Sib. Lärche vs. Douglasie vs. einheimische Lärche

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Heiko Rech
Beiträge: 2715
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Sib. Lärche vs. Douglasie vs. einheimische Lärche

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

nächstes Jahr möchte ich meine Terasse überdachen. Nach langem hin und her landete ich bei Lärche als Holz hierfür.

Zur Probe, weil ich sehen wollte, wie sich sibirische Lärche so verhält und wie stark es vergraut habe ich einen kleinen Tisch gebaut und diesen unbehandelt nach draußen gestellt. Das war während des tollen verregneten Sommers, nach dem unerträglichen heißen Sommer.

Nach zwei Wochen im verregneten Garten habe ich mir den Tisch dann mal angesehen und bin erschrocken. Gehrungen, die zuvor dicht waren stehen bis zu 5mm auf. Alle Schrauben sind locker.

Das Holz war kammergetrocknet vom Holzhändler meines Vertrauens. Ich habe im Frühling einen Komposter aus einheimischer Lärche, luftgetrocknet gebaut, da ist noch alles in Ordnung.

Genaue Feuchtigkeitswerte habe ich leider nicht, da ich kein entsprechendes Messgerät habe. Aber eigentlich sollte doch Kammergetrocknetes Holz im Freien nicht noch mehr schwinden.

Wenn ich diees Schwundverhalten auf 12/12er Balken mit einer Länge über 4m hochrechne wird mir ganz anders.

Als Alternative käme noch Douglasie in Frage. Auch aus diesem Holz bekomme ich hier in der Gegendbei den Holzhändlern Problemlos die geforderten Querschnitte, Fassadenverkleidung und Leimbinder. Leider habe ich mit Douglasie im Außenbereich noch keine Erfahrung, werde aber auch mal etwas kleines bauen und überwintern lassen.

Vielleicht könnt ihr mir ja mal eure Erfahrungen mit diesen Hölzern schildern, das würde mich sehr interesieren.

Gruß

Heiko



Till
Beiträge: 429
Registriert: Mo 23. Feb 2015, 23:04

Re: Sib. Lärche vs. Douglasie vs. einheimische Lär

Beitrag von Till »


Kammergetrocknet sagt überhaupt nichts über die Holzfeuchte aus, die hängt nämlich eher davon wie lange es her ist das das Holz aus der Kammer heraus ist, und wie es zwischenzeitlich gelagert wurde. Von daher ist die Information wenig wert.

Vergrauen wird jedes Holz unter UV Einfluss. Die Eignung von einheimischer Lärche oder Douglasie ist auch keineswegs schlechter, sinirische Lärche ist vor ein paar Jahren einfach massenhaft auf den Markt gedrückt worden....

Ich würde das Holz vor der Verwendung selbst an geeignetem Ort Lufttrocknen, kammern vorher ist nicht notwenig. Der Hauptvorteil der Kammertrocknung bei derartiger Ware ist eher, schnell aus dem Bereich herauszutrocknen in dem das Holz verstockt. Das lässt sich allerings gegebenenfalls durch klug gewählten Einschlagzeitpunt, vernünftige Stapelung und Lagerung auch konventionell erreichen.


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Sib. Lärche vs. Douglasie vs. einheimische Lär

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Till,

das vergrauen stellt für mich kein Problem dar. Das Lufttrocknen schon eher, da ich das Holz im Frühling verarbeiten möchte.

Ich dachte daran das Holz kammergetrocknet zu kaufen und dann noch ca. 1-2 Monate an der Luft zu lagern und dann zu verarbeiten.

