Werkbankbau-Projekt

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Dirk Vogel
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Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Werkbankbau-Projekt

Beitrag von Dirk Vogel »



Hallo allerseits !

Ich möchte mir während diesen Sommers eine Werkbank bauen. Entsprechende Bücher* habe ich bereits studiert. Da ich ein eher unerfahrener Anfänger bin, wollte ich den hier anwesenden Experten ein paar Fragen stellen.

Frage 1 : Werkbänke, so las ich, sollten etwas größer sein als die geplanten Möbel, die darauf entstehen sollen, damit man die Bank unter anderem als Spannwerkzeug beim Verleimen einsetzen kann. Nun möchte ich mir ein Bett für meine Matratze (120 x 220 cm) bauen. Bedeutet dies, daß meine Werkbank bei einem zu erwartenden Rahmen von 230 cm noch etwas länger sein sollte, damit ich sinnvoll arbeiten kann (also 245 cm) ? Oder würde man so ein großes Möbelstück beim Längsverleimen sowieso mehreren Türspannern anvertrauen ?

Frage 2 : Da ich an Hobelbänken noch nicht gearbeitet habe, kann ich die Frage der Art und des Ortes von Zangen nicht nach meinen Gewohnheiten entscheiden, denn ich besitze keine :-) Meine Antwort auf dieses Problem wäre, verschiedene Zanngen an eine freistehend gedachte Werkbank anzubringen, damit ich mir nicht von vornherein Möglichkeiten verbaue, die ich zumindest ausprobieren möchte. Dabei bin ich unter anderem auf folgende Idee gekommen (die Zeichnung stellt eine Sicht von oben dar) :
 
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Links oben ist eine Beinzange, links unten eine Vorderzange, rechts unten eine Hinterzange, und die normalerweise herausragende Schulter-Vorderzange wäre somit rechts oben in den Tisch integriert. Gibt es Gründe, aus denen so eine Konstruktion (gemeint ist die Ecke oben rechts) unsinnig ist ?

Frage 3 : Werkbänke, wie allgemein Tische, werden meist aus Kanthölzern hergestellt, die längs liegen. Spräche etwas dagegen, eine Tischplatte an ihren Rändern mit einem Rahmen solcher Bohlen herzustellen, das Innere aber aus "Hirnholz" (also senkrecht stehenden Kanthölzern) zu bauen ? Hier eine vereinfachte Zeichnung :
 
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Sogar ich weiß, daß das viel mehr Arbeit wird, aber müßte die Tischplatte dann nicht weniger arbeiten und ebener bleiben ?

Vielen Dank und bis bald ! :-)


*Lon Schleining, The Workbench / Scott Landis, The Workbench Book / Sam Allen, Making Workbenches


Gerhard
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Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Werkbankbau-Projekt

Beitrag von Gerhard »


Hallo Dirk,

sieht aus, als hättest Du die Mutter aller Hobelbänke geplant.
Ich habe letztes Jahr meine Hobelbank gebaut und mich letztlich für eine "klassische" Zangenanordnung entschieden. Unter anderem, weil meine Bank nicht freih steht. Leider.

Bei einer freistehenden Bank würde ich die Twin Screw Vise von Veritas nehmen. Dann wirst Du vieleicht auch tatsächlich in einem Sommer fertig.

Was die Hirnholzplatte angeht: Du wirst üblicherweise versuchen die Platte planzuhobeln. Das wird bei Hirnholz ziemlich eklig. Und Hinrholz arbeitet in alle Richtungen. Längslamellen arbeiten praktisch nur in der Breite. Das kann man konstruktiv gut abfangen.

Noch eine Erfahrung aus dem Bau meiner Hobelbank: Du brauchst eigentlich eine Bank, um eine Bank zu bauen. Denk mal ernsthaft drüber nach, erst eine einfache Bank zu bauen (z.B. mit zwei Tischlerschraubstöcken an einer massiven Platte). Dann kannst Du deine "ultimative" Bank später viel einfacher bauen und wirst auch viel besser wissen, wie sie aussehen soll.
Wenn Du Platz hast, kannst Du diese Bank später als Montagetisch verwenden.

Viele Grüße,
Gerhard



Edi Kottmair
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Re: Werkbankbau-Projekt

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Dirk,

ein 2 m langes Stück auf der Hobelbank verleimen, kommt mir etwas umständlich vor. Außerdem könntest du nur eine Seite verleimen.
Nachdem ich einmal bei einem Umzug geholfen habe und dabei einen 2x2 m großen verschweißten Metallrahmen eines Doppelbetts in den 6. Stock geschleppt habe (kein Aufzug) und mir dabei das Kreuz verrenkt habe, habe ich mein eigenes Bett zerlegbar gebaut. Und das möchte ich dir auch empfehlen. Dann kommt die 2 m-Verleimung gar nicht vor.

