Selbst furnieren

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Boris
Beiträge: 31
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Selbst furnieren

Beitrag von Boris »


Hallo!

Ich war heute in einer Holzwerkstatt, um den Bau eines Bettes zu besprechen. Als ich davon sprach, Teile oder alles zu furnieren, schaute der Meister skeptisch, allerdings kennt er sich als Zimmerer mit dem Furnieren nicht aus.

In Heimwerkerbüchern wird beschrieben, wie man mit Schraubzwingen oder Bügeleisen Holz furnieren kann. Die größte zu furnierende Fläche für mein Vorhaben hat die Größe 200 cm * 23 cm, die kleinste Fläche 15 cm * 15 cm. Die Bretter an der Längs- und Querseiten haben abgerundete Kanten, dort kann das Furniier umgebogen werden. Schwieriger dürften die Eckpfosten (35*15*15 cm^3) werden, das Furnier muß dort oben und an zwei Seiten angebracht werden. Die Kanten sind ebenfalls abgerundet.

Meine Frage: Wie schwierig ist es für einen geübten Heimwerker, Holz selbst zu furnieren? Lassen sich gute Ergebnisse auch ohne Furnierpresse erreichen?

Grüße,

Boris Hollas



Förtschbeck Thomas

Re: Selbst furnieren

Beitrag von Förtschbeck Thomas »


Hallo Boris

Warum willst du Holz noch funieren ? Hast du schlechtes Massivholz ? Bei großen Fächen wie bei dir geht das glaub ich schief, genau wie das funieren über abgerundete Kanten. Besorg dir einfach schönes Massivholz da hast du weniger Arbeit und sieht, meiner Meinung nach, schöner aus.

Thomas

Dieter Schmid
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Re: Selbst furnieren

Beitrag von Dieter Schmid »


Hallo Boris,

Manche Furniere zeigen ein wunderschönes Holzbild, wie es mit Massivholz nicht möglich ist. Unter solchen Voraussetzungen - aber nur unter solchen - lohnt sich das Furnieren. Es ist auch nicht furchtbar schwer und braucht bei den von Dir angegebenen Maßen auch keine Furnierpresse. Aber versuche nicht, solange Du noch keine Erfahrung hast, irgend etwas rundes oder gebogenes zu furnieren. Dies ist die hohe Schule.

Wichtig ist eine glatte Zulage (Spanplatte, Massivholz, Aluplatte+Spanplatte) zwischen Furnier und Schraubzwingen. Dann solltest Du zwischen Furnier und Zulage unbedingt vor dem Verleimen Papier dazwischenlegen. Es gibt viele unglückliche Holzwerker, die weil sie dies vergaßen, die Zulage mit verleimten. Es ist immer damit zu rechnen, daß Leim durch das dünne Furnier hindurchschlägt.

Weitere Tips:

Blindholz (das ist das Brett, auf das furniert wird) und Furnier dürfen nie die gleiche Maserungsrichtung haben. Wer das nicht beachtet, erlebt hübsche Risse nach dem Lackieren.

Wenn in die gleiche Richtung furniert werden muß, ist erst ein sogenanntes Blindfurnier im 90°-Winkel zum Faserverlauf der Brettes aufzuleimen.

Furniere auf beiden Seiten des Brettes unbedingt gleich, sonst verbiegt es sich.

Man kann nie genug Zwingen haben. Sind die Zwingen zu weit auseinander, gibt es die berühmten Luftblasen ("Kürschner") zwischen Blindholz und Furnier. Bei der Verwendung von Weißleim läßt sich das kaum noch korrigieren.

Teste erst an kleinen Probestücken. Vor den Bügeleisenaufleimern kann ich nur warnen.

Viel Glück
Dieter

Boris
Beiträge: 31
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Re: Selbst furnieren

Beitrag von Boris »


Hallo Dieter,

vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Für mein Bett kommt Furnieren damit nicht in Frage, weil alle Kanten abgerundet sein sollen. Das würde höchstens mit einer komplementär gerundeten Zulage gehen.

Grüße.

Boris

Edi Kottmair
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Re: Selbst furnieren

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Boris,

zum Furnieren unebener Stellen braucht man nicht unbedingt ein komplementäres Negativ. Das gelingt auch mit der Sandsäckchen-Methode. Das Furnier wird dabei mit einem Stoffsack, der mit feinem Seesand gefüllt ist, gepresst. Der Sand kann zur Beschleunigung auch vorher erhitzt werden. Auf den Sandsack legt man eine Holz-Zulage, die nicht komplementär sein muss, und spannt mit einer Zwinge. die Methode ist eher für kleine Stellen geeignet und wird von Restauratoren häufig an unebenen Stellen verwendet.
Trotzdem würde auch ich ein Bett nur aus Massiv-Holz bauen.

Viele Grüße von
Edi

Siegrist Michel
Beiträge: 177
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Selbst furnieren

Beitrag von Siegrist Michel »


Hallo Boris,

noch einen Trick, der dir viel arbeit bei der weiter Bearbeitung des furnierten Werkstücks erspart.

Wenn der Leim trocken ist, die ganze Furnierflächen mit einem Wasserschwamm benetzen. (Das Holz sollte schon ein bisschen saugen!)
So sieht man ob man das Furnier an allen Stellen sauber mit dem Untergrund verklebt ist, bilden sich blasen mit dem Furnier, so kann man diese Stellen mit einem Skalpell aufschneiden und Leim rein pressen! Anschliessend wieder Schraubzwingen und Unterlagen anbringen und nochmals pressen.