Gruß

Heiko


Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Sib. Lärche vs. Douglasie vs. einheimische Lär

Beitrag von Dietrich »


Hallo Heiko,

von Lärchenholz kann ich nur dringend abraten, meine Erfahrungen mit diesem Zeug sind die aller schlechtesten:-(((

Für einen Freund habe ich mal eine Schiebetür in Rahmen-Füllungsbauweise mit Türfutter erstellt. Hierzu besorgte ich mir auch kammergetrocknete Lärche, die ich besäumte, auftrennte und hobelte. Grundfläche der Rahmen war nach dem Hobeln 42x120mm, doch die beiden 2m langen Rahmenhölzer bogen sich in einer Arbeitspause von 2 Wochen dermassen, das sie unbrauchbar waren. Das 2 m lange Rahmenteil stand mittig 8cm hoch, ich dachte ich drehe durch:-(((

Dennoch habe ich das projekt abgeschlossen, mit neuer Lärche, die ich in kleine Streifen auftrennte und zahnverleimt habe.......nie wieder Lärche!!!

Gruß Dietrich/ der Dir dringend Eiche oder Robinie empfiehlt


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Sib. Lärche vs. Douglasie vs. einheimische Lär

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Dietrich,

Eiche und Robinie scheiden für das Projekt aus folgenden Gründen aus:

- Robinie ist nicht in den geforderten Abmessungen, nicht als Leimbinder und nicht als fertige Bretter für eine Holzfassade verfügbar.

- Eiche ist nicht als fertige Bretter für die Holzfassade verfügbar.

- Eiche würde den Preisrahmen für Terassenüberbauung, Windfang und vor allem als Holzfassade gnadenlos sprengen.

Die einzigen Hölzer, die man sowohl als KVH, Leimbinder und Fassadenbretter bekommt sind TA/FI, Lärche und Douglasie. TA/FI ist nur mit ordentlich Chemie für den Aupenbereich auf Dauer geeignet, darauf möchte ich gerne verzichten. Nach deiner Schilderung, und meine Erfahrungen mit dem kleinen Tisch rückt die Douglasie wieder ganz nach vorne.

Gruß

Heiko



Franz Kessler
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Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Sib. Lärche vs. Douglasie vs. einheimische Lär

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Wenn ich im Moment zu euch schreibe, sitze ich an einem Schreibtisch aus Lärche, hinter mir steht ein Bett aus Lärche, überhaubt das ganze Zimmer ist mit selbstgebauten Lärchenmöbel ausstaffiert.
Vorgestellt hab ich euch den Wandspiegel und den Medizinschrank, also mit Lärche hab ich einige Erfahrungen, alledings (mit wenigen Ausnahmen) nur im Innenbereich. Bekannt ist mir aber, dass im Alpenraum z.B. Ausenfensterbänke und überhaupt Holz im Ausenbereich früher und auch noch heute, oft aus Lärche gefertigt wurde.
Ich denke Dietrich Du hast wirklich Pech gehabt bei Deiner Erfahrung, bestätigen kann ich das schlechte Urteil nicht.
Douglasie lernte ich im Frühjahr kennen, als ich über 100 Balkonbretter für unsere Freunde im Schwarzwald fertigte, begeistert war ich von diesem Holz wirklich nicht. Den ursprünglichen Plan eine Zierkannte rundum zu fräsen gab ich auf, da bei Versuchen sehr oft Teile im Kantenbereich wegflogen. Das Holz ist sehr spröde und am Schluss war ich froh eine einfache Schräge anzubringen.
Am Stammtisch im Schwarzwald wurde mir dann meine Erfahrungen bestätigt.
Allerdings bestätigten mir auch die Schwarzwälder, das Douglasie ein gutes Holz für den Ausenbereich ist.
Es wird gesagt, das Holz verfestigt sich in der Witterung, eine Erfahrung machte ich in der Richtung, als ich nach einigen Jahren nach der Fällung einer Douglasie in unserm Garten den etwas erhöhten Stumpf mit der Kettensäge tiefer schneiden wollte, weil ich mit dem Rasentraktor immer daran hängenblieb. Ich wollte es nicht wahrhaben, aber ich nahm am Schluss die Kreuzhacke weil mir einfach die Kette zu schade war, so hart war das Holz.

