Wer Uhren baut, hat nicht unbedingt mehr Zeit... *MIT BILD*

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Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Wer Uhren baut, hat nicht unbedingt mehr Zeit... *MIT BILD*

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo,

falls einer noch nicht so recht weiss, was er mit seiner Freizeit
anfangen soll, fuer den gibt es jetzt ein neues Hobby... :-)

Das Ganze hat 2.5 Jahre gedauert und den Erbauer etwa 3000 Stunden
gekostet. Wahnsinn!

--
Dirk



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Wer Uhren baut, hat nicht unbedingt mehr Zeit.

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Dirk

Schade dass ich nicht die Texte verstehe,

eine sehr interesante Arbeit, ist eigentlich

etwas über die Ganggenauigkeit gesagt, so wie

es aussieht, sind auch die Lagerteile aus Holz.

Gruß Franz



reinhold
Beiträge: 1793
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Re: Wer Uhren baut, hat nicht unbedingt mehr Zeit.

Beitrag von reinhold »


hallo Franz,
der Uhrmacher schreibt, dass die Uhr normalerweise "besser als 5 sec in 48 Stunden" eingeregelt werden kann. Und fügt hinzu, dass beim Wechsel der Jahreszeiten die Abweichung schon mal 30 sec pro Tag btragen kann.

Das wäre besser als meine Armbanduhr.

Im Übrigen ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Uhren wurden früher nicht nur im Schwarzwald aus Holz gebaut, auch in England und Amerika wurden hölzerne Uhren gebaut, die sehr gut liefen. Englische Kirchturmsuhren aus Holz sind überliefert, die mehrere Jahrhunderte zuverlässig ihren Dienst taten.
(Siehe : das grosse Buch vom Holz) Die Achsen waren aus Holz oder aus Stahl, für die Lager wurde selbstschmierendes Pockholz verwendet.

Ein russischer Uhrmacher baute Taschenuhren mit einem Werk aus Buchsbaum-Holz, nur die Unruh-Feder war aus Stahl.
Und der Erfinder des Marine-Chronometers war von Beruf Schreiner.

Was mich persönlich etwas überrascht hat, ist, dass der australische Uhrmacher Massiv-Holz verwendet hat und auch ausführlich über die daraus resultierenden Probleme berichtet. Feinschicht-Sperrholz aus Buche oder (schwer erhältlich) aus Ahorn wäre eine bessere Wahl gewesen. Mindestens ein deutscher Profi-Uhrenbauer verwendet derartiges Sperrholz sogar für astronomische Uhren.

Ich habe mir vorgenommen die australischen Pläne gründlich zu studieren, evt. ein paar Komplikationen herauszurechnen (Monats- und Datums bzw Tag/Nacht- anzeige)und dann möglicherweise ein Langzeitprojekt zu starten.

mit freundlichem Gruss
reinhold ege


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Wer Uhren baut, hat nicht unbedingt mehr Zeit.

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Reinhold,

> Ich habe mir vorgenommen die australischen Pläne gründlich zu studieren,
> evt. ein paar Komplikationen herauszurechnen (Monats- und Datums bzw
> Tag/Nacht- anzeige)und dann möglicherweise ein Langzeitprojekt zu starten.

Wenn Du das anfaengst, muss Du uns hier unbedingt ueber die Baufortschritte
auf dem Laufenden halten, ok? Ach ja, es gibt wohl im Internet dazu noch
mehr Seiten, auch Foren, die sich mit den "wooden clocks" beschaeftigen.

--
Dirk


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Wer Uhren baut, hat nicht unbedingt mehr Zeit.

Beitrag von reinhold »


hallo Dirk,

okay, wenn ich's anfang, wird es dokumentiert. Ich habe schon länger eine Holzräderuhr auf der Liste.
Hoffentlich liest das jetzt meine Frau nicht.....

Aber zur Zeit bin ich noch dabei, eine alte Regulatoruhr herzurichten. Das Gehäuse ist fast fertig. Die Uhr wurde offensichtlich seit ihrer Herstellung um 1900 weder gewartet noch geschmiert und das Werk ist in einem grauslichen Zustand. Die Zugfeder des Gehwerks ist gerissen und muss erneuert werden (Kleinigkeit) und der Zapfen des Grossbodenrades (Minutenrad) ist abgebrochen. Sowas passiert in der Regel, wennn eine Zugfeder reisst. Im Moment baue ich gerade meine Wabeco-Fräseinrichtung in einen Behelfsdrehstuhl um, damit ich den Zapfen herstellen und einsetzen kann. Der Zapfen hat 0,75 mm Durchmesser und ist ca 8 mm lang. Meine Holzdrehbank ist dafür einfach zu gross.

