Raumluftfilter - Kaufentscheidung steht an

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Stefan Wagner
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Re: Raumluftfilter - Kaufentscheidung steht an

Beitrag von Stefan Wagner »


" Sobald der Lüfter Widerstand überwinden, sprich Druck aufbauen muss, benötigt er mehr Leistung."

Das ist eine etwas kühne Behauptung. Denn freiblasend benötigt er auch Leistung, denn er beschleunigt eine Luftmenge pro Sekunde auf eine Geschwindigkeit c, die einer Druckdifferenz von p=rho/2*c^2 entspricht. Man kann auch die Leistung als Beschleunigungsleistung definieren: 1/2*rho*V/t*c^2 (in Worten: einhalb mal Dichte mal Volumenstrom mal Geschwindigkeit im Quadrat) und die ist beileibe nicht gering, sondern je nach Ventilatorbauart so groß, dass ein frei ausblasender Betrieb nicht zulässig ist, weil der Motor überlastet würde (Trommelläufer). Es hängt sehr stark von der Ventilatorbauart und dem Arbeitspunkt ab.


Hallo Walter, missverstehen wir uns eventuell? Natürlich benötigt auch der freiblasende Lüfter eine gewisse Antriebsleistung, das ist ganz klar. Und die ist abhängig vom Volumen (Masse) der zu bewegenden Luft. Vollständig d'accord. Was ich meine ist, dass für die Förderung der gleichen Luftmenge gegen einen höheren Strömungswiderstand natürlich mehr Leistung benötigt wird und ein Lüfter, der für diesen Betriebsfall berechnet ist, entsprechend auch eine entsprechend höhere Leistungsangabe haben wird.

Was die Lüfter angeht, die nicht freiblasend eingesetzt werden dürfen: Ist dort ein sog. Universalmotor (Reihenschluss-Motor) verbaut? Diese Motortype braucht zwingend eine gewisse Grundlast, da der Motor sonst "durchgeht". (Siehe Link.) Das dürfte bei den von Harald gemeinten Lüftern aber nicht vorliegen.

Beste Grüße

Stefan



Stefan Wagner
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Re: Raumluftfilter - Kaufentscheidung steht an

Beitrag von Stefan Wagner »

[In Antwort auf #18992]
Die Leistungsangaben stimmen leider, die in kleinen 220V-Lüftern verwendeten Spaltpolmotoren haben nur einen Wirkungsgrad von 10 bis max. 35%. So steht es zumindest in meinem Tabellenbuch Elektrotechnik.
Unter http://www.reichelt.de (suche nach "lüfter-12") finden sich einige Datenblätter dazu.


Das stimmt allerdings, diese kleinen Gehäuselüfter mit Spaltpolmotor (die 220V-Version) haben einen Wirkungsgrad jenseits von Gut und Böse. Bei dem 12V-Lüfter handelt es sich um einen elektronisch kommutierten Klauenpolmotor, der hat natürlich einen wesentlich besseren Wirkungsgrad.

Allerdings befürchte ich, dass die für den Betrieb mit einer Filtermatte nicht einsetzbar sein dürften. Zumindest im Datenblatt des einen Lüfters sieht man gut, wie die Förderleistung bei Widerstand drastisch einbricht.
Ich habe früher mal Sendeendstufen gebaut. Da mussten auch nennenswerte Luftmengen durch recht kleine Durchlässe befördert werden. Wirklich gut funktioniert haben damals nur Radialgebläse, die Axialgebläse brachten den Druck nicht auf.

Dabei fällt mir ein, dass man für einen Luftwäscher doch mal einen Gebläsemotor aus einem PKW ausprobieren könnte. Der dürfte Druck und Durchsatz dafür bringen und ist wohl auch nicht zu laut.

Da der Lüfter hinter den Filtern sitzt, würde ich annehmen, daß er keine explosiven Stäube saugt, mein Staubsauger hat auch keine Zulassung für Ex-Bereiche. Die Argumentation hat sicherlich einige Lücken, aber von Ex-geschützten Staubabsaugungen habe ich (auch hier im Forum) noch nicht gehört.


Eine Holzwerkstatt ist zwar kein klassischer "Ex"-Bereich, eine Staub- und Späneabsaugung ist aber trotzdem in gewissem Umfang gefährdet. Durch die Bewegung des abgesaugten Guts findet einen nennenswerte Ladungstrennung statt, was zu entsprechender statischer Aufladung führt. Und Holzstaub in Luft ist verpuffungsfähig. Potentialausgleich im Rohrnetz ist also immer notwendig, egal ob ich den Motor nun mit Kleinspannung (< 48V) oder Niederspannuung (230/400V) betreibe. (Ein voller "Ex"-Schutz mit Kapselung oder eigensicherer Auslegung wird m.E. wohl nicht nötig sein.)

