Abweichung bei Winkeln/Meßwerkzeugen

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Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Abweichung bei Winkeln/Meßwerkzeugen

Beitrag von Gerhard »


Hallo,

ich habe vor eniiger Zeit mal in zwei - wie ich damals dachte - gute Winkel investiert. Einen Schreinerwinkel von Stanley und einen Zimmermannswinkel von "Henkelmann". Beide so um 20 Euro. Das beste was es im Baumarkt gab.

Gestern habe ich auf Grund von Einstellproblemen an ADH und Kreissäge (Es geht hier um die Meßwerkzeuge, nicht um die Maschinen) die beiden Winkel miteinander verglichen: Am langen Schenkel des Tischlerwinkels habe ich ein Abweichung zum Zimmermannswinkel von etwa 2 mm. Auf 250mm Länge ist das fast ein halbes Grad.

Ist das noch eine normale Abweichung? Ich denke eher nicht.
Wie kann ich denn ischer feststellen, welcher der beiden Winkel richtig mißt.

Für Crown Winkel gibt der Hausherr für die angegebene Länge etwa 0,3mm, für ECE Winkel 0,1mm Abweichung an. Für den Zimmermannswinkel finde ich keine Angaben.

Viele Grüße,
Gerhard

Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Abweichung bei Winkeln/Meßwerkzeugen

Beitrag von Christoph Nowag »


Hallo Gerhard,

zur Prüfung, ob eine Winkel 90 Grad hat: Nimm ein Brett, dessen gegenüberliegende Kanten genau parallel zueinander laufen. Leg den Winkel an der einen Seite an und zieh einen Strich quer über das Brett. Dann auf der anderen Seite das Gleiche. Wenn sich die beiden Linien decken stimmt der Winkel.

Viele Grüße
Christoph

Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Abweichung bei Winkeln/Meßwerkzeugen

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Gerhard und Christoph,

es geht auch mit einer geraden Kante: Strich zeichnen und Winkel umklappen, wieder Strich zeichnen. Die beiden Striche sollten sich decken.

Viele Grüße von
Edi

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Abweichung bei Winkeln/Meßwerkzeugen

Beitrag von Heinz Kremers »

[In Antwort auf #12904]
Hallo Gerhard !
Ähnliches kann Dir beim Kauf von Wasserwaagen passieren, vor allem bei Baumarkt- und ähnlichem Schrott. Immer im Laden kontrollieren: Sowohl waagerecht wie senkrecht eine Fläche wählen und einmal rechts und einmal linksherum messen, die Blase muß dann jeweils gleich stehen, es braucht also keine genau waagerechte Fläche zu sein. Mach mal den Versuch und Du wirst die Dinger nur noch mit Abstand betrachten, aber nie mehr kaufen.

Ich meine Johannes hat vor kurzem auch über Meterskalen berichtet, die enorm voneinander abwichen.

Und genauso ist es bei den Meßwerkzeugen. Für 20 € kannst Du keinen guten Winkel erwarten, da mußt Du halt im Laden aussortieren oder im Fachhandel kaufen, aber einen Stuhl mitnehmen wegen der Preise, damit Du Dich vorher setzen kannst.

Gruß
Heinz

Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Es ist der Stanley Tischlerwinkel

Beitrag von Gerhard »


Es ist mein wunderschöner Edelstahl/Alu Tischlerwinkel von Stanley, Made in England. Der "Henkelmann" Zimmermannswinkel ist in Ordnung. Habe das gerade getestet. Bei dem Zimmermannswinkel laufen die Linien parallel, bei dem Stanley nicht (oben beschriebener Test mit einer gerade Kante).

Leider habe ich mit dem Winkel Hobelmaschine und Kreissäge eingestellt. Also mal ehrlich: Das Teil war nicht billig und macht einen sehr guten Eindruck.
Habe ich gerne damit gearbeitet.

Werde sofort einen ECE Winkel beim Hausherren bestellen. Im nachhinein erklärt das einige Probleme, die ich mit meinem Hobelbankprojekt habe. Also Anschlag mit dem Winkel einstellen und den Winkel am Werkstück mit dem gleichen Winkel kontrolliert. Danach war´s doch krumm.

mit gefrustetem Gruß,
Gerhard

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Es ist der Stanley Tischlerwinkel

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Gerhard !

Meine Mutter pflegte zu sagen: "ein bißchen schief ist englisch - und englisch ist modern"

Aber im Ernst. Ich frage mich, warum solcher Schrott überhaupt auf dem Markt ist. Damit kann doch keiner wirklich was anfangen. Von Stanley hätte ich das nicht erwartet, weil deren Werkzeug noch einigermaßen solide aussieht.
Oder ist Dir der Winkel mal unglücklich hingefallen? Das könnte auch die Ursache sein.

