Quellende = quälende Leimfugen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Edi Kottmair
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Re: warum nicht doch Knochenleim?

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Christof und reinhold,

die Heißleime haben 100 %ig ihre Berechtigung wie die anderen Leime auch. Seit dem ich einen Möbelrestaurierungskurs besucht habe, interessieren mich die Heißleime auch, aber angewendet habe ich sie noch nicht. Mir fehlen auch die Daten dazu. Wie fest ist eine Heißleimfuge von Knochen- und Hautleim im Vergleich zum Holz bei Bruchtests?

Viele Grüße von
Edi

till

Re: warum nicht doch Knochenleim?

Beitrag von till »


Es ist lange her das ich das letzte mal mit Knochenleim gearbeitet habe, aber gut gelungene Verbindungen sind bei Abschnitten die ich testweise durchgebrochen hatte ebenfalls neben der Leimfuge gebrochen. Ich sehe die Schwierigkeit bei Heissleim weniger in geringerer Festigkeit, als vielmehr in höherem Aufwand. Bei größeren Flächen muss sehr schnell gearbeitet werden und/oder alles gut vorgewärmt sein. Die Umgebungstemeratur sollte nicht so niedrig sein wie derzeit in meiner Werkstatt. Bezogen habe ich meine Leim seinerzeit vom Kremer-Pigmente.

Ulrich Lanz
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Verarbeitungstemperatur von Heißleim?

Beitrag von Ulrich Lanz »


Frage an die Heißleim-Erfahrenen: Einen Babyflaschenwärmer hätte ich ja noch... Aber in meiner ungeheizten Kellerwerkstatt schwanken die Temperaturen seit Wochen nur geringfügig zwischen 13 und 14 Grad. Wie sehen die Abbindezeiten bei Heißleim bei diesen Temperaturen aus. Kann man ihn da überhaupt sinnvoll einsetzen, zum Beispiel beim Herstellen von Leimholzplatten. Und wie sieht es bei Montagearbeiten aus, die dann meist doch länger dauern, als nur ein paar Bretter nebeneinander zu legen und zusammenzupressen? Müsste man das zu verarbeitende Holz bei solchen Umgebungstemperaturen vorher erst erwärmen? Einen historischen Leimofen nenne ich leider nicht mein eigen, aber reizen würde mich ein Versuch mit Heißleim schon lange...

Vielen Dank für eure Infos

Uli

reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Verarbeitungstemperatur von Heißleim?

Beitrag von reinhold »


hallo,
ich bin gerade auf dem Weg in den wohlverdienten Fasnets-Urlaub (Tätäää! Tätäää!), deshalb nur kurz :

schon früher wurde das Holz vorgewärmt. Ich habe keine Erfahrungen mit grossen Flächen, weiss nur, dass auf den Leimöfen zu diesem Zweck Kupfer- bzw. Zinkplatten erhitzt wurden.

Bei meinen kleineren Objekten hats ein altes Bügeleisen , (halb aufgedreht) auch getan. Ansonsten brach bei meinen Versuchen das Holz und nicht die Fuge.

Gruss !
Kügele - Hoi !
Helau !
etc
reinhold


till

Re: Verarbeitungstemperatur von Heißleim?

Beitrag von till »


14° ist nicht viel, ich würde deutlich mehr anstreben. Wie warm wird der Babyflaschenwärmer? 37° sind nicht genug, wenn er so um die 70° schafft mag es gehen. Die Schwierigkeiten größere Teile vernünftig vorzuwärmen halten mich derzeit vom Einsatz ab. Bei kleineren hats ein Fön getan.

Christof Hartgel

Re: Verarbeitungstemperatur von Heißleim?

Beitrag von Christof Hartgel »

[In Antwort auf #104962]
Bei Fläschenchenwärmer die vorzuziehen, die auch dazu gut sind, Breigläser zu erhitzen. Meines schafft spielend 85°. So 65-75 sind aber wohl richtig. Einmalig eichen kann man seinen Fläschchenwärmer mit einem Joghurtthermometer.