Viele Grüße von
Edi



Stephan Weingessl

Re: Werkbankbau-Projekt

Beitrag von Stephan Weingessl »

[In Antwort auf #23539]
Alle Achtung!

Eine Hobelbank als erstes Projekt anzugehen ist mutig. An Deiner Stelle würde unbedingt versuchen, das mit einem fortgeschrittenen Holzwerker zu verwirklichen.
Meine Bank (gekauft) ist ca 230 X 80 cm und hat bisher immer genügt. Zum Verleimen habe ich sie eher selten eingesetzt. Ich habe die geringe Breite bisher eher als vorteilhaft empfunden. Da ich oft Schraubzwingen benutze, ist nicht schlecht, wenn man sich über die Bank beugen kann, um Zwingen hinten anzusetzen.

Gruß, Stephan


Alexander Schorn
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Re: Werkbankbau-Projekt

Beitrag von Alexander Schorn »

[In Antwort auf #23539]
> Frage 3

Würde ich auf keinen Fall machen, weil der Rahmen dann stärker schwinden würde als die Füllung und du früher oder später einen kleinen aber unangenehmen Versatz hättest.
Außerdem würde die Platte vermutlich stärker schwingen und weniger "kraftschlüssig" sein als mit durchgehenden Kanthölzern gebaut.

Allgemein sähe ich das wohl als prima Projekt an - würde mich aber fragen, ob eine gebrauchte Hobelbank zu kaufen nicht a) günstiger wäre und b) u.U. an den Zangen besser spannen würde (grader Schluß).



Dirk Vogel
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Re: Werkbankbau-Projekt

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #23543]
Hi Gerhard !

Danke für deine Tips. Ich hatte schon an die Twin Screw Vise gedacht, bin aber augenblicklich von der Idee fasziniert, mir von einem Drechsler Holzschrauben von 5 cm Durchmesser herstellen zu lassen und damit meine Zangen zu bauen. Und genau weil Hirnholz in alle Richtungen arbeitet, dachte ich, durch geschickte Anordnung diese Arbeit minimieren zu können ... Aber vielleicht ist das wirklich ein verkehrter Ansatz. Ein mir befreundeter Schreiner hat einmal so einen Tisch mit Hirnholz gebaut, und soweit ich es beurteilen konnte, war der stabil ...

Grüße von Dirk



Dirk Vogel
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Re: Werkbankbau-Projekt

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #23546]
Hi Edi,

danke für die gute Idee ! Zerlegbare Möbel sind wohl ab einer bestimmten Größe wirklich praktischer, und meine Bank brauche ich dann auch nicht so riesig zu planen ...

Grüße von Dirk


Dirk Vogel
Beiträge: 507
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Re: Werkbankbau-Projekt

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #23557]
Hi Alexander,

alles klar, ich bin jetzt überzeugt, die Hirnholz-Idee scheint wirklich eine Holzkopf-Idee zu sein. Aber eine gebrauchte Bank würde ich nie kaufen ! Natürlich käme sie billiger, aber ich würde dabei nichts lernen, und ich wüßte auch nicht, warum eine Gebrauchtbank besser spannen sollte als ein sorgfältiger Eigenbau ... Zumindest hoffe ich mal, auch diesen Aspekt gescheit hinzubekommen ! Und keine Bank hat Zangen in einer Anordnung, die auch nur halbwegs der meinen entspräche. Schade, daß sich dazu noch niemand geäußert hat ...

Grüße von Dirk


Dirk Vogel
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Re: Werkbankbau-Projekt

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #23611]
Hi Stefan,

danke für deinen Kommentar ! Natürlich ist eine Werkbank schwer zu bauen, aber ich liebe Herausforderungen. Mehr als 80 cm wollte ich auch meine Bank nicht bauen ...

Grüße von Dirk


Alexander Schorn
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Re: Werkbankbau-Projekt

Beitrag von Alexander Schorn »


> Und keine Bank hat Zangen in einer Anordnung, die auch nur halbwegs der meinen entspräche.

Bei so was würde ich überlegen ob es Sinn macht, Traditionen zu vertrauen. Ich persönlich kenne nichts anderes als typische (Ulmia-) Hobelbänke. Diese erfüllen ihren Zweck sehr gut - und spannen vernünftig. ;-) Für mich ein KO Kriterium, das muss sitzen!
Wenn du auch Metalltechnisch versiert bist, sollte das kein großes Problem für dich sein, aber selbstgemachte Führungen müssen sich halt mit Bewährtem messen.

Ich weiß nicht genau, wozu du eine spezielle Zangenanordnung benötigst, kann also nicht wirklich was dazu sagen.

Grüße,

Alex.


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