Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Sägewerkbesuch

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #27576]
Hallo nochmal,

ich war gerade in besagtem Sägewerk. Obwohl es ein recht großer Betrieb ist, ist der Chef noch in der Produktion und nicht im Büro, hat mir schonmal gut gefallen. Er hat mir alles gezeigt und erklärt, während im Büro die Preise ermittelt wurden. Er steht zu seinen Produkten, verarbeitet nach möglichkeit Holz aus der Region und hällt auch nicht viel von alzuviel Chemie am Holz.

Die Preise sind O.K und bei Bedarf kann ich mir auch kostenlos einen Kettenstemmer für ein paar Tage ausleihen. Vor dem Schneiden kann ich mir auch gerne das Holz zsammen mit ihm wieder ansehen, wenn ich will.

Soweit also alles Positiv. Meine Bedenken mit dem frischen Holz sind soweit auch beseitigt.

Gruß

Heiko


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #27578]
Hallo Andreas,

mit dem zu schnel trocknen war vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt. Ich meinte damit, dass man das Holz nicht unbedingt in die pralle Sonne zum "Backen" legen sollte. Soweit mir bekannt ist führt dies dann vermehrt zu Rissbildung.

Gruß

Heiko


Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #27581]
Ich habe vor sechs Jahren einige Lärchen gekauft und als Bauholz mit verschiedenen Querschnitten sägen lassen. Die Stämme lagen 3 Jahre im Wald und Besuch hatte auch schon stattgefunden:-(; das wirkte sich etwas auf den Preis aus:-). Nach zweijähriger Lagerzeit des geschnittenen Holzes wurde damit eine Gartenhütte gebaut. Die Pfosten und Balken waren durchweg etwas oder etwas mehr verdreht und verzogen. Was lernt man daraus? Gleich nach dem Schneiden verarbeiten. Deswegen wird "frisches" Holz beim Bauen verwendet. "Trockenes" Rundholz (so um 15-18%) kriegt man nur, wenn es viele Jahre in der Rinde liegt,mit der Gefahr des unerwünschten Besuchs oder man entrindet, dann kriegt das Holz außen jede Menge Risse. Da niemand Rundholz so lange liegen lässt, ist es immer nass, d.h. der Wassergehalt liegt oberhalb der Fasersättigung. Nach dem Einschneiden kann es viel schneller trocknen, erreicht schnell die Fasersättigung und anschließend verzieht es sich beim weiteren Trocknen.

Bei Leimbindern mag das anders sein; da könnte ich mir vorstellen, dass die schon vor dem Verleimen auf 15% runtergetrocknet sind. Warum ein Zimmermann "trockenes" Holz verwenden muss, weiß ich nicht, ich halte es für schwierig und kostspielig. "Herzgetrenntes" Holz ist eine Illusion, denn das heißt lediglich, dass das Herz einmal nahe der Oberfläche in einem Balken und dann genauso in einem anderen Balken ist. Man sieht das schnell nach ein paar Wochen. Da, wo die Risse sind, ist auch das Herz. Das kann man nur vermeiden, wenn man einen Mobilsäger mit dem Einschneiden beauftragt und bei der Arbeit dabei ist. Dem kann man sagen, dass er den herznahen Bereich raussägen soll. Der macht das, weil ihm das Holz nicht gehört. Genauso verhält es sich, wenn man keinen Splint will. Der Säger (Sägewerk), dem das Holz noch gehört, der versteht nur was von Schnittklasse und sägt fröhlich bis zur Waldkante; wenn ich's noch recht weiß, darf er selbst bei Schnittklasse S ein bischen Waldkante zeigen. Soll er wirklich nur Kernholz liefern, dann wird er sich das reichlich bezahlen lassen, denn es bedeutet ordentlich Verschnitt und in seinen Betriebsablauf passt das auch nicht rein, wenn er's überhaupt machen kann. Übrigens ist feinjährige Douglasie ein Widerspruch in sich:-)); ok, ich will nicht übertreiben, manchmal gibt's im Splint Jahresringabstände unter 5mm. Trotzdem ist man mit Douglasie nicht angeschmiert. Bei Lärche muss man gelegentlich den Boden ein Jahr mit Folie abdecken, bis das Harz alles rausgelaufen ist und nicht die Bodenplatten verschmiert.

Also: frohes Bauen!


Franz Kessler
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Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Das gesägtes Holz weniger Risse bildet, könnte man so erklären, bei einem ganzen Stamm wird sozusagen der Umfang kleiner und das kann nur geschehen wenn Risse zum Mittelpunkt entstehen.
Wird nun aus dem Stamm Nutzholz gesägt, bei dem der Kern nicht im Profil liegt, so kann das Holz den beim trocknen den Spannungen nachgeben,
Manchmal kann man schön sehen, wie aus einem Quadrat ein Parallelogramm wird.
Für Holz für den Dachstuhl sehe ich kein Problem, anders ist es wenn ich mit Brettern etwas dicht zuschlagen will, die früher oft verwendete Stülpschalung dürfte auch bei nassem Holz funktionieren (wenn die Überlappung groß genug ist), bei Nut und Feder kann man immer wieder beobachten, dass nach einer gewissen Zeit das Holz sich doch noch etwas zurückgezogen hat.
Bei Saunaprofilen wird aus diesem Grunde Nut und Feder wesentlich länger ausgeführt.