Hier habe ich meine Erfahrungen schon mal aufgeschrieben: http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/11590.

Zur Verarbeitungszeit: Zumindest Leimfugen sind überhaupt kein Problem: Einmal ordentlich mit dem Bügeleisen gebügelt und schon hat man reichlich Zeit. Ansonsten nehme ich gerne einen Fön. Funktioniert.

Viele Grüße, Christof.

Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: Das Leim-Phänomen

Beitrag von Thomas Heller »


Hallo zusammen,

selten hat mich ein Erfahrungsaustausch in diesem Forum so fasziniert wie diese "Leimdebatte".

Obwohl ich auch beruflich seit 25 Jahren mit Holz zu tun habe, muß ich zugeben, ich habe hier eine Menge gelernt !!!

Das Phänomen mit der hochstehenden Leimfuge kenne ich seit langem. Und zwar sowohl bei selbstgefertigten Leimholz, bei gekauften Leimholz und sogar von hochwertigen Vollholzmöbeln, die ich gekauft habe.

Wirklich erklären, konnte ich es mir nie. Da meine Erfahrungen aber auf durchweg mehrere Stärken / Dicken basieren, kann diese nicht ausschlaggebend sein.

Obwohl diese Frage also noch nicht zufriedenstellend geklärt ist (wie ich finde) waren die mehrheitlichen Wortmeldungen trotzdem sehr lehreich !

Danke dafür !!!

Thomas.

Wolfgang N.
Beiträge: 80
Registriert: Mi 7. Okt 2020, 23:03

Re: Das Leim-Phänomen

Beitrag von Wolfgang N. »


Hallo miteinander,

vielen Dank für Eure zahlreichen Informationen zu meiner Ausgangsfrage. Ich war die ganze Woche über sehr in meiner Werkstatt beschäftigt und konnte mich leider nicht intensiver an der Diskussion beteiligen.

Mein Fazit ist, dass ich baldmöglich auch andere Leimsorten ausprobieren werde. Offenbar muß ich mich auch davon verabschieden, dass eine saubere Schnittkante - hergestellt auf der TKS oder mit der HKS und Führungsschiene eine ausreichende Basis für eine ordentliche Verbindung ist.

Ich habe einen Eurer Beiträge diese Woche aufgegriffen und eine Masssivholzleiste vor dem Verleimen noch durch den Hobel geschickt. Es ist mir fast peinlich, zeigt aber wie wichtig der Austausch mit Leidensgenossen ist, denn es hat sich gezeigt, dass schon beim Zwingen wesentlich weniger Kraft aufgewendet werden muß, um eine ordentliche Fuge zu erreichen.

Mir stellt sich nur die Frage, wie ich denn die Tischlerplatte behandeln soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die "Hirnholzseite" - möglicherweise bei einer 2 m langen Platte - auf der Maschine hobeln soll.

Vielen Dank Euch allen!

Gruß,

Wolfgang N.

till

Re: Das Leim-Phänomen

Beitrag von till »


Nach all meiner Erfahrung reicht für eine hochwertige Leimfuge eine mit der Kreissäge geschnittene Fläche nicht. Am besten sind bei mir Flächen die mit 40er Körnung an der Kantenschleifmaschine geschliffen wurden. Mit Übung lassen sich mittels einer geeigneten Lade und der Raubank gute Flächen erzeugen. Eine mit der Abrichte gehobelte Fläche ritze ich vor dem verleimen kreuzweise mit dem Schnitzmesser ein, um die Rauigkeit zu erhöhen. Standartmäßig verwende ich Bindan P,der thread hat allerdings auch bei mir Lust andere Sorten auszuprobieren geweckt.

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Das Leim-Phänomen

Beitrag von Christian Aufreiter »


Ist es wirklich ratsam, die Fläche vor dem Verleimen aufzurauen?
Wenn ich mich nicht irre, wurde hier vor einiger Zeit geschrieben, dass dies bei modernen Leimen überhaupt nicht notwendig ist. Im Gegenteil, glatte Flächen sollen sogar von Vorteil sein.


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