Robinie oder Maulbeerbaum?

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Dieter Macher

Robinie oder Maulbeerbaum?

Beitrag von Dieter Macher »


Eine Frage an alle :

Ich habe im Urlaub ein kurzes Stück Stamm eines sogenannten " Maulbeerbaumes " bekommen - weißer schmaler Splint und zitronengelbes/gelbgrünliches Kernholz.
Der Abschnitt stammte von einem ca. 80 bis 100 Jahre alten Baum, welcher im Herbst 03 durch einem Sturm entwurzelt wurde. Die Ortsansässigen sowie die unmittelbaren Nachbarn des Baumes und die regionale Presse bezeichneten diesen Baum als "schwarzen Maulbeerbaum" - von denen bereits Generationen die Beeren pflückten um daraus Marmelade zu kochen.
Das angefertigte Musterstück kam mir irgendwie bekannt vor - in meiner Mustersammlung fand ich ein identisches Stück ( Farbe - Maserung - Rinde usw.)
welches aber von einem Sägewerk stammt und dort als Robinie von mir erworben wurde.Meines Wissens nach trägt aber die Robinie keine Beeren, sondern schotenartige "Früchte" welche auch nicht unbedingt zum Verzehr geeignet sind.

Wer kann mir in dieser Angelegenheit Klarheit verschaffen?

Danke

Dieter M.

Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Robinie oder Maulbeerbaum?

Beitrag von Detlef Fallisch »


Hallo Dieter,

ich kann nur versuchen mit Hilfe meiner schlauen Bücher (The Woodbook) Dir zusätzliche Informationen zu geben. Praktische Erfahrungen habe ich mit keiner der Holzarten. Also laut "The Woodbook" (übrigens ein opulentes Buch das im Holzkasten zu einem sündhaft teueren Preis angeboten wird):

Robinie oder lat. = Fabaceae, auch falsche Akazie

Beschreibung: 32 bis 35m hoch bei 0,9 bis 1,2 m Durchmesser. Besonders auf ärmeren Böden sehr reichhaltig sprossende Wurzelbrut und Tochterstämme. Borke tiefrinnig, grubig mit starken, hohen Riefen. Weiße eindringlich süß duftende Blüten in hängenden Trauben.

Habitat: Ursprünglich in den Alleghanies bis 1300m über NN, später aber weithin gepflanzt und eingebürgert.

Holz: Schwer, hart und außerordentlich fest, sehr dauerhaft

Nutzung: Im Schiffbau, für Zaunpfähle, Drechslerarbeiten, sehr haltbar. Holznägel. Früher in großen Mengen Export der Nägel nach England, Holz heute für wetterfeste Hausfasaden, Bienenfutterpflanze.

In Deutschland seit 1971 als wertvoller Nutzholzlieferant zum Waldbau empfohlen. Hohes Ausschlagvermögen nützlich für Haldenbegrünung, wegen der Verdrängung niedrigwüchsiger Vegetation auf armen Böden aus Naturschutzsicht mitunter problematisch.

Unter Maulbeerbaum habe ich zwei Einträge gefunden: rote Maulbeere und weiße Maulbeere. Die rote Maulbeere wird 20 bis 25m hoch bei einem Durchmesser von 0,9 bis 1,2m. Vielgestaltige Blätter, die meisten groß, dichten Schatten werfend. Die schwärzlichpurpurne Maulbeere (eine Scheinfrucht); wenn vollreif, saftig und delikat, stark gärbend.

Die weiße Maulbeere wird nur selten höher als 9 m mit bis zu 1m dicken Stamm. Die Borke ist rauh und gelblich braun gefärbt. Die überwiegend ovalen glänzend dunkelgrünen Blätter sind am Rande gezähnt. Die kleinen Blüten, denen eine Blütenkrone fehlt, sind in Ähren angeordnet. Die Sammelfrüchte ähneln Brombeeren. Die Einzelfrüchte tragen an ihrer Spitze die Reste des Griffels. Das Laub des Maulbeerbaumes dient der Seidenraupe als Nahrung. Versuche zur Kultivierung des Futterbaumes wurden daher in allen wärmeren Regionen der Welt unternommen. Das Holz wird nur wenig genutzt.

Ich hoffe Du kannst mit den Infos etwas anfangen.

Gruß Detlef

Andreas Winkler
Beiträge: 1124
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Robinie oder Maulbeerbaum?

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Dieter,

habe in einem schlauen Buch nachgeschlagen;
darin steht u.a., daß der Maulbeerbaum mit den Ulmen verwandt ist. Ursprünglich war er in Mitteleuropa nicht heimisch und ist aus Asien zu uns gekommen. Er ist also wie die Robinie (usrprg. aus Nordamerika) ein Kulturgehölz. Dies, und daß die beiden Baumarten ein gelbliches, hartes, dauerhaftes Holz und eine grau-braune, rissige Borke besitzen, sind die einzigen Gemeinsamkeiten. Die Bäume sind nicht verwandt.

