Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

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Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

ich habe mal wieder eine Frage zu meiner zukünftigen Terrassenüberdachung. Als Schreiner ist man ja gewohnt, dass das Holz, das verarbeitet wird die passende Holzfeuchte bzw. Restfeuchte hat für den Raum, in dem es später Verwendung findet.

Ich dachte bisher, das dies im Holzbau auch so sei. Nun habe ich aber im Zuge der Holzbeschaffung verschiedenenn Sägewerke kontaktiert und jedesmal sagte man mir, dass es nicht notwendig sei, das Holz in die Trockenkammer zu bringen, ich solle es frisch verarbeiten, das wäre viel besser. Dabei waren auch Sägewerke, die selbst eine Trockenkammer haben.

Mit frisch meinten sie dann aber alle, ca. 4-6 Wochen Lagerung im Freien, also nicht direkt von der Säge runter verbauen.

Einer der Säger hat sein Büro in Holzbauweise errichtet, aus frischem Holz. Einige Balken waren abgelagert. Die Abgelagerten Balken hatten sich verzogen, die frischen nicht. Die frisch verarbeiteten hatten auch weniger Rissse.

Im Prinzip kann ich mir das schon vorstellen, das Holz, das ja miteinander eingeschnitten wird trocknet auch wieder miteinander. Die Holzverbindungen werden alle mit Schrauben gesichert, die ich nachziehen kann.

Aber so ganz geheuer ist mir das nicht. Ich bin der Meinung, dass zumindest das ganze freie Wasser aus dem Holz raus muss und ob das innerhalb von 4-6 Wochen geschieht? Ich weiß natürlich auch nicht, wie lange der Stamm vor dem Sägen schon gelegen hat.

Der enorme Vorteil beim sägen lassen wäre natürlich, dass ich mir die Balken so schneiden lassen kann, wie es für den konstruktiven Holzschutz notwendig ist und dass ich kein Splintholz habe.

Hat hier jemand Erfahrungen damit?

Gruß

Heiko



Heinz Roesch
Beiträge: 1268
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heinz Roesch »


Hallo Heiko,

mit dem Verarbeiten habe ich wenig Erfahrung, wäre
aber bei wirklich nassem Holz schon sehr skeptisch.
Vor allem bei den heute üblichen Bauweisen wo ja
grundsätzlich alles noch in Mineralwolle und Plastik
eingepackt wird muss man sich ja fragen wo die Feuchtig-
keit dann hin soll.

Aber was ich eigentlich sagen wollte: Durch meine intensive
Brennholzaufbereitung in den letzten Monaten habe ich einiges
über die Trocknung von Fichtenholz gelernt. Wenn die Dimensionen
nicht zu massig sind trocknet ein allseitig beschnittenes und
luftig gelagertes Fichtenholz wirklich rasend schnell. Ich habe
Beispiele gemessen, die in sechs sonnigen Wochen auf rund 20%
Holzfeuchte kamen.

Insofern ist das nasse Holz bei guter Lagerung wahrscheinlich gar
nicht mehr so nass und daher auch die guten Erfahrungen. Grund-
sätzlich kaufe ich nur noch beim Säger. Es ist ein viel besseres
Gefühl wenn man noch den Stamm aussuchen kann, aus dem dann die
Bretter, Latten und Balken geschnitten werden :-))

Viele Grüße

Heinz



Heiko Rech
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Heinz,

meine Überdachung wird zwar auch gedämmt, aber nur das dach und auch erst, wenn alles sich der umgebungsfeuchte angepaßt hat. Da habe ich jetzt weniger Bedenken. Die Konstruktion wird auch so sein, dass alles schön arbeiten kann.

Die Entscheidung für das Sägewerk ist bei mir einfach dadurch begründet, dass mir bisher kein Holzhändler versichern kann, mir Holz zu liefern, dass genau meinen Ansprüchen entspricht, nämlich Douglasie Kernholz, komplett ohne Splint, feinjährig und Kerngetrennt.

