Doku Tischplatte aus Wengé

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Doku Tischplatte , Leimwahl

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #27787]
Hallo,

eigentlich sollte jeder Leimhersteller einen Leim mit langer offener Zeit im Programm haben. Ich kenne diese Leime aber auch nur in 10 Liter Gebinde. Das hat den Grund, dass dieser Leim beim Schreiner oft verwendet wird, um große Flächen zu beleimen.

Du solltest bei der Suche auch mal den Beriff "Flächenleim" oder "BL" Leim verwenden. Eine Google Suche nach "BL + Leim" ergibt bereits auf der ersten seite einige Treffer zu Keimfix BL Leim. Keimfix ist Zweihorn.

Der Suchegriff "Flächenleim" führt auch zu mehreren Ergebnissen. Eines davon ist der Ponal Flächenleim, mit folgender Beschreibung:

weißer Kunstharzleim für Verklebungen nach DIN EN 204: D2
für Flächenverleimung von Holz und Holzwerkstoffen
zum Furnieren
für HPL-Platten geeignet
offene Zeit: ca. 18 min
Presszeit: von ca. 20 min bei 20°C bis ca. 4 min bei 60°C

PU Leim, damit meine ich richtigen PU Leim, keine PU basierenden Klebstoffe, würde ich aus folgenden Gründen, nicht unbedingt für Flächenverleimungen nutzen:

1. Er drückt, was zu Unebenheiten führen kann, da die wenigsten hier eine Furnierpresse besitzen, besonders bei dünnen Teilen kann das passieren.
2. Er ist recht teuer
3. Er ist nur bedingt lagerfähig (Gilt auch für einkomponentigen D4 Leim)
4. Der Leimauftrag gestaltet sich durch die Konsistenz schwieriger
5. Er verfärbt sich gelblich

Pu Leim verwende ich im Außenbereich und wenn die Eigenschaft des Spaltfüllens gebraucht wird, z.B. bei Reparaturen.

Bei der Suche nach einem bestimmten Leim für bestimmte Anwendungen, werden auch oft die Begriffe Offene Zeit und Topfzeit durcheinander gebracht. Die Offene Zeit, ist die Zeit, die zwischen Leimauftrag und dem Beginn des Abbindevorganges vergehen darf. Eine Topfzeit hat man bei PVAC Leimen nicht direkt, da hiermit die Zeit Angegeben wird, die der Leim Generell verarbeitbar ist. dies entspricht in der Regel der Lagerfähigkeit. Bei Leimen, die aus Pulver angerührt werden gibt es allerdings eine Topfzeit. Dies sind beim Schreiner aber meist die Leime, die zum Furnieren in der Heißpresse verwendung finden. Für den Hobbyanwender also vernachlässigbar.

Gruß

Heiko



André Meisenbaum

Re: Doku Tischplatte aus Wengé

Beitrag von André Meisenbaum »

[In Antwort auf #27851]
Hallo Heiko,

was ich nicht verstehe:
Verleimen = homogenisieren der Technischen Eigenschaften= positiv
Bleichen & beizen = homogenisieren der optischen Eigenschaften = negativ?

Beide Techniken werden handwerklich seit Jahrhunderten betrieben. (Stichwort"ebonisieren")

Die Wertung/ Verallgemeinerung a la "Unsitte" oder "Wer das nicht möchte, sollte Kunststoffdekore wählen", die sind immer gleich.
finde ich daher falsch.

Ich meine: Jeder wie es ihm gefällt.

Gruß
André


Guido
Beiträge: 121
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Wie kann man Dich per mail erreichen? *MIT BILD*

Beitrag von Guido »

[In Antwort auf #27825]
Mit freundlicher Genehmigung von Bernhard ein Foto von seinem Tisch.



Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Tisch mit 6 cm-Beinen

Beitrag von Heinz Kremers »


Danke an Guido für's Einstellen und an Bernhard für's Bild.

So hatte ich mir das auch vorgestellt, allein, mir fehlt die Vorstellungskraft dafür, was man mit so einem Tisch - außer ansehen - macht. Die Tischplatte gefällt mir übrigens sehr gut. Vielleicht kannst Du ja noch was erläutern dazu, Bernhard.

Gruß

Heinz



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Doku Tischplatte aus Wengé

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Andre´,

da hast Du clever argumentiert, indem Du beide völlig unterschiedlichen Maßnahmen gewissermaßen auf ein Stufe stellst. Nur: das Verleimen dient dem Sicherstellen der Funktion, das Bleichen und Beizen oder Färben dient einem ästhetischen Zweck. Deswegen ist der Vergleich und die Folgerungen, die Du daraus ziehst, nicht richtig. Richtig ist aber, dass optische Veränderungen am Werkstoff Holz eine lange Tradition haben. Die Gründe sind vielfältig und zumindest zum Teil auch heute noch nachvollziehbar.

Warum ich aber trotzdem nicht Deiner Meinung bin und Heiko recht gebe, ist, dass ein Möbel aus massivem Holz eine "Echtheit" suggeriert (und wohl auch suggerieren soll), trotzdem aber mit dem von Heiko angegebenen Verfahren optisch ein Kunstprodukt und damit "künstlich" ist. Der Kunde wird (und ist es wohl schon längst) auf die Farbe "Kirsche" getrimmt, nur sieht echte Kirsche ganz anders aus.

