Nochmal Heizen und Luftfeuchtigkeit

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Markus Stipp
Beiträge: 69
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Nochmal Heizen und Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Markus Stipp »


Hallo,

ich habe nochmal ein paar Fragen zu dem leidigen Thema Werkstattbeheizung und Luftfeuchtigkeit.

Meine Werkstatt ist ca. 6m x 3m klein. Deckenhöhe ca. 2,4m. Die Werkstatt ist im Prinzip der "Keller" meiner Garage. D.h. die Decke ist nicht sonderlich isoliert und die Garage ist logischerweise auch nicht beheizt. Das Haus steht etwas am Hang, deshalb ist der Werkstatteingang, der auf der Rückseite der Garage liegt Ebenerdig. D.h. eine der 3m Wände ist komplett unter der Erde, in der anderen befindet sich die Eingangstür und ein ca. 1m x 1m großes Fenster. Links neben der Werkstatt befindet sich nochmal der gleiche Raum wie die Werkstatt, in dem unsere Gartengeräte stehen. Rechts ist ein (unbeheizter) Gang zum eigentlichen Kellereingang, der auch durch eine normale Metalltür nach aussen verschlossen ist.

Augenblicklich sind in meiner Werkstatt ca. 3 Grad aber ich schätze die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch.

Was gibt es für Möglichkeiten, die Luftfeuchtigkeit zu reduzieren?

Es ist angedacht, zum nächsten Winter einen kleinen Holzofen zu installieren. Dazu müsste ich aber an der Aussenwand einen Schornstein (aus Edelstahl) hochziehen. Ich schätze mal, das muss der Schornsteinfeger auch Abnehmen und warten. Weiss jemand, was sowas üblicherweise im Jahr kostet?

Heizen würde ich dann in der Woche evtl. an 1-2 Tagen Abends für ca. 2-3 Stunden. Am Wochenende dann auch schonmal den ganzen Tag. Würde sich das Problem der hohen Luftfeuchtigkeit damit verbessern oder macht man durch das häufige Erwärmen und Abkühlen alles nur noch schlimmer? Gibt es bessere Möglichkeiten, zu heizen? Der Holzofen wäre noch vorhanden, ich müsste "nur" den Edelstahlschornstein anschaffen.

Isolieren wäre recht schwierig. Die Decke könnte man sicherlich etwas dämmen und evtl. die Wand in unserem Gartengeräteschuppen. In der Werkstatt würde ich nur ungerne dämmen, um keinen Platz zu verlieren. Die Frage ist, ob eine Isolierung überhaupt was bringen würde, da ja eh nur sehr unregelmäßig geheizt würde. So extrem viel Aufwand will ich auch nicht treiben.

Tipps und Ideen sind willkommen.

Gruß
Markus



Karsten Sieb
Beiträge: 73
Registriert: Do 18. Jan 2018, 12:04
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Re: Nochmal Heizen und Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Karsten Sieb »


Hallo Markus,

kurz ein bisschen Grundlagen zu Heizen und Feuchtigkeit:

Bei den meisten Stoffen, die zur Wärmeerzeugung verbrannt werden, reagieren Kohlenwasserstoffe mit dem Sauerstoff. Es entsteht dabei sichtbarer Rauch, der aus Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Wasser besteht.

Wird dieser Rauch über einen Kamin abgeführt, verändert sich der Absolutfeuchtegehalt nicht, findet die Verbrennung ohne Abführung statt (z.B. Gasbrenner - in geschlossenen Räumen verboten), bleibt natürlich auch das Wasser im Raum.

Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte - bei höheren Temperaturen und gleichbleibender Absolutfeuchte sinkt also die relative Luftfeuchtigkeit, obwohl sich die absolute Feuchtigkeitsmenge durch die verbesserte Aufnahmefähigkeit i.d.R. leicht erhöht.
Heizt Du nun einen ungedämmten Raum, erhöht sich die Oberflächentemperatur der Wände sehr viel langsamer als die Luft, da die Wände von aussen gekühlt werden - die erhöhte Feuchtigkeitsmenge in der Luft wird sich auf den Wänden niederschlagen. Je unregelmässiger geheizt wird, um so stärker tritt dieses Problem auf.
Abhilfe kann durch Luftaustausch am besten durch Querlüftung vor und nach dem Arbeiten geschaffen werden: Die kalte (trockene) Luft wird aufgeheizt und nach dem Arbeiten (wenn sie relativ trockener, aber absolut feuchter ist) und vor dem Abkühlen (bevor also die zuzsätzliche Feuchtigkeit kondensieren kann) wieder durch kalte (und trockene) Luft ersetzt.

