Lange Dachsparren

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Hartmut Schmidt

Lange Dachsparren

Beitrag von Hartmut Schmidt »


Hallo,
ich will ein Pultdachhaus bauen (lassen). Die Sparrenlänge ist 8.5m bei einem Querschnitt von 6/18 cm. Winkel 30 Grad. Unterstützung durch eine Mittelpfette.
In senkrechter Richtung zwar statisch ausreichend, aber in der anderen Richtung bei der Länge sehr labil. Ich möchte möglichst wenig Holz verbrauchen,also leichte und stabile Konstruktion.
Könnte man die Sparren teilen ( besseres Handling, kein Kran)und danach auf der Dachkonstruktion wieder zusammenfügen?
Bin gespannt auf eine Lösung und bedanke mich im voraus.
Hartmut


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Lange Dachsparren

Beitrag von reinhold »


hallo Hartmut,
bitte Zeichnung !
Statisch relevant ist nicht nur die Spannweite von dann ca 4,25 m, sondern auch die Grösse des Dachüberstandes. Wie sieht die seitliche Aussteifung aus?
Theoretisch ist es durchaus denkbar, die Balken an der Mittelpfette zu unterbrechen und versetzt aufzulegen. Der Statiker sollte das aber nochmals überrechnen, denn ein Einfeldträger reagiert ein wenig anders als ein Zweifeldträger.
Wenn die Balkenunterseite nicht verschalt ist, sieht man den Stoss. Ob Du das willst, ist ein anderes Problem. Was nicht geht, ist die Sparren auf der Pfette direkt zu stossen, die Auflagerfläche ist zu klein. Das "Vorholz" fehlt.

Persönlich habe ich meine Zweifel mit einem "Balken" (ich nenne das Diele !!!) von 6/18 auf 8,5 m Länge bei Spannweite 4,25. Ich verwende als Fussbodenträger 12/18 mit einer Spannweite von 3,5 m und 62 cm Abstand (Mitte zu Mitte). Das ist reichlich dimensioniert, aber die federn schon merkbar beim Gehen. Meine Sparren (alte, gebrauchte) sind 12/16 und spannen 3,5 m mit beidseitiger Auskragung von 0,75 m.

viele Grüsse
reinhold
(der an diesem Wochenende endlich seine Fachwerkhütte aussen fertig bekommen wird)



Jochen
Beiträge: 147
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Lange Dachsparren

Beitrag von Jochen »


Hallo Hartmut,

also eine Länge von 8.5 m bei nur 30 Grad Dachneigung ist doch nichts, vor dem man Angst haben müsste. Im Gegenteil, der Transport auf das Dach ohne Kran ist bei längeren Sparren leichter. Drei Mann, einer nimmt den Sparren auf die Schulter und geht die Leiter hoch, einer schiebt vom Boden nach, der dritte ist oben und nimmt ab, ist das keine Hexerei. Frauen können das natürlich auch. Das Verteilen über die Breite ist ohne Stoß auch leichter.

Wenn die Sparren auf der Mittelpfette gestoßen werden, ist die Durchlaufträgerwirkung ohne weitere Maßnahmen weg. Sind die Sparren jetzt knapp bemessen, kann es sein, dass diese als zwei Einfeldträger nicht mehr ausreichen. Es müssten also konstruktiv Maßnahmen erfolgen, die das Stützenmoment aufnehmen und die gestoßenen Sparren einen biegesteifen Stoß erhalten.

Z. B. seitliches Anbringen von Laschen mittels Geka- Dübel und Bolzen oder eine Nagelverbindung. Oder längere Einzelträger, die sich am Stoß überlappen und ebenfalls biegesteif verbunden werden wie v. g.

Reichen Einfeldträger aus, müssten sie so auf der Mittelpfette gestoßen werden, dass beide eine Kerve erhalten, z. B. mit einer Überblattung. Es ist auch eine Überblattung mit größerer Übergreifungslänge, die dann wieder verbolzt wird, vorstellbar.

Alle o. g. Ausführungen sind arbeitsintensiv. Meiner Meinung nach ist die schnellste und wirtschaftlichste Variante die Sparren am Stück zu belassen.

Nur deswegenwegen, weil das Holz per Hand hochgeschafft werden soll, würde ich mir diese Spielereien nicht antun wollen. Wie gesagt, diese Kanthölzer sind noch nichts, vor dem man Angst haben müsste.

Wie ist „aber in der anderen Richtung bei der Länge sehr labil“ zu verstehen?

Gruß
Jochen



Helmut Hirsch

Re: Lange Dachsparren

Beitrag von Helmut Hirsch »


Hallo Jochen,

Hartmut schreibt doch 6cm breit, 18 cm hoch - das sind bessere, schmale Dielen - mehr nicht.

Und vom Gewicht. Ein Maurerdiel hat 4,5m mal 4cm mal 28cm. Das dürfte so hinkommen.

Ich würde stärkere Breite nehmen, unter 10 cm würde ich nicht gehen --- aber heute werden mit diesen "besseren" Brettern Häuser aufgeschlagen --- bei unserer alten Firma war das ganze Dach so verfächert --- Schnellbauweise --- Fertigbauhallen.

Also zu dem Thema sage ich nur --- nie unter den Statikerwert gehen, also auf keinen Fall eine Kappung --- auch im Eigenheim/private Nutzung Gewährleistung bei Unfällen (Schneelast nicht vergessen -- deswegen ist das "Brettchen" auch 18 hochkant).

Aber Balken kosten halt gleich mehr --- und überall zählt leider nur noch der Preis.