Wenn man diesen Test nicht durch führt, kann es sein, dass sich diese Blasen nach den Lakieren bilden!!! Dann ist das Werkstück für den Müll!!!

Warum wilst du die Kanten mit Furnier ausbilden? Kannst du da nicht Massivholzkanten verwenden?

mfg Michel



H.A. Ohner

Re: Selbst furnieren

Beitrag von H.A. Ohner »


Danke Boris,

Ich hab einfach frech bei den Tips für Dich mitpartizipiert. Ich beginne jetzt mal mit einer Holz-Weinkiste, eventuell an der Oberseite schon mit einer Indarsie - mal sehen.

Dir Gutes Gelingen

H. A.

Andreas K.------WebKitFormBoundary6jn0q+EKKXcYwmS7

Re: Selbst furnieren

Beitrag von Andreas K.------WebKitFormBoundary6jn0q+EKKXcYwmS7 »

[In Antwort auf #96423]
Vor etwa zwei Jahren habe ich hier zum Thema Furnieren recherchiert. Nach Abschluss meines Projekts hier meine Erfahrungen und Ergebnisse.

An anderer Stelle in diesem Forum werden Pressbalken beschrieben werden. Das Problem dabei ist, dass bei grösseren Flächen der Leim sehr lange offen sein muss, bis alle Zwingen geschlossen sind.
Die Möglichkeit, Furnier und Blindholz in der Presse einer Tischlerei verbinden zu lassen ist so eine Sache - spätestens wenn es sich um gefinkelt zusammengesetzte Furniere oder spezielle Wünsche zur Lage der Furniere auf den Blindhölzern handelt braucht es schon sehr viel und gute Kommunikation mit einem grossherzig wohlwollenden Tischler, dass das Ergebnis auch so wird wie man sich das vorstellt.

Deshalb habe ich mir für ein Möbelprojekt, bei dem grössere Flächen furniert werden mussten, eine mechanische Furnierpresse gebaut, eben weil die Methode mit den damals beschriebenen bombierten Presshölzer zu lange braucht, bis man mit den Zwingen über die gesamte Fläche eine gleichmäßigen und hohen Druck aufbaut.

Meine Presse funktioniert ganz einfach und ist folgendermassen aufgebaut:
Aufbau von Oben nach Unten:

Druckplatte
Backpapier (Backpapier! Backpapier ist perfekt, auch bei Leimdurchschlag bleibt das Papier nicht kleben. Anm: Mittlerweile ist meine Presse auch das Depot, wenn in der Küche das Backpapier ausgeht)
Furnier
Leim
Blindholz
Leim
Furnier
Backpapier (Backpapier! - bekommt man in sehr grossen Rollen um einen Bruchteil des Preises wie man ihn aus dem Lebensmittelgeschäft kennt u.a. bei einem Grosshändler, der wie die Pariser U-Bahn heisst )
Eine starke Arbeitsplatte
Pressengestell
Werkstattboden

An der Rückseite der Presse ragt über die Druckplatte hinaus eine Halteplatte in die Höhe, in die in regelmässigen Abständen Öffnungen eingelassen sind. In diese Öffnungen werden die Schenkel von Presswinkel eingeschoben, deren anderes Schenkelende eine Nase hat, die sich an der Unterseite der Arbeitsplatte einhakt.
In jene Schenkel die der Arbeitsplatte parallel sind habe ich Achsen eingelassen, die links und rechts aus den Schenkeln ragen. Auf diese Achsen habe ich Exzenter gesteckt, in denen wiederum jeweils ein Hebel sitzt.
Nach der Beladung mit dem Furniergut habe ich über die gesamte Fläche nach 5 Minuten den vollen Druck.

Die Presse ist ausschliesslich aus Holz gebaut, funktioniert rein mechanisch und erlaubt Blindholz zwischen 0,7 mm und 12 cm Stärke. Ich hab die zu erzielenden Drücke nie gemessen, überschlagsmässig gerechnet dürfte ich auf 3 - 4 kg/qcm kommen. In jedem Fall sind die Ergebnisse bisher tadellos geworden.

Vielleicht inspiriert die Beschreibung meiner Lösung doch den einen oder anderen, sich mit dem interessanten Thema der Furniere und des Furnierens zu beschäftigen.

Liebe Grüße aus Wien
Andreas

PS; Leider ist das Bilderhochladen von meinem Computer scheints nicht möglich, denn der Beschreibung des Editierfensters sagt mir: "(Hinweis: Bild hochladen von Deinem Computer ist nicht möglich)" :-(



Pedder
Beiträge: 5681
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Re: Selbst furnieren

Beitrag von Pedder »


Hallo Andreas,

Bilder kannst Du hier mit wenig Aufwand einstellen, wenn Du dem Pfad "Holzwurmseite: Bildereinstellen" in der Titelzeile folgst. Ich würde mich freuen, wenn Du Dir die Mühe machst, Deine Beschreibung klingt spannend, ich kann mir aber nicht alles vorstellen.

Liebe Grüße
Pedder


Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

Re: Selbst furnieren / Bilder nötig

Beitrag von Urs »


Hallo Andreas

Wenn Du Bilder im Anhang an ein E-Mail versenden kannst, dann schick* sie mir, ich werde sie für Dich einstellen. (Das ist nicht nur altruistisch, denn gegen Ende Deiner Beschreibung liess meine Vorstellungskraft nach.)

Gruss

Urs

*) "unterstrich" durch entsprechendes Zeichen ersetzen.



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