Wie Du schon geschrieben hast, hat die Robinie Schoten bzw. Hülsen als Fruchtstände. Sie sind, im Gegensatz zu den Maulbeeren, nicht zum Verzehr geeignet, weil giftig (wie übrigens fast alles an der Robinie).

Die Robinie wurde ca. 1600 in Europa eingeführt. Der Schwarze Maulbeerbaum (mit den brombeerartigen Früchten) wurde schon von Griechen & Römern kultiviert, in Mitteleuropa wohl seit ca. 1500 angepflanzt. Der Weiße Maulbeerbaum wird nicht so groß wie der Schwarze und hat hellere, kleinere und nicht so schmackhafte Früchte. Er kam um 1100 nach Europa. Von seinen Blättern ernähren sich die Seidenraupen. Beide Arten benötigen relativ viel Wärme.

Maulbeerbaumholz habe ich noch nie gesehen (wohl aber den Baum und seine Früchte), ich kann nur wiedergeben, was in dem Buch steht.
Wie schon gesagt, es soll gelblich und hart sein, also zumindest von der Farbe und Härtegrad nicht unähnlich dem der Robinie. Angeblich sollen auch Fässer daraus hergestellt werden.

Gruß, Andreas

Dieter Macher

Re: Robinie oder Maulbeerbaum?

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Detlev,

Besten Dank für die ausführlichen Infos.das " Woodbook" besitze ich auch, neben einigen anderen sehr guten Fachbüchern zur Holzartenbestimmung, u.a. auch von R. Wagenführ den " Holzatlas". Im Vergleich zu diesen " Wälzer" ist das Woodbook erstaunlich billig. Leider steht in diesen Büchern aber nichts über den Maulbeerbaum bzw. dessen Holz. Mir wird wahrscheinlich wieder einmal der Gang in den botanischen Garten nicht erspart bleiben.( Nicht das es mir dort nicht gefällt, - im Gegenteil - der Besuch ist nur recht zeitaufwendig.)

Nochmals Danke.

Dieter M.

Dieter Macher

Re: Robinie oder Maulbeerbaum?

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Andreas,
Auch Dir besten Dank für die Infos - jetzt weiss ich wenigstens das sich das Holz beider Bäume optisch und hinsichtlich der techn. Eigenschaften ähnelt.
Gerne hätte ich gewußt, aus welchen Buch du diese Infos hast, es wäre eine gute Ergänzung meines Fachbuch - Bestandes.

Danke

Dieter M.

Andreas Winkler
Beiträge: 1124
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Robinie oder Maulbeerbaum?

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Dietrich,

es handelt sich um den BLV-Atlas "Bäume und Sträucher".
Mir ist noch etwas eingefallen.Vieleicht hast Du Zugang zu einer gut sortierten Stadt- bzw. Volksbücherei, es gibt nämlich ein (ich glaube 15-bändiges) Werk mit dem Namen "Lexikon der Handelshölzer" (oder waren es Nutzhölzer ?). Hier sind Beschreibungen, meist mit Holzabbildungen, zu (wahrscheinlich) allen Nutzhölzern der Erde niedergeschrieben.

Gruß, Andreas

Dieter Macher

Re: Robinie oder Maulbeerbaum?

Beitrag von Dieter Macher »


Besten Dank für die Infos. Übrigens: Ich heiße Dieter.

Gruss Dieter



Andreas Winkler
Beiträge: 1124
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

`Tschuldigung, Dieter !!!

Beitrag von Andreas Winkler »


Tut mir leid, ist wohl im Eifer des Gefechtes passiert !

Gruß, Andreas

Dieter Macher

Re: Robinie oder Maulbeerbaum?

Beitrag von Dieter Macher »

[In Antwort auf #1168]
Sehr geehrter Herr Macher,

betr. Identifizierung Ihres Maulbeerholzes: eine chemische Analyse wäre eine 100%ige Identifizierungsmöglichkeit. Ich selbst befasse mich seit ca. 3 Jahren mit einem Inhaltsstoff des weißen Maulbeerbaumes (Morus alba L.), welcher auch im schwarzen M. nigra enthalten sein dürfte. Es handelt sich um Oxyresveratrol (trans-3,4',5-Trihydroxystilben). Diese Substanz ist wirklich nur in Moraceen-Hölzern in hoher Konzentration enthalten (Robinia pseudoacacia enthält ihn nicht).
Wenn Sie mir eine kleine Probe Ihres Holzes schicken wollen (am besten Späne), könnte ich per Dünnschichtchromatographie in ihrem Holz das Oxyresveratrol nachweisen (wir haben in unserem Laboratorium die Vergleichssubstanz dazu).

Mit freundliche Grüßen,

Dr. Peter Lorenz
Inst. f. Medizinische Neurobiologie
Haus 36
Leipziger Str. 44
D-39120 Magdeburg

Tel. 0391-6714362

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