Gruß
Heinz

Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Es ist der Stanley Tischlerwinkel

Beitrag von Georg »


Das Problem bei den Winkeln und auch anderen Werkzeugen im Baumarkt ist, daß häufig so ein Teil einfach aus Unachtsamkeit mal herunterfällt. Schnell hat dann der Winkel keine 90° mehr, obwohl er von Haus aus exakt 90° hatte. Nur ist so etwas den "Fachverkäufern" im Baumarkt egal, der Winkel wird wieder in den Verkaufsständer gehängt und irgend ein Dummer wird ihn schon kaufen. DEr Fehler wird dann auf mangelnde Qualitätskontrollen beim Hersteller geschoben, obwohl der garnichts dazu kann. Deshalb kaufe ich Werkzeug eigentlich nur noch im Fachhandel.

Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Es ist der Stanley Tischlerwinkel

Beitrag von Gerhard »


Ich wage mal das unglückliche Hinfallen auszuschließen. Außerdem: Das Ding ist massiv. Der kurze Schenkel ist Alu, profiliert und sehr dick, der lange Schenkel ist Edelstahl. Das ganze ist an drei Punkten miteinander vernietet. Eigentlich sieht der Winkel aus, als könnte man mit dem Auto drüberfahren und es wären noch immer genau 90°.

Habe gerade beim Hausherrn einen ECE Winkel bestellt. Auf englische Winkel hatte ich keine Lust mehr. Hatte mal ein Erlebnis mit einer B&D Oberfräse, die nicht exakt ausgewuchtet war. Und englische Stanley Hobel halten dem Vergleich mit ihren US Originalen wohl auch nicht mehr stand. Vermutlich hast Du recht. Fertigungstoleranzen sind auch eine Frage der Kultur und Sozialisierung.

Am Rande: Stanley hieß mal in der korrkten Langform "Stanley Rule and Lever Company", was auf eine gewisse Nähe zu Meßwerkzeugen hindeutet.

Viele Grüße,
Gerhard

Ihr könnt ech überhaupt nicht vorstellen wie ich mich gerade ärgere...



Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Es ist der Stanley Tischlerwinkel

Beitrag von Gerhard »


Ich bin gerade mal im Kopf durchgegangen, was ich so alles mit dem Winkel gebaut habe. Der Anschlag meines Frästisches, die Stoßlade....

Bin mal gespannt, ob davon noch was zu retten ist.

immer ärgerlicher werdend,
Gerhard

Dieter Schmid
Beiträge: 668
Registriert: Di 25. Sep 2018, 21:10
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Genauigkeit von Tischlerwinkeln

Beitrag von Dieter Schmid »


Hallo Gerhard,

es gibt grundsätzlich nichts, was man mit Tischlerwinkeln nicht erleben kann. Generell gilt: Du bekommst was Du bereit bist zu bezahlen. Aber auch da gibt es Ausrutscher. Du kannst auch mit einem Billigwinkel Glück haben, aber eben nur Glück.

Warum ist der Winkel nicht genau? 1. Möglichkeit: ungenau produziert, 2. Möglichkeit: auf dem Wege zum Anwender oder beim Anwender auf den Betonboden gefallen. Das schafft natürlich alle Möglichkeiten der Schuldzuweisung, da es jeder gewesen sein kann, ohne daß auch nur einer etwas beweisen kann. Nach meiner Erfahrung sind die meisten schiefen Winkel seit der Herstellung schief und nicht später schief geworden.

Extremfall, den ich als Händler erlebte (die Marke verrate ich nicht): Kunde kaufte einen Winkel im Laden, reklamierte eine halbe Stunde später telefonisch, der Winkel sei nicht genau. Stimmte! Da ich den Kunden kannte, wußte ich, daß er ihn nicht mißhandelt hatte. Einsendung zum Hersteller mit der Bitte um Austausch. Winkel kam vom Hersteller repariert zurück mit Reparaturrechnung und war so ungenau wie vorher.

Meine Empfehlung: einen Winkel nach dem Kauf sofort mit der schon oben beschriebenen Umschlagsmessung testen. Aber auch hier selbstkritisch vorgehen: Viele glauben, sie hätten eine gerade Referenzkante, ist sie aber öfter nicht, die Referenzkante prüfen, ob sie gerade ist.

Außerdem würde ich zum Anreißen von Holz einen anderen Winkel nehmen als zum Einstellen der Maschinenwerkzeuge. Für Holzarbeiten einen normalen Tischlerwinkel, für Maschineneinstellung einen Ganzstahlwinkel mit höherer Genauigkeitsklasse, wie z. B. auf meiner Kontrollwinkelseite beschrieben.

Viele Grüße
Dieter



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