Gruss

Karsten



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Nochmal Heizen und Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Karsten,

guter Beitrag, da kommt mir doch gleich eine Idee, denn zur Zeit wird
ja auch der Raumluftfilter diskutiert.

Meine Idee: Ich installiere einfach einen Ventilator mit Abluftoeffnung
nach draussen. Also nach der Arbeit lasse ich den Luefter einfach fuer
30 Minuten laufen. Die warme und feuchte Luft wird nach aussen befoerdert,
aber auch zugleich die verstaubte Luft, der abgefuehrte Dreck setzt sich nicht
mehr in der Werkstatt ab, der Raum bleibt sauberer. Von aussen kommt kalte
Luft nach, die rel. Luftfeuchte sinkt?

Ich glaube, das Ganze hat einen Haken. Es funktioniert nur, wenn es in
der Werkstatt waermer ist als draussen. Also im Sommer geht das nicht.

Waere das eine Loesung?

--
Dirk



Karsten Sieb
Beiträge: 73
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Re: Nochmal Heizen und Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Karsten Sieb »


Hallo Dirk,

das wäre prinzipiell eine Lösung - an dieser Stelle kommt allerdings der Kaminkehrer ins Spiel:

Du musst (bei Betrieb einer Heizung mit raumluftabhängiger Verbrennung, wie Gastherme, Holz- oder Ölofen, offener Kamin) sicherstellen, dass der Raum diese Luft auch zur Verfügung stellt. Die erforderliche Luftmenge richtet sich nach der Art und Leistung des Ofens und wird über die Grösse des Aufstellraumes nachgewiesen. Ist der Aufstellraum zu klein, müssen Nachströmöffnungen ins Freie oder in angrenzende Räume einen Luftverbund herstellen.
Wenn Du jetzt aber einen Ventilator ins Freie installierst, schaffst Du im Raum einen Unterdruck, der die Verbrennung und die Abluftführung durch den Kamin beeinträchtigt - dem wird kein Kaminkehrer zustimmen.
Abhilfe schafft i.d.R. die Koppelung eines Fensterschalters mit dem Ventilator, d.h. der Ventilator läuft nur bei geöffnetem Fenster - damit sind aber so schöne Sachen wie automatischer Nachlauf oder gemütliches Arbeiten in geheizter Werkstatt bei laufendem Ventilator perdu. Für Gasthermen gäbe es noch Zu- und Abluftkamine und damit der raumluftunabhängige Betrieb des Brenners, bei Holzöfen scheidet diese Variante aber aus.

Die Lüftungsvariante nutzt nur im Winter, wenn die Luft draussen kälter und trockener als drinnen ist. Im Sommer müsste der Luftverbund über Geräteraum und Flur hergestellt werden, um zu vermeiden, dass heisse und damit feuchte (obwohl relativ gesehen trockenere) Luft im kühleren Raum kondensiert - die Gesamtsituation ist aber im Sommer nicht so extrem, da die Temperaturunterschiede normalerweise kleiner sind und der natürliche Gang der Dinge (im Sommer eben die langsame Erwärmung der Werkstatt) vom Problem wegführt, während im Winter das Auskühlen der Werkstatt zu Kondensatbildung führt und damit das Problem noch verstärkt.

Gruss

Karsten



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Nochmal Heizen und Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Karsten,

> an dieser Stelle kommt allerdings der Kaminkehrer ins Spiel

Ich habe vergessen zu sagen, dass meine Werkstatt freistehend ohne
Anschluss an einen Holzofen ist (nur ein starker Elektroluefter).
Das duerfte fuer den Kaminkehrer wohl uninteressant sein.

--
Dirk


Karsten Sieb
Beiträge: 73
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Re: Nochmal Heizen und Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Karsten Sieb »


Hallo Dirk

> Das duerfte fuer den Kaminkehrer wohl uninteressant sein.

... stimmt - ich bezog mich auf die andere Werkstatt in Paderborn ;-)

Gruss

Karsten


Heinrich Werner
Beiträge: 570
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Re: Nochmal Heizen und Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Heinrich Werner »


Also Leute, ich habe das Forum schon mit ganz ähnlichen Fragen gequält wie Dirk, da bei mir (und wahrscheinlich auch bei anderen Holzwerkern) die Gegebenheiten ähnlich sind. Inzwischen tendiere ich nach vielen Tipps in Richtung: gut "vorher" und "nachher" lüften und einen Profi-Baulheizer, aber elektrisch anschaffen! Ich werke auch nur abend 1 bis 2 Mal die Woche und am Wochenende. Das kostet dann zwar "etwas" Strom, aber dafür kommt kein zusätzlicher Wasserniederschlag und es sind keine aufwendigen Installationen nötig. Außerdem: 10° Grad reichen doch beim Werkeln aus, oder? Vielleicht hat noch jemand Tipps zu einer guten, garagengeeigneten Elektroheizung?