Beste Grüße

Stefan



Walter Heil
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Re: Raumluftfilter - Kaufentscheidung steht an

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Stefan,

ich bin manchmal etwas kleinkariert und deswegen unterscheide ich :

" Sobald der Lüfter Widerstand überwinden, sprich Druck aufbauen muss, benötigt er mehr Leistung."

Darunter verstehe ich, dass derselbe Lüfter, einmal ohne Widerstand (freiblasend) und einmal mit Widerstand (der zu lüftenden Anlage) betrieben wird. Deshalb mein Einwand.

Wenn Du allerdings schreibst, dass:

"Was ich meine ist, dass für die Förderung der gleichen Luftmenge gegen einen höheren Strömungswiderstand natürlich mehr Leistung benötigt wird und ein Lüfter, der für diesen Betriebsfall berechnet ist, entsprechend auch eine entsprechend höhere Leistungsangabe haben wird.",

dann sieht die Sache anders aus und mein Einwand entfällt.

Ventilatoren, die nicht frei ausblasend eingesetzt werden dürfen, sind solche, die den Luftstrom im Laufrad beschleunigen und nicht direkt in Druck umsetzen. Diese erhöhen mit abnehmendem Gegendruck (Strömungswiderstand der Anlage) ihren Luftdurchsatz und ihre Leistungsaufnahme. Wenn der Motor für einen bestimmten Arbeitspunkt des Ventilators ausgelegt ist, darf dieser nicht mit geringerem Gegendruck betrieben werden, sonst liegt Überlastung vor.
Die Verwendung von Universalmotoren für Lüfter scheitert m. E. vermutlich an den Geräuschen, die die hochtourigen Maschinchen (samt Ventilator) machen; das Problem des Durchgehens ist nur dann gegeben, wenn der Gegendruck zu hoch ist, z. B. durch vollständige Blockade des Luftstroms. In einem normalen Betrieb steigt der Leistungsbedarf des Ventilators mit der dritten Potenz der Drehzahl, da kann nix durchgehen.

Gruß, Walter



Gerhard
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Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Habe mich zum Selbstbau entschlossen

Beitrag von Gerhard »

[In Antwort auf #18962]
Hallo,

ich werde es mal mit Selbstbau versuchen.

Ich werde entweder einen ca. 750 Kubikmeter Papst oder zwei kleinere EBM verwenden. Filter werden G4 Z-Line-Filter und F7 Taschenfilter in den Abmessungen 287 x 582 mm, ca 600 und 48 mm tief. Dann liegen beide Filter deutlich unterhalb 50% ihres Nennvolumenstroms und der oder die Lüfter (beidseitig saugende Radiallüfter mit innenliegendem Motor, sog. "Schneckenhauslüfter") sollten ziemlich im idealen Druckbereich arbeiten.

Geregelt soll das ganze über einen Phasenabschnittsdimmer werden.

Aufbau: Im Prinzip eine Kiste mit Lüfter an der Rückwand und Filter an der Front. Material soll MDF werden, aus akustischen Gründen.

Hoffentlich habe ich keinen Fehler bei diesen Überlegungen gemacht...

Dauert jetzt noch sicher zwei Wochen, bis ich alle Teile zusammen habe. Dann gehts los.

Viele Grüße,
Gerhard



Stephan Weingessl

Re: Habe mich zum Selbstbau entschlossen

Beitrag von Stephan Weingessl »


Hallo Gerhard,

ich war auch schon dran einen Feinstaubfilter zu bauen, nachdem meine microclene-Bestellung in Englang einfach ignoriert wurde. Leider habe ich keinen brauchbaren Plan gefunden.

Wenn Du Deine Konstruktion auch anderen zugänglich machen willst, würde ich mich sehr über eine Nachricht freuen. Da ich von elektrischen Schaltungen nichts verstehe, brauche ich eine Anleitung für den Selbstbau.
Über Filterklassen habe ich mich schon informiert, jedoch fehlt mir jedes "Gefühl" für Volumenstrom und Unterdruck.

Wie gesagt, ich würde mich freuen, wenn wir das Projekt gemeinsam angehen könnten.