Die von dir beschirebene schnelle Trocknung birgt allerdings auch wieder viele Nachteile, innerhalb von wenigen Wochen auf 20% ist schon heftig.

Gruß

Heiko


Andreas Winkler
Beiträge: 1125
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Heiko,

bei einer Terrassenüberdachung hätte ich mit nur sechs Wochen Trockenzeit nicht soviele Bedenken. Jedoch halte ich es für Humbug, daß naß verarbeitetes Holz nicht reißt bzw. sich nicht verdreht.
Dir Trocknung von naßem Holz auf ca. 20 % Holzfeute (die sich wohl bei deiner Überdachung im Durchschnitt einstellen wird, evtl sogar mehr, da sie ja beregnet wird) scheint recht schnell vor sich zu gehen. Jedenfalls schneller als eine gleichmäßige Trocknung in einem geschlossenen Raum auf unter 10 % Feuchte, wie sie für Möbelbretter notwendig ist.
Wenn Du dir die Stämme schon aussuchen kannst, dann achte darauf, daß keiner Drehwuchs o.ä. hat.

Alte Fachwerkhäuser wurden mit naßem Holz gebaut, Dachstühle bis weit in unsere Zeit auch. Soweit ich weiß, muß ein Zimmermann erst seit kurzem "trockenes Holz", also

Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Andreas,

Der besagte Säger meinte, dass frisch verarbeitete Holz reißt weniger und verdreht sich auch weniger, als getrocknetes. Natürlich ist dies auch von vielen anderen Faktoren abhängig. Ich habe dies nicht als pauschale Aussage aufgefaßt und wollte das auch hier nicht pauschalisiert darstellen.

Gruß

Heiko


Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Gerhard »


Hallo Heiko,

bedeutet das nicht letztlich nur, daß schnell (kammer-)getrocknetes Holz weniger reißt als langsam getrocknetes? Das könnte schon passen.

Über deine Holzquelle müssen wir uns mal unterhalten. Hobelst Du das Holz selber oder kannst Du es auch schon hobeln lassen?

Viele Grüße,
Gerhard


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Gerhard,

bei dem Säger, bei dem ich zuletzt angerufen habe, kann ich es auch hobeln lassen. Wenn ich die Möglicheit habe, werde ich das auch machen. Ich denke zwar, dass das mit der Metabo gehen würde, aber es ist hart an der Grenze und artet in Quälerei für Mensch und Maschine aus, das muss nicht sein.

Am Nachmittag werde ich zu diesem Säger fahren, er meinte ich solle einfach mal vorbeikommen, mir alles anschauen und dann reden wir mal über Preise. Er machte zumindest am Telefon den besten Eindruck. Das Sägewerk ist in Saal im Ostertal, also nur wenige Kilometer.

Gruß

Heiko


Andreas Winkler
Beiträge: 1125
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #27575]
Hallo Heiko,

irgendwie hat bei meiner ersten Nachricht der zweite Teil gefehlt. Hier nochmal:
Alte Fachwerkhäuser wurden mit naßem Holz gebaut, Dachstühle bis weit in unsere Zeit auch. Soweit ich weiß, muß ein Zimmermann erst seit kurzem "trockenes Holz", also weniger 20 % verbauen. Irgendeine Änderung in der Norm, wenn ich mich nicht täusche. Vieleicht weiß jemand mehr dazu.
Die von Heinz beschriebene Trocknung ist doch die normalste Art der Trocknung. Wieso hat die Nachteile ? Man kann das Holz ja nicht dazu bringen, nicht zu trocknen Außer vieleicht, wenn man es immer wieder naß macht oder eine Plastikplane drüberlegt, aber dann schimmelt es.

