Sägeblatt richten - aber wie?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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Sägeblatt richten - aber wie?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Ihr Lieben,

heute bekam ich eine neue alte Säge. Eine Rückensäge Disston #4, 16 inches langes Blatt. Eine fast schon gewaltige Säge.

Leider, leider ist sie nicht so gut wie erhofft. Die leichte Enttäuschung ist inzwischen grimmiger Entschlossenheit gewichen: Die krieg ich wieder hin.

Kritischer Punkt: Das Blatt ist (etwas, aber zu viel für Gebrauch mit Genauigkeitsanspruch) krumm, mit einem schönen Bogen entlang der Zähne.

Frage: Wie richtet man so ein Blatt? Mir ist nur klar: Wenn ich mit dem Hammer auf dem Amboss drauf rumklopfe, wird es lokal gestreckt und beult erst recht. Aber wie wäre es richtig? Gibt es dazu irgendwo eine Beschreibung? Oder haben wir hier einen Fachmann (eine Fachfrau wär auch recht)?

Friedrich



Hutmacher Beat
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Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Sägeblatt richten - probier's so ...

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Friedrich,

Nicht das Du jetzt denkst, ich reagiere auf Deinen Aufruf an den Fachmann. :-) Beileibe nicht !

Kürzlich hab ich darüber berichtet, dass ich mich via alte, verbrauchte Sägen, an die Sägen-Schärferei heran gewagt habe. Bei solchen Exemplaren gehören verbogene Blätter wohl dazu. Also stand ich auch vor demselben Problem.

Weil, wie du gesagt hast; klopfen bringt nichts. Zuerst hab ich versucht, (mit einer breiten Zange) das Blatt zahnseitig zu richten. Geht nicht !

Danach hab ich die Säge verkehrt herum, Zähne nach oben, in den Schraubstock gespannt. Gehalten nur am Rücken ! Weil ein Sattler ein vielseitiger Mensch ist, :-) konnte ich das entsprechende Werkzeug zum drücken, gleich aus der Schublade nehmen. Es handelt sich um ein einfaches Vierkanteisen, (20 x 20 mm x ca. 40 cm) an dessen beiden Enden, jeweils zwei starke Schrauben, (min. M8, besser M10 od. 12) in unterschiedlichem Abstand, (2-4 cm) quer zum Eisen angebracht sind. Also im weiteren Sinne, gabelartig.

Die Säge wird dermassen eingespannt, dass die Beule griffseitig, (nötigenfalls Griff demontieren) vor den Backen des Schraubstocks liegt. Nun wird die Gabel von unten herauf, also auf dem rücken angesetzt, und mit leichtem Druck der Rücken gebogen. Vorsicht ! Die Wirkung ist gross ! Mit dieser Methode liessen sich bis anhin, alle Sägen zufriedenstellend richten.

Ob das eine fachmännische Metode ist, mag ich nicht beurteilen. Ist halt jetzt nur noch die Frage, wie gerade, muss gerade sein ?

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat



Marc Waldbillig
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Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Sägeblatt richten - aber wie?

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo,

Das Thema interessiert mich, schließlich malträtier ich gelegentlich meine Sägen auch. Eine Anfrage anderweitig hat mir folgenden Link beschert. Einfach die Seite runterscrollen und dann folgenden Link wählen: Using and Troubleshooting Hand Saws, dann 2. Seite und die allerdings differenzierte Hammermethode erscheint.

Vielleicht kann ich noch was nachreichen, der Weisheit letzter Schluss steht noch aus.

Gruß, Marc



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Ha! Ich hab das Luder in den Griff gekriegt! *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #112560]
Hallo Beat, Hallo Marc,

so interessant Eure Vorschläge waren, sie haben mich doch etwas erschreckt. Ob ich so brachial vorgehen soll?

Dann habe ich mir überlegt, dass Eure Vorschläge (sowohl Deiner, Beat, als auch der sehr interessante Link von Marc) von einer frei verformbaren rückenlosen Säge ausgehen. Ich habe hier aber eine Rückensäge, und da kann sowohl das Blatt selbst krumm sein als auch der Rücken das Blatt krummziehen oder -drücken. Ich hatte das schon geprüft und festgestellt: Der Rücken ist gerade (bzw. das Blatt ist dort gerade, wo es im Rücken eingeklemmt ist).

Man muss dazu wissen, dass die Disston - Rückensägen der späteren Produktion (z. B. in den 1940ern) einen klotzigen Stahlrücken haben, der in sehr rustikaler Weise aus einem dicken Stahlblechstreifen gebogen ist. Also, das ist keine hübsche Säge zum Sammeln, mit einem schönen Messingrücken!

(zur Anschauung: Bild anbei. Das ist die Säge ohne Griff. Das Ding ist 40 cm lang! Und man beachte auch die Zähne, da ist noch was zu tun!)

Dieser Stahlrücken klemmt das Blatt sehr fest ein.