Viele Grüße aus Alsbach,

Stephan



Gerhard
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Re: Habe mich zum Selbstbau entschlossen

Beitrag von Gerhard »


Hallo Stephan,

ich werde dann mal versuchen genau zu dokumentieren was ich mache.

Ich habe mich so gut es geht eingelesesn in die Materie. Bei dem Verhältnis Volumenstrom/Filterkapazität habe ich einfach die Fiter mit der größtmöglichen Filterfläche gewählt. Die Abmessungen sollen ja ähnlich der großen Jet werden (die ebenfalls Standardfilter zu verwenden scheint). Ich habe also die tiefste Bauart für den Taschenfilter (um 600 mm tief) und einen Z-Line Filter als Vorfilter gewählt. Diese Z-Line filter sind gefaltet, haben damit also eine deutlich größere Fläche als normale Flachfilter.

Jetzt ist erstmal mindestens eine Woche Ruhe, bis die bestellten Teile hier ankommen.

Viele Grüße,
Gerhard


Dirk Boehmer
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Re: Habe mich zum Selbstbau entschlossen

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #19196]
Hallo Gerhard,

das mit dem Selbstbau ist sicherlich nicht die schlechteste Wahl.
Ich bin schon auf Deine Dokumentation gespannt. Unten noch ein
interessanter Beitrag aus SMC...

--
Dirk



Stephan Weingessl

Re: Habe mich zum Selbstbau entschlossen

Beitrag von Stephan Weingessl »


Hallo Gerhard,

kannst Du mir die Bezugsquellen und Stücklisten zur Verfügung stellen?

Viele Grüße aus Alsbach,
Stephan


Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Bezugsquellen etc.

Beitrag von Gerhard »


Hallo Stephan,

ich habe gebrauchte Lüfter ersteigert. Einmal zwei identische kleinere EBM und einen Papst. Sobald die Lüfter da sind, werde ich mir Gedanken machen, welche ich wie verbaue. Ist also noch ein bißchen früh.

Die Filter habe ich bei http://www.thomas-filtertechnik.de/ bestellt. Deren Shop ist noch im aufbau, soll aber in wenigen Wochen fertig sein. Der Kontakt war bisher sehr positiv. Die Lieferung ist allerdings noch nicht da, weil erst gestern bestellt.

Das Gehäsue plane ich, sobald ich die Filter habe.

Die Motorsteuerung muß ich noch mit einem Kollegen abklären, der mehr davon versteht. Vermutlich wird es ein Phasenabschnittsdimmermodul von Conrad das mit einem oder mehreren Tastern gesteuert wird.

Du siehst also, für Stücklisten etc. ist es noch zu früh.

Wenn Du fabrikneue Lüfter suchst habe ich was interessantes rausgefunden: es gibt sog. "Growshops" die Zubehör für den Hanf-Eigenanbau verkaufen. Dort gibt es auch Rohr- und Schneckenhauslüfter in allen Größen. Seltsame Welt, das Internet.

Ich werde Dich auf dem Laufenden halten
viele Grüße,
Gerhard



Georg
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Habe mich zum Selbstbau entschlossen

Beitrag von Georg »

[In Antwort auf #19196]
Mit Interesse habe ich die Diskussion um die Raumluftfilter verfolgt. Jetzt einmal eine ganz dumme Frage: wieso braucht man so etwas. Wenn ich in meiner Werkstatt arbeite sauge ich alle Maschinen direkt ab, so daß nur wenig bis kein Staub entsteht.
In USA mag so ein Gerät ja seine Daseinsberechtigung haben, weil dort ja wenig Geräte mit einer Staubabsugung ausgestattet sind. Aber hier, wo jedes professionelle Holzbearbeitungsgerät mit einer Absaugmöglichkeit ausgestattet sein muß, sollte so ein Gerät doch überflüssig sein.
Ich kann mir auch kaum vorstellen, daß der Schleifstaub der z.B. beim Handschleifen entsteht und dann auf den Boden fällt von so einem Gerät entfernt wird. Hier ist dann sowiso aufsaugen oder aufkehren angesagt.
Also kurz, mir erschließt sich der Sinn einer solchen Anlage im Augenblick noch nicht, ich lasse mich aber gerne davon überzeugen, daß ein Raumluftfilter ein sinnvolles Zubehör für eine Holzwerkstatt darstellt. Vor allem würde mich interessieren, bei welchen Arbeiten so eine Anlage die größten Vorteile in punkto sauberer Luft bringt.

mit staubigen Grüßen

Georg



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