Sägen mit der Maserung

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Sägen mit der Maserung

Beitrag von Philipp »


Es ist doch manchmal zum Heulen, wie langsam das Sägen mit der Maserung vonstatten geht. Trotz schöner Werkzeuge (jap. Sägen) schreit das Herz manchmal nach einer schnell arbeitenden Maschine (hab' ich aber nicht).
Was können mir die Profis hier für saubere und lange Schnitte längs der Faser empfehlen, ohne das ich Stunden beschäftigt bin? Meine Ryoba hat zwar dafür eine spezielle Zahnung, die ich jedoch scheinbar nicht im Griff habe. Nach nur wenigen mm Schnittiefe oder bei großer Schnittlänge setzt sich die Säge hoffnungsvoll fest und ich komme nicht weiter.

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: An alle Einmann-von Hand-Saegewerke

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Philipp,

Sichtlich ist es die Art von Handarbeit die von wenigen geliebt wird: tiefe Laengsschnitte, was tun?

Die generelle Meinung : dafuer ist ein Menschenleben zu kurz! Man geht zur naechsten professionellen Holzwerkstatt an die Band- oder Kreissaege.

Manche koennen's nicht mehr hoeren, ich sags trotzdem : nichts geht ueber den Stolz auf den aus dem Stamm in schweisstreibender Art gesaegten Dielen, anschliessend mit den Hobeln geglaettet. Toshio Odate widmet der althergebrachten Taetigkeit des Saegers im vorindustriellen Zeitalter grosse Aufmerksamkeit und seinem Ausdruck von Freude im Gesicht kann man seinen Stolz ueber den Besitz von 2 handsignierten antiken "kobiki maegiri" (Saege des Saegers) ablesen. Michel, koenntest Du vielleicht das Bild hier einstellen, vielleicht hat ja manch einer das Odate-Buch nicht zur Hand? Die wenigsten von uns werden je stolze Besitzer antiker maegiris sein, diese Riesenteile werden heute nicht mehr hergestellt, doch Dieter hat die Temagori im Sortiment, ein denk ich super Ersatz zu vertretbarem Preis, ich kann sie nur aufs waermste empfehlen.
Meine durchschnittliche Laengsschnittgeschwindigkeit von ca 30 cm Stammdurchmesser liegt bei 25 cm - 30cm die Stunde, dann ein Paeuschen, und weiter gehts. Zum Abnehmen effektiver als Sauna. Mit der Temagori hab ich einen Schnitt der dank der Balttbreite dem Riss sehr gut folgt, stilgerecht ist letzterer mit der (Kreide-)Schlagschnur oder deren japanischen Variante, dem mit Tusche markierenden Sumitsubo anzulegen.

Lass Dich nicht gleich entmutigen, es ist etwas fuer Leute die nicht gleich aufgeben moechten und Freude an kontemplativer Taetigkeit verspueren. Und wer hat nicht schon Zeit vor der Glotze oder einem Glas Bier totgeschlagen. Glaubt mir das Moebel aus selbstgesaegten Brettern laesst Akzente stehen die besser sind als jedes Psychopharmaka. Manchmal komm ich abends heim und freu mich richtig mich mit der Temagori auf Holz stuerzen zu koennen. Keine Angst, man braucht hierfuer keineswegs den gestylten Sportlerbody, Ausdauer (wachsende) ist alles was Not tut.

Freundlich,
Thomas

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Sägen mit der Maserung

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Philipp,
zu den poetischen und lohnenden Seiten des Längssägens hat Thomas alles Notwendige gesagt. Nichts ist, was die Lust betrifft noch hinzuzufügen.
Aber noch ein paar Ergänzungen zum Werkzeug:
Egal für welches Werkzeug du dich entscheidest: Du brauchst unbedingt eine Längsverzahnung. Egal ob gestoßen oder gezogen, bei der Langsverzahnung hebt jeder Zahn den Span ab, wie ein Nuthobel. Die Querverzahnung und Universalverzahnung hingegen arbeitet mit schrägem Schnitt, um den Ausriss zu verhindern.
Also Längsschnittblätter:

Thomas hat schon alles nötige zu den Japanern gesagt. Bei den westlichen Sägen eignet sich auch die Spannsäge hervorragend zum Aufschneiden. Das Blatt wird auf 90° gedreht und wie eine Bandsäge entlang der Hobelbankkante geführt. Gibt präzise und schnelle Schnitte. Aber es verlangt Übung und man muß bereit sein sich auf das Schärfen und Schränken einzulassen. Mein Putsch-Blatt war jedenfalls zu stark geschränkt und auch nicht richtig scharf. Der Unterschied kann enorm sein.

