Ersten Erfahrungen mit Ziehklinge… (Einige Bilder)

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Pedder
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Ersten Erfahrungen mit Ziehklinge… (Einige Bilder)

Beitrag von Pedder »

als Sägeblatt.

Beim letzten Dingsbums hatte ich etwas Pech und bekam eine Säge, deren Rückseite von Rost total zerfressen war. Also musste ein neues Blatt her. Ich habe mir eine relativ lange Ziehklinge, 190 mm * 80 mm besorgt und erstmal die blaue Farbe (Was ist das?) runter geschliffen.
[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1755.jpg[/img]
[img]"http://hw.roesch.de/Bilder/B1755.jpg"[/img] (3 Sägeblatt)

Und weil der geschlossene Griff zu so einer winzigen Säge nicht passte und weil Marc sehen wollte, wie ich Griffe mache, habe ich einen offenen Griff für meine relativ große Hand entworfen:

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1753.jpg[/img] (1)

Den Entwurf erst auf die eine Seite geklebt, passende Löcher zur Orientierung durchgebohrt und dann den Entwurf auf die andere Seite geklebt:

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1754.jpg[/img] (2)

Erste Arbeiten am oberen Ende mit Rückensäge und Stechbeitel.

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1756.jpg[/img] (4)

Weil ich immer noch keine anständige Laubsäge habe, habe ich es erst mal mit der unanständigen probiert. Geht nicht gut.

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1757.jpg[/img] (5)

Nach 10mal richtig fest einspannen waren dann die Muttern der Laubsäge rund und ich musste mit ganz normalen Werkzeugen weitermachen. Ich habe dann ganz viele enge Schnitte mit einer Rückensäge geschnitten, immer gerade soweit, dass das Papier auf beiden Seiten nicht angekratzt wurde. (Gibt es leider kein Foto von.) So habe ich auch auf der Innenseite weitergemacht. Und weil ich dachte ich müsste schon durch sein, habe ich mal das Stecheisen eingesetzt. “#)!§(*%+&“

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1758.jpg[/img] (6)

Also Pause!

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1759.jpg[/img] (7)

Nächster Werkstatttag: Wieder mit der Rückensäge alles aus der Innenseite „rausgeholt“.

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1760.jpg[/img] (8)

Weiter mit der billigen Raspel: Nicht schön, aber notfalls geht’s, besser wäre bestimmt die Ariou (träum)

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1761.jpg[/img] (9)

Da jetzt die Rundungen dran sind, kommt das Papier mit der Ziehklinge (Nein, nicht dem späteren Blatt) runter.

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1762.jpg[/img] (10)

Der Rohling:

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1763.jpg[/img] (11)

Weiter mit Schnitz- und Stechbeiteln, meine Raspel war hierfür nicht mehr gut:

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1764.jpg[/img] (12)

Dann das eigentlich Informative an diesem Thread: Meine Schleifhalterung: Eine sehr starke Schraubzwinge in die Vorderzange eingespannt.

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1765.jpg[/img] (13)

Schleifmittel: Dass sind bei mir Streifen von Bandschleifer-Bändern, extrem reißfest und lang. Schleifleinen geht bestimmt auch. Ich beginne mit ziemlich groben Blättern, 40er oder 60er und gehe rauf bis 400er. Hier bin ich schon bei relativ feinem Papier (die Chronologie stimmt an dieser Stelle nicht ganz mit der Bildabfolge überein!)

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1766.jpg[/img] (14)

Für die Innenseite des Griffes habe ich die Vorderzange pur benutzt

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1768.jpg[/img] (16)

Zwischendurch mal anhalten:

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1767.jpg[/img] (15)

Dann die Schlitze für das Blatt und den Zapfen, leider keine Foto von der Herstellung. Den Schlitz für das Blatt säge ich mit einer möglichst dünnen Säge mit wenig Schränkung. (Was bei 4,5 cm Schnitttiefe kein Vergnügen für das Blatt ist.) Dann den Schlitz für den Rücken ausmessen, anzeichnen, vorsägen und ausstemmen. Zwischenergebnis:

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1769.jpg[/img] (17)

Löcher für die Schrauben anzeichnen:

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1770.jpg[/img] (18)

Schraublöcher bohren
Vorderseite mit 14mm (Außendurchmesser Schraube) soeben ankratzen. Ich leg immer erstmal den Rückwärtsgang ein. Dann im Zentrum mit 4er Bohrer durchbohren um das Zentrum auf die Gegenseite zu übertragen. Da dann mit 14er ebenfalls anritzen, mit 6er und 8er die Löcher auf die Stärke der jeweiligen Schraubeseite anpassen.