Gruß, Walter


André Meisenbaum

Re: Doku Tischplatte aus Wengé

Beitrag von André Meisenbaum »


Hallo Walter,
ist sicherlich eine Frage der Betrachtung
Ich finde dass Optik ein mindest genau so wichtiger Punkt an einem Möbel ist, wie die Funktion. Denn klar ist: Wenn Möbel ausschließlich funktionieren sollen und keinem optischen Anspruch gerecht werden sollten, ist sicherlich fraglich ob Holz der richtige Werkstoff für diesen Zweck ist. Zumindest Badmöbel wären dann dann gemauerte und gefließte Möbel für den Einsatz wesentlich funktionaler. Gleiches gilt wahrscheinlich auch für die Küchenarbeitsplatte oder alle möglichen anderen Einsatzgebiete.
Und übrigens "Künstlich" ist Leimholz auch. Genau wie Tischlerplatte oder alle andren Holzwerkstoffe. In jedem Fall wird "Chemie" = Leim hinzugefügt. Natürlich und unbelassen ist nur ein Möbel nur wenn es aus einem Baumstamm geschnitzt ist.

Der Kunde kriegt übrigens das was er Wünscht. Ich kann es aus meiner Zeit als Tischler recht gut beurteilen: Ein kleiner Ast in der verleimten Platte oder ein bisschen Verfärbung im Furnier hatte in vielen Fällen die Reklamation zur Folge.

Mein Statement bleibt: Funktion und Optik sind für ein Möbel von essenzieller (und gleichwertiger) Bedeutung.

Gruß
André



justus

Re: Doku Tischplatte aus Wengé

Beitrag von justus »


guude,

in etwas angealterten bankfilialen findet sich häufig noch eine inneneinrichtung aus den 70-er jahren in wenge´. dort lässt sich an sonnenebeschienenen stellen bewundern, wie sch...e ausgeblichene wenge´ aussieht. ich bekomme da immer einen hals, wenn ich sehe daß mit solch einem schönen holz so liederlich umgegangen wurde.

ich liebe halt holz, und manchmal muß man es halt beschützen.
was die industrie mit kirsche macht schreit zu himmel. die schmeißen die furniere durcheinander, kleben applikationen aus ramin oder abura dazu und lackieren dann mit bratensauce!

gut holz, justus.


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Doku Tischplatte aus Wengé

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #27870]
Hallo,

Ich bin nicht generell gegen die Farbveränderung von Holz. Ich finde es nur sehr unsinnig, dem Werkstoff Holz zuerst alle natürlichen Farbpigmente zu nehmen um diese dann im Nachhinein künstlich wieder einzubringen. Wenn man das bei einem preisgünstigen Holz macht, kann ich es noch halbwegs verstehen. Bei einem teuren Holz, wie Wenge, hört mein Verständnis dafür allerdings auf. Statt teures Geld für ein solches Holz auszugeben könnte man dann auch ein Holz nehmen, das lediglich eine ähnliche Struktur hat. Die Farbe ist ja dann egal, wird ja sowieso künstlich erzeugt.

Die Industrie macht das Bleichen und Beizen im großen Stil. Vermutlich um Reklamationen im Vorfeld auszuschließen. Es gibt mit Sicherheit eine Menge Käufer von Möbeln, die einen Farbunterschied als Mangel ansehen. Viele Schreiner machen dies mittlerweile genauso. Das hat dann zur Folge, dass die Schreiner sich Ihre Kunden selbst so erziehen. Leider geht der Schuss dann oft nach hinten los, da ist dann jede Unregelmäßigkeit im Holz schon ein Fehler. Ich habe auch oft den Eindruck, dass die Schreiner selbst das oft so sehen. Das Ergebnis sind dann oft Holzoberflächen, ohne erkennbare Struktur, ohne Leben darin. Mir persönlich gefällt so etwas nicht.

Um wieder auf das konkrete Beispiel "Wenge" zurückzukommen. Wenn das Holz, so wie Justus schrieb unter direkten Sonneneinstrahlung verbaut wurde, war das nach meiner persönlichen Auffassung ein Fehler des Schreineres, diese Holzart an dieser Stelle zu verbauen. Es sei denn, er hat den Kunden darauf hingewiesen und dieser hat es so hingenommen oder gar gewünscht. Vielleicht war es auch einfach nur Unwissenheit des Schreiners.

Aber am Ende muss wieder jeder für sich entscheiden, wie er sein Holz haben will. Mich stört es halt nur ein wenig, wie der natürliche Werkstoff Holz von (unwissenden?) Kunden und leider auch von Verarbeitern immer mehr "verkünstlicht" wird. Diese Art von Perfektionismus geht in die falsche Richtung.

Gruß

Heiko



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Doku Tischplatte aus Wengé

Beitrag von Franz Kessler »

[In Antwort auf #27855]
Hallo

Wenge und kein Ende, ich dachte immer das Forum ist auch ein Streiter für einheimische Hölzer, bin schon verwundert mit welchem Elan hier für dieses Holz geworben wird und wer es alles schade findet, dass das zugebene schöne Holz sich verfärbt.
Würde man mehr socher Nachteile in den Vordergrund rücken, dann wäre es um den Trobenwald wohl etwas besser bestellt.

Gruß Franz


Helmut Hirsch

Re: Tisch mit 6 cm-Beinen

Beitrag von Helmut Hirsch »

[In Antwort auf #27871]
Also ich kann mir nur vorstellen, das er Angst hatte unter dem Tisch zu sitzen ;^>

oder die Tischplatte wurde zu groß und jetzt muß er für die Füße das neue Holz erst trocknen lassen.

Mit verschmitzen Grüßen aus der Kurpfalz,
Helle


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