Gruß Franz



Till
Beiträge: 429
Registriert: Mo 23. Feb 2015, 23:04

Re: Sib. Lärche vs. Douglasie vs. einheimische Lär

Beitrag von Till »

[In Antwort auf #25742]
Lärche ist nicht schlecht. Es gibt sehr schöne Lärche, aufpassen muss man auf Gallen, die sind recht häufig und bluten gern aus. Allerdings neigen Lärchen zu Säbelwachstum, das führt wegen der ungleichen Belastung zu Reaktionsholz, ein verbiegen des nicht völlig beruhigten Holzes ist die Folge.

Also möglichst Holz von einem nicht Säbelwüchsigen Baum nehmen, und eine Trocknung in einem Wechselfeuchteklima sorgt für besseren Abbau von Spannungen als kammern.

Douglasie habe ich letzten Monat 42m^3 aufgesägt, das Holz ist recht hart, sehr schön, hat irre harte Äste, und ist deshalb mit Vorsicht zu hobeln und zu fräsen.



Dirk Boehmer
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Re: Sib. Lärche vs. Douglasie vs. einheimische Lär

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #25742]
Hallo Dietrich,

Laerche ist im Prinzip schon ein feines Holz. Das Problem ist nur,
dass selbst lange abgelagertes Holz sich nach dem Hobeln noch eine
Menge wieder verziehen kann. Das liegt meist daran, dass noch zu viel
Spannung im Holz ist. Also besser erst mal grob auf Mass bringen und dann
noch einige Zeit liegen lassen, bevor auf Endmass gehobelt wird.

--
Dirk


Dirk Boehmer
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Re: Sib. Lärche vs. Douglasie vs. einheimische Lär

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #25737]
Hallo Heiko,

als Terassenbelag habe ich im letzten Herbst sibirische Laerche verarbeitet
(260x14x4.5cm). Weil ich keine breiten Dielenabstaende haben wollte, habe ich
mit 3mm Abstand gearbeitet. Im Winter lagen die Bretter ziemlich dicht an-
einander. Jetzt im Sommer waechst der Abstand schon mal auf 5mm an. Also so,
wie das Holz es auch erwarten laesst. Die Bretter haben sich nicht geworfen,
wie es bei einigen Bekannten passiert ist. Ich bin sehr zufrieden und wuerde
es wieder so machen, wenn auch der Preis fuer eine so dicke Bohle sehr hoch ist.

Dein 4m Balken wird sich in der Laenge nicht viel veraendern. Aber schau doch
mal auf die folgende Seite, da kann man sowas genau ausrechnen.

--
Dirk



Heiko Rech
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Re: Sib. Lärche vs. Douglasie vs. einheimische Lär

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #25750]
Hallo Franz,

ich war heute beim Holzhändler, der konnte sich das was ich ihm von meiner Erfahrung mit dem Lärchetisch schilderte auch nicht erklären. Die einzige Möglchkeit, die ihm enfiel, war, dass das Holz während der großen Hitze verarbeitet wurde. Hitze = hohe Luftfeuchte.

Ich habe mir jedenfalls eine schone Bohle Douglasie mitgenommen, aus der wird wohl eine Bank für den Garten werden. Das Holz ist sehr schön gewachsen, enge Jahresringe, aber einige Äste.

Ein Bekannte meinte zuvor noch, er habe im örtlichen Baumarkt Douglasie Kanthölzer und Bretter gekauft. Das habe ich mir auch angeshen und fand es als Brennholz nicht schlecht, für mehr aber auch nicht. Ich frage mich, wer sowas kauft.

In der kommenden Woche werde ich mit dem Holz arbeiten, dann habe ich den realen Vergleich zwischen den beiden Hölzern. Rein optisch gefällt mir Douglasie besser, als Lärche.

Gruß

Heiko


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