Nachdem das Blatt (es ist mit 0,85 mm Dicke schon ziemlich stabil) sich mit normaler Gewalt in keiner Weise zurückbiegen liess, habe ich überlegt, ob nicht doch der Rücken irgendwie das Blatt krummzieht. Und habe mir vorgestellt: was ist, wenn der Rücken das Blatt so klemmt, dass dessen Rücken nicht auf gleicher Höhe ist, also z.B. einen Buckel macht (also im Rücken, unsichtbar, die Mitte des Blattes (bezogen auf das Bild unten) höher ist als die Enden? Dann muss das Blatt unten an der Verzahnung ausbeulen!

Ich hab das versucht: Mit einem Hammer und einem Hartholzklotz (auf die Zähne gelegt) die Enden des Blattes tiefer in den Rücken hineingeklopft.

Und was ist? Das Blatt ist gerade!

Ich bin sehr erleichtert. Da schmeckt das Bier vot dem Einschlafen!

Friedrich



Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: "das Luder" - zurecht gebogen !

Beitrag von Hutmacher Beat »


Friedrich,

Also bis anhin hab ich gedacht, ich bewege mich hier in einem seriösen Forum ! :-)

Gut hast Du meinen Beitrag nicht korrekt interpretiert. Ich hab nämlich genauso von einer Rückensäge gesprochen, wie Du sie jetzt abgebildet hast. Im andern Fall hätte ich von Oberkante, und nicht von Rücken gesprochen. Dadurch hast Du Dir den Gedankengang gemacht, der jetzt in diesem Fall zutreffend war !

Übrigens; nach "meiner" brachialen 3-Punkt Methode werden heute noch vom Büchsenmacher verbogene Flintenläufe gerichtet.

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat, ... der sich freut, dass das Luder jetzt gerade liegt.



Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Frage eines Unbedarften

Beitrag von Christoph Nowag »


Hallo Friedrich,

schön, dass Du das Blatt wieder hingekriegt hast. Was macht man eigentlich mit so einem mords Drumm von Rückensäge? Zinken etc. fällt da wohl eher aus :))

Viele Grüße
Christoph


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Sägeblatt richten - aber wie?

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #112560]
Hallo Friedrich,
herzlichen Glückwunsch zur Disston-Säge. Über den Stahrücken gräme dich nicht. Ich habe eine Jackson (Disston-Derivat) mit Stahlrücken, die ist meine allerliebste Rückensäge.

Das Richten von Sägen ist glaube ich ein bißchen Voodoo und wahrscheinlich auch nur teilweise möglich. Eine rückenlose Säge habe ich etwa nach deiner Methode gerichtet, nur das ich für Hammer und Amboss jeweils Hartholz genommen habe. Es war glaube ich die die D8 von Thomas Jacobi.
Wenn man das Sägeblatt gege das Licht hält und sanft hin und her schwenkt entdeckt man den genauen Standort der Beule.

Viele Grüße, Christof.



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

nix unbedarft!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Christoph, die Frage ist ja berechtigt.

Bisher habe ich Rückensägen bis 12 Zoll Blattlänge (also ungefähr 30 cm), das sind noch recht handliche Dinger. Ich habe zwei von der Größe, eine für längs und eine für quer.

Rückensäge wurden standardmäßig bis 16 Zoll gebaut, jedenfalls war das bei Disston die Obergrenze.

Was macht man mit einer so großen Rückensäge? Von der Bezeichnuung "tenon saw" her: Zapfen sägen, wenn die kleineren es nicht mehr schaffen (deren Schnitttiefe hört bei etwa 7 cm auf). Eine "Tenon saw" müsste also auf Längsschnitt (rip) gefeilt werden, und das hab ich auch vor. Und dann will ich einfach mal sehen, ob ich mich damit anfreunden kann. Den größte serienmäßigen Eisenhobel (#8) habe ich und benutze ihn gern. Die großen Fuchsschwänze auch. Mal sehen, was mit einer richtig großen Rückensäge ist. Ich kann sie ja nirgends ausprobieren, also hab ich mir eine besorgt.

Und im allerschlimmsten Fall ergibt sie ein schönes Türschild an meiner Werkstatt! (da hing vorher eine D8, die ist nun weg)

Freidrich.



helmut hess
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Re: Ha! Ich hab das Luder in den Griff gekriegt!

Beitrag von helmut hess »

[In Antwort auf #112569]
mit anderen worten...

du hast dem luder die zaehne 'rein geschlaggen...

gruss
helmut


holger reupert

Re: Sägeblatt richten - aber wie?

Beitrag von holger reupert »

[In Antwort auf #112564]
hallo wenn jemand Hilfe braucht zur Blockbandsäge richten, ich habe es über 30 Jahre vollzogen. Spannen, planieren sowie schärfen und stellitieren.
Gerichtet habe ich noch an einer Alber Richtbank, einem Haarlineal und einer Richtlineal.

Vielleicht kann ich behilflich sein.

Beste Grüße
Holger

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