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Nochmal Heizen und Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Heinrich,

frueher habe ich den ganzen Tag in der Werkstatt das Fenster auf Kippe
stehen gelassen. Abends dann in der Werkstatt Fenster zu und Heizung
(ich habe da so einen 4.5/9.0 KW Elektrobauheizer mit Thermostat) an.
Nach dem Verlassen wieder Fenster auf.

Zur Zeit bleibt das Fenster den ganzen Tag zu. Ich weiss aber nicht, was
jetzt besser ist.

Und mir reichen 10 Grad auch aus, habe ja schliesslich eine Jacke oder
eine dicken Pulli an, beim Arbeiten wird einem sowieso warm. Unangenehm wird
es vor allem, wenn die Werkzeuge so kalt sind, dass man sie gar nicht mehr
anfassen mag. Aber das Problem gibt es ja mit meiner Loesung nicht mehr.

An einen kleinen Holzofen habe ich auch schon gedacht. Wir wohnen so weit
ausserhalb der Zivilisation, dass das den Schornsteinfeger auch gar nicht
interessieren wuerde. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob sich so ein Ofen
fuer 2 Stunden abends lohnt, ausserdem nimmt er wertvollen Platz ein.
Andersherum ist die Ofenwaerme schon was Feines.

Markus: Gestern kam uebringens endlich das Buch "Woodworking with the Router"
an. Wirklich ein sagenhaftes Werk, woran ich wohl noch viel Freude haben
werde... :-)

--
Dirk



Heinrich Werner
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Re: Nochmal Heizen und Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Heinrich Werner »


Moin Dirk,
ich sehe gerade: Wir sind ja fast Nachbarn! Ich glaube, ich muß mich ´mal zur Werkstattbesichtigung einladen ;-) Also: 9 KW, das ist ja schon ein richtiger Ballermann, ich glaube, da würde mir die Sicherung ´rausfliegen, wenn ich noch meine alte Elu 177 oder die TGS anschalte...Ich dachte so an 3 KW für ca. 27 m²....ob das reicht? Im großen Ramschladen sind übrigens die Skirokko-Heizungen (DDR-Produktion, laufen mit Diesel) sehr beliebt. Sie sind wohl ursprünglich als Fahrzeug-Standheizungen gedacht und sollen sehr zuverlässig und problemlos laufen. Man müßte nur ein Rohr (ehemals Auspuffrohr) nach draußen legen und ein dickes Netzteil für 12 V einsetzen. Die Preise gehen allerdings -wie üblich bei Fa. Ramsch und Klau- teilweise ins astronomische, selbst für verrosteten Schrott, für einen Versuchskauf also zu teuer. Vielleicht weiß jemand mehr über die Dinger?


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Nochmal Heizen und Luftfeuchtigkeit

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Heinrich,

> ich sehe gerade: Wir sind ja fast Nachbarn! Ich glaube, ich muß mich ´mal
> zur Werkstattbesichtigung einladen ;-)

Kein Problem, Du bist herzlich willkommen.

> Also: 9 KW, das ist ja schon ein richtiger Ballermann, ich glaube, da würde
> mir die Sicherung ´rausfliegen, wenn ich noch meine alte Elu 177 oder die
> TGS anschalte...

Natuerlich an 400V, aber selbst mit Hobel und Absaugung noch dazu gibt
es keine Probleme.

> Ich dachte so an 3 KW für ca. 27 m²....ob das reicht?

Zum schnellen Aufheizen nehme ich die Stufe mit 9kw. Nach kurzer Zeit
schalte ich dann auf 4.5kw runter. Das Thermostat regelt so auf 10 Grad
Raumtemperatur und dazu laeuft die Heizung dann nicht staendig, nur der
Luefter laeuft dann weiter. Und das in einer unisolierten Werkstatt, aber
alles ist recht dicht. Aber Isolation wuerde auch nicht viel bringen als
Gelegenheitsheizer. Meine Werkstatt hat auf etwa Deine Groesse und 3 kw
sind schon grenzwertig einzuschaetzen, wenn es mal richtig kalt ist.

Aber wie gesagt, komm vorbei und schau es Dir an...

--
Dirk



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