Mit dem Reißen&Verdrehen von frischen Holz meine ich folgendermaßen - wenn ich aus einem drehwüchsigem Stamm einen Balken schneide, wird er sich 100%ig beim Trocknen verdrehen, egal ob ich ihn nun mittels Mikrowellen in 24 Std. oder über 24 Jahre in einem überdachten Schppen trockne. Eben weil die Holzfasern verdeht gewachsen sind. Deswegen ist eine gute Holzauswahl oder ein Sägewerk, dem man trauen kann, Gold wert. Denke, daß eine korrekt vorgenommene "künstliche" Trocknung, durchgeführt von jemandem der was davon versteht, nicht schlechter ist als eine "natürliche" Trocknung.
Mit kerngetrennter Ware hast Du schon einen wichtigen Schritt zur Verminderung von Rissen getan. Die Douglasie aus heimischen Anbau, die ich bisher gesehen habe , hatte immer recht breite Jahrringe. Anscheinend sind die Lebensbedingungen bei uns besser als in ihrer Heimat Amerika. Douglasienholz ist recht spröde (hatten im Forum schon einige Beiträge dazu), laut DIN muß man z.B. Schrauben über die ganze Länge vorbohren. Dafür ist es aber witterungsbeständiger als Kiefern-oder Lärchenholz.

Viel Erfolg und Freude !

Gruß, Andreas



Heinrich Werner
Beiträge: 570
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Heinrich Werner »


...ich weiß nur , dass die Kanadier ihre Blockhäuser aus feuchtem Holz bauen, sie nehmen sogar das im Fluß getriebene Holz (wie heißt diese Technik des Transports?---leider vergessen). Die Japaner sind derzeit an dieser Technik der "Naßbearbeitung" sehr interessiert, sie setzt offensichtlich sehr tiefgehende Kenntnisse und Erfahrungen (auch bei der Holzauswahl)voraus. Ich habe mich für die Technik auch ´mal interessiert, hab´s dann aber wieder verworfen, weil zu aufwendig und sicher mit der Gefahr eines teuren Lehrgelds verbunden, wenn´s nachher Murks gibt. Vielleicht können unsere Englisch-Foren Besucher mal recherchieren?
Gruß
Heinrich


Andreas N.
Beiträge: 652
Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Frisches Holz verarbeiten? Geht das wirklich?

Beitrag von Andreas N. »


Von Andreas:" Alte Fachwerkhäuser wurden mit naßem Holz gebaut, Dachstühle bis weit in unsere Zeit auch. Soweit ich weiß, muß ein Zimmermann erst seit kurzem "trockenes Holz", also weniger 20 % verbauen. Irgendeine Änderung in der Norm, wenn ich mich nicht täusche. Vieleicht weiß jemand mehr dazu.
Die von Heinz beschriebene Trocknung ist doch die normalste Art der Trocknung. Wieso hat die Nachteile ? Man kann das Holz ja nicht dazu bringen, nicht zu trocknen Außer vieleicht, wenn man es immer wieder naß macht oder eine Plastikplane drüberlegt, aber dann schimmelt es."

- Jein, also hier in Düsseldorf gibt es einen Kirchturm der aus relativ frischem Holz aus mangel an troknem und wegen des geringeren Preises gebaut wurde. Als ich den erstmalig wahrnahm hab ich gedacht "Was für eine komplizierte Dachform, wie bekommt man den so ne elegante Drehung in der gesammten Turmspitze hin?" als ich dann aus ner anderen Richtung draufsah sah das nicht mehr so elegant aus weil die Turmhaube dabei noch krum wie ne Banane ist aber bei der Schiefereindeckung ist das ja Technisch kein Problem.
Also bei großen Konstruktionen brauch man Holz das 30 Jahre und mehr rum lag, sagte wenigstens einer der mit Reparaturen an einer anderen Kirche beschäftigt war; auch dass es spezielle Lageplätze für solches Holz gab (von der Kirche). ?gibt?
- Man kann Holz am troknen hindern wenn man den alten Rezepten trauen kann, man muß das nur einige Zeit in gesettigte Salzlösung legen. Das Salz zieht das Wasser so ansich, dass das Holz kaum troknet und dadurch sehr Feuerfest wird (und Tierchenfrei bleibt).
Andreas N.



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