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1771.jpg[/img] (19)

Ausprobieren, sitzt (puh!)

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1772.jpg[/img] (20)

Das Sägeblatt bekommt noch Zähne (14-17tpi; wie Ihr sehen könnt, besteht da noch Potential im Hinblick auf die Genauigkeit.)

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1774.jpg[/img] (22)

und von der anderen Seite:

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1773.jpg[/img] (21)

Zwar noch ohne den allerletzten Schliff (Dieses Papier muss noch aus der Bruchstelle raus, (§“)!§(*%+&“ ) und ohne Öl, aber:

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1775.jpg[/img]

Vorn erkennt man noch ganz gut, wie zerfressen die Gute war.

Und so sägt sie. Nach dem Schnitt ganz rechts habe ich das Feintuning (Abschleifen der Seite, zu der die Säge zieht mit dem Schleifstein) abgebrochen. Für mich reicht das.

[img]http://hw.roesch.de/Bilder/B1776.jpg[/img]

Arbeitszeit: bestimmt 6-8 Stunden. Kosten: bestimmt 25 EUR. Spaß: mindestens 16 Millionen Scoville-Einheiten ;o)

Gruß Pedder
Peter
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schönes Ding

Beitrag von Peter »


Hallo Pedder,
ein schönes Ding.
Kannst Du das mit dem Feintuning, wenn die Säge zur Seite zieht noch mal etwas genauer beschreiben.

Gruß Peter


Pedder
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Sägen - Feintuning (stoning)

Beitrag von Pedder »


Hallo Peter,

wenn eine Säge nach dem Setzen der Zähne und dem Schränken nicht gerade sägt, liegt das in der Regel an einer ungleichmäßigen Schränkung. Die Kerbe wird auf der Seite, auf der die Zähne weiter abstehen, breiter. Beim nächsten Zug geht dann der Druck etwas mehr in Richtung der weiter geschränkten Zähne usw. => der Schnitt wird eine Kurve.

Man hilft sich mit einem Schleifstein. Ich habe dafür ein altes Exemplar, dass ich für Ziehklingen und Sägeblätter einsetze. Die Säge wird mit der stärker geschränkten Seite nach oben hingelegt. Mit dem Schleifstein zieht man nun einmal von hinten nach vorne. Dann ein weiterer Schnitt und ggf. noch mal schleifen. Ist gaaanz simpel.

Ich mache meine Probeschnitte viel tiefer, als die eigentlichen Einsatzschnitte, damit eine Unregelmäßigkeit stärker auffällt. Normalerweise wird einer Zinkensäge ja selten mehr als 2-2,5 cm Schnitttiefe abverlangt. Hier waren das so 4-5cm.

Gruß Pedder



Andreas N.
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Re: Ersten Erfahrungen mit Ziehklinge… (Einige Bil

Beitrag von Andreas N. »

[In Antwort auf #115261]
Das Blau war die Anlaßfarbe (die Oxidschicht) die durch die Wärmebehandlung entsteht und bei manchen Sachen auch zur dekoration benutzt wird. Manche glauben das die auch einen geringen Rostschutz ergibt.
Gruß
Andreas N.



Marc Waldbillig
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Re: Ersten Erfahrungen mit Ziehklinge… (Einige Bil

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #115261]
Hallo Pedder,

Du bist da schon sehr weit den Abhang runter ;-) Eigentlich fehlt jetzt nur noch eine Vorrichtung zum Biegen der Rücken, etwas Erfahrung und innerhalb kurzer Zeit werden die Bestellungen bei dir eingehen :-)

Das ist ein toller Griff geworden, ist es der zweite? Ich warte jetzt gespannt auf die nächsten Sägen, das Ding hat eine Eigenbewegung scheint's mir.

Gruß, Marc ;-)



Pedder
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Re: Ersten Erfahrungen mit Ziehklinge… (Einige Bil

Beitrag von Pedder »


Hallo Marc,

Vielen Dank für Dein Lob.

Die Arbeit an den Griffen, ja es ist der zweite, macht Spaß.
Aber der Metallteil nervt eher. Ich habe ja Arbeitsstunden
und Kosten geschätzt. Ein großer Teil der Kosten geht für
Metallbohrer drauf. Mit ein paar Sägen (nur Blätter und Griffe
getauscht) habe ich mir jetzt schon 3 Mittelklasse Bohrer
versaut, irgendwas mache ich da falsch.... Kann man Metallbohrer
eigentlich nachschleifen?