Gruß Franz



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Walter,

ich habe ausdrücklich reines Kernholz verlangt. Das schriftliche Angebot beinhaltet dies auch. Natürlich kostet es dann etwas mehr. Das bin ich aber bereit zu zahlen. Alles in allem ist das Holz dann immer noch ca. 40% günstiger als KVH vom Holzhandel.

Gruß

Heiko


Sascha Eimertenbrink
Beiträge: 10
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Sascha Eimertenbrink »

[In Antwort auf #27581]
Also die Drehung der Turmspitze ist ein gewolltes konstruktives Mittel mit dem zu hohe Windsogkräfte an den Graten vermindert werden sollten.
Die Bananenbiegung war aber wohl eher nicht im Sinne des Erfinders.
Sascha (Dachdecker)


Heinz Roesch
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Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heinz Roesch »

[In Antwort auf #27585]
Hallo Walter,

> Warum ein Zimmermann "trockenes" Holz verwenden muss, weiß ich nicht

immer an die übliche DIN- und ENEV-verordnete Verpackung denken! Wenn das
Holz wenigstens beim Einbau trocken war wird es einige Jahre länger gehen
bis es in den durch Kondensationswasser abgesoffenen Dämmschichten vermodert
ist.

Man muss doch auch bei moderner Bauweise an die (nahe) Zukunft denken! :-))

Viele Grüße

Heinz



helmut hess
Beiträge: 339
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Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich? *MIT BILD*

Beitrag von helmut hess »

[In Antwort auf #27571]
Hallo allerseits,

wenn man mal davon ausgeht, dass unsere vorfahren mehr zeit hatten, als wir dauerhektiker, diese aber trotzdem mit frischem holz gebaut haben, sollte das einige ueberlegungen wert sein.

fuer den blockhausbau gelten folgende erfahrungen:
einschlag im winter, im fruehjahr entrinden, bohlen herstellen und diese sofort feucht verarbeiten. ich spreche hier ausschliesslich vom bau mit blockbohlen, da ich mich dieser bauweise aus ueberzeugung verschrieben habe.
wenn mann sieht, wie die eckverbindungen exakt passen und welche massen da auf einander zu liegen kommen, wird man sich sofort vorstellen koennen, dass auch spannungen aus verdrehung/verzug bei trocknung recht gut durch die konstuktive verankerung abgefangen werden.
ein grosser vorteil, den jeder sicher selbst erlebt hat, ist das unterschiedliche verhalten unserer geliebten werkzeuge gegenueber dem feuchten und dem getrockneten holz.
der wichtigste punkt ist allerdings, das unterschiedliche schrumpfverhalten in laengs- u. querrichtung richtig einzuschaetzen und zu beachten.
ein blockhaus senkt sich etwa um 10 cm je etage (bei geschosshoehe von ca. 220 cm. wenn man da "stehende" hoelzer einbaut (wozu auch tuer- u. fensterrahmen zaehlen) fuehrt das nicht selten zu boesen ueberraschungen. also hier sind konstruktive massnahmen gefragt, die unsere aelteren aber schon seit jahrhunderten beherrschten.

also ran ans frische holz und lasst es leben (ohne dampfsperren, impraegnierung und den ganzen chemiekram).

wenn ich blockbohlen fuer meine baustelle saege, werden die innerhalb kuerzester zeit verbaut, bevor sie mir die gedrehte schulter zeigen koennen und danach haben sie das problem...

gruss
helmut, der heute nicht baut, weil es strippen regnet...



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Heinz,

es mag durchaus sein, dass seitens der "Verwaltungen" versucht wird, Kenntnisse durch Verordnungen zu ersetzen. Das hat noch nie funktioniert. Und die Geheimnisse des Kapillartransports, der Dampfdiffusion und der relativen und absoluten Luftfeuchtigkeit sind auch schon hier reichlich diskutiert worden.

Gruß, Walter



Heinrich Werner
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Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heinrich Werner »


...ich sprach vor einiger Zeit ´mal mit einem polnischen Block-Holzhändler, der auch große Holzhändler in unserer Gegend beliefert: Er meinte, der ganze Chemie-Krams wäre quatsch, frisches Holz sollte man verarbeiten (wenn man´s kann), dann hätte man die beste Lebensdauer, auch wenn es nach einiger Zeit nicht mehr so "schön" aussieht. Das kesseldruck - oder wie auch immer imprägnierte Holz liefert er nur, weil´s die Kundschaft aus Deutschland so wünscht.


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