzeugt? Hast Du die Exenter irgendwie behandelt, z.B. gewachst um die Reinbung zu verringern? Wie hast Du die Exenter hergestellt?

Ich schmeiß gleich mal Sketchup an um zu experimentieren.

Tschüß Jürgen


Andreas K.------WebKitFormBoundarysOo7ucehWti15+QN

Re: Selbst furnieren

Beitrag von Andreas K.------WebKitFormBoundarysOo7ucehWti15+QN »


Also zum ersten einmal vielen Dank Urs fürs Einstellen der Bilder!
Na und dann herzlichen Dank für die Komplimente, ich hab richtig rote Wangerl gekriegt.

Und Urs liegt richtig wenn er vermutet, dass ich nicht nur mit Ziehklinge und Schabhobel gewerkt hab. Aber ich hab ja die Presse so bald wie möglich gebraucht weil ich ja furnierte Bretter für ein anderes Projekt gebraucht hab (aber das ist eine andere Geschichte).

Deshalb war ich auch in einem Dilemma, das ich mit der Frage hatte, wo soll ich über die Presse berichten. Im Maschinenforum, weil ich bei der Herstellung der Presse auf Maschinen nicht verzichten konnte/wollte oder im Handwerkzeugforum, weil die Presse ja nun wirklich auch noch dann funktioniert, wenn im Umkreis von 100 km kein Strom verfügbar ist. Ich hab mich dann für das Hand-Handwerk entschieden, weil erstens die Frage des Furnierens hier bereits einmal angesprochen wurde und zweitens weil auch die überwiegende Zahl der Werkzeuge die im Hand-Handwerk besprochen/verwendet werden ja auch eine maschinelle Entstehungsgeschichte haben. So viel zum Formalen.

Nun erste Antworten auf die aufgeworfenen Fragen:
Für Thomas:
- Wie lange hat der Bau gedauert?
Stunden hab ich nicht gezählt, ich müsste schätzen. In jedem Fall war die erste Version nach etwa vier Monaten fertig. Es geht ja immer nur neben meinem Beruf, und in der Werkstatt waren immer auch noch andere Dinge zu tun.

- Gab es beim Bau Vorbilder?
Nein, aber durch meine alte Ausbildug im Maschinenbau war die Idee mit den Exzentern naheliegend. Die verwendeten Materialien habe ich nach meinen bisherigen Erfahrungen ausgewählt.

- Was wiegt das Ganze?
Tja, wie kann ich das abwiegen? ich kanns nur schätzen:
Der Pressbügel ist aus Esche, Achsen und Exzenter aus Buche; ein Bügel hat knapp 1,1 kg, 14 Bügel sind es, also zusammen gute 15 kg.
Die Arbeitsplatte einen Unterbau aus Fichte und eine Deckung mit ich glaub 30 mm MDF und hat etwa 70 kg, die Pressplatte und die Rückwand, beide MDF, wird jeweils 15 kg haben und für das Gestell (Fichte) schätz ich nochmals 25 kg alles in allem. Damit komm ich auf ein Gesamtgewicht von etwa 140 kg. Ah ja, und dann kommt noch die Rolle Backpapier dazu.
Die Pressstege sind aus Hainbuche, die hab ich jetzt nicht mitgezählt, weil die ja nicht zwingend notwendig sind.

Für Jürgen:
Danke für das nette Kompliment zu meiner Konstruktion. Urs wird Dir vielleicht nicht so viel zu der Presse erzählen können, deshalb werd ich auf Deine Fragen eingehen:

Exzenter sind eine wirklich geniale Sache. Bei der Konstruktion muss man aber darauf achten, dass Sie selbsthemmend sind, dass heisst, dass sie durch Reibung in ihrer Feststellposition bleiben. Die Unterlage sollte dabei aber möglichst wenig verformt werden (Deshalb die Stege aus Hainbuche).
Was bedeutet das? Nun, je grösser die Exzentrität ist, desto höher muss der Reibungskoeffizient zwischen Exzenterrolle und Fläche sein. Ich habe ein bischen experimentiert und mich für eine Exzentrität von 6 mm entschieden, d.h., der Exzenter macht , weil ja nur eine Vierteldrehung möglich ist, etwas mehr als 3 mm Weg.
Mit dieser Exzentrität bin ich bei Holz sicher innerhalb des Reibkegels und der Exzenter hält. Ölen und Wachsen bringts meiner Ansicht nach eher nicht, müsst man aber einmal ausprobieren. Wenn Du willst schick ich Dir einen Exzenter, ich hab mir ein paar auf Reserve gemacht.