Und ich brauche eine Vorrichtung, mit der ich die Zähne
gleichmäßiger gesetzt bekomme. Ich finde es nicht schwer,
bereits gesetzte Zähne nachzuschärfen. Neu setzen ist aber
nix für Vaters Sohn, auch nicht nach Deiner Methode:
http://www.ukworkshop.co.uk/forums/viewtopic.php?t=12837&highlight=tyzack&sid=627627f51849b06838661355de30270f

Ich habe einen interessanten und darüber hinaus ausfüllenden
Beruf, den ich nicht eintauschen möchte. Ich würde keine Sägen
unter wirtschftlichem Druck proudzieren wollen / können. Aber mal sehen,
wenn ich noch ein bisschen weiter komme, tauscht ja vielleicht
mal jemand eine Säge gegen einen renovierten Block- oder Schabhobel,
den er nicht mehr braucht?

Rücken Biegen? Mal sehen, jetzt gerade habe ich ein paar ganz gut
erhalten Exemplare mit glänzenden Stahlrücken im Auge, ebenfalls
mit diesen Industriegriffen. .... (Drechselrohlinge sind geordert :0))

Gruß Pedder

Eigendynamik? Abhang? Du redest in Rätseln. ;o)


Pedder
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Blaue Klinge

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #115285]
Hallo Andreas,

vielen Dank für die Auskunft! Kann man Dich mehr über Metallbehandlung fragen?

Gruß Pedder



Jockel
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Registriert: So 7. Aug 2016, 10:50

Re: Ersten Erfahrungen mit Ziehklinge… (Einige Bil

Beitrag von Jockel »

[In Antwort auf #115289]

Ein großer Teil der Kosten geht für
Metallbohrer drauf. Mit ein paar Sägen (nur Blätter und Griffe
getauscht) habe ich mir jetzt schon 3 Mittelklasse Bohrer
versaut, irgendwas mache ich da falsch.... Kann man Metallbohrer
eigentlich nachschleifen?


Sehr wahrscheinlich sind deine Sägeblätter aus gehärtetem Stahl. Den bohrt man "normalerweise" mit noch härterem Material das ist dann meist ein Hartmetallborhrer. Wenn du mit einem HSS Bohrer Stahl jenseits von 50HRC bohrst wirst ihn sehr sehr oft anschleifen müssen. Ja man kann Metallbohrer nachschleifen ! Ich zitiere sehr gerne aus dem Buch "The Complete Guide to Sharpening" Leonard Lee: "...freehand grinding of twist bits (which is a direct road to hell!)" Er empfielt die Benutzung einer Schleiflehre für Metallbohrer.
Mann kann jedoch Metallbohrer sehr wohl per Hand nachschleifen, sonst müssten Schlosser usw. ja ständig hunderte von Ersatzbohrern auf Lager haben.
Das Bohrerschleifen von Hand muss man gezeigt bekommen und dann viel üben!
Ich würde dir wie schon oben erwähnt zu einem Hartmetallbohrer raten wenn du öfters gehärteten Stahl bohrer willst, den kannst du als Laie zwar noch weniger nachschleifen aber die Standzeit ist viel größer.
Da ich das Bohrerschleifen von Hand gelernt habe kann ich dir leider auch keine Bohrerschleifeinrichtungen empfehlen. Die Drehzahlen sollten man beim Stahlbohren schon einigermaßen einhalten sonst sind selbst teure Bohrer schnell hinüber. Ich nutze nur spiralgeschliffene HSS-Bohrer die sind eine Nummer besser (und leider auch teurer) als die schwarzen rollgewalzten Bohrer.
Gruß
Jockel



Franz Kessler
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Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Ich mach mir auch allmählich Sorgen um Pedder!

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Pedder

Bewundernswert welche Arbeit Du Dir machst, ich befürchte nur, sollte Dir Deine Säge mal runterfallen, oder Du etwas ungeschickt mit Ihr umgehst, dann geht Dein Griff wieder entzwei.
Wie wäre es denn, wenn Du bei Deiner nächsten Version Dir ein Leimholz fertigen würdest, es würde schon genügen, wenn Du in der Mitte ein Drittel des Griffes mit quer liegender Faser ausführen würdest.

Gruß Franz


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