An alle : Um auf die Holzräderuhr zurückzukommen : hat einer von Euch zufällig den Bauplan für eine Holzuhr, den das Drechselzentrum Essen vor ca 10 Jahren mal verkauft hat ?

Gruss
reinhold



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Wer Uhren baut, hat nicht unbedingt mehr Zeit.

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Reinhold

Das gibt sicherlich ein schönes Projekt, lass davon hören.

Mit Uhren will ich mich irgend wann auch mal beschäftigen, allerdings mache ich es mir einfach, ich will mir ein Uhrwerk zB. bei Selva, kaufen, um dann das Gehäuse (Standuhr) dazu herzustellen.

Ein ehemaliger Arbeitskollege hat sich ein Tourbilion selbst gebaut, ich war sehr beeindruckt von dieser Arbeit, es ist eine ganz spezielle Thematik.

Gruß Franz



Jürgen z.H.

Re: Wer Uhren baut, hat nicht unbedingt mehr Zeit.

Beitrag von Jürgen z.H. »


Hallo Reinhold.
hallo Dirk,

Respekt, Respekt. Ich bin Uhrmacher und kenne natürlich die russischen Taschenuhren und auch die H1 - H3 von George Harrison. Die Ganggenauigkeit einer stationären Uhr kann um ein Vielfaches höher sein, als die einer getragenen Uhr. das liegt zum einen an der konstanten Antriebskraft (Schwerkraft) zum anderen daran, dass auch das Schwingsystem (Pendel) immer dem gleichen Schwerkrafteinfluß ausgesetzt ist. Die Schwerkraft richtet das Pendel immer mit der gleichen Kraft auf den Nullpunkt aus. In einer mechanischen Armbanduhr wird das Schwingsystem durch eine Spirale wieder in den Nullpunkt gezogen. Die Spirale atmet, d.h sie wird größer und kleiner im Betrieb. Da die Spirale Bestandteil des ganzen Schwingsystes ist und das System in der Drehachse ausgewuchtet sein muß, bleibt durch das Atmen der Spirale immer eine kleine Unwucht, an der die Schwerkarft angreifen und den Isochronismus, den Gleichlauf, der Uhr beeinflussen kann.

Das wird jetzt sehr speziell und off topic. Wenn Ihr Interesse habt kann ich Euch Kontakte zu anderen Uhrenbauern herstellen. Es gibt einen Verein, die Deutsche Gesellschaft für Chronometrie, wo Ihr Infos bekommen könnt. Des weiteren gibt es einen speziellen Buchhändler, der ausschließlich Bücher über Uhren im Angebot hat. Das Angebot besteht aus aniquarischen und neuen Büchern.

Mir persönlich gefallen Räderwerke aus Stahl und Messing besser. Ich würde kein Holzräderwerk bauen wollen. Wenn ich Euch aber helfen kann, stehe ich Euch gerne im Rahmen meiner Möglichkeiten mit Rat und Tat parat. Eure Fortschritte interessieren mich natürlich auch. Hier schon mal drei Links:

http://www.dg-chrono.de/
http://www.info-uhren.de/
http://www.info-uhren.de/gotts/Lit.de.a-g.html

Übrigens ht Festo auch eine astronomische Uhr gebaut:
http://www.festo.com/INetDomino/coorp_sites/de/175acdadda155f0cc1256f5d00384bca.htm

Tschüß Jürgen



Andreas N.
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Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Wer Uhren baut, hat nicht unbedingt mehr Zeit.

Beitrag von Andreas N. »

[In Antwort auf #19267]
Den Zapfen kannst Du doch durch einen Bohrerschaft ersetzen. Ist zimlich hart und auch glatt und gleichmäßig im Durchmesser. (Und billig)
Schöne Grüße
Andreas N.



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Wer Uhren baut, hat nicht unbedingt mehr Zeit.

Beitrag von reinhold »


hallo Jürgen,
vielen Dank für die Hinweise und die Links.

hallo Andreas,
genau das hatte ich auch vor!

Gruss
reinhold


Heinrich Werner
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Wer Uhren baut, hat nicht unbedingt mehr Zeit.

Beitrag von Heinrich Werner »


Bei mir um die Ecke (in Paderborn) gibt einen kleinen, etwas skurillen Uhrenhändler, der auch ein Fan dieser Holzuhrwerke ist und ein kleines - wie er es nennt - "Museum" dieser Uhren hat. Nach meinem Eindruck verkauft er zwar gern (er ist u.a. auch offizieller Händler der Fa. Mühle), mindestens genauso gern führt er jedoch (bei guter Laune, nicht regelmäßig also, also bitte nicht weitersagen ;-)) seine Holzuhren vor und erklärt sie in allen Einzelheiten...wer Interesse hat mag sich wegen Anschrift melden.


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