Zum entwickelbaren Druck: Wenn ich davon ausgehe, dass ich einen Hebel mit 200 N in einem Abstand von 140 mm vom Drehpunkt belaste, habe ich drei mm vom Drehpunkt etwa 9.000 N, die pro Hebel auf die Pressplatte wirken. Insgesamt sind es 70 Hebel, die Pressenfläche etwa 0,8 qm, und damit ergibt sich der erzielbare Druck.

Die Exzenter herstellen war nicht so schwierig: Eng gewachsenes Buchenrundholz aus dem Fachhandel, in Scheiben gesägt und in einer Haltevorrichtung zwei Löcher gebohrt, eins für den Hebel und eins für die Achse, wobei ich zuerst die Hebel gemacht hab, damit die Bohrung für die Achse im richtigen Winkel zum Hebel sitzt. Tja, aber darüber müssten wir jetzt im MAschinenforum weiterreden :-)

Das waren die Antworten auf die bisher aufgetauchten Fragen, sollt´s noch weitere geben, bitte gerne, ich gestehe weiter, ich singe...

Beste Grüße aus Wien

Andreas



Thomas Schuermann
Beiträge: 528
Registriert: Mo 3. Jun 2019, 15:49
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Re: Selbst furnieren

Beitrag von Thomas Schuermann »


Hallo Andreas,
vielen Dank für Deine ausführlichen und launigen (im positiven Sinne) Ausführungen. Der Materialeinsatz ist ja schon enorm: Esche, Hainbuche, Buche - da kommt ja vom Wareneinsatz schon eine Menge zusammen - und natürlich das Backpapier.

Hier ist ja tatsächlich das sog. Forum Handwerkzeuge für Holzwerker. Ich gehöre zu denen, die das nie so akademisch sehen können. Es passiert ja nicht so selten, dass Berichte in beiden Foren auftauchen - eben teils elektrisch teils "hand"werklich. Deswegen finde ich es nicht unangebracht auch in dem Kontext über den Maschinenanteil zu schreiben.

Furnieren ist in meinen Augen hier eher selten ein Thema, was ich persönlich sehr schade finde, weil es in meinen Augen 2 Dinge verbindet - sparsamen Materialeinsatz mit einem trotzdem schönen Ergebnis in der Anmutung.

Ja, hier wird viel mit Massivholz gearbeitet - mit schönen Werkzeugen. Dadurch gerät ein bisschen in den Hintergrund, dass mit Furnieren auch viel zu erreichen ist, mit einem kleineren Anteil im Wareneinsatz. Obwohl, was in Deiner Presse an Massivholz verarbeitet ist auch schon zu schönen Möbeln reichen würde, vermute ich.

Ich möchte demnächst Holzreste von alten Schränken mit Eichenfurnier belegen, würde aber für den Einsatzzweck niemals Massivholz Eiche nehmen (Schubladenseiten für Auszüge), andererseits möchte ich keine Multiplex- oder Tischlerplattenoptik haben.

Da kam Dein Beitrag gerade recht.

Ich werde Deine Lösung bestimmt nicht nachbauen - aber sie zeigt eindrucksvoll auf, wie man auch mit zwar zeitaufwendigen, andererseits schlichten Mitteln ein tolles Ergebnis erzielen kann. Und evtl. lassen sich doch ein paar Dinge bei einer selbstgebauten Lösung in die Tat umsetzen.

Ich erinnere mich noch an die Diskussion rund um die Verleimpresse von Wilfried im Nachbarforum erinnern - da ging es darum, wie man bei seiner Lösung verhindern könnte, dass sich die mit Wagenhebern gezwungenen Bretter zu stark nach außen biegen. Die Exzenter könnten dafür eine gute und "recht" einfache Lösung sein.

Danke, dass Du keine Mühen gescheut hast, uns die Fotos zu präsentieren, die es besser erklären als alle Worte.

Ich hoffe Du singst noch weiter ...

Gruß Thomas


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