Auch für die Rückensägen westlichen und japanischen Typs gilt: unbedingt auf Längsverzahnung achten, bzw. anfeilen, wenn sie für Längsschnitte gedacht sind.

Viele Grüße, Christof.

Michel Siegrist

Ey, ey, Sir

Beitrag von Michel Siegrist »


Hallo Philipp,

hier sind die Bilder zu Thomas Jacobi`s Text.



@ Herkules,

wilkommen im Culb der Õdate - Anhänger. Ich dachte mir schon, dass ich ein gutes Buch kaufen würde, aber das es so gut ist wusste ich nicht!!!

mfg Michel

PS: Hab heute wieder einmal mit Grün-Holz gearbeitet:

50m Grenze musste zurück geschnitten werden und anschliessend den ganzen Krempel noch häckseln!!! ;-)



Uwe von Loh

Re: Sägen mit der Maserung *MIT BILD*

Beitrag von Uwe von Loh »


Wenn's klemmt liegt's meistens am Holz. Dagegen helfen nur Holzkeile. Auch bei Kreis- und Kettensägen.
Für alle Zimmerer unter den Neandertalern hier noch ein kleines Bild von meiner Baustelle/Werkstatt. Ausführliches folgt bei Bedarf.

Frank Dieckmann

Re: Sägen mit der Maserung

Beitrag von Frank Dieckmann »

[In Antwort auf #95753]
Grüße Dich, Philipp, sei gegrüßt, Gemeinde!

Das gleiche Problem hatte ich vor einiger Zeit bei einem recht großen Spiegelrahmen mit Schlitztiefen um 250 mm.
Mit meiner Ryoba schaffte ich es einen etwa um 5 mm gebäugten Schnitt zu fabrizieren...
Als ich dann mit der frisch gekauften Gestellsäge wieder daheim war, konnte ich das Projekt zu Ende bringen.
Doch heute habe ich den zweiten Versuch gestartet und eine Kataba Längs bestellt ('schullijung: Nicht bei Dieter, den habe ich gerade erst entdeckt).
Mal sehen, ob ich mit der besser klar komme.

Frank

CONGER - The Irish diaspora in Munich
Beiträge: 458
Registriert: Mo 2. Feb 2015, 16:15

Re: An alle Einmann-von Hand-Saegewerke

Beitrag von CONGER - The Irish diaspora in Munich »

[In Antwort auf #95754]
Hello Thomas,

I must congratulate you on an excellent response; to my gallo-germanic ears (eyes?), pure poetry. I have just now put my plans for a band saw 'on ice'... off to 'check out' an Temagori... and finally tackle the re-saw job (Canadian maple - acer saccarinum). Wish me luck!
-g-

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: An alle Einmann-von Hand-Saegewerke

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Conger,

Du glaubst nicht wie gluecklich es einen manchmal macht zu hoeren dass man nicht der einzige Spinner ist.
Thanks, brother

Thomas

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Sägen mit der Maserung

Beitrag von Thomas Jacobi »

[In Antwort auf #95758]
Hallo Frank, herzlich willkommen,

Ich habe auch eine Gestell mit Japanblatt und zwei Laengs-Katabas. Mein Herz schlaegt eher fuer die Kataba, auch wenn die Gestell ein feines Werkzeug ist.Bin sicher dass auch Dir die Laengskataba noch ein' extra-Kick geben wird. Auch ist der Schlitz dann etwas breiter als beim Gestellblatt.
Persoenlich schaffe ich mit der Kataba praezisere Schnitte wie mit der Gestell was sicherlich auch an mangelnder Uebung mit der letzteren liegen kann.

Viel Spass,
Thomas

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