Gruß, Helle



Jochen
Beiträge: 147
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Lange Dachsparren

Beitrag von Jochen »


Hallo Helmut,

Hartmut schreibt doch, er will möglichst wenig Holz verbrauchen. Ich habe keine Ahnung, ob er einen Standsicherheitsnachweis und eine Bemessung hat oder wo die genannten Dimensionen herkommen.

Ich möchte Dir nicht auf den Schlips treten, aber Deine Aussage "unter 10cm würde ich nicht bleiben" ist so ein Gefühlssicherheitsdenken ohne Grundlage, die objektiv nachvollziehbar ist. Wenn die Sparren ordentlich bemessen sind, warum sollten dann die Dimensionen erhöht werden. Weil das Gefühl da ist, es sollte stärker sein? Meine persönliche Meinung: Nach Gefühl oder aus dem Bauch heraus bemessen konnten vielleicht erfahrene Meister in früheren Zeiten, als die Theorie und Materialkunde noch nicht ausgearbeitet war so wie das heute der Fall ist. Die hatten auch keine anderen Anhaltspunkte als ihre Erfahrung. Nach vielleicht 100 bis 150 Dachstühlen, die ich bisher abgebunden und gehoben habe, würde ich mir keine Bemessung nach Gefühl zutrauen. Stell Dir das mal bildlich vor: Wie willst Du die Last fühlen, die aus Dacheindeckung, Wind und Schnee einwirkt? Nachrechnen und Dich mal dann unter x Zementsäcke legen? Scheint mir nicht praktikabel.

Gruß
Jochen



Hartmut Schmidt

Re: Lange Dachsparren

Beitrag von Hartmut Schmidt »


Hallo,
erst mal vielen Dank an alle, die sich den Kopf zerbrochen haben.Ich hätte Euch noch mitteilen sollen,dass ich die Sparren mit meiner Frau montieren muss.Habe auch keinen Kran oder Gabelstapler.
Habe heute ein KVH von 6x14 und 10m Länge angehoben. Die Dinger sind in Querrichtung wabbelig;aber es kommt ja auf die senkrechte Kraftrichtung an.
Ich wollte die beiden Teile 50cm überplatten und mit 2 Bolzen M12 verschrauben.
Die Überplattung dann mit der Pfette verbinden (wie, weiss ich noch nicht)
Herzliche Grüsse und ein angenehmes Wochenende!
Hartmut


Johannes Müllerheim

Re: Lange Dachsparren

Beitrag von Johannes Müllerheim »


Hallo Harmut,
Also mal abgesehen davon das ich Deinen Plan mit der Überplattung als Sollbruchstelle sehe, glaube ich, es ist einfacher und wahrscheinlich billiger einen Helfer zu suchen und die Sparren nicht zu teilen.

Es grüßt Johannes



Hartmut Schmidt

Re: Lange Dachsparren

Beitrag von Hartmut Schmidt »

[In Antwort auf #117874]
Hallo Reinhold,
zunächst vielen Dank!
Ich weiss nicht,wie man Bilder ins Forum hochlädt.
Wenn Du meinst, das Schwingen der Bretter ist nicht akzeptabel: Die Wirbelsäule und die Kniegelenke sind dankbar für jede Dämpfung.
Für junge Leute wahrscheinlich noch nicht wichtig.
Es hat mich auch der Gedanke gereizt,einen Dachstuhl allein herzustellen. Da muss die Konstruktion leicht und stabil sein.
Auch finde ich,dass man mit unserem Wald so sparsam umgehen sollte wie möglich.
Also möglichst auf dicke Balken verzichten.
Gruss
Hartmut


Dennis Bark
Beiträge: 33
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Lange Dachsparren

Beitrag von Dennis Bark »


Hallo Hartmut,

ich kann mich den anderen Antworten eigentlich nur anschließen.
Ich finde die Aufgabenstellung aber interessant und so will ich Dir soz. als pures Gedankenspiel noch einen Vorschlag machen, wenn denn die Sparren unbedingt geteilt werden müssen.

Du sagst ja, es soll Holz eingespart werden. Durch eine Überblattung wie Du sie vorschlägst hättest Du allerdings pro Sparen 50cm zusätzlich zu veranschlagen - abgesehen von dem enormen Aufwand die Sparren zu verzimmern.
Wie wäre es damit: Die Mittelpfette wird um die 30 Grad Dachneigung abgeschrägt. Die Sparren werden auf der Mitte der Pfette stumpf gestoßen (mit etwas Luft). In Längsrichtung verbunden werden sie mit Nagelblechen (oder Laschen aus Holz) und an die Pfette mit Sparren-Pfetten-Ankern. Falls die Sparren von unten sichtbar sein sollen, könnte man um die gesamte Pfette herum eben einen Kasten bauen, wenn dort nicht ohnehin eine Wand steht. Ich weiß allerdings nicht, ob das aus statischer Sicht zulässig ist - ob da nicht ein Schub nacht unten entstehen würde.
Als Handwerkzeuge könnten ein Fuchsschwanz (Quer) zum Ablängen der Sparren sowie ein Latthammer zum Eintreiben der Nägel zum Einsatz kommen. ;-))))

Schöne Grüße
Dennis



Jochen
Beiträge: 147
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Lange Dachsparren

Beitrag von Jochen »


Hi Dennis,

als ketzerische Frage. Mit welchem Handwerkszeug würdest Du die Mittelpfette mit 30 Grad anschrägen?